Noch nie gehört? Augustinus von Hippo hat jedenfalls nichts mit einem Nilpferd zu tun ?. Vielmehr war er ein Heiliger, ein Gelehrter, der Bischof der Stadt Hippo Regius, die damals Römischen Reich lag und heute in Algerien. Beeinflusst wurde seine Weltansicht von niemand Wenigerem als Platon, Sokrates, Aristoteles und Monika von Tagaste. Doch aus welchem Kontext kennt man ihn? Welche Werke hat er verfasst? Wir informieren dich umfassend über seine Person!
Kurzbiografie
Geboren ist Augustin im Jahr 354 n. Chr. in Thagaste und starb 430 n. Chr. in Hippo Regius, wo er zum Heiligen erklärt wurde. Genannt wurde er sowohl Augustin, Augustinus als auch Aurelius Augustinus und er war römischer Bischof und Kirchenlehrer. Neben Hieronymus, Ambrosius von Mailand und Papst Gregor dem Großen gilt er als einer der vier lateinischen Kirchenväter der Alten Kirche (1. Jahrhundert bis zum 7.). Die Wissenschaft, die sich mit den lateinischen Kirchenvätern beschäftigt, nennt sich Patristik, falls du darüber mehr recherchieren möchtest.
Weltanschauung
Themen, die man in Augustinus' Werken findet, ist z.B. Liebe, Zeit, Bewusstsein und das Christentum in Zusammenspiel mit dem Römischen Reich. Fangen wir doch einmal bei der Liebe an.

An dieser Stelle wird nun auf das Modell von caritas und cupiditas eingegangen.
Caritas
Für Augustinus ist die caritas als Liebe in der Beziehung zwischen Personen sowie als die Liebe des Menschen zu Gott oder die Liebe Gottes zum Menschen zu verstehen. Indem der Mensch Gott zu erreichen versucht, erlangt er die wahre, immerwährende caritas.
Wandle das Herz, und das Werk wird sich wandeln! Reiß aus die Begierde, pflanze ein die Liebe! Wie nämlich die Begierde die Wurzel allen Übels ist, so ist auch die Liebe die Wurzel alles Guten. Warum also murren die Menschen unter sich oder führen Streitgespräche, indem sie sagen: Was ist das Gute? Wenn du doch nur wüsstest, was das Gute ist!“
– Augustinus: Sermones ad populum. Sermo 72,3,4
Diese ist an einen Zeitbegriff gekoppelt, denn laut ihm strebt der Mensch nach Glückseligkeit. Dieser summum bonum (höchster Punkt der Glückseligkeit) kann aber nur im Erreichen Gottes erlangt werden, die rechte Liebe zum Ewigen.
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Cupiditas
Die cupiditas grenzt sich zur caritas ab. Sie wurde von Augustinus als eine Erscheinungsform der Liebe verstanden, einer Liebe jedoch, die nach einem weltlichen Gut strebt.
Denn auch die Liebe selbst, mit der gut geliebt wird, was geliebt werden soll, muss in rechter Ordnung geliebt werden, auf dass die Tugend in uns sei, mit der gut gelebt wird. Daher erscheint mir die Ordnung der Liebe als die kürzeste und wahrste Definition der Tugend.
Angeknüpft an den Zeitbegriff ist die cupiditas als eine irdische Liebe anzusehen in Augustinus Lehre. Sucht der Mensch seine Glückseligkeit in zeitlich begrenzten Gütern, so ist sein Glück nur von kurzer Dauer, nach dem Erreichen des Gutes schlägt es um in eine Furcht vor seinem Verlust.
Schau doch mal beim Abschnitt "Werke" vorbei, in "De Civitate dei" findest du weitere Erklärungen der zwei Begrifflichkeiten caritas und cupiditas.
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Zeitbegriff
Augustinus stellt zu Beginn seiner Erörterung über die Zeit im 11. Buch der Confessiones die Frage „Quid est ergo ,tempus‘?“- "Was ist also Zeit?". Die Frage bezieht er auf das Wesen und somit auch auf das Sein der Zeit. Diese Frage stellt er auf der Grundlage der Genesisauslegung. Gott als höchstes Seiendes ist für ihn die Vorrausetzung für die Schöpfung aller Dinge, somit auch für die Zeit. Aus diesem Grund berücksichtigt er bei der Frage nach dem Wesen der Zeit auch immer die Geschaffenheit der Zeit durch Gott. Meist wird die Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eingeteilt. Sicher ist sich Augustinus jedoch darin,
„dass es vergangene Zeit nicht gäbe, wenn nichts verginge, und nicht zukünftige Zeit, wenn nichts herankäme, und nicht gegenwärtige Zeit, wenn nichts seiend wäre.“

Als Veranschaulichung kann man hier das Beispiel einer Sanduhr anbringen. Der Sand rinnt aus der oberen Hälfte (Zukunft) durch den Hals der Sanduhr (Gegenwart) in den unteren Teil (Vergangenheit). Somit kommt Augustinus zu dem vorläufigen Schluss, dass weder der Zukunft noch der Vergangenheit ein Sein bzw. ein Wesen zukommt und die Gegenwart nur ein ausdehnungsloser Punkt ist. Die Schlussfolgerung daraus wäre, dass die Zeit nicht ist.
Aber warum können Menschen sie dann wahrnehmen? Er geht davon aus, dass die Zukunft und die Vergangenheit nur in der Gegenwart existieren können. Dies ist möglich, indem zukünftige Handlungen oft vorherbedacht werden können und sich an die Vergangenheit erinnert und sie somit erzählt werden kann, also ein Bild von ihr im Gedächtnis vorhanden ist. Die Dinge gehen im Fluss der Zeit am menschlichen Bewusstsein vorüber und hinterlassen dabei Bilder und Spuren im Geist.
Ein Philosoph, der auch viel über Zeit sinnierte, war Seneca. Schau dir doch gerne mal vergleichend seine Weltanschauung an!
Gerechter Krieg - Bellum iustum
Augustinus Aurelius war ein Verfechter der römischen Tradition des bellum iustum, dem gerechten Krieg. Was bedeutet dies aber genau und welche Rolle spielte er?
In der Frühzeit der römischen Expansion war ein bellum iustum dann gegeben, wenn sich dieser nach einer bestimmten religiösen Zeremonie vollzog. Iustum bedeutet nichts anderes als "regelgerecht" oder "ordnungsgemäß", je weiter die Römer jedoch in ihrem Expansionszug voranschritten, desto mehr traten moralische und materielle Kriterien bei der Bewertung von Krieg in den Vordergrund. Cicero war einer derjenigen, der in seinen Werken den gerechten Krieg durchdachte. Krieg war laut ihm dann gerechtfertigt, wenn entweder grundlos die Römer angegriffen wurden oder als offensive Strafexpedition, wenn es um das Wohl des Reiches ging. Damit verbunden war also eine umfassende Legitimation der römischen Weltherrschaft. Als die Kaiser seit Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. die Abwehrkriege gegen die Germanen wieder als bella iusta deklarierten und die Christen unter dem Druck der außenpolitischen Entwicklungen ihre Vorbehalte gegenüber Krieg aufgaben, fand dieses Konzept seinen Einzug in die Argumentation der christlichen Gemeinschaft. Krieg war ein existenzielles Dauerphänomen geworden, das eine gründliche, fundierte theologische Synthese der Argumente brauchte.
Augustinus' Auffassung eines gerechten Krieges
Augustinus beschäftigte sich zu Lebzeiten viel mit dieser Synthese. Zunächst versuchte er, die Widersprüche zwischen den Kriegen des Alten Testaments und den Aussagen Jesus Christus zum Gewaltverzicht aufzulösen. Augustin befand auch die Kriege des israelischen Volkes gerechtfertigt, da sie nicht nur im Auftrag sondern auch in Zustimmung von Gott stattfanden und Sünden bestraften. Laut der damaligen Auffassung war es lauter, wenn ein Christ mit Geduld und Güte bestrafte und physische Gewalt anwandte. Das Gebot der Nächstenliebe verpflichtete einen Christen sogar dazu, wenn er so einen Nächsten vor einem Angriff eines Übeltäters schützen konnte. Allerdings durfte dies nie als Privatperson passieren, sondern nur im staatlichen oder göttlichen Auftrag. Somit vereinte Aurelius Augustinus die altrömischen Eigenschaften eines gerechten Krieges mit christlichen Werten und verlieh Krieg somit eine Funktion innerhalb des göttlichen Heilsplanes.
Du möchtest mehr über Kriegsführung wissen? Dann schau doch mal bei Marcus Aurelius oder Cato dem Jüngeren vorbei!
Werke
De civitate Dei contra Paganos
Auf deutsch heißt dieses Buch "Vom Gottesstaat", wörtlich übersetzt "Von der Bürgerschaft Gottes und gegen die Heiden". In dem Zeitraum von 413 bis 426 verfassten Schrift „De civitate Dei“. Kontextuell gesehen geschah dies zum Zeitpunkt der Eroberung Roms durch die Westgoten, die den allgemeinen Glauben an das Römische Reich als göttliches Endreich zunichtemachte. Augustinus wollte den Glauben in das Christentum wiederherstellen und verfasste "De civitate dei contra paganos".

In seinem Werk greift Augustinus den Gedanken einer Welt der caritas bzw. cupiditas auf. In der civitas caelestis/dei ist die Welt Gott und dem Himmel zugeordnet, simplifiziert steht sie für das ‚Prinzip des Guten‘, nach dem der Mensch streben soll. Das andere Reich, die civitas terrena sei der irdischen Welt zugehörig, hier wirke auch das ‚Prinzip des Bösen‘, das den Menschen von Gott entfremdet. Als Bilder nutzte Augustinus den Gegensatz von Babylon und Jerusalem, hierbei setzte er Jerusalem der caritas gleich und Babylon mit der cupiditas. Der Mensch müsse sich aber entscheiden, denn er sei nicht eindeutig Jerusalem oder Babylon zuzuordnen. Laut Aurelius Augustinus leben alle unter dem gleichen ethischen Gesetz zwischen Gut und Böse und müssten sich entscheiden, ob sie ihre Handlungen unter Gottes Gebot der geistlichen Liebe oder aber unter das des Hochmuts und der Selbstvergötterung stellen.
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De trinitate
De Trinitate („Über die Dreieinigkeit“) ist das philosophische Hauptwerk des Augustinus und besteht aus 15 Büchern. Bekannt ist dieses Werk für die fast schon modern anmutende Weise, in der Augustinus das Bewusstsein und den Geist philosophiert. Gegenstand ist dabei die bewusstseinsphilosophische Rekonstruktion der Trinität. Einen Unterschied zwischen den einzelnen Personen der Dreieinigkeit, die er gleich ewig, gleich vollkommen und gleich allmächtig sieht, verneint Augustinus nicht. Die Personen betrachtet er vor allem als Relationen innerhalb des göttlichen Wesens.
Die Lehre des Ausgangs des Geistes aus Vater und Sohn hat erstmals er vorgetragen. Später führte diese Aussage zum Filioque-Streit zwischen den Religionsrichtungen. Erfahre hier mehr über Filioque!
Seine Lehre lieferte noch nach seinem Tod einen entscheidenden Beitrag, da Papst Leo der Große eine christologische Schlüsselaussage machte, die von Augustinus stammte: „zwei Naturen in einer Person“, Jesus Christus sei also Gott und Mensch zugleich.
De diversis Quaestionibus octoginta tribus
Übersetzt bedeutet dies "Dreiundachtzig verschiedene Fragen". Augustinus geht unter anderem auf die Frage ein, was denn eigentlich geliebt werden soll. Im Zuge seiner Antwort entschließt er sich zu der obengenannten caritas und cupiditas und fügt noch einmal eine neue Ebene hinzu: frui und uti. Diese beiden Begriffe stehen für zwei Verhaltensweisen, zwei Ausdrucksformen der Liebe.

Brauchst du eine Übersicht altrömischer Philosophen? Wir haben dir eine Zusammenfassung zusammengestellt.
Filme
Der Film "Ten Minutes Older: The Cello" ist eine Zusammenstellung von 15 Kurzfilmen bekannter Regisseure aus dem Jahr 2002 zum Thema Zeit. Regisseure sind unter Anderem Mike Figgis und Michael Radford. Die Filme bestehen aus zwei Teilen, „The Trumpet“ (Die Trompete) und „The Cello“ (Das Cello). Schon gewusst? Jedem Regisseur wurde als Vorgabe ein zehnminütiger Kurzfilm gezeigt und jeder der Regisseure bearbeitete diese Vorgabe auf die eigene Art und Weise mit unterschiedlichen Schauspielern, z.B. Daniel Craig.
Einer der Kurzfilme ("The enlightenment") basiert auf Schriften von Augustinus. Schau doch mal rein!
Literaturvorschläge
Du möchtest mehr über Augustinus von Hippo erfahren? Dann haben wir nachfolgend genau die richtigen Bücher fur dich!
- Confessiones Bekenntnisse, Augustinus von Hippo, Reclam-Verlag. ISBN: 9783150027929
- Augustin: Einführung in sein Denken, Kurt Flasch, Reclam-Verlag. ISBN: 9783150099629
- Zwischen Karthago, Rom und Hippo Regius: Augustinus in der nordafrikanischen und der europäischen Tradition. Claudia Gronemann und Anja Bettenworth, Römische Quartalsschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, 114 (3-4). S. 151-158. ISSN: 0035-7812