Im gesamten arabischen Sprachraum ist Hocharabisch die offizielle Schriftsprache. Im Alltag dagegen werden in den einzelnen Ländern unterschiedliche Dialekte gesprochen, so auch in Algerien.
Während in dem Land in Nordafrika in den Bildungseinrichtungen, Ämtern und Medien sowie bei offiziellen Angelegenheiten Hocharabisch verwendet wird, sprechen die Menschen im Alltag algerisches Arabisch, ein Dialekt, der sich in vielerlei Hinsicht von der offiziellen Sprache unterscheidet.
Neben dem algerischen Arabisch werden in dem Land auch Berberdialekte gesprochen, aber die Mehrheit der Bevölkerung nutzt die arabische Umgangssprache.
In diesem Artikel stellen wir dir den algerischen Dialekt vor, zeigen dir die Unterschiede zum Hocharabisch und haben auch den ein oder anderen nützlichen Satz im Dialekt für dich.
Wo spricht man algerisches Arabisch?
Algerisches Arabisch, das im Dialekt übrigens ad-Dzīriyya genannt wird, sprechen die Menschen in Algerien, keine Überraschung. Außerhalb von Medien, Politik, Verwaltung und Schulen, wo Hocharabisch zur Verwendung kommt, findet man den Dialekt überall im Alltag.
Aber nicht nur die Algerien verwenden diese Sprachvariation, auch in kleinen Gebieten in Tunesien und Marokko wird der Dialekt verwendet. Und das hat einen Grund. Algerisches Arabisch gehört nämlich ebenso wie Marokkanisch und Tunesisch zur Gruppe der maghrebinischen Dialekte im Arabischen. Mit diesem Sammelbegriff, auch Westarabisch genannt, bezeichnet man die Varietäten des Arabischen, die im Maghreb gesprochen werden.
Das Marokkanische Arabisch gehört ebenfalls dazu.
Maghreb
Mit dem Begriff bezeichnet man Territorien in Nordafrika, genau genommen die Länder Tunesien, Algerien, Marokko und Westsahara. Manchmal werden auch Libyen und Mauretanien dazu gezählt. Diese haben nicht nur in Bezug auf ihre Geschichte und Geografie viele Gemeinsamkeiten, sondern auch sprachlich viele Ähnlichkeiten. Das Maghrebinisch-Arabische unterscheidet sich von anderen Sprachvarianten, beispielsweise den levantischen.
Als eigene Dialektgruppe sind die maghrebinischen Dialekte untereinander im Großteil verständlich und die Menschen aus den verschiedenen Ländern können sich problemlos untereinander verstehen.
In Algerien ist allerdings nicht nur Arabisch eine offizielle Amtssprache. Auch verschiedene Berbersprachen, allen voran Tamazight, gehören zu den offiziellen Amtssprachen des Landes.
Während etwa 70% der Bevölkerung den algerischen Dialekt Darja als Muttersprache verwenden, sprechen immerhin 30% Tamazight. Vor allem im Süden des Landes, wo vermehrt Tuareg leben, werden diese Sprachvariationen genutzt.

Im Westen Algeriens spricht eine kleine Minderheit Korandje, eine Sprache, die zur Gruppe der Songhai-Sprachen gehören, die um den Niger herum gesprochen werden. Und in der Region Kabylei, wo das Volk der Kabylen lebt, wird Kabylisch, eine besondere Form der Berbersprachen gesprochen.
Übrigens spielt auch Französisch in dem Land eine große Rolle, was auf die französische Kolonialzeit zurückgeht. Als Bildungs-, Handels- und Verkehrssprache wird Französisch in Algerien sehr viel genutzt und so gilt Algerien als das Land mit den meisten Französischsprechenden außerhalb Frankreichs. Trotzdem wird die Bedeutung von Französisch aus politischen Gründen nicht betont.
Das Ägyptische Arabisch gehört übrigens zu einer anderen Gruppe.
Wie hat sich der algerische Dialekt entwickelt?
Algerisch gehört zu den afroasiatischen Sprachen, die eine Sprachfamilie in Nord- und Ostafrika sowie Vorderasien beschreiben. Sie besteht aus sechs Zweigen:
Ägyptisch
Berberisch
Semitisch
Kuschitisch
Omotisch
Tschadisch
Als semitische Sprache hat sich Algerisch wie alle arabischen Sprachvarietäten aus den Altarabischen Sprachen entwickelt. Diese wurden im Altertum gesprochen wurden und sind die Grundlage für das noch heute verwendete Hocharabisch, die klassische Schriftsprache in arabischen Ländern.
Die Entwicklung der verschiedenen Sprachvarietäten geht auf die Ausbreitung des Islams im 7. und 8. Jahrhundert zurück. Im Rahmen zahlreicher Eroberungszüge kam es zur sogenannten Arabisierung in großen Gebieten. Nunmehr sprachen nicht nur die Bewohner der arabischen Halbinsel Arabisch, sondern auch in Teilen Nordafrikas, wie etwa Algerien fand die arabische Sprache ihren Einzug.

Auch das Tunesische Arabisch geht auf eine ähnliche Entwicklung zurück.
Im 7. Jahrhundert erreichten die Araber den Maghreb und eroberten 697 den Großteil des heutigen Algeriens. Im Zuge dessen wurde nicht nur die Bevölkerung islamisiert, sondern auch die Sprache übertragen.
Die Vielfalt der Dialekt erklärt sich durch unterschiedliche Einflüsse, die auf die einzelnen Variationen eingewirkt haben. Im Falle des Algerischen hatten beispielsweise zahlreiche Berbersprachen einen großen Einfluss auf die sprachliche Entwicklung.
Während der französischen Kolonialzeit, die 1830 mit der französischen Invasion begann und erst 1962 mit einem blutigen Unabhängigkeitskampf endete, erhielt auch die französische Sprache Einzug in das Land. Als Frankreichs älteste und größte Kolonie verwendet Algerien noch heute Französisch als Handels- und Bildungssprache.
Heute verzichten immer mehr offizielle Ämter auf die Verwendung des Französischen und zwar aus Protest gegen die ehemaligen Kolonialherren.
Im Libanesischen Arabisch findet man ebenfalls viele französische Wörter.
Die Besonderheiten des Algerischen
Das algerische Arabisch besteht, wenn man in ein Wörterbuch blickt, zum großen Teil aus arabischen Vokabular, auch wenn man einige Einflüsse aus dem Berberischen auch im Vokabular findet.
Wie alle Maghreb-Dialekte haben Berbersprachen und Latein die Lexik stark geprägt. Außerdem finden sich im alltäglichen Sprachgebrauch viele Lehnwörter aus dem Französischen wieder.
In der geschriebenen Sprache sowie in der Aussprache nutzen die Algerier, anders als im Hocharabischen, die übernommenen Buchstaben g, p und v. Einige weitere Besonderheiten in Bezug auf die Morphologie sorgen dafür, dass die maghrebinischen Sprachen von Sprechern anderer Varianten nur schwer zu verstehen sind.

Eine weitere Besonderheit, die das Algerische mit den maghrebinischen Dialekten teilt, bezieht sich auf die Bildung der 1. Person Singular und Plural des Imperfekts. Das Präfix n, mit dem diese Formen gebildet werden, ist spezifisch für die maghrebinischen Dialekte und unterscheidet sich von anderen arabischen Sprachvariationen.
Das Syrische Arabisch unterscheidet sich stark vom Algerischen.
Algerische Kultur - durch viele Einflüsse bestimmt
Wie wir bereits gesehen haben, ist die Sprache in Algerien von vielen Einflüssen bestimmt, aber auch die Kultur zeugt von der Vielfalt der Einflüsse. Neben der früheren Kolonialmacht spielen auch berberische und arabische Traditionen in der algerischen Kultur eine große Rolle.
In dem Land findet sich in jeder Region eine eigene Kultur, die sich teilweise stark voneinander unterscheiden. So feiern beispielsweise die zahlreichen Berberstämme, die in verschiedenen Regionen Algeriens leben, unterschiedliche traditionelle Feste und Brauchtümer.
Auch die Architektur in dem Land zeugt von den zahlreichen Einflüssen, die über die Jahrhundert hinweg die Bevölkerung geprägt haben. So finden sich in der Architektur Einflüsse von den Numiden, Berbern, Karthagern, Römern, Byzantinern sowie arabische, osmanische und französische Einflüsse.
Die Musik in dem Land ist ebenfalls von den unterschiedlichen Einflüssen geprägt. So finden sich arabisch-andalusische Klänge neben kabylischer Musik wieder.
Schließlich ist auch die algerische Küche ein Beweis für die unzähligen Einflüsse, die über die Jahrhunderte hinweg das Land geprägt haben, denn in der algerischen Küche vereinen sich arabische Klassiker mit berberischen Gerichten.
Eines der beliebtesten Gerichte der algerischen Küche ist Chakhchoukha, eine Art Eintopf, der klassisch aus Lammfleisch, Kichererbsen, Tomaten und Zwiebeln besteht. Abhängig von der Region variiert die Zubereitung auch mal.

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Zum Frühstück essen die Menschen in Algerien oft Shakshuka, ein Gericht mit Eier, die in einer würzigen Tomatensauce für kurze Zeit geschmort werden. Dazu isst man traditionell Fladenbrot. Als Beilage gibt es auch oft Merguez, eine typische algerische Wurst, die zu vielen verschiedenen Speisen gereicht wird.
Wer durch die Straßen von Algier schlendert, der wird an jeder Straßenecke Mhadjeb finden, aus Weizengrieß hergestellte, gefüllte Teigfladen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Das Rezept bietet unterschiedliche Füllungen an, sei es deftig mit Tomaten, Zwiebeln und Gewürzen oder süß mit Zucker oder Marmelade.
Wo wir schon bei süß sind: eines der beliebtesten Desserts in der algerischen Küche ist Basbousa. Dabei handelt es sich um einen Kuchen aus Weizengrieß, der nach der Zubereitung in Sirup getränkt wird, sodass er besonders süß und saftig schmeckt.
Lerne auch Golf-Arabisch kennen.
Algerische Wörter
Wenn du nicht gerade einen Kauderwelsch-Sprachführer mit dem passenden Know-How zur Hand hast, wenn du durch das Land reist, dann ist es hilfreich, einige grundlegende Vokabeln zu kennen. Diese können sich teilweise stark von den Wörtern im klassischen Hocharabisch unterscheiden.
Wir haben einige hilfreiche algerische Wörter mit ihren Übersetzungen für dich zusammengestellt:
| Algerisch | Deutsch |
|---|---|
| Min fadlik | bitte |
| Ena asifa | Entschuldigung |
| Sahha | ich bin einverstanden |
| Radou | es ist |
| Marhaban | Hallo |
| Ma as-salaama | Auf Wiedersehen |
| Aslama | Guten Tag |
| Msa-el-cher | Guten Abend |
| Sbāh el-chēr | Guten Morgen |
| Grēb | bald |
| Nishān | geradeaus |
| Drūk | jetzt |
| Smeh li | Verzeihung |
| Kāyen-sh | gibt es |
| Lāzemni | ich brauche |
Hier kannst du dir anschauen, wie sich das Ganze anhört:
Die Aussprache vieler Wörter unterscheidet sich stark von Hocharabisch.
Algerische Redewendungen
Neben einigen Wörtern aus dem Wörterbuch oder Kauderwelsch-Sprachführer gibt es noch einige Sätze, die bei einer Reise durch das Land sinnvoll sein können. Manchmal reicht es bei einer Reise schon, wenn du nur ein Wort in der lokalen Sprache sprechen kannst, damit dich die Menschen anders behandeln.
Hier kommen einige hilfreiche Sätze im Dialekt für deinen Algerien-Aufenthalt.
- Ahlan wa sahlan: herzlich Willkommen!
- Wāsh rāk: so kannst du nach dem Wohlbefinden fragen, denn der Satz heißt übersetzt einfach wie geht es dir?
- Achti aawen: wenn du nach Hilfe fragen möchtest, dann ist das mit diesem Ausdruck kinderleicht
- Kayfa ischa matar: so kannst du jemanden am Taxistand oder in der Stadt fragen, wie du zum Flughafen kommst.
- Tfaddal edjles: eine höfliche und einladende Aufforderung, sich doch bitte zu setzen.
- Nehdar ghēr shuyya ed-dzayriyya: falls es trotz Wörterbuch mi deinen Algerisch-Kenntnissen noch hapert, dann kannst du das so kundtun.
- Gūl li marra tāniya: so forderst du jemanden auf, etwas Gesagtes noch einmal zu wiederholen.
Wie in jedem arabischen Dialekt gibt es auch im Algerischen zahlreiche Redewendungen zu jeder Lebenslage. Wir haben einige für dich zusammengestellt:
- Aus der Hand eines Freundes ist ein Stein ein Apfel.
- Die Augen sind von keinerlei Nutzen für ein blindes Gehirn.
- Wer das Missverständnis sät, wird Reue ernten.
- Es gibt ein Übermaß an Vertrautheit an der Wurzel aller Feindseligkeit.
- Wer andere Gutes lehrt, ohne es zu machen, ist wie der Blinde, der eine Laterne trägt.
- Ein Freund ist jemand, der dein Glück und deinen Schmerz teilt.
Die Vielfalt der arabischen Dialekte zeigt sich auch in der Fülle der Redewendungen.









