Die Violinistin Nicola Benedetti gehört zurzeit zu den gefragtesten Künstler*innen der klassischen Musik. Bereits in ihrer Kindheit und frühen Jugend trat sie mit bedeutenden Orchestern in den Konzertsälen Großbritanniens auf. Mit dem Gewinn des ersten Preises bei einem Wettbewerb für junge klassische Musiker*innen 2004 begann eine rasante internationale Karriere.
Nicola Benedetti ist die jüngste Künstlerin in unserer Reihe über bekannte Geiger*innen der Gegenwart. Und trotzdem ist ihr Lebenslauf bereits beachtlich: Konzerte mit renommierten Orchestern der ganzen Welt, eine abwechslungsreiche Diskografie und zahlreiche Preise, Ehrungen und Auszeichnungen. Einen großen Einfluss auf die gegenwärtige und zukünftige klassische Musik nimmt sie durch ihr Engagement für die musikalische Bildung.
In diesem Artikel erfährst du alles über Nicola Benedettis Werdegang, die bisherigen Höhepunkte ihrer Karriere sowie ihre Arbeit in der Förderung junger Musiker*innen.
Frühe Erfolge: die Kindheit und Jugend von Nicola Benedetti
Geboren wurde Nicola Benedetti 1987 in Schottland als Tochter einer Schottin und eines Italieners. Mit dem Geigenunterricht begann sie im Alter von fünf Jahren. Nur drei Jahre später wurde sie bereits Konzertmeisterin des National Childrens Orchestra von Großbritannien.
Ab 1997 besuchte das damals 10-jährige Nachwuchstalent die Yehudi Menuhin School in Südengland, an der Jahre zuvor auch die Stargeiger Nigel Kennedy und Daniel Hope lernten. Schon nach dem ersten Schuljahr trat sie beim Jahreskonzert Schule als Solistin auf.
Wenig später spielte sie zusammen mit ihrer Mitschülerin Alina Ibragimova das Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll, BWV 1043 von Johann Sebastian Bach bei der Eröffnungszeremonie der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNESCO in Paris. Geleitet wurde das Konzert von Yehudi Menuhin persönlich.
Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Benedetti zukünftig von dem großen Virtuosen Menuhin selbst unterrichtet werden sollte. Dieser verstarb jedoch kurz vor dem festgelegten Termin. Bei einem Gedenkkonzert zu seinen Ehren in der Westminster Abby spielten Benedetti und Ibragimova erneut das Bach-Konzert.
Ab 1999 folgten Konzerte, in Holyrood Palace mit dem National Youth Orchestra, in der Scottish Opera mit dem Royal Scottish National Orchestra und im St. Jame’s Palace mit den London Mozart Players. Im selben Zeitraum trat Nicola Benedetti unter anderem auch mit der City of London Sinfonia, dem Royal Philharmonic Orchestra, dem Scottish Chamber Orchestra und dem Royal Scottish National Orchestra auf.
Gerademal 15-jährig gewann sie 2002 den Britain’s Brilliant Prodigy Award des Fernsehsenders Carlton Television. Kurz darauf schloss sie die Schule ab und erhielt fortan Privatunterricht von den Violinisten Maciej Rakowski und Pavel Vernikov.
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Im Frühling 2003 wurde Nicola Benedetti eingeladen, als Solistin mit dem London Symphony Orchestra den Schwanensee von Pjotr Illjtsch Tschaikowki für den Animationsfilm Barbie of Swan Lake einzuspielen. Das Bonus-Feature der DVD Playing with Passion wurde von BBC Scotland für einen Dokumentarfilm über die junge Geigerin verwendet, der im März 2004 ausgestrahlt wurde.
Mittlerweile knapp 17-jährig gewann Nicola Benedetti im Mai 2004 den Nachwuchswettbewerb BBC Young Musician of the Year. Bei der großen Finalshow in der Usher Hall in Edinburgh spielte sie, begleitet vom BBC Scottish Symphony Orchestra, das Violinkonzert Nr. 1, op. 35 von Karol Szymanowski.
Der viel beachtete Auftritt und vor allem der Gewinn des ersten Preises verlieh dee junge Violinistin größere Bekanntheit. Nur wenig später unterzeichnete sie einen Plattenvertrag für sechs Alben bei der Deutschen Grammophon (Universal Group).
Das erste Album, das 2005 erschienen ist, enthält das Violinkonzert Nr. 1, op. 35 von Karol Szymanowski, Poème, op. 25 von Amédée-Ernest Chausson, Havanaise E-Dur op. 83 von Camille Saint-Saëns, das symphonisches Intermezzo Méditation aus der Oper Thaïs von Jules Massenet, die Bearbeitung eines Brahms-Liedes von Jascha Heifetz sowie das von John Tavener eigens für sie komponierte Fragment for the Virgin. Das Debütalbum belegte den ersten Platz der UK-Klassik-Charts.
Im Alter von nur 20 Jahren wurde Nicola Benedetti 2007 die Ehrendoktorwürde der Glasgow Caledonian University verliehen.
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Eine gefragte Violinistin: Nicola Benedetti macht international Karriere
Nicola Benedettis Repertoire besticht durch eine unglaubliche Bandbreite. Für ihr zweites Album spielte sie das Violinkonzert e-Moll, op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy ein. Sie spielt Werke von Bruch, Tschaikowski, Mozart, Schubert und immer wieder auch zeitgenössische Stücke, insbesondere von Tavener.
Sie studierte auch Jazz bei dem Trompeter Wynton Marsalis, mit dem sie eine enge Zusammenarbeit verbindet. Auf dem 2019 veröffentlichten Album Marsalis: Violin Concerto; Fiddle Dance Suite lässt sie Klassik und Jazz miteinander verschmelzen. Das Violin Concerto hatte Marsalis eigens für Benedetti komponiert.
Insbesondere setzt sie sich immer wieder intensiv mit der Musik und der Aufführungspraxis des Barock auseinander. 2011 veröffentlichte sie erstmals beim Plattenlabel Decca Records, bei dem sie bis heute als Exkulsivkünsterlin unter Vertrag ist. Auf dem Album Italia verband sie ihre italienischen und schottischen Wurzeln und spielte Werke mit dem Scottish Chamber Orchestra Werke von Antonio Vivaldi, Giuseppe Tartini und Francesco Maria Veracini ein.
Die Beschäftigung mit der Barock-Musik setzte Nicola Benedetti während der erzwungenen Konzertpause durch die Corona-Pandemie fort. In kürzester Zeit stellte sie ein Orchester aus erfahrenen und leidenschaftlichen Barock-Spezialist*innen zusammen; das Benedetti Baroque Orchestra. Gemeinsam veröffentlichten sie 2021 das viel gelobte Album Baroque, das neben Werken von Vivaldi das Concerto grosso in d-Moll, H143 nach Arcangelo Corellis Sonate La Folia von Francesco Geminiani enthält.
Wie viele ihrer Kolleg*innen hat sie sich zum Ziel gesetzt, die Klassik aus ihrer elitären Nische herauszuholen. Dabei geht sie aber einen anderen Weg als beispielsweise die Popstars der Geige Vanessa Mae und David Garrett oder der Walzerkönig André Rieu. Am zeitgenössischen Crossover kritisiert sie, dass er nicht als eigenständiges Genre funktioniert, sondern einfach nur bekannte Klassik-Stücke verpoppt werden.
Nicola Benedetti spielt klassische Musik, virtuos und differenziert. Vor allem bringt sie sie aber auch an Orte, an denen sie sonst nicht zu hören ist und führt so junge Menschen behutsam an die Klassik heran. Mehr dazu erfährst du weiter unter im Artikel.
Mit The Silver Violin (2012) wagte Nicola Benedetti einen Ausflug in die Filmmusik, für die sie bereits lange eine tiefe Leidenschaft hegte. Eröffnet wird das Album dem Thema aus Schindlers Liste von John Williams. Weitere Titel sind Por una cabeza (aus Duft der Frauen) von Carlos Gardel und Ladies in Lavender (aus Der Duft von Lavendel) von Nigel Hess, in dessen Original-Soundtrack Joshua Bell die Solo-Geige spielte. Daneben finden sich auch auf diesem Album klassische Stücke beispielsweise von Schostakowitsch und Mahler. Im Zentrum von The Silver Violin steht aber das Violin Concerto in D Major, Op. 35 von Erich Wolfgang Korngold.
Mittlerweile hat Nicola Benedetti mit den bedeutendsten klassischen Orchestern der Welt zusammengespielt: darunter das London Philharmonic Orchestra, die New York Philharmonic, das Mariinsky Orchester, das Leipziger Gewandhausorchester, das hr-Sinfonieorchester Frankfurt, die Tschechische Philharmonie, das Dänische Radio-Sinfonieorchester, die Los Angeles Philharmonic, die San Francisco Symphony und das Chicago Symphony Orchestra.
Sie tritt nicht nur als Solistin, sondern auch im Kammermusik-Duo und -Trio mit dem deutschen Cellisten Leonard Elschenbroich und dem russischen Pianist Alexei Grynyuk auf. Auch mit der Violinistin Alina Ibragimova, mit der sie seit der Schulzeit eine tiefe Freundschaft verbindet, spielt sie weiterhin regelmäßig Konzerte.
Weitreichende Bekanntheit erlangte Nicola Benedetti durch ihren Auftritt bei der Eröffnung der Commonwealth Games 2014; 40.000 Zuschauer waren im Celtic Park in Glasgow anwesend und weltweit wurde das Event von geschätzt einer Milliarde Fernsehzuschauer*innen, davon 9,4 Millionen in Großbritannien, verfolgt.
Ihre Klassik-Alben schaffen es regelmäßig auch in die Pop-Charts. Bei den BRIT Awards 2012 und 2013 wurde sie als “Best Female Artist” ausgezeichnet und 2020 erhielt sie einen Grammy für das Album Marsalis: Violin Concerto; Fiddle Dance Suite.
Benedetti beschreibt ihren Spielstil als instinktiv. Zu der technischen Virtuosität und einem guten Gefühl für musikalische Spannung kommt eine große Risikobereitschaft und Spontaneität. Tiefe Auseinandersetzung mit dem Werk, seinem Komponisten und der Epoche, in der es geschrieben wurde. Von Effekthascherei ist keine Spur zu hören. Benedetti scheint, voller Energie, mit den Werken zu verschmelzen.
Zur großen Beliebtheit trägt auch ihre Bühnenpräsenz bei. Trotz aller Hingabe an die Musik, scheint sie nie darin zu versinken. Die Anwesenheit des Publikums ist ihr ständig bewusst und es gelingt ihr durch die Musik mit ständig mit ihm zu kommunizieren.
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Die Violin-Virtuosin engagiert sich: Musikalische Bildung und Förderung junger Talente
Die musikalische Bildung sowie die Förderung junger Musiker*innen lag Nicola Benedetti schon lange am Herzen. 2019 gründete sie die Benedetti Foundation, die mit Musikhochschulen aber auch allgemeinbildenden Schulen und kommunalen Einrichtungen kooperiert.
Benedetti besucht Schulen, um Kindern und Jugendlichen die klassische Musik näher zu bringen, veranstaltet Workshops für alle Interessierten und Masterclasses für Fortgeschrittene. Auch auf Kanäle wie Instagram und YouTube ist sie sehr präsent, um Erfahrungen und Tipps zu teilen, sowie auch Kenntnisse auf der Violine zu vermitteln.
Nicola Benedetti wurde für ihre Bedeutung in der klassischen Musik vielfach ausgezeichnet und geehrt. Ihr wurden von vier Universitäten Ehrentitel verliehen, 2013 wurde sie Member des Order of the British Empire und 2019 erhielt sie den Verdienstorden Commander of the Order of the British Empire. 2017 wurde Nicola Bendetti für ihren Einfluss auf das musikalische Leben der Britischen Nation mit The Queen’s Medal for Music ausgezeichnet.
Wie wäre es mit Geigenunterricht Hannover?
Nicola Benedetti hat in ihren knapp 35 Lebensjahren bereits viel erreicht und ihre Leidenschaft und Erfahrung mit vielen Menschen geteilt. Wir hoffen, dass es noch langes so weitergeht.









