Im Hinduismus wimmelt es nur so von Göttern und Göttinnen: Manche stehen für Wissen und Schule, andere für Glück, Reichtum, Schutz, Liebe oder Zerstörung von Bösem. Im Hinduismus gibt es zahlreiche Götter und Göttinnen, die verschiedene Aspekte des Lebens und des Universums repräsentieren. Die drei Hauptgötter sind Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Erhalter) und Shiva (der Zerstörer). Daneben existieren viele weitere bedeutende Gottheiten wie Saraswati, Lakshmi und Ganesha, die jeweils spezifische Eigenschaften und Verantwortlichkeiten verkörpern.
| Gott/Göttin | Funktion | Typische Darstellung |
|---|---|---|
| Brahma | Schöpfer des Universums | Vier Köpfe, Lotus, Veden |
| Vishnu | Erhalter der Welt | Vier Arme, Muschel, Lotus, Diskus |
| Shiva | Zerstörer & Erneuerer | Drittes Auge, Dreizack, Tigerfell |
| Saraswati | Göttin der Weisheit & Musik | Weiße Kleidung, Veena (Laute) |
| Lakshmi | Göttin des Wohlstands & Glücks | Lotusblume, Goldmünzen |
| Parvati | Muttergöttin, Fürsorge | Mit Shiva & Ganesha, sanft oder kämpferisch |
| Ganesha | Beseitiger von Hindernissen | Elefantenkopf, runde Figur, Maus |
| Hanuman | Gott der Stärke & Loyalität | Affengestalt, muskulös, fliegend |
| Krishna | Avatar Vishnus, Lehrer & Beschützer | Blau, Flöte, gelbes Gewand |
| Rama | Avatar Vishnus, Idealherrscher | Bogen, königliche Kleidung |
| Kali | Göttin der Zerstörung & Transformation | Dunkel, Schädelkette, Zunge herausgestreckt |
| Durga | Kriegerische Form Parvatis | Auf einem Tiger/Löwen reitend |
| Shakti/Devi | Ur-Göttin, weibliche Energie | Verschiedene weibliche Formen |
| Agni | Feuergott | Flammen, Opferfeuer |
| Indra | König der Götter, Donner | Donnerkeil, Elefant Airavata |
| Surya | Sonnengott | Goldene Sonne, Wagen mit Pferden |
| Kartikeya | Kriegsgott, Sohn Shivas | Speer, jugendlicher Held |
| Nandi | Stier, Reittier Shivas | Stier, Symbol von Stärke |
| Garuda | Adler, Reittier Vishnus | Großer Adler |
| Varuna | Wassergott | Wasser, Meeresymbolik |
Für viele Hindus ist das aber kein „Götter-Chaos“, sondern ein riesiges System von Symbolen: Hinter allen Gestalten steht eine einzige göttliche Wirklichkeit, die Weltseele Brahman. In diesem Artikel zeigen wir dir die wichtigsten Götter im Hinduismus, erklären, wofür sie stehen, wie man sie erkennt – und wie ihre Geschichten bis heute das religiöse Leben in Indien (und darüber hinaus) prägen.
Götter im Hinduismus: Wie passt das zusammen?
Auf den ersten Blick wirkt die hinduistische Götterwelt riesig und manchmal verwirrend. Doch dahinter steckt ein klarer Gedanke: Alle Götter und Göttinnen sind Manifestationen von Brahman, der unsichtbaren Weltseele, die das ganze Universum durchdringt.1 Die Devas (Götter) und Devis (Göttinnen) zeigen nur unterschiedliche Aspekte dieser einen göttlichen Wirklichkeit – wie verschiedene Farben eines einzigen Lichts.
✨ Brahman = die eine göttliche Weltseele
🌈 Devas & Devis = unterschiedliche Formen dieses einen Göttlichen
🔱 Trimurti = Schöpfer, Erhalter, Zerstörer
👤 Avatare = irdische Erscheinungsformen der Götter
❤️ Lieblingsgötter: Hindus wählen oft selbst, welche Gottheit für ihr Leben wichtig ist
Darum gibt es so viele Gottheiten: Jede repräsentiert eine besondere Eigenschaft von Brahman. Manche stehen für Wissen, andere für Mut, Schutz, Liebe, Zerstörung oder Neubeginn. Besonders wichtig ist die Trimurti (Brahma, Vishnu, Shiva), die die wichtigsten kosmischen Kräfte darstellt. Viele Götter erscheinen außerdem als Avatare, also irdische Gestalten, die in Mythen und Epen eine große Rolle spielen.
Die Trimurti: Die drei Hauptgötter des Hinduismus
Die Trimurti ist so etwas wie das „Power-Trio“ des Hinduismus. Sie beschreibt drei verschiedene Kräfte, die zusammen das Universum erschaffen, erhalten und transformieren. Jede dieser göttlichen Aufgaben wird durch einen eigenen Gott verkörpert – Brahma, Vishnu und Shiva.
Brahma: Der Schöpfer

Brahma gilt als der Schöpfer des Universums. In Mythen formt er die Welt aus einem kosmischen Ei und erschafft Götter, Menschen und alles Leben. Dargestellt wird er meist mit vier Köpfen, die in alle Himmelsrichtungen blicken – ein Symbol für seine Allwissenheit.
Trotz seiner gewaltigen Rolle wird Brahma heute nur selten verehrt. Ein häufiger Grund, der in Legenden genannt wird: Seine Aufgabe gilt als „erfüllt“. Die Welt ist erschaffen – jetzt liegt der Fokus auf Erhaltung und Schutz. Deshalb gibt es in Indien nur wenige Brahma-Tempel.
Vishnu: Der Erhalter

Vishnu sorgt dafür, dass die Welt in Balance bleibt. Er schützt das Universum, stellt Ordnung her und hilft den Menschen, wenn das Böse überhandnimmt.
Dafür erscheint er oft als Avatar, also in menschlicher oder tierischer Gestalt. Die berühmtesten Avatare sind:
- Rama – Held des Ramayana
- Krishna – der göttliche Lehrer der Bhagavad Gita
Vishnu wird meist mit vier Armen, einer Lotusblüte, einer Keule, einem Muschelhorn und einem Diskus dargestellt – Symbole für Kraft, Reinheit und Schutz.
Shiva: Der Zerstörer und Erneuerer

Shiva ist der Gott der Zerstörung – aber nicht im negativen Sinne. Er zerstört das Alte, damit etwas Neues entstehen kann. Damit steht er für Wandel, Transformation und Neubeginn. Shiva ist außerdem eng mit Yoga, Meditation und Askese verbunden: Viele Darstellungen zeigen ihn als tief versunkenen Yogi.
Man erkennt Shiva oft an seinem dritten Auge, einer Schlange um den Hals, einer Trommel oder dem Feuer in seiner Hand.
Wichtige Göttinnen im Hinduismus
Im Hinduismus spielen Göttinnen eine genauso bedeutende Rolle wie die Götter. Sie verkörpern Wissen, Schutz, Fülle, Mutterschaft und manchmal auch zerstörerische Kraft. Viele Hindus verehren weibliche Gottheiten sogar häufiger als männliche, denn sie gelten als direkte Verkörperungen der göttlichen Energie Shakti.
🕉 1 Gott, viele Gestalten
Alle Gottheiten sind Manifestationen von Brahman, der Weltseele.
🔱 Trimurti = Grundprinzipien
Brahma (Schöpfung), Vishnu (Erhaltung), Shiva (Transformation).
✨ Avatare
Götter erscheinen in verschiedenen „Versionen“, z. B. Krishna und Rama als Avatare Vishnus.
🌍 Regionale Vielfalt
Jede Region hat eigene Lieblingsgötter, ähnlich wie Dialekte in einer Sprache.
💛 Persönliche Verbindung
Hindus dürfen selbst wählen, welche Gottheit sie besonders verehren.
Saraswati: Göttin der Weisheit
Saraswati ist die Göttin des Lernens, der Musik, der Sprache und der Wissenschaften. Schüler, Studierende und Künstler verehren sie oft vor Prüfungen oder wichtigen Projekten.
Ihre typische Darstellung: weiße Kleidung, eine Veena (indische Laute) und ein Sitz auf einer Lotusblüte. All das steht für Klarheit und Wissen.
Saraswati gilt als Inspiration für alle, die schreiben, denken, komponieren oder kreativ arbeiten – sie ist sozusagen die „Muse des Hinduismus“.
Bei uns lernst du auch mehr über die Geschichte des Hinduismus.
Lakshmi: Göttin des Wohlstands
Lakshmi ist die Göttin von Wohlstand, Glück, Schönheit und Lebensfülle. Sie schenkt nicht nur materiellen Reichtum, sondern auch innere Stärke, Harmonie und ein gutes Leben. Viele Menschen beten sie an, wenn sie sich Stabilität, Erfolg oder Frieden im Zuhause wünschen.2

Besonders verehrt wird Lakshmi während des Lichterfests Diwali, wenn Familien ihre Häuser mit Lampen schmücken, um die Göttin willkommen zu heißen.
Darstellung: Goldene Münzen, die aus ihrer Hand fließen, eine Lotusblüte, häufig vier Arme – Symbole für Glück und spirituellen Wohlstand.
Parvati: Die Muttergöttin
Parvati ist die Göttin der Liebe, Fürsorge, Familie und Stärke. Sie gilt als ideale Ehefrau und Mutter – und ist gleichzeitig eine der mächtigsten Göttinnen des Hinduismus.
Als Gemahlin Shivas verkörpert sie Mitgefühl und Sanftheit, aber sie besitzt auch kraftvolle Seiten:
- Durga – die Kriegerin, die das Böse besiegt
- Kali – die furchterregende Göttin, die Zerstörung und Befreiung zugleich symbolisiert
Parvati zeigt: Weiblichkeit im Hinduismus ist vielfältig – von liebevoll und schützend bis kraftvoll und kompromisslos.
Hast du dich auch schonmal gefragt, was es mit dem Kastenystem in Indien auf sich hat?
Weitere bedeutende Götter und Göttinnen
Neben der Trimurti und den großen Göttinnen gibt es im Hinduismus noch viele weitere Gottheiten, die im Alltag der Hindus eine zentrale Rolle spielen. Manche stehen für Mut, andere für Schutz, Glück – oder dafür, dass schwierige Aufgaben plötzlich leichter werden.
Hier drei der beliebtesten Götter, die du fast überall in Indien findest.
Ganesha: Der Beseitiger von Hindernissen
Ganesha erkennt man sofort: Elefantenkopf, runder Bauch, freundlicher Blick – und meist sitzt er auf einer kleinen Maus.
Er ist der Gott des Anfangs, der Glück bringt, Hindernisse beseitigt und Mut für neue Wege schenkt.3 Deshalb beginnen viele Hindus jedes wichtige Projekt mit einem Gebet an Ganesha, egal ob es um eine Prüfung, eine Reise, einen Jobstart oder eine Hochzeit geht.
Ganesha liebt Süßigkeiten (vor allem Modak). Das soll symbolisieren, dass Weisheit und Ausdauer am Ende „süße“ Ergebnisse bringen.
Er ist einer der beliebtesten Götter weltweit.
Hanuman: Der Affengott

Hanuman ist der Held aus dem Epos Ramayana und steht für unglaubliche Stärke, Mut und Loyalität. Er ist ein Affengott, aber gleichzeitig ein Symbol für Disziplin und unerschütterlichen Glauben.
Viele Sportler in Indien verehren Hanuman, weil er für körperliche Kraft und Ausdauer steht. Aber auch Schüler*innen sehen in ihm ein Vorbild: Hanuman gilt als derjenige, der über seine Grenzen hinauswachsen kann – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.
Eine seiner berühmtesten Taten: Er springt in einem einzigen Satz von Indien nach Sri Lanka, um Rama zu helfen. Deshalb wird er oft fliegend oder mit aufgeschlagenen Felsenbergen dargestellt.
Kali: Göttin der Zerstörung und Transformation
Kali ist wahrscheinlich die furchterregendste Figur im Hinduismus – aber sie ist nicht böse. Ihre wilde Form mit Schädelkette, herausgestreckter Zunge und tanzender Pose symbolisiert die Kraft, die Böses zerstört, damit Neues entstehen kann.
Kali wirkt gruselig, aber sie ist eine Beschützerin. Sie bekämpft Dämonen, die für Egoismus, Ungerechtigkeit oder Angst stehen.
In vielen Tempeln wird Kali mit großem Respekt verehrt, denn sie erinnert daran, dass Veränderung oft erst möglich wird, wenn alte Muster „zerstört“ werden.
Die Vielfalt der hinduistischen Götterwelt
Der Hinduismus ist eine der vielfältigsten Religionen der Welt und genau das sieht man in seiner Götterwelt. Während die Trimurti (Brahma, Vishnu, Shiva) die großen kosmischen Kräfte repräsentiert, zeigt sich das Göttliche im Alltag in unzähligen weiteren Formen. Für viele Hindus bedeutet das: Jede Gottheit steht für einen bestimmten Aspekt des Lebens und hilft in genau den Momenten, in denen man Unterstützung braucht.
Diese Vielfalt hängt mit einer zentralen Idee zusammen: Alles ist Ausdruck von Brahman, der universellen Weltseele. Jede Gottheit, ob Ganesha, Krishna, Lakshmi oder Kali, ist also eine bestimmte Form derselben göttlichen Energie. So können Gläubige die Gottheit wählen, zu der sie die stärkste persönliche Verbindung spüren.
Auch regionale Traditionen spielen eine große Rolle. Im Süden Indiens findest du andere Hauptgottheiten als im Norden; in manchen Dörfern wird eine lokale Göttin verehrt, die nur dort bekannt ist.
Manche Gottheiten entstanden aus alten Naturkulten, andere aus Geschichten der Epen Ramayana und Mahabharata. Viele Tempel in Indien zeigen sogar mehrere Götter gleichzeitig, weil alle als Teil derselben Wahrheit gelten.
Manchmal wirkt das verwirrend, aber eigentlich ist es wie ein riesiges Puzzle: Jede Figur steht für Wissen, Kraft, Schutz, Mut, Glück oder Transformation. Zusammen ergeben sie das große Ganze einer Religion, die seit Jahrtausenden gewachsen ist und immer wieder neue Formen annimmt.
Quellen
- Keilhauer, A., & Keilhauer, P. (1983b). Die Bildsprache des Hinduismus: die indische Götterwelt und ihre Symbolik.
- Bellinger, G. J. (2012). Knaurs Lexikon der Mythologie : über 3000 Stichwörter zu den Mythen aller Völker.
- Michaels, A. (2006). Der Hinduismus: Geschichte und Gegenwart. C.H.Beck.









