Der Hinduismus ist nicht nur eine der ältesten Religionen der Welt, sondern auch eine der farbenfrohsten und symbolreichsten. Überall – in Tempeln, auf Schmuck, bei Festen oder im Yoga – begegnen uns Zeichen, die für wichtige Ideen, Götter oder spirituelle Konzepte stehen.
Im Hinduismus dienen Symbole wie das „Om“ und die „Swastika“ als visuelle Darstellungen zentraler Glaubenssätze und spiritueller Konzepte. Sie machen etwas Unsichtbares sichtbar: Energie, Wissen, Schutz oder die Verbindung zwischen Mensch und Universum.
Was sind „Symbole“ im Hinduismus?
Im Hinduismus haben Symbole eine besondere Aufgabe: Sie machen Ideen sichtbar, die eigentlich unsichtbar sind. Während Gottheiten als persönliche Wesen dargestellt werden (mit Gesichtern, Attributen, Tieren usw.), stehen Symbole für etwas viel Größeres, zum Beispiel Energie, Schöpfung, Reinheit oder Wissen.
| Symbol | Bedeutung | Verwendung |
|---|---|---|
| 🕉️ Om (Aum) | Urklang, Ursprung des Universums | Mantras, Meditation, Tempel, Schmuck |
| Swastika | Glück, Schutz, Wohlstand | Tempel, Häuser, Feste, Schutzsymbol |
| 🪷 Lotus | Reinheit und spirituelles Wachstum | Götterdarstellungen, Kunst, Festschmuck |
| 🔺🔻Shri Yantra | Kosmische Ordnung, Meditation | Meditation, Rituale, Tempelkunst |
| 🔥Shiva-Linga | Symbol für Shiva, Schöpfung & Energie | Tempelrituale, Verehrung Shivas |
| 🔱Trishula | Shivas Dreizack: Zeit, Kraft, Wandel | Tempel, Statuen, religiöse Kunst |
| 🐂Nandi | Shivas Begleiter, Symbol für Dharma | Tempelwächter und -figuren |
| ☰Tripundra | Drei Linien Asche: Reinheit, Hingabe | Auf Stirn getragen, Zeichen der Anhänger |
| 🐚Shankha | Reinigung, Schutz, ritueller Klang | Rituale, Puja, Tempelmusik |
| 🔮⚙️Sudarshana Chakra | Kosmische Ordnung, göttliche Macht | Darstellungen Vishnus, Schutzsymbol |
| Vaishnava-Tilaka | Zugehörigkeit zu Vishnu-Traditionen | Stirnzeichen bei Puja und Ritualen |
| 💰🪷Lakshmi-Symbole (Lotus, Goldmünzen) | ohlstand, Glück | Feste wie Diwali, Hausaltäre |
| 🐅⚔️Durga-Symbole (Löwe/Tiger, Waffen) | Mut, Schutz, göttliche Kraft | Navratri-Fest, Tempelbilder |
| 🐘🍬Ganesha-Symbole (Elefantenkopf, Maus, Modaka-Süßigkeiten) | Weisheit, guter Anfang, Beseitiger von Hindernissen | Beliebtester Glücksbringer im Hinduismus: Schulanfang, Prüfungen, neue Projekte |
| 🐒💥 Hanuman (Keule, Sprung) | Loyalität, Mut, Kraft | Spiritueller „Superheld“ & treuer Begleiter Ramas: Ramayana-Darstellungen, Sport/Mut-Symbol |
| 🔴 Tilaka/Bindi | Konzentration, Zugehörigkeit, spirituelle Energie | Stirnschmuck im Alltag oder religiösen Ritualen: Farbe/Form zeigen spirituelle Tradition an |
Man kann sie deshalb als „Abkürzungen“ für komplexe spirituelle Konzepte verstehen. Ein einziges Zeichen wie Om oder die Swastika fasst ganze Glaubensvorstellungen zusammen, für die man sonst viele Seiten Text bräuchte.
Zentrale grafische Symbole des Hinduismus
Bevor wir tiefer in spirituelle Konzepte eintauchen, lohnt sich ein Blick auf die grafischen Symbole, die man im Hinduismus überall sieht.
🕉️ Om (Aum): Der Klang des Universums
Das Symbol Om (ॐ) ist wahrscheinlich das bekannteste Zeichen des Hinduismus. Es steht für den Urklang, aus dem nach hinduistischem Verständnis das gesamte Universum entstanden ist.1 Viele Mantras beginnen mit Om, und beim Yoga oder in der Meditation wird es genutzt, um den Geist zu beruhigen und sich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Das Zeichen selbst besteht aus mehreren geschwungenen Elementen, die die drei grundlegenden Bewusstseinszustände symbolisieren: Wachen, Träumen und Tiefschlaf. Zusammen mit dem Punkt oberhalb, der für das Bewusstsein jenseits dieser Zustände steht, bildet Om eine Art „Landkarte“ des menschlichen Geistes.
Auch seine Aussprache – A-U-M – hat eine symbolische Bedeutung: Der Klang beginnt offen, schwingt durch den Körper und endet in einem vibrierenden „M“, das in Stille übergeht. Diese Stille gilt als Hinweis auf Moksha, die Befreiung aus dem Kreislauf des Lebens.
Om wird traditionell in der alten Sprache Sanskrit geschrieben und spielt nicht nur im Hinduismus, sondern auch im Yoga, im Buddhismus und im Jainismus eine zentrale Rolle. In Indien findet man das Symbol überall: auf Tempeln, Haustüren, als Schmuck oder als Schutzsymbol auf Fahrzeugen. Für viele Hindus ist Om deshalb der direkteste Weg, sich mit dem Göttlichen (Brahman) zu verbinden.
Swastika: Glückssymbol
Die Swastika ist ein sehr altes hinduistisches Symbol, das Glück, Wohlstand und Schutz bedeutet. Es steht für die Sonne, positive Energie und einen guten Anfang.
Man sieht die Swastika in Indien bis heute an Tempeln, Hauseingängen, auf Festdekorationen oder sogar auf neuen Schulheften.
Wichtig:
Die hinduistische Swastika hat nichts mit dem Hakenkreuz der Nationalsozialisten zu tun.
Die Swastika im Hinduismus ist ein ganz anderes, viel älteres Symbol und steht in einem völlig anderen Kontext als das später missbrauchte Hakenkreuz der Nationalsozialisten.
🪷Lotus: Reinheit und spirituelles Wachstum
Der Lotus steht für Reinheit, Schönheit und das spirituelle Wachstum der Seele. Viele hinduistische Gottheiten wie Lakshmi oder Saraswati sitzen oder stehen auf einer Lotusblüte.
Die Bildmetapher ist super verständlich:
Der Lotus wächst aus dem Schlamm, bleibt aber sauber, so wie Menschen trotz Schwierigkeiten wachsen und innerlich „aufblühen“ können.
Anders gesagt: Egal wie schwierig die Umgebung ist, man kann trotzdem etwas Schönes aus sich machen.
Shri Yantra und andere heilige Diagramme
Das Shri Yantra ist ein geometrisches Diagramm aus Dreiecken, Kreisen und Linien. Es wird zur Meditation genutzt und symbolisiert die göttliche Ordnung des Universums. Viele sehen darin die Energie von Göttin Lakshmi, die für Fülle und Harmonie steht.
Yantras helfen beim Fokussieren des Geistes, ähnlich wie ein Mandala, sie sind also Werkzeuge, um innere Ruhe zu finden.
Religiöse Konzepte und ihre Symbole
Die wichtigsten Ideen des Hinduismus sind oft unsichtbar, sie handeln von Seele, Energie oder Befreiung. Damit man sie trotzdem verstehen und darstellen kann, nutzt der Hinduismus Bilder und Symbole, die diese komplexen Konzepte greifbar machen. Nicht immer gibt es ein einzelnes, festgelegtes Zeichen, aber hier einmal einige gängige zum Verständnis:
Brahman und Atman
Im Zentrum des hinduistischen Weltbilds stehen zwei Begriffe:
Brahman, die unendliche Weltseele, und Atman, die individuelle Seele jedes Menschen.2
Brahman ist wie das unsichtbare „Netz“, das alles verbindet – Pflanzen, Tiere, Menschen und das Universum. Atman ist ein Funke davon, der in jedem Einzelnen; lebt.
Symbolisch wird das oft so dargestellt:
- 🌟 ein Licht, das sich in vielen kleinen Flammen spiegelt
- 🌊 ein Ozean, in dem jede Seele eine einzelne Welle ist
- 🕉️ oder das Zeichen Om, das Brahman als höchsten Klang repräsentiert
Symbole helfen dabei, das unsichtbare Göttliche zu verstehen, ohne es sehen zu müssen.
Karma und Samsara
Karma bedeutet: Jede Handlung hinterlässt eine „Spur“, die irgendwann zu dir zurückkehrt – gute Taten bringen Positives, schlechte verursachen Leid.
Das Konzept von Samsara beschreibt den endlosen Kreislauf aus Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt.
In der Symbolsprache werden Karma und Samsara oft dargestellt durch:
- 🔄 ein Rad (der Kreislauf der Wiedergeburten)
- 🛤️ einen Weg (dein Lebenslauf)
- 🌀 eine Spirale (Taten kommen zurück)
Karma zeigt, dass Handlungen Konsequenzen haben, auch dann, wenn man sie nicht sofort spürt.
Moksha: Befreiung
Moksha ist das Ziel vieler spiritueller Wege im Hinduismus: die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Es bedeutet, mit Brahman eins zu werden – frei von Leid, Illusion und Ego.
Künstlerisch wird Moksha oft dargestellt durch:
- 🚪eine Tür, die sich öffnet
- ☀️ einen Lichtstrahl, der nach oben führt
- 🔥eine aufsteigende Flamme
- 🌤️einen ruhigen, klaren Himmel
Diese Bilder symbolisieren Freiheit, Erkenntnis und das Ende aller inneren Begrenzungen.
Göttliche Prinzipien und ihre Symbole
Im Hinduismus machen Symbole das Unsichtbare sichtbar: göttliche Energie, spirituelle Konzepte und die Verbindung zwischen Atman und dem Göttlichen. Man begegnet ihnen überall – in Tempeln, in der Yoga-Kultur, in indischen Ornamenten, Mandalas oder alten Sanskrit-Schriften.
Symbole Shivas

Shiva erkennt man sofort an einigen starken Symbolen. Das Shiva-Linga zeigt ihn nicht als Person, sondern als abstrakte Kraft – ein Zeichen für Schöpfung, Wandlung und Meditation.
Sein Dreizack Trishula steht für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, während Nandi, der heilige Stier, als treuer Begleiter und Wächter vieler Tempel gilt. Shiva-Anhänger tragen oft den Tripundra, drei Linien aus heiliger Asche, die innere Reinheit und Abstand vom Materiellen symbolisieren.
Symbole Vishnus
Vishnu, der Erhalter des Universums, verbindet Schutz und Ordnung. Sein Muschelhorn Shankha wird in Ritualen geblasen und gilt als reinigender Klang. Das Sudarshana Chakra, ein rotierender Diskus, steht für kosmische Ordnung und Dharma.3
Ein Mandala ist ein kreisförmiges, symmetrisches Muster, das die Ordnung des Universums darstellt.
Warum sind sie wichtig?
Mandalas symbolisieren Harmonie, Balance und kosmische Energie.
Viele zeigen den Weg vom äußeren Chaos zur inneren Mitte – ein spiritueller Prozess.
Wo sieht man sie?
In Tempeln, auf heiligen Diagrammen, in Yantras, in indischen Ornamenten.
Auch beim Yoga & in der Meditation (wie beim Ausmalen).
Was bedeuten sie spirituell?
Der Kreis steht für Ewigkeit.
Die Mitte steht für Atman – die innere Seele.
Die geometrischen Formen spiegeln die Ordnung des Dharma wider.
Vishnu-Anhänger erkennt man am Vaishnava-Tilaka, zwei hellen Linien und einem roten Mittelstreifen – ein Zeichen dafür, dass der menschliche Körper als Tempel des Göttlichen angesehen wird. Besonders in Krishna- und Vishnu-Traditionen ist dieses Symbol weitverbreitet.
Symbole der Göttinnen
Die Göttinnen des Hinduismus – Devi, Lakshmi, Saraswati oder Durga – tragen kraftvolle, oft farbenfrohe Symbole. Lakshmi sitzt auf einer Lotusblume und steht für Wohlstand, Reinheit und Glück. Saraswati hält Bücher und eine Veena, Sinnbilder für Musik, Lernen und Kultur. Durga reitet auf einem Tiger oder Löwen und verkörpert Mut und Schutz. Hinter all diesen Formen steht Shakti, die weibliche göttliche Energie, die das Universum antreibt.
Ganesha und Hanuman

Ganesha ist mit seinem Elefantenkopf, seiner kleinen Maus und seinen Süßigkeiten ein Symbol für Weisheit, Leichtigkeit und den guten Start in jedes Projekt. Viele Hindus beginnen Rituale mit einem Gebet an ihn.
Hanuman, der Affengott, steht für Kraft, Tapferkeit und absolute Loyalität. Seine Darstellungen – oft mit Keule oder im Sprung – machen ihn für viele Jugendliche zu einer Art „spirituellem Superhelden“ der indischen Mythologie.
Visuelle Darstellungen im Hinduismus: Kunst, Muster & symbolische Sprache
Die hinduistische Kultur gehört zu den visuell reichsten Religionen der Welt. Symbole erscheinen nicht nur in Tempeln oder religiösen Schriften, sondern prägen Kunst, Design, Kleidung, Architektur und sogar Alltagsgegenstände in Indien. Viele dieser Darstellungen wirken dekorativ wie Mandalas oder filigrane Ornamente – doch fast immer steckt eine tiefere Bedeutung dahinter.
🔴 Rot – Energie & Reinheit
Symbol für Kraft, Mut und Shakti (weibliche göttliche Energie). Wird bei Hochzeiten, Festen und Tilaka-Punkten verwendet.
🟡 Gelb/Gold – Wissen & Glück
Steht für Lernen, Weisheit und Licht. Göttinnen wie Saraswati und viele Priester tragen Gelb bei religiösen Ritualen.
🔵 Blau Unendlichkeit & Schutz
Götter wie Krishna und Vishnu werden blau dargestellt, weil Blau für Weite, das Göttliche und kosmische Stärke steht.
⚪ Weiß – Frieden & Reinheit
Symbolisiert Klarheit, Harmonie und spirituelle Reinheit. Wird oft bei Meditation, Yoga-Praxis und als Hintergrundfarbe genutzt.
🟢 Grün – Leben & Wachstum
Steht für Natur, Hoffnung und Erneuerung. Wird bei Fruchtbarkeits- und Erntefesten verwendet.
🟠 Orange (Saffran) – Spiritualität & Askese
Die Farbe der Mönche und Yogis. Sie repräsentiert Konzentration, Loslösung und die Suche nach Wahrheit.
In Tempeln sieht man komplexe Mandala-Strukturen, die das Universum oder die Ordnung des Göttlichen abbilden. Die Architektur folgt oft heiligen Proportionen, die man auch aus dem Yoga oder der buddhistischen Kunst kennt. Hinter jedem Muster steckt eine Botschaft: Ordnung, Energie, Schutz oder Verbundenheit mit dem Atman, der eigenen Seele.
Auch auf der Stirn vieler Hindus begegnet man visuellen Symbolen wie dem Tilaka, das Zugehörigkeit zu einer Tradition zeigt oder spirituelle Konzentration symbolisiert. Farbige Pulverpunkte, drei Aschelinien oder ein V-förmiger Strich wirken auf den ersten Blick wie ein Modeelement – sind aber Teil einer jahrtausendealten religiösen Sprache.
In Festen, Ritualen und in der Kunst werden Götter oft in prächtigen Formen gezeigt: mit vielen Armen, leuchtenden Farben, ihren Tieren oder typischen Gegenständen. Diese Bilder sind nicht wörtlich gemeint, sondern transportieren Eigenschaften wie Mut, Wissen, Reinheit oder Schutz.
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Referenzen
- Zimmer, H. R. (1973b). Philosophie und Religion Indiens.
- Zaehner, R. C. (1979). Der Hinduismus: seine Geschichte und seine Lehre.
- Keilhauer, A., & Keilhauer, P. (1983). Die Bildsprache des Hinduismus: die indische Götterwelt und ihre Symbolik.









