"Wenn du etwas langsam übst, vergisst du es langsam. Wenn du etwas schnell übst, vergisst du es schnell." Itzhak Perlman
Nicht nur beim Geige üben lässt sich Itzhak Perlman gerne Zeit. Zu keinem Moment hat er, wie andere bekannte Musiker*innen, ein Leben auf der Überholspur geführt. Er wählt seine Projekte stets mit Bedacht und spielt nur die Stücke, die ihn auch wirklich interessieren. Wenn er spricht, strahlt er eine unglaubliche Ruhe aus, die zum Zuhören, Aufsaugen und Verstehen einlädt.
Seine ruhige Art zeigt sich auch in seinem Geigenspiel bei Konzerten und auf Aufnahmen. Selbst in schnellen Kadenzen klingt es nicht hektisch und den technisch schier unspielbaren 24 Capricen von Niccolò Paganini verstand eine nie zuvor gehörte Musikalität abzugewinnen.
Bei alledem findet sich aber keine Spur von stierer Ernsthaftigkeit. Wenn Itzhak Perlman Geige spielt, kommen die Klänge direkt aus seinem Herzen. In der Musik, wie im Leben ganz allgemein, legt er viel Wert auf Authentizität und Aufrichtigkeit. Dazu gehört auch immer eine Prise Humor und Leichtigkeit. Noch mit über 75 Jahren besticht der Geiger mit dem verschmitzten Blick eines kleinen Jungen.
Itzhak Perlman gilt als einer der größten Violin-Virtuosen des 20. Jahrhunderts. Doch er ist viel mehr als das. Seine Tätigkeit als Orchesterleiter, seine Arbeit als Musikpädagoge und sein Engagement für Menschenrechte machen ihn zu einer überaus interessanten, vielschichtigen Persönlichkeit, die wir dir in diesem Artikel näher vorstellen wollen.
Die Anfänge eines Violin-Virtuosen: Itzhak Perlman in Israel und New York
Geboren wurde Itzhak Perlman 1945 in Israel. Bereits als Dreijähriger interessierte er sich für die Violine. Das Shulamith Konservatorium in Tel Aviv wollte ihn aber nicht als Schüler aufnehmen, da er noch zu klein war, um das Instrument richtig zu halten. Deshalb übte er erstmal selbstständig auf einer Spielzeuggeige.
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Im Alter von vier Jahren erkrankte Itzhak Perlman an Poliomyelitis, auch Polio oder Kinderlähmung genannt. In Folge der Krankheit ist er seither auf Gehhilfen angewiesen und spielt ausschließlich im Sitzen. Mit fünf Jahren konnte er schließlich mit dem Geigenunterricht am Konservatorium beginnen und vier Jahre später wechselte er an die Academy of Music in Jaffa (heute: Buchmann-Mehta School of Music).
Bereits zuvor hatte er Konzerte mit dem Ramat-Gan Orchestra in Tel Aviv und dem Broadcasting Orchestra in Jerusalem gegeben. Sein erstes Solo-Recital 1955 machte ihn zu einer der großen Hoffnungen der Klassik in Israel.
Als Itzhak Perlman 13 Jahre alt war, wurde er vom amerikanischen Entertainer Ed Sullivan entdeckt und zu seiner bei CBS ausgestrahlten Sendung eingeladen. Der junge Geiger überzeugte bei seinen beiden Auftritten in The Ed Sullivan Show mit dem letzten Satz aus dem Violinkonzert e-Moll, op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem Hummelflug von Nikolai Rimski-Korsakow und spielte sich in die Herzen der Zuschauer*innen.
Er entschied sich, in den USA zu bleiben und wurde an der Juilliard School New York aufgenommen, wo er von Ivan Galamian and Dorothy DeLay unterrichtet wurde. Bei Letzterer studierte Jahre später auch Nigel Kennedy, das Enfant terrible der Klassik. Neben dem Studium tourte Perlman mit Sullivan’s Caravan of Stars' durch Nordamerika.
Perlmans Debüt in der New Yorker Carnegie Hall mit dem Violinkonzert Nr. 1, op. 14 von Henri Wieniawski am 5. März 1963 blieb auf Grund des New Yorker Zeitungsstreiks von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt. Es lenkte jedoch die Aufmerksamkeit großer Violinisten wie Zino Francescatti, Isaac Stern und Yehudi Menuhin auf den Nachwuchs-Geiger, die ihn an den Konzertveranstalter und Musik-Manager Sol Hurok vermittelten.
Den Startschuss für die große Karriere in der Klassik fiel 1964 mit dem Gewinn des Leventritt-Gedenk-Preises in der Carnegie Hall. Darauf folgten die erste Studioaufnahmen mit David Garvey am Klavier, die jedoch erst knapp vierzig Jahre später veröffentlicht wurden.
Ab 1967 veröffentlichte Itzhak Perlman schließlich erste Alben, die von der Kritik mit viel Lob bedacht wurden. Darunter, gemeinsam mit dem Boston Symphony Orchestra, das 2. Violinkonzert in g-Moll, op. 63 von Sergej Prokofjew, das Violinkonzert in d-Moll, op. 47 von Jean Sibelius und das Violinkonzert a-Moll, op. 53 von Antonín Dvořák.
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Musik kennt keine Grenzen: Der Violinist und Orchesterleiter Itzhak Perlman
Seit der Auszeichnung in der Carnegie Hall war Itzhak Perlman fast ununterbrochen auf Tournee. Er spielte mit den führenden Orchestern und bedeutendsten Dirigenten in Nordamerika, Europa und Israel. Seine Liebe zur Kammermusik pflegte er insbesondere in Formationen mit Daniel Barenboim am Klavier, Pinchas Zukerman an der Violine und Jacqueline du Pré am Cello.
Im Laufe seiner Karriere wurde Itzhak Perlman immer wieder eingeladen bei geschichtsträchtigen Veranstaltungen zu spielen. So trat er 1986 mit den New York Philharmonics bei der Feier zum 100-jährigen Jubiläum der Freiheitsstatue auf, war an den ersten Auftritten des Israel Philharmonic Orchestra im damaligen Ostblock beteiligt, stand bei der Feier zum 150. Geburtstag von Tschaikowski in Leningrad auf der Bühne und spielte bei der Amtseinführung von Barack Obama.
Seit der Jahrtausendwende ist Itzhak Perlman vermehrt auch als Dirigent zu erleben. Er leitete unter anderem die Berliner Philharmoniker, die Londoner Philharmoniker, das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester, das Israel Philharmonic Orchestra und die Bostoner Symphoniker.
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Perlmans Repertoire ist vielseitig und beschränkt sich nicht auf die Klassik. Neben den Standardwerken für Violine von Beethoven, Mozart, Paganini oder Kreisler spielte er immer wieder auch Musik von zeitgenössischen Komponist*innen und unternimmt Ausflüge in andere Genres. Für ihn zählt einzig, dass ihn ein Stück fasziniert und er damit seine Zuhörerschaft berühren kann.
Gelungen ist ihm dies bei Millionen von Kinogängerinnen mit dem Soundtrack zum Film Schindlers Liste, komponiert von John Williams. Das oscarprämierte Hauptthema wurde seither von unzähligen Violinisten eingespielt; darunter beispielsweise Daniel Hope, Joshua Bell und Nicola Benedetti.
Auch Jazz-Fans kommen bei Itzhak Perlman auf ihre Kosten. In Zusammenarbeit mit dem Komponisten André Previn, der auch eng mit Anne-Sophie Mutter zusammenarbeitet, veröffentlichte er die Alben The Jazz Album und A Different Kind of Blues. Previn selbst ist auf beiden Alben sowie bei gemeinsamen Konzerten am Klavier zu hören. 1994 hat Perlman zudem mit dem Jazz-Pianisten Oscar Peterson ein Album aufgenommen.
Ein Jahr später spielte er mit In the Fiddler’s House ein Klezmer-Album ein, nachdem er bereits öfters mit Klezmer-Gruppen aufgetreten war.
Itzhak Perlman ist vor allem ein Mensch, der Musik für Menschen macht. Das zeigt sich nicht in seiner Stückwahl und seiner Art zu musizieren, sondern auch darin, wie er darum bemüht ist, die Klassik auch einem Publikum näher zu bringen, das sonst keinen Zugang dazu hätte. Bei ihm geschieht es jedoch nicht dadurch, dass er die seine Musik auf massentauglich trimmt, wie beispielsweise André Rieu, sondern insbesondere durch seine Auftritte in populären Fernsehsendungen, wie unter anderem der Sesamstraße und The Ed Sullivan Show.
Im Laufe seiner Karriere wurde Itzhak Perlman mit unzähligen Preisen ausgezeichnet. Für seine Aufnahmen und Konzerte erhielt er unter anderem 16 Grammy Awards, davon einen für sein Lebenswerk.
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Itzhak Perlman will gleiche Chancen für alle: Sozialpolitisches Engagement und Förderung junger Talente
Genauso leidenschaftlich wie er Geige spielt, teilt Itzhak Perlman seine Liebe zur Musik. Seit 1975 ist er Dozent für Violine am Brooklyn College und 2003 übernahm er die Nachfolge seiner eigenen Lehrerin, Dorothy DeLay, an der Juilliard School. Dort unterrichte er unter anderem den heutigen Popstar unter den Geigern, David Garrett.
Der Schwerpunkt in seinem Unterricht liegt darin, seine Student*innen beim Finden ihrer persönlichen musikalischen Ausdrucksweise zu unterstützen und begleiten. An der Lehrtätigkeit schätzt er vor allem, dass er dadurch selbst ständig etwas dazu lernt.
Itzhak Perlman verfolgt das Ideal, dass Lernen ohne Druck geschehen soll. Das in der Klassik so beliebte Bild von Wunderkindern, die ihre Jugend auf den Konzertbühnen verbringt er, lehnt er ab. Die Lebenserfahrungen, die man in jungen Jahren macht, seien für den weiteren Lebensweg wichtiger als früher Ruhm und jahrelange professionelle Bühnenerfahrung vor Erreichend es Erwachsenenalters. Die Geschichte der Pop-Violinistin Vanessa-Mae gibt ihn in diesem Punkt auf jeden Fall Recht.
Gemeinsam mit seiner Frau, Toby Perlman, rief er 1998 ein Sommerprogramm ins Leben, das sich um die Förderung junger Talente kümmert. Durch das Perlman Music Program wird Menschen ab 12 Jahren, unabhängig von ihrer finanziellen Situation eine musikalische Ausbildung ermöglicht.
Die Gleichbehandlung aller Menschen ist eines der zentralen Anliegen Itzhak Perlmans, für das er sich auf verschiedenen Ebenen einsetzt.
Auf Grund seiner eigenen körperlichen Einschränkung in Folge der Polio-Erkrankung liegen ihm die Rechte von Menschen mit Behinderung besonders am Herzen. Unermüdlich fordert dazu auf, sich auf das zu konzentrieren, was man kann und nicht auf das, was man nicht kann. Zudem schafft er ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Barrierefreiheit.
2016 sagte er kurzfristig ein Konzert in North-Carolina ab, nachdem dort das sogenannte HB2-Gestetz verabschiedet worden war, das LGBTIQ*-Menschen diskriminiert.
Für sein Engagement wurde Itzhak Perlman mit dem als jüdischer Nobelpreis bezeichnete Genesis-Preis und der amerikanischen Presidental Medal of Freedom ausgezeichnet.
Einen tieferen Einblick in Itzhak Perlmans Biographie und Schaffen kannst du in dem 2018 erschienen Dokumentarfilm Ein Leben für die Musik erhalten. Möchtest du Tipps zum Geige spielen oder Pesto-Sauce kochen erhalten, witzige Geschichten hören und stets über die Aktualität des Violinisten informiert sein, empfehle ich dir seinen Twitter-Kanal, auf dem regelmäßig auch Videos postet. Eine gute Gelegenheit dem Violin-Virtuosen nah zu sein und etwas von seiner Gelassenheit auch sich abfärben zu lassen.









