Finance Controlling ist ein wichtiger und komplexer Bereich in der Geschäftsführung. Während in kleinen Unternehmen dieser Bereich einfach von der Geschäftsführung übernommen wird, wird er für große Unternehmen jedoch immer wichtiger.
Im Finanzcontrolling geht es nicht nur darum, zu kontrollieren, was mit den Finanzen passiert, sondern auch, welche Risiken man eingeht und welche Strategie für die Zukunft am besten wäre. Der Bereich bringt viel Verantwortung mit sich, aber auch Abwechslung. Wenn du dich dafür interessierst, stellen wir dir hier die wichtigsten Aufgaben und auch die Grundkenntnisse aus dem Beruf vor.

Was ist Finanzcontrolling?
Finance Controlling ist ein Fachbereich der Betriebswirtschaftslehre. Dabei stellt der Bereich die Schnittstelle zwischen den einzelnen Abteilungen und den Finanzbereich dar und zwischen den Finanzen und der Geschäftsführung. Die Aufgabenbereiche im Finanzcontrolling umschließen dabei das Reporting, die Kostenoptimierung sowie die Risiko- und Finanzanalyse.
Das Ziel des Finanzcontrolling ist es, alle Ein- und Ausgänge von Geld in der Firma zu überprüfen, kontrollieren und zu optimieren. Hierbei werden wichtige Entscheidungen der Geschäftsführung vorbereitet, damit die bestmöglichen Entscheidungen für die Steuerung der Geschäfte getroffen werden können.
Der Beruf des Financial Controller
Der Financial Controller übernimmt im Unternehmen verschiedene Aufgaben. Generell muss der Financial Controller 4 Rollen einnehmen: Steward, Operator, Stratege und Katalysator. Als Steward beschäftigt man sich mit dem Risikomanagement und dem Erhalt der Vermögenswerte. Als Operator kümmert man sich darum, dass alle Finanzoperationen effizient und effektiv durchgeführt werden können. Der Stratege gestaltet Vorschläge für die Geschäftsführung und arbeitet so an der Zukunft des Unternehmens. Als Katalysator setzt man die Entscheidungen im Unternehmen um.
Das Studium für Finance Controlling
Wer Financial Controller werden will, kann verschiedene Wege gehen. Meist steht am Anfang dieses Weges ein klassisches BWL-Studium. Hier kann man bereits die Schwerpunkte Controlling und Rechnungswesen wählen, doch auch ein normales BWL-Studium kann seine Vorteile haben.
Während man mit dem Schwerpunkt Controlling oder Rechnungswesen bereits mehr Einsicht in die Finanzwelt der Unternehmen bekommt, hat das normale BWL-Studium den Vorteil, dass man mehr Einsicht in die anderen Abteilungen bekommt.

In Deutschland ist BWL tatsächlich einer der beliebtesten Studiengänge und es gibt über 220 Universitäten, Fachhochschulen und auch Fernstudiengänge, mit denen du auch neben dem Beruf deinem Ziel näherkommen kannst.
Das Ranking der Universitäten ist meist nicht sonderlich entscheidend für die Karriere oder das Gehalt. Das Prestige der Schule macht nur einen kurzen Eindruck im Lebenslauf und viel wichtiger sind immer noch die Noten und welche Erfahrung du bereits während des Studiums und auch vielleicht in einem Auslandssemester sammeln konntest. Wenn es dein Ziel ist, in einer großen, internationalen Firma als Financial Controller zu arbeiten, solltest du unbedingt auf die Erfahrung im Ausland während des Studiums achten. Die Finanzwelt wird immer globaler und die Erfahrungen und auch Sprachkenntnisse werden immer wichtiger für deine zukünftige Karriere.
Wichtige Kennzahlen im Finanzcontrolling
Im Finance Controlling ist die Basis für jede Entscheidung und Strategie eine bestimmte Kennzahl. Dabei gibt es ganz bestimmte Formeln zum Errechnen von Preisen, aber auch Tätigkeiten, wie eine Inventur durchzuführen. Die Inventur, das Inventar und die Bilanz müssen dabei einmal im Jahr gemacht werden. Diese Kennzahlen sind wichtig, da sie zeigen, wie erfolgreich das Unternehmen in der Vergangenheit war und durch den Vergleich mit Jahren zuvor, können spezifische Analysen und Reportings erstellt werden.
Preiskalkulationen
Die Preiskalkulation hat ein einfaches Ziel: den höchstmöglichen Gewinn zu erwirtschaften. Dabei kann man verschiedene Strategien anwenden. Ein niedriger Preis lockt viele Kunden an, du wirst viele Verkäufe verzeichnen, aber die Gewinnmarge ist niedrig. Hier erzielst du den höchstmöglichen Gewinn dadurch, dass du viele Einheiten deiner Ware verkaufst. Ein hoher Preis wird weniger Kunden anlocken, aber du hast eine höhere Gewinnmarge. Mit einem „Premium Preis“ musst du meist nur 1 Einheit deiner Ware verkaufen, um den gleichen Gewinn zu erzielen, den du mit 10 Einheiten bei einem niedrigen Preis erzielt hättest.

Der Listeneinkaufspreis
Als Listeneinkaufspreis versteht man den Preis, der beim Händler für Rohstoffe, Waren und Produkte bezahlt werden muss. Meist geben die Händler jedoch den Bezugspreis an, also inklusive Skonto und Lieferkosten, was einen Vergleich schwierig macht. Wenn man den puren Listeneinkaufspreis kennt, kann man die verschiedenen Händler besser vergleichen und so den besten Preis für seine Ausgangsmaterialien finden. Die Formel dafür ist
Listeneinkaufspreis – Lieferrabatt = Zieleinkaufspreis – Lieferskonto = Bareinkaufspreis + Bezugskosten = Bezugspreis
Diese Formel kann man vorwärts und rückwärts rechnen, je nachdem welche Informationen man vom Händler gestellt bekommt.
Der Listenverkaufspreis
Der Preis, den das Unternehmen für seine Produkte verlangt, ist der Listenverkaufspreis. Hier ist die Rechnung jedoch etwas komplizierter als beim Listeneinkaufspreis, denn es müssen zusätzlich die Gemeinkosten und der Gewinn betrachtet werden. Außerdem sollte man im Vorfeld bereits Rabatte berücksichtigen, die man Kunden gewähren kann. Dabei entsteht folgende Formel:
Listeneinkaufspreis – Lieferantenrabatt = Zieleinkaufspreis – Lieferantenskonto = Bareinkaufspreis + Bezugskosten = Bezugspreis (Einstandspreis) + Gemeinkosten = Selbstkosten + Gewinn = Barverkaufspreis + Kundenskonto = Zielverkaufspreis + Kundenrabatt = Listenverkaufspreis netto + Umsatzsteuer = Listenverkaufspreis brutto
Umsatzsteuer & Vorsteuer
Die Umsatzsteuer und Vorsteuer sind zwar keine eigentliche Kennzahlen, die man sich errechnen muss, doch auch hier muss sich der Financial Controller auskennen. Steuern sind ein großes Gebiet im Bereich Rechnungswesen und Buchhaltung. Hier ist der Finance Controller meistens der Teamleiter und muss diese Zahlen genau im Blick behalten.
Dabei geht es nicht nur um die Umsatzsteuer, sondern auch um die Vorsteuer. Die Umsatzsteuer ist der Betrag, den ein Unternehmen beim Verkauf ausweisen muss und an das Finanzamt abführt. Die Vorsteuer ist dabei der Betrag, der beim Einkauf ausgewiesen wird. Im Alltag ist dieser Betrag als Mehrwertsteuer zusammengefasst.
Im Unternehmen wird die Umsatzsteuer an das Finanzamt abgeführt und die Vorsteuer erhält das Unternehmen vom Finanzamt zurück. Um dies korrekt zu berechnen, gibt es die Umsatzsteuererklärung, die in der Umsatzsteuervoranmeldung beim Finanzamt eingereicht werden muss. Hier muss ein Unternehmen in regelmäßigen Abständen dem Finanzamt belegen, wie viel Umsatzsteuer eingenommen wurde, wie viel Vorsteuer gezahlt wurde und die Differenz wird entweder an das Finanzamt gezahlt oder vom Finanzamt beglichen.

Dabei muss erstmal jedes Unternehmen Umsatzsteuern zahlen. Einzige Ausnahme dabei ist die Kleinunternehmerregelung. Sie besagt, dass Unternehmen und Freiberufler von der Umsatzsteuerpflicht befreit sind, wenn sie einen Vorjahresumsatz unter 22.000€ haben und im darauffolgenden Jahr voraussichtlich unter 50.000€ einnehmen werden.
Wer sich von der Umsatzsteuerpflicht allerdings befreien lässt, kann auch keine Vorsteuern beim Finanzamt geltend machen.
Abschreibungen im Financial Controlling
Ein sehr wichtiger Punkt im Finanzcontrolling sind Abschreibungen. Die Abschreibungen auf Sachanlagen beschreibt in Unternehmen einfach nur die planmäßige und auch außerplanmäßige Wertminderung der Vermögensgegenstände im Anlage- und Umlaufvermögen.
Durch eine strategisch geplante Abschreibung können Unternehmen den erwirtschafteten Gewinn, der versteuert werden muss, verringern. Dieses Wissen aus dem Rechnungswesen ist wichtig im Financial Controlling, da dies einen großen Unterschied im Betriebsergebnis machen kann. Das bedeutet nicht, dass ein Unternehmen weniger eingenommen hat, sondern nur, dass weniger Gewinn versteuert werden muss, weil der Wertverlust der Maschinen in den Büchern höher eingestuft wird.
Dafür gibt es verschiedene Methoden der Abschreibungen, auf die der Financial Controller zurückgreifen kann. In der linearen Abschreibung wird der Abschreibungswert anhand der Zeit berechnet. Wenn eine Maschine für die Produktion 10 Jahre benutzt werden soll, verringert sich der Wert jedes Jahr um 10%. Wenn eine Maschine nach Leistung abgeschrieben werden soll, berechnet man den Wert anhand der Leistung, die produziert wurde. Wenn ein PKW abgeschrieben werden soll, die Leistung laut Hersteller 200.000 km beträgt und in einem Jahr 40.000 km gefahren wurde, können 20% der Anschaffungskoste abgeschrieben werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die degressive Abschreibung. Die degressive Abschreibung wurde allerdings ab dem 01.01.2011 abgeschafft und nur durch die Pandemie wurde diese Methode für den Zeitraum vom 31.12.2019 bis zum 01.01.2023 wieder eingeführt.