An der Frage, ob Schach die nötigen Kriterien aufweisen kann, scheiden sich schon seit vielen Jahrzehnten die Geister. So uneinig wie sich dabei öffentliche Sportverbände sind, sind es häufig auch die Schachverbände und Schachspielerinnen und -spieler selbst. Gehen wir dieser Frage also einmal auf den Grund.

Die wichtigsten Fakten zum Schachsport 💡

  • Offizielle Anerkennung: Schach wird seit 1999 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Sport anerkannt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und Swiss Olympic teilen diese Ansicht.
  • Kriterien für Sport: Schach erfüllt viele sportliche Kriterien wie Zugänglichkeit, Leistungsprinzip, Regeln, Organisationsstruktur und Internationalität. Es gibt Schachweltmeisterschaften und eine Schacholympiade.
  • Leistungsprinzip: Schach misst die Leistung anhand der Elo-Zahl und der Genauigkeit der Spielzüge. Zeitmanagement und Feinmotorik spielen vor allem in Blitzpartien eine Rolle.
  • Körperliche Aspekte: Obwohl Schach primär mental herausfordernd ist, zeigen Studien körperliche Effekte wie erhöhte Herzfrequenz und Blutdruck. Besonders bei Turnieren kann es zu körperlicher Erschöpfung kommen.
  • Gegnerische Argumente: Kritiker weisen auf den Mangel an körperlicher Aktivität hin, die bei vielen anderen Sportarten zentral ist. Schach wird oft als Denksport betrachtet.

Und die führt schnell zur dahinterstehenden Frage - wodurch wird ein Sport zu einem Sport? Welche Eigenschaften muss eine Sportart aufweisen, um auch als solche gewertet zu werden?

Schauen wir uns im Folgenden also Argumente an, die für die Einschätzung von Schach als Sport sprechen, als auch solche, die dagegen sprechen.

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Und los geht's

Wie ist Sport definiert?

Der Duden definiert "Sport" wie folgt:

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Definition "Sport" laut Duden 🔍

1. a) nach bestimmten Regeln [im Wettkampf] aus Freude an Bewegung und Spiel, zur körperlichen Ertüchtigung ausgeübte körperliche Betätigung
b) Sport als Fachbereich, Unterrichtsfach o. Ä.
c) sportliches Geschehen in seiner Gesamtheit
d) Sportart
2. Liebhaberei, Betätigung zum Vergnügen, zum Zeitvertreib, Hobby"

Diese Definition hilft bei der Einordnung von Schach leider noch nicht eindeutig weiter. Der Deutsche Sportbund führt weiterhin einige Kriterien auf, die ein Sport vorweisen sollte:

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Definition "Sport" laut Sportbund 🔍

Zugänglichkeit für alle
Spielcharakter
Leistungsprinzip
Gebundenheit an Regeln
Wettkampfform
Organisationsstruktur
Internationalität
körperliche Betätigung

Welche Kriterien machen Schach zum Sport?

Welche der oben genannten Kriterien erfüllt der "Schachsport" also?

Fangen wir oben in der Liste an - die Zugänglichkeit für alle. Schach ist ein Brettspiel, das vor vielen, vielen Jahren in Indien seinen Ursprung hat und über Persien und Arabien Europa erreichte. Mittlerweile ist es auf der ganzen Welt bekannt und beliebt und es haben sich weitestgehend einheitliche Spielregeln durchgesetzt.

Viele Familien und Haushalte besitzen ein Schachspiel, nicht wenige Kinder erlernen das Spiel schon in frühen Jahren. Die Regeln sind in Büchern oder dem Internet nachzulesen. Auch durch die Notation, die internationale Sprache, ist Schach zugänglich - denn so kann die Partie in ihrer Niederschrift von jedem gelesen, verstanden und nachgespielt werden.

Schach ist das schnellste Spiel der Welt, weil man in jeder Sekunde Tausende von Gedanken ordnen muss.

Albert Einstein

Letztendlich kann jede und jeder einem Schachverein beitreten. Diese haben keine hohen Beitrittsanforderungen, es geht eher um die Suche nach einem passenden Verein am Wohnort. Die allgemeine Zugänglichkeit zum Schach ist also nicht abzusprechen - ebenso wie der Spielcharakter.

Immerhin gibt es bei einer Partie einen Gewinner und einen Verlierer, Sieg oder Niederlage haben keine ernsthafte Auswirkung und insbesondere Hobbyschachspieler und -spielerinnen spielen primär des Spiels und der Vergnügung wegen.

Das Leistungsprinzip und Regelbücher unterstreichen den Sportcharakter

Und wie sieht es mit dem Leistungsprinzip aus? Auch an dieses kann ein Haken gesetzt werden, nicht zuletzt dank der Elo-Zahlen, die sich mittlerweile weltweit durchgesetzt haben. Die Elo-Zahl eines Spielers oder einer Spielerin gibt Auskunft über sein Spielniveau. Umso höher die Zahl, umso gekonnter das Schachspiel.

Diese Zahl konnte sich letztendlich dadurch entwickeln, dass die Leistung im Schach klar messbar ist. Es gibt Schachuhren, die die Zeit messen, wie lange ein Spieler oder eine Spielerin für einen Zug benötigt und wie schnell der Gegner oder die Gegnerin in der Partie Matt gesetzt wird. Auch die Zahl der Züge sowie die Art der Züge werden akribisch festgehalten. All dies spricht für ein Leistungsprinzip im Schach.

Auch die folgenden vier Punkte lassen sich schnell und unkompliziert bewerten:

  • Gebundenheit an Regeln
  • Wettkampfform
  • Organisationsstruktur
  • Internationalität

Wie bereits erwähnt, haben sich in den vergangenen Jahrhunderten in Europa einheitliche Regeln etabliert. Die letzte große Änderung war die Bewegungsfreiheit der Dame, welche der Partie einen anderen, schnelleren Charakter verliehen hat. Die internationale Schachorganisation FIDE führt ein Regelbuch, das für alle internationalen Turniere und Wettbewerbe gültig ist.

Lerne mehr über die Geschichte des Schachspiels.

Womit drei weitere Fliegen geschlagen wären: Modernes Schach ist geprägt von Turnieren und Meisterschaften. Dazu gibt es eine Vielzahl lokaler, nationaler und internationaler Organisationen, die diese organisieren. Und viele, vor allem aber die bekanntesten Turniere wie die Schacholympiade oder die Schachweltmeisterschaft sind internationale Wettkämpfe.

Ist Schach ein reiner "Denksport?"

Es bleibt die Frage nach der körperlichen Betätigung. Diese ist es, die den größten Graben zwischen die Befürworter und die Gegenseite von Schach als Sport gräbt. Unumstritten ist Schach in erster Linie ein Denksport, bei dem es vor allem um die mentale Leistung der Schachspieler geht.

Aber: Schachspieler, die schonmal eine mehrstündige Partie gespielt haben, erinnern sich vielleicht noch an die körperliche Erschöpfung und Müdigkeit im Anschluss. Und so lange still sitzen bleiben will auch geübt werden, um ergänzendes körperliches Training sowie eine gesunde Ernährung kommen Schachspieler, die es ernst meinen, nicht herum. Viele große Schachspieler erbrachten auch in anderen Sportarten hervorragende Leistungen.

Auch Untersuchungen und Studien zeigen, dass eine Partie durchaus körperliche Auswirkungen hat. Darunter sind eine gesteigerte Atemfrequenz, höherer Blutdruck, eine höhere Herzleistung und Hautreaktionen. Auch große Gewichtsverluste sind gerade bei wichtigen Turnieren im Schach nicht selten.

Zudem ist das Schach längst kein reiner Denksport, bei dem jegliche motorische Fähigkeit abdingbar ist. Es ist gerade die Feinmotorik in den Fingern, die einen Unterschied machen kann - insbesondere, aber nicht nur im Blitzschach oder anderen Partien mit kurzer Bedenkzeit. Da die motorische Reaktion und das Umsetzen des Spielzugs unmittelbar nach der mentalen Entscheidung für einen Zug erfolgen muss, dürfen die Hände des Spielers hier keinen Fehler machen. An der Hand- und Fingerarbeit lässt sich schnell ein Amateur von einem Profi unterscheiden.

Schach ist kein Glücksspiel

Als weiteres Argument für die Einordung vom Schachspiel als Sport hört man oft das, dass Schachpartien eben nicht durch Glück oder Zufall entschieden werden, sondern durch individuelles Können. Dieser Unterschied ist wichtig, da Glücksspiele generell kein Sport sind und dem Leistungsprinzip widersprechen.

Außerdem wird oft der erzieherische Wert vom Schach angeführt. Kinder aber auch ältere Schachspieler lernen das Verlieren. Gleichzeitig bringt das Spiel Menschen verschiedener Altersgruppen oder gar Nationalitäten zusammen, was einen hohen gesellschaftlichen Wert hat.

@fianchero

Die goldenen Eröffnungsregeln für Schachspiele! Wenn ihr sie befolgt macht ihr alles richtig. #schach #chess #schachtok #chesstok #schachtipps #chesstips #chessbeginner #schachanfänger

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Nicht zuletzt lohnt es sich, sich mit den allgemeingültigen Auswirkungen von sportlicher Betätigung zu beschäftigen. So führt Sport grundsätzlich zu mehr Ausdauer und Belastbarkeit, zu einem besseren Selbstbewusstsein und zur ehrlichen Selbstkritik, zu Toleranz und Fairness.

Ohne Zweifel kann behaupten, dass auch Schach diese Effekte hat und Menschen auf positive Weise zur Weiterentwicklung und persönlichem Wachstum anregt.

Die Gegenseite: Was gegen Schach als Sport spricht

Wie bereits erwähnt, finden oben aufgeführte Argumente nicht bei allen Menschen Zuspruch - sei es innerhalb oder außerhalb der Schachreihen.

Körperliche Betätigung

Das größte Gegenargument ist das der körperlichen Aktivität. Nach wie vor wird Sport landläufig weitgehend mit dieser gleichgesetzt. Und, trotz oben genannter Aspekte, die die körperliche Seite vom Schach vermitteln - gleichzusetzen mit einem Jogginglauf oder einem Fußballspiel ist das Spiel der Könige mit Sicherheit nicht.

Schließlich birgt die körperliche Aktivität auch den Nährboden für die vielen positiven Effekte von sportlicher Betätigung: Ausdauer, gesteigerte Herz- und Lungenkapazität, definierte Muskeln, Kalorienverbrauch...

Zwei Männer spielen konzentriert Schach an einem Tisch draußen.

Besonders hoch sind diese bei Sport an der frischen Luft.

Hingegen wird Schach meist in verschlossenen Hallen gespielt, und wie stickig Luft wird, wenn viele Menschen dort geistige Höchstleistungen erbringen, kannst du dir vielleicht vorstellen. Auch sind Schachspieler geraten, ihre Sitzhaltung in den Fokus zu nehmen, um Rückenleiden zu vermeiden und überhaupt lange sitzen zu können - doch Teil des Spiels bzw. der Vorgaben oder gar ausschlaggebend ist diese selbstverständlich nicht.

Kritiker führen jedoch an, dass die körperliche Aktivität auch beim Motorsport, welcher gemeinhin als Sport akzeptiert wird, nicht wirklich gegeben ist. Recht haben sie.

Weitere Gegenargumente

Ebenso weisen Gegenstimmen des Schachsports den erzieherischen Wert als Argument von der Hand - nicht, weil dieser nicht vorhanden sei, sondern, weil er eben auch bei anderen Spielen vorhanden ist. Ja, du hast richtig gelesen: Bei anderen Spielen, die ebenfalls nicht als Sport definiert sind.

Offizielle Sichtweisen und Positionen

Es lässt sich stundenlang diskutieren und die Frage von allen Seiten beleuchten, doch am Ende entscheiden wie in vielen Bereichen offizielle Positionen über die relevanten Aspekte der Frage. Und diese fallen in Bezug auf den Schachsport für einige vielleicht überraschend aus.

So erkennt das Internationale Olympische Komitee (IOC), eine respektable Stimme in der Welt des Sports, Schach bereits seit 1999 als Sport an. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schließt sich dieser Position an, ebenso wie das Schweizer Nationale Olympische Komitee, Swiss Olympic.

Aber: An den Olympischen Spielen teilnehmen dürfen Schachsportler nach wie vor nicht. Dazu reicht die Positionierung des IOC bislang nicht, auch wenn der FIDE immer wieder versucht, dagegen anzugehen. Bislang muss sich die Schachwelt mit der eigenen Schacholympiade zufrieden geben.

Ein Schachbrett und ein Timer bei einem Schachtunier.
Der offizielle Tenor lautet: Schach ist ein Sport - mit Einschränkungen

Interessant ist auch, dass es 2013 und 2014 zwischenzeitlich zu einer Einstellung der Förderungen für den Deutschen Schachbund kam. Und zwar, weil der DOSB Sportarten ohne "eigenmotorische Aktivität" kurzerhand die Förderungswürdigkeit absprach. Das wurde aber nach viel Kritik und Gegenwind alsbald rückgängig gemacht.

Vielen Schachliebhabern klingen vielleicht noch die Worte von Willy Weyer, damaliger Präsident des Deutschen Sportbundes, nach, die er im Jahr 1977 zum Anlass des 100-jährigen Bestehens des Deutschen Schachbundes fand. In seiner Rede bekannte er sich mit ganzem Herzen dazu, Schach als Sport zu begreifen und fand Lobesworte auf die Integration des Deutschen Schachbundes in den Deutschen Sportbund.

Hier ein kleiner Auszug seiner Rede:

"Die Welt der modernen Kultur, Zivilisation und Technik prägte als die weitere Entwicklung des Schachspiels nicht weniger als die des Sports. Elemente der Bildung, der Kunst und der Wissenschaften führten beide dabei immer enger zusammen, so dass Schach - zumindest in der Form des Turnierschachs - heute unbestreitbar als Sport anzusehen ist.

Fast alle dem Sport zugeschriebenen Eigenschaften weist das Schachspiel ebenfalls auf und zeigt zusätzliche wichtige Merkmale für die Bildung der Persönlichkeit, die anderen Sportarten fehlen.

Schach erzieht zu folgerichtigem Denken, erhöht die Kombinationsfähigkeit, regt die schöpferische Phantasie an, hebt den Mut zum Risiko, fördert die Entschlusskraft, übt die kritische Einstellung zu sich selbst und anderen gegenüber, stärkt Geduld und Zuversicht. So kann der Schachspieler alle Eigenschaften eines guten Sportmanns erwerben und in der Anspannung alle intellektuellen und willensmäßigen Kräfte bewähren."

Hier kannst du die gesamte Rede des Präsidenten des Deutschen Sportbundes zum Schach nachlesen.

Was denkst du: Ist Schach ein Sport? 

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Lea

Ich liebe die Naturwissenschaften, meine große Leidenschaft ist das Meer. Das Schreiben und die Kreativität habe ich schon als Kind geliebt.