Unsere Kleiderschränke füllen sich schneller, als wir sie leeren können – dank Fast Fashion und ständigen neuen Trends. Doch was passiert mit Klamotten, die wir nicht mehr tragen? Jährlich fallen in Deutschland mehr als 1.000.000 Tonnen Altkleider an. Diese Abfälle belasten nicht nur die Umwelt, sondern verschwenden auch wertvolle Ressourcen.
Was darf rein?
✔️ Saubere, tragbare Kleider (z. B. Hemden, Hosen, Jacken)
✔️ Schuhe (paarweise gebündelt)
✔️ Accessoires (z. B. Schals, Mützen, Taschen)
✔️ Bettwäsche und Vorhänge
Was darf nicht rein?
❌ Stark verschmutzte oder nasse Klamotten
❌ Stoffreste und Flicken
❌ Teppiche oder Matratzen
❌ Elektrogeräte, Spielzeug oder Haushaltsgegenstände
💡 Tipp: Unsicher? Kontaktiere die Organisation oder nutze alternative Entsorgungswege wie Recyclinghöfe.
Textilrecycling bietet hier eine nachhaltige Lösung: Es verlängert die Lebensdauer von Kleidung, spart Energie und schont die Natur. Doch wie genau funktioniert der Recyclingprozess, und welche Möglichkeiten gibt es, alte Textilien sinnvoll weiterzuverwenden? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, warum jeder Beitrag zählt.
Der Weg der Altkleider: Von der Sammlung bis zur Wiederverwertung
Sammlung
Das Sammeln von Altkleidern bildet den ersten Schritt im Textilienrecycling. In Deutschland gibt es mehrere Wege, alte Kleider zu entsorgen: Altkleidercontainer, karitative Kleiderkammern und Spendenaktionen. Altkleidercontainer sind dabei die am häufigsten genutzte Methode. Laut einer Studie des BVSE (2020) liegt das Sammelaufkommen in Deutschland bei über 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr – ein Anstieg von 14 Kilogramm pro Person im Jahr 2015 auf 15 Kilogramm im Jahr 2018.
Das Netz an Containern ermöglicht eine einfache und kostenfreie Abgabe. Doch auch karitative Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder die Caritas bieten Sammlungen an. Ihre Kleiderkammern dienen oft nicht nur dem Sammeln, sondern verteilen gut erhaltene Outfits direkt an Bedürftige. Zusätzlich gibt es Spendenaktionen von Schulen, Vereinen oder Unternehmen, die gezielt auf bestimmte Zielgruppen oder Regionen abzielen.
Damit diese Sammelsysteme reibungslos funktionieren, ist eine ausgefeilte Logistik nötig: von der Leerung der Container bis hin zum Transport der Altkleider zu Sortieranlagen. Viele karitative Organisationen arbeiten deshalb mit spezialisierten Unternehmen zusammen, die über die nötige Infrastruktur verfügen.
Sortierung
Nach der Kleidersammlung beginnt der nächste Schritt: die Sortierung. Dies ist ein entscheidender Prozess, um die Weiterverwendung der Altkleider zu maximieren. Die Sortierung erfolgt meist per Hand in speziellen Betrieben. Sortiererinnen und Sortierer trennen die Kleidungsstücke nach Qualität, Material und Verwendungszweck. Dabei entstehen bis zu 350 Kategorien, die von tragbarer Secondhandkleidung bis hin zu Recyclingmaterialien reichen.
Besonders wichtig ist die Nachfrage aus den Zielländern. In Osteuropa, Asien und Afrika besteht beispielsweise ein großer Bedarf an Secondhandkleidung. Hier schätzen Verbraucher oft die höhere Qualität und modischeren Schnitte im Vergleich zu Billigware aus Asien.
Nicht mehr tragbare Kleidung wird anderweitig verwertet: Etwa 14 % der Alttextilien werden zu Putzlappen oder Dämmstoffen verarbeitet, während 12 % ins Faserrecycling gehen. Diese Verwertungsmethoden verhindern, dass Alttextilien verbrannt werden – was sonst für rund 12 % der Altkleider der Fall ist.
Weiterverwendung
Nach der Sortierung geht es für einen Großteil der tragbaren Kleider in den Secondhand-Markt. Rund 62 % der gesammelten Alttextilien werden laut BVSE-Studie (2020) als Secondhandkleidung wiederverwendet. Dabei werden die Kleidungsstücke sowohl lokal in Secondhand-Läden verkauft als auch weltweit exportiert, insbesondere nach Osteuropa, Asien und Afrika.
Neben dem Verkauf gibt es auch soziale Ansätze der Weiterverwendung. Karitative Organisationen wie Kleiderkammern bieten bedürftigen Menschen Zugang zu günstiger oder kostenloser Kleidung. So werden nicht nur Ressourcen geschont, sondern auch soziale Herausforderungen adressiert.
Vorteile der Wiederverwendung
Die Wiederverwendung von Kleidungsstücken hat gleich mehrere Vorteile:
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Verlängerung der Lebensdauer: Jede Kleidung, die wiederverwendet wird, verringert die Nachfrage nach neuer Produktion. Das spart Wasser und Energie.
Ressourcenschonung: Indem Alttextilien nicht entsorgt, sondern wieder getragen werden, reduziert sich der CO₂-Ausstoß, der durch Produktion und Entsorgung entsteht.
Soziale Aspekte: Secondhand-Märkte schaffen Arbeitsplätze, sowohl in den Sortierbetrieben als auch im Verkauf. Zudem bieten sie einkommensschwachen Menschen die Möglichkeit, hochwertige Kleidung zu erschwinglichen Preisen zu erwerben.
Die Wiederverwendung ist ein entscheidender Schritt, um den Lebenszyklus und die textile Kette von Kleidungsstücken zu verlängern und gleichzeitig Umwelt- und Sozialaspekte zu berücksichtigen. Damit bildet sie einen zentralen Baustein in der Kreislaufwirtschaft und ist ein Paradebeispiel dafür, wie Abfall in eine wertvolle Ressource umgewandelt werden kann.
Recycling von Textilien: Was passiert mit unbrauchbarer Kleidung?
Nicht jedes Kleidungsstück eignet sich für die Wiederverwendung. Stark abgenutzte oder beschädigte Textilien werden in Recyclingverfahren weiterverarbeitet, um ihnen ein zweites Leben zu geben. Dabei kommen verschiedene Ansätze zum Einsatz, die sich durch ihren Energie- und Ressourceneinsatz sowie ihre Verwertungsmöglichkeiten unterscheiden.
Mechanisches Recycling
Beim mechanischen Recycling werden Textilien durch Reißen in ihre Fasern zerlegt. Diese Reißfasern finden Anwendung in Produkten wie Putzlappen, Dämmmaterialien und Vliesstoffen, die beispielsweise in der Automobilindustrie oder im Bauwesen eingesetzt werden.
Ein großer Vorteil des mechanischen Verfahrens ist der vergleichsweise geringe Energiebedarf. Allerdings verkürzen sich die Fasern durch das Reißen, was ihren Einsatz in neuen Textilien stark einschränkt. Daher eignet sich diese Methode vor allem für minderwertige Anwendungen, bei denen die ursprüngliche Faserlänge keine Rolle spielt. Laut BVSE-Studie (2020) werden 14 % der Alttextilien für solche Verwertungen genutzt.
Innovative Verfahren: Depolymerisierung und chemisches Recycling
Die Depolymerisierung ist ein aufstrebendes Verfahren, das sich auf synthetische Stoffe wie Polyester konzentriert. Dabei werden die Textilien in ihre chemischen Grundbausteine zerlegt, die anschließend zu neuen Fasern verarbeitet werden können. Diese Methode ermöglicht ein hochwertiges Faser-zu-Faser-Recycling, bei dem recycelte Fasern eine ähnliche Qualität wie Neuware erreichen können.
Auch chemisches Recycling, wie lösungsmittelbasierte Verfahren, hat großes Potenzial. Es erfordert jedoch einen höheren Energie- und Chemikalieneinsatz und ist bislang nur in begrenztem Umfang industriell nutzbar. Dennoch wird es als Schlüsseltechnologie für die Zukunft des Textilienrecyclings angesehen.
Technische Anwendungen
Recycelte Textilfasern finden auch in technischen Anwendungen ihren Platz. Sie werden zu Dämmstoffen, Filzen oder textilen Hartfaserplatten verarbeitet, die in der Automobil- und Bauindustrie verwendet werden. Diese Verwendungen bieten eine Möglichkeit, stark verschmutzte oder gemischte Textilien sinnvoll zu verwerten.
Das Textilienrecycling ist somit ein vielfältiges Feld, das stetig weiterentwickelt wird. Innovative Technologien eröffnen neue Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen und den ökologischen Fußabdruck der Textilindustrie zu reduzieren.
Herausforderungen im Textilrecycling
Das Textilienrecycling steht vor großen Herausforderungen, insbesondere durch die Qualität und Zusammensetzung der Altkleider. Denn nicht alle Stoffarten eignen sich für das Recycling. Mischgewebe und schwer recycelbare Materialien erschweren die Wiederverwertung erheblich. Sortenreine Fasern, wie reine Baumwolle oder Polyester, sind hingegen wesentlich einfacher zu recyceln. Doch der steigende Anteil an Mischgeweben, wie Polyester-Baumwolle-Kombinationen, reduziert die Qualität der recycelten Produkte und schränkt deren Einsatzmöglichkeiten ein.
Eine weitere Hürde ist die fehlende Infrastruktur. Zwar wird ab 2025 in der EU die Getrenntsammelpflicht für Alttextilien eingeführt, doch die notwendige Technologie für die automatisierte Sortierung nach Faserzusammensetzung ist noch nicht flächendeckend verfügbar. Ohne diese Systeme bleibt das Recycling vieler Textilien ineffizient.
Auch die hohen Kosten stellen eine Herausforderung dar. Hochwertige Recyclingverfahren wie die Depolymerisierung oder chemische Aufbereitung sind teuer und erfordern Investitionen. Ein Ansatz zur Lösung ist die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR). Sie verpflichtet Unternehmen, für das Recycling ihrer Produkte aufzukommen, und könnte langfristig helfen, hochwertige Recyclingtechnologien zu finanzieren und die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten.
Nachhaltige Lösungen: Was kann jeder Einzelne tun?
Bewusster Konsum und längere Nutzung
Ein erster Schritt zu mehr Nachhaltigkeit im Textilbereich ist der bewusste Konsum. Anstatt ständig den neuesten Fashion-Trends nachzujagen, lohnt es sich, in hochwertige Produkte zu investieren. Kleidung aus langlebigen Materialien wie Baumwolle oder zertifizierten Stoffen hält länger und muss nicht so schnell ersetzt werden. Hinterfrage auch, wie du deine Textilien wäschst, um die Lebensdauer deiner Outfits zu verängern.

Durch das Reparieren von Kleidung – sei es das Annähen von Knöpfen oder das Flicken kleiner Löcher – können wir die Lebensdauer unserer Garderobe verlängern. Secondhand-Shopping ist eine weitere Option: Indem wir gebrauchte Kleidung kaufen, unterstützen wir das Textilienrecycling und reduzieren die Nachfrage nach Neuware. So setzen wir ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität in der Modeindustrie.
Richtig spenden und entsorgen
Wenn Kleidungsstücke nicht mehr passen oder gefallen, sollten sie korrekt entsorgt oder gespendet werden. Nicht alles gehört in den Altkleidercontainer: Stark verschmutzte oder beschädigte Textilien können das Recycling erschweren. Saubere, intakte Kleidung eignet sich hingegen bestens für die Weitergabe. Achte darauf, Schuhe paarweise zu bündeln und Accessoires separat zu verpacken. Um gute von weniger seriösen Sammelstellen zu unterscheiden, hilft ein Blick auf die Angaben am Container. Vertrauenswürdige Organisationen informieren transparent über die Verwendung der Spenden. So stellst du sicher, dass deine Kleidung sinnvoll genutzt und möglicherweise weltweit weiterverwendet wird.
Upcycling und kreative Ideen
Upcycling bietet eine kreative Möglichkeit, alte Textilien in etwas Neues zu verwandeln. Ausgediente Jeans können zu Taschen oder Kissenbezügen werden, T-Shirts lassen sich in Stoffbeutel oder Putzlappen umfunktionieren. Im Internet findest du zahlreiche DIY-Anleitungen, um deiner Kreativität freien Lauf zu lassen. So entstehen einzigartige Produkte, und gleichzeitig wird weniger neuer Rohstoff verbraucht. Upcycling fördert nicht nur das Textilienrecycling, sondern setzt auch ein Zeichen gegen die Massenproduktion in der Textilindustrie.