Barbra Streisand gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Sängerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Laufe ihrer Karriere hat sie unzählige Preise, darunter Grammys, Oscars und Emmys, eingesammelt. Sie ist zudem die einzige Künstlerin überhaupt, die in sechs aufeinanderfolgenden Jahrzehnten mit mindestens einem Album Platz eins der US-Charts belegte.
Ihr Aufstieg zum Weltstar und die unvergleichliche Dauer und Konstanz ihrer Karriere sind keineswegs ein Zufall. Tatsächlich ist Barbra Streisand eine herausragende Sängerin, eine begnadete Schauspielerin und geschickte Geschäftsfrau, die sich im Showbusiness bestens auskennt.
So ist es kaum verwunderlich, dass sie sich Mitte der 70er Jahre als Filmproduzentin und Schauspielerin einem Thema widmete, das so alt ist wie Hollywood selbst: der rasante Aufstieg und tiefe Fall von Superstars. Was in Streisands Version daraus geworden ist, wollen wir uns in diesem Artikel genauer anschauen und dabei natürlich auch näher auf ihren Gesang eingehen, durch den sie zu einer der erfolgreichsten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts geworden ist.
“A Star Is Born” – das rockige Remake von 1976
Dass Barbra Streisand in A Star Is Born die Hauptrolle spielen würde, war von Anfang an klar. Schließlich war sie auch als Produzentin an dem Projekt beteiligt und hatte es mit initiiert. Für ihren männlichen Gegenpart war zunächst kein geringerer als Elvis Presley vorgesehen.
Das Engagement scheiterte aber an dessen Manager, der Vertragsklauseln forderte, die den Film gewissermaßen zu einer Elvis-Solo-Show gemacht hätten. Dass eine berühmte Schauspielerin und Sängerin wie Barbra Streisand, sich nicht auf dieses Spielchen einließ, verwundert kaum.
Zudem wäre diese drastische Entscheidung auch gar nicht mit der Geschichte des Films vereinbar gewesen. Die männliche Hauptfigur dient in erster Linie als Katalysator für die Geschichte um die junge Frau. In den früheren Verfilmungen hat man kaum etwas über seine Vergangenheit oder seine Gefühle und Beweggründe erfahren.
Das Produktionsteam von 1976 wollte mit seinem Remake die Geschichte zwar modernisieren, aber auf einmal die männliche Hauptrolle ins alleinige Licht zu stellen, hätte dann doch einen ganz anderen Film ergeben. So wurde anstelle von Elvis Presley der Country-Sänger Kris Kristofferson engagiert.
Lass dich im Gesangsunterricht Stuttgart beim Singen Lernen begleiten.
Worum geht es in dem Film?
John Norman Howard (Kris Kristofferson) ist ein gefeierter Rockstar, der jedem Klischee entspricht: Ein Frauenheld, der, ohne Rücksicht auf mögliche Gefahren, auf der Bühne alles gibt und sich nach Konzerten mit Drogen und Alkohol betäubt. Infolgedessen lässt er sein Publikum auch mal Stunden lang auf sich warten und gibt dann doch keine professionelle, konzentrierte Leistung ab.
Nach einem dieser nicht sonderlich guten Konzerte begibt er sich in eine kleine Kneipe, in der gerade die junge Sängerin Esther Hoffman (Barbra Streisand) auf der Bühne steht. John Norman ist fasziniert von ihrem Gesang, aber auch ihrem selbstbewussten Auftreten neben der Bühne.
Obwohl sie seinen Flirt-Versuchen zunächst abweisend begegnet und sie sich auf Grund von Johns eigenwilligem Verhalten erstmal wieder aus den Augen verlieren, entwickelt sich nach einer erneuten zufälligen Begegnung ziemlich schnell eine Liebesbeziehung zwischen den beiden.
Er lädt sie außerdem als Gastsängerin zu einem seiner Konzerte ein, wo sie nach anfänglicher Ablehnung die Publikumsherzen doch noch für sich gewinnt. John Norman ermutigt Esther dazu, eine Solo-Karriere zu starten. Schnell wird sie zum neuen Superstar, während seine Karriere im Sand zu verlaufen droht.
Der einstige Rockstar kommt mit seinem Platz in der zweiten Reihe nicht klar. Sein Drogen- und Alkoholkonsum nimmt weiter zu und in der Ehe kommt es immer häufiger zu Konflikten. Gerade in dem Moment, in dem sich alles wieder etwas einzurenken scheint, verursacht er, am Steuer Bier trinkend, einen Autounfall, bei dem er ums Leben kommt.
Wer singen lernen will, ist im Gesangsunterricht Erlangen gut aufgehoben.
Unterschiede zu anderen Versionen von „A Star Is Born“
Bereits 1932 setzte sich der Regisseur George Cukor in What Price Hollywood? mit dem Glanz und Elend des Starseins auseinander. Fünf Jahre später erschien der erste Spielfilm mit dem Titel A Star Is Born, der die Geschichte einer aufstrebenden Hollywoodschauspielerin und des tiefen Falls ihres Entdeckers, Ehemannes und einstigen Superstars erzählt.
Zu einem Musikfilm wurde der Stoff zum ersten Mal 1954, als die Hauptfigur, dem Zeitgeist entsprechend, zu einer singenden Schauspielerin gemacht wurde. Obwohl der Film kein Kassenschlager war, genießt er absoluten Legendenstatus; nicht zuletzt auf Grund der herausragenden Leistung der unvergesslichen Judy Garland, die auf jeder Ebene zu überzeugen wusste.
Die Version mit Barbra Streisand folgte 1976. Hier wurde die Geschichte aus Hollywood in die Welt der Rockstars versetzt. Dieser Änderung folgt auch die neuste Verfilmung mit Lady Gaga und Bradley Cooper aus dem Jahr 2018, die sich ansonsten in den Schlüsselmomenten der Handlung eher an den Versionen von 1937 und 1954 orientiert.
Im Film mit Barbra Streisand wurde die ganze Handlung, Inszenierung und die Musik den zeitgenössischen Sehgewohnheiten und Erwartungen angepasst. Die Figuren wurden fassbarer gemacht, die Beziehung zwischen Esther und John durch viele Dialoge in den Mittelpunkt gerückt und den Charakteren einen psychologischen Hintergrund gegeben.
Gleichzeitig wurde dem Drehbuch etwas an Dramatik genommen. John Normans Alkohol- und Drogenproblem ist zwar offensichtlich, fügt sich aber so selbstverständlich in das Bild des Klischee-Rockstars ein, dass es doch etwas harmloser wirkt als in anderen Versionen von A Star Is Born.
Zwar kommt es zu einigen unangenehmen Momenten, wie zum Beispiel einem Texthänger bei einem großen Konzert oder dem peinlichen Auftritt bei der Grammy-Verleihung, so richtig thematisiert wird sein Suchtverhalten aber nicht und auch der Aufenthalt in der Entzugsklinik wurde aus der Geschichte gestrichen.
Der Fokus liegt viel mehr auf dem Umstand, dass seine Zeit als Superstar vorbei und jetzt Esther an der Reihe ist. Jedes Mal, wenn John Norman etwas Neues in Angriff nehmen will, wird er von Fans oder Journalist*innen als Ethers Sekretär benutzt. Mit einer dieser Journalistinnen lässt er sich sogar auf einen One-Night-Stand ein. Eine Szene, die in den anderen Versionen nicht denkbar wäre.
Der wohl auffälligste Eingriff in die Originalhandlung ist John Normans Unfalltod. In den anderen Versionen begeht er, in der Überzeugung damit die Karriere seiner Frau zu retten, Selbstmord.
Love, Drugs and Barbra Streisand – Die One-Woman-Show „A Star Is Born”
Barbra Streisand gehört zu den absoluten Ausnahmekünstlerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits im Alter von 21 Jahren veröffentlichte sie ein erstes Album, das sich wochenlang in den amerikanischen Charts hielt und mit einer goldenen Schallplatte sowie mehreren Grammy Awards ausgezeichnet wurde.
Zeitgleich trat sie regelmäßig im Fernsehen (unter anderem in der Judy Garland Show) und in Broadway Musicals auf. 1968 war Barbra Streisand in der Verfilmung des Musicals Funny Girl, in dem sie bereits auf der Broadway-Bühne geglänzt hatte, zum ersten Mal im Kino zu sehen. Bis heute ist sie als Sängerin, Schauspielerin aber auch Regisseurin und Produzentin höchst erfolgreich.
In einer Zeit der Umbrüche und Jugendrevolten entschloss sich Barbra Streisand 1976 der Esther Hoffman eine moderne, feministische Note zu verleihen. Sie tritt überaus selbstbewusst auf und vermeidet den berühmten letzten Satz der anderen Versionen, mit dem sich Esther Blodgett (Judy Garland) beziehungsweise Ally Campana (Lady Gaga) mit dem Namen ihres verstorbenen Ehemannes vorstellt, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Dabei übersieht sie leider, dass auch eine starke Frauenfigur eine verletzliche Seite haben und unter den Eskapaden ihres Mannes leiden darf. Obwohl die Figur des John Norman viel ausgearbeiteter ist als in anderen Versionen und Kris Kristofferson unzählige Angebote macht, kommt es nicht wirklich zu einem emotionalen Zusammenspiel zwischen den beiden. Streisand spielt ihre Rolle gerade durch; selbstsicher, entschieden und manchmal fast schon gefühlskalt.
Erst wenn sie anfängt zu singen, zeigt sie wirklich tiefe Gefühlsregungen. Am deutlichsten wird das, wenn sie macht, womit sie verdient zum Weltstar wurde: große emotionale Balladen singen. Der zentrale Song des Films, Evergreen, gehört nach wie vor zu ihren unumgänglichen Hits und wurde mit einem Oscar, einem Golden Globe und einem Grammy als bester Song des Jahres ausgezeichnet.
Geschrieben hat sie ihn gemeinsam mit dem Komponisten und Sänger Paul Williams. Weitere Stücke des Soundtracks stammen neben Streisand und Williams unter anderem von Kenny Ascher und Rupert Holmes.
Lerne singen mit Gesangsunterricht Lübeck.
Was macht Barbra Streisands Gesang so besonders?
Barbra Streisand gilt als eine der besten Vokalistinnen ihrer Zeit, singt sie unheimlich sauber, auch in schwierigen Passagen scheinbar mühelos. Ihr Name steht für eine warme, runde Stimme mit einem sehr klaren, nasalen Klang, deren Umfang mehr als drei Oktaven umfasst.
Eine ihrer großen Stärken ist das voluminöse Belting, das auch in höheren Lagen von der Bruststimme dominiert wird. Barbra Streisand ist eine große Meisterin des unhörbaren Übergangs zwischen den Stimmregistern. Sie singt mit einer Exaktheit, die ihresgleichen sucht. Egal, wie groß die Tonsprünge sind, wie laut oder leise sie singt, schleicht sie sich niemals in einen Ton rein. Sie trifft jede Note präzise und vom ersten Moment an mit messerscharfem Klang.
Anstelle von virtuosen, wilden Kapriolen setzt Barbra Streisand auf lange Phrasen, die sie durch eine lebhafte Dynamik ausschmückt. Ihr schnelles Vibrato und die feinen, gehauchten Töne im Wechsel mit dem kräftigen Belt setzt sie bewusst ein, um die Emotionalität eines Songs zu unterstreichen. Die Songtexte hebt sie durch einen leichten Off-beat und eine sehr klare Artikulation hervor. Durch eine gezielte Phrasierung steuert sie zudem die Gewichtung einzelner Worte.
Barbra Streisands Gesang kann als absolut makellos bezeichnet werden. Sie besticht durch einen fast schon unheimlich sauberen Popgesang ohne Ecken und Kanten, der ganz natürlich aus ihr herauszuströmen scheint. Meistens verzichtet sie auf Effekte wie Growls oder Breaks, obwohl sie durchaus schon gezeigt hat, dass sie diese beherrscht.
Neben ihren stimmlichen Fähigkeiten und der sensiblen Interpretation ist auch Barbra Streisands Bühnenpräsenz ist bestechend und mitreißend. Das gilt sowohl für Live-Auftritte als auch Filmaufnahmen. Das weiß sie selbst auch und gönnte sich deshalb in A Star Is Born ausgedehnte Konzertszenen, in denen sie ihr ganzes Können unter Beweis stellen kann.
Leider fehlt es dem Film selbst dadurch an Rhythmus. Am Ende ist eine Aneinanderreihung von Beziehungsszenen und Musiknummern herausgekommen, die das eigentliche Thema in den Hintergrund rückt. Barbra Streisands Gesangsszenen, in denen sie sich von Pop bis Rock in stimmlicher Bestform zeigt, überzeugen aber allemal.