Bauernregeln sind kurze, oft gereimte Sprüche, die sich über Jahrhunderte aus Beobachtungen der Natur entwickelt haben. Sie geben Hinweise auf das Wetter, die Ernte oder das Bauernjahr – mal überraschend treffend, mal charmant überholt. Diese traditionellen Wetterregeln basieren auf Erfahrung statt Wissenschaft, doch oft steckt mehr Wahrheit in ihnen, als man denkt.
Meist geht es darin um Wettervorhersagen, Erntetipps oder Naturphänomene. Viele Reime lassen sich dabei grob in drei Gruppen einteilen: Bauernregeln nach Monaten, Regeln zu Feiertagen und allgemeine Wetterregeln. In diesem Artikel schauen wir uns bekannte Beispiele aus jeder Kategorie an – und was sie uns heute noch sagen können.
Kennst du übrigens schon den Unterschied zwischen Redewendung und Sprichwort?
Bauernregeln Monate – Weisheiten im Jahresverlauf
Wenn es um die Beobachtung der Natur geht, waren die Bauern schon immer echte Profis. Kein Wunder also, dass viele Bauernregeln an bestimmte Monate geknüpft sind. Diese Sprüche geben in oft gereimter Form Hinweise auf das Wetter und die Ernte im Laufe des Jahres. In diesem Abschnitt findest du eine Auswahl solcher Bauernregeln nach Monaten, jeweils mit einer kurzen Erklärung.
- Ist der Januar kalt und weiß, kommt der Frühling ohne Eis: Ein strenger Winter deutet oft einen milderen Frühling hin. Frühzeitige Kälte "räumt auf" und das Wetter wird stabiler.
- April, April, der macht, was er will: Der April ist bekannt für sein wechselhaftes Wetter. Sonne, Regen, Wind und Schnee – alles ist möglich.
- Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun' und Fass: Feuchtigkeit im Mai ist gut für das Wachstum. Der Boden bleibt feucht, Pflanzen gedeihen und die Ernte fällt reichlich aus.
- Wenn im Juni Nordwind weht, das Korn zur Ernte gut steht: Kalte Nordwinde im Juni schützen vor Hitze und Trockenheit. Das Getreide wächst gleichmäßiger und kräftiger.
- Fängt der Juli mit Tröpfeln an, wird man lange Regen ha'n: Beginnt der Juli regnerisch, hält das unbeständige Wetter oft lange an – ein Zeichen für einen feuchten Sommer.
- September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr: Ein goldener Herbst lässt auf einen milden Winter und ein gutes neues Bauernjahr hoffen.
- Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein: Ein zu milder Herbst kann trügen – oft folgt darauf ein harter Winter voller Frost.
- Wenn im November die Wasser steigen, dies nassen Sommer will anzeigen: Steigen im November die Flüsse durch viel Regen an, erwarten Bauern oft auch einen feuchten Sommer. Der Wasserkreislauf zeigt sich dann besonders aktiv und das Jahr bleibt insgesamt niederschlagsreich.
- Auf kalten Dezember mit tüchtigem Schnee folgt ein fruchtbar Jahr mit reichlich Klee: Ein schneereicher Dezember schützt den Boden und deutet auf gute Bedingungen fürs nächste Jahr hin – vor allem für Futterpflanzen wie Klee.
PS: Womöglich interessieren dich auch andere sprachliche Besonderheiten wie geflügelte Worte.

Bauernregeln zu Feiertagen
Viele alte Bauernregeln sind eng mit kirchlichen Feiertagen verbunden. Sie entstanden, als Menschen Wetter und Natur noch ohne moderne Hilfsmittel deuten mussten. Diese Regeln orientieren sich oft am Kirchenkalender und helfen bis heute, grobe Tendenzen im Jahresverlauf abzuschätzen. Ob Lichtmess, Siebenschläfer oder Mariä Himmelfahrt – jede Bauernregel bringt ihre ganz eigene Geschichte mit. Hier ein paar bekannte Beispiele mit Erklärung.
Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell
Lichtmess wird auch Mariä Reinigung genannt und wird am 2. Februar gefeiert. Die Bauernregel stammt aus einer Zeit, in der dieser Tag den Winterhalbjahreswechsel markierte. Stürmisches Wetter an diesem Tag galt als Zeichen, dass der Frühling früh kommt. Ein klarer, heller Tag hingegen ließ auf eine längere Kälteperiode schließen. Auch heute noch hält der ein oder andere an dieser alten Weisheit fest.
Regnet es am Siebenschläfertag, es sieben Wochen regnen mag
Der Siebenschläfertag fällt auf den 27. Juni. Entgegen dem Namen hat der Tag nichts mit den Tieren zu tun, sondern geht auf eine Legende von sieben schlafenden Christen zurück. Meteorologisch betrachtet ist um diese Zeit tatsächlich eine wichtige Wetterphase. Die Regel hält sich, weil stabile Hoch- oder Tiefdrucklagen sich oft bis Ende Juli ziehen – also gar nicht so abwegig!
Übrigens: Es gibt auch einige deutsche Sprichwörter, die sich mit Themen wie Bauern und Tieren beschäftigen!

Ist's zu Allerheiligen rein, tritt Altweibersommer ein
Diese Regel knüpft an die Hoffnung, dass bei klarem Wetter um Allerheiligen (1. November) noch einmal eine milde, sonnige Phase – der Altweibersommer – einkehrt. Obwohl das Klima sich gewandelt hat, glauben manche Landwirte noch heute daran, dass ein schöner Allerheiligen einen letzten Hauch von Wärme bringt.
Mariä Himmelfahrt klar Sonnenschein...
...bringt gern viel guten Wein. Mariä Himmelfahrt wird am 15. August gefeiert. Dann beginnt traditionell die Kräutersammelzeit. In den Weinanbaugebieten wird genau auf das Wetter geachtet – Sonne an Mariä Himmelfahrt gilt als gutes Zeichen für die Weinlese. Diese Bauernregel hält sich besonders in südlichen Regionen und ist für Winzer auch heute noch ein beliebter Stimmungsindikator.
Allgemeine Wetterregeln der Bauern
Schon lange bevor es Wetter-Apps und Satellitenbilder gab, haben die Menschen draußen in der Natur genau hingeschaut. Aus Erfahrung wurden Regeln abgeleitet, die oft erstaunlich zutreffend sind. Solche Bauernregeln über das Wetter liefern einfache Erklärungen für klimatische Zusammenhänge und helfen auch heute noch bei der Einschätzung, wie es um Pflanzen, Ernte oder kommende kalte Tage steht. Hier findest du einige Klassiker mit Herkunft, Bedeutung und moderner Einordnung.
Gibt's im März zu vielen Regen, bringt die Ernte wenig Segen
Diese Wetterregel stammt aus einer Zeit, in der der März als Vorbote des landwirtschaftlichen Jahres galt. Zu viel Regen kann den Boden zu feucht machen und das Pflanzenwachstum erschweren. Besonders für frühe Saaten ist das kritisch. Auch heute beobachten Landwirte im März genau die Wetterlage – denn was jetzt geschieht, beeinflusst oft die ganze Saison. Eine einfache Erklärung, die sich draußen auf dem Feld immer wieder bestätigt.

Fällt das Laub zeitig im Garten, ist schöner Herbst und gelinder Winter zu erwarten
Diese Bauernregel basiert auf der Beobachtung, dass frühes Laubfallen auf eine stabile Wetterlage im Herbst und einen milderen Winter hinweisen kann. Die Pflanzen reagieren auf Licht und Temperatur. Ein früher Blattabwurf kann also auf eine ausbalancierte Saison deuten. Auch wenn das nicht immer stimmt, wird diese Regel gern zur Wetterdeutung herangezogen.
Erfahre mehr über bekannte Redewendungen!
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist
Dieser Satz wird wohl eher mit Augenzwinkern verwendet, als dass es eine echte Vorhersage ist. Der Spruch spielt auf die unzuverlässige Natur vieler Wetterzeichen an. Das Krähen des Hahns hat keinen direkten meteorologischen Bezug – die Erklärung ist hier ironisch gemeint. Trotzdem: Viele Sprüche wie dieser zeigen, wie stark Natur und Humor im bäuerlichen Alltag verbunden waren.
Abendrot gut Wetter-Bot, Morgenrot schlecht Wetter droht
Diese Bauernregel zu guter Letzt hat tatsächlich einen meteorologische Kern. Rötlich gefärbte Himmelsphänomene entstehen durch Lichtstreuung an Staub- oder Feuchtigkeitspartikeln. Abendrot weist auf gutes Wetter hin, weil die Sonne trockenes Licht von Westen bringt. Morgenrot hingegen bedeutet oft, dass eine Wetterfront folgt, aus Osten oder Süden. Auch heute achten viele draußen auf dieses Naturzeichen – es ist simpel, schön und überraschend zuverlässig.