Der britische Geiger Nigel Kennedy ist als das „Enfant terrible der Klassik“ bekannt. Kein anderer klassischer Musiker hat intensiver und aufsehenerregender mit Ausflügen in andere Musikgenres, mit den Konventionen und Codes der sonst so starren Klassikwelt gespielt. Nigel Kennedy provoziert und fasziniert.

Der Violin-Virtuose fühlt sich am wohlsten, wenn er sich seine Freiheiten nehmen kann. Er ist ein großer Fan von Ludwig van Beethoven und Jimi Hendrix und hat neben Klassik auch Jazz-Violine studiert. Zu einer Einheit werden seine breitgefächerten Interessen durch seine gerne zur Schau gestellten Haltung in typischer Punk-Manier.

Auch mit über 60 trägt er noch einen Irokesenschnitt, wirbelt auf der Bühne herum, als wäre er Leadsänger einer Rock-Band, trinkt bei Interviews Champagner aus der Flasche und schockiert mit spitzigen Bemerkungen zu seine Kolleg*innen. Nicht einmal die Grand-Dame unter den Violinist*innen, Anne-Sophie Mutter, ist vor seinen Ausfälligkeiten sicher.

In diesem Artikel wollen wir dir den virtuosen Violin-Punk näher vorstellen. Wir entdecken seinen Werdegang, seine bedeutendsten Aufnahmen und Konzerte und versuchen herauszufinden, was wir von Nigel Kennedy über Musik, Genre-Konventionen und die Publikumsgunst lernen können.

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Und los geht's

Kindheit, Jugend und Ausbildung: In der Musik heiß gebadet und kalt geduscht

Wie viele andere berühmte Violinist*innen auch, begann der 1956 geborene Nigel Kennedy schon sehr früh mit dem Geige spielen. Sein Vater war Cellist, die Mutter Klavierlehrerin. Als kleiner Junge soll er unter dem Flügel sitzend seiner Mutter beim Unterrichten zugehört und davon geträumt haben, selbst bald spielen lernen zu dürfen. Sie entschied sich schließlich dafür, den Jungen ab seinem sechsten Lebensjahr in den Geigenunterricht zu schicken.

Obwohl Nigel Kennedy zu Beginn die Geige nicht besonders mochte, zeigte sich rasch seine besondere Begabung für das Instrument. Nach nur einem Jahr erhielt er ein Stipendium für die renommierte Yehudi-Menuhin-Schule in London. Genau wie der etwas jüngere Geiger Daniel Hope, wurde auch Kennedy an der Schule von dem vielleicht größten Violin-Virtuosen des letzten Jahrhunderts persönlich unterrichtet. Yehudi Menuhin war es auch, der Nigel Kennedy einen Zugang zur Geige zu vermitteln wusste, durch den er sie lieben lernte.

Im Alter von 16 Jahren zog Nigel Kennedy nach New York, um an der Juilliard School in der Klasse von Dorothy LeDay klassische Violine zu studieren.

Neben dem klassischen Geigenunterricht seiner Mutter, wurde Kennedy schon als kleines Kind von seinem Stiefvater mit den Alben des Pianisten Fats Waller an den Jazz herangeführt. Auch dieser Leidenschaft ging er während in seiner Studienzeit in New York nach und ließ sich von dem Jazz-Geiger Stéphane Grappelli in die jazztypische Improvisation einführen. Gemeinsam mit seinem Mentor trat er bereits 1974 in der New Yorker Carnegie Hall auf.

Sein klassisches Konzert-Debüt gab Nigel Kennedy 1977, begleitet vom Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Riccardo Muti, mit dem Violin Concerto e-Moll, Op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Royal Festival Hall in London.

Obwohl Menuhin und Grappelli eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit verband, wurde Kennedy von seinen Dozent*innen an der Juilliard School vor Auftritten mit dem Jazz-Violinisten gewarnt. Sie befürchteten, dass dies seine Karriere in der Klassik jäh beenden könnte. Kennedy ließ sich davon nicht beirren und folgte seiner Leidenschaft. Er sollte recht behalten.

Wer sind die bekanntesten Geiger der Gegenwart? Wir stellen sie dir alle vor. Finde hier unseren Artikel über Itzhak Perlman.

Der Rockstar der klassischen Musik: Vivaldi und Beethoven aber auch Hendrix und Davis

Mit dem Konzert-Debüt in London war die internationale Karriere von Nigel Kennedy lanciert. In den 1980er Jahren trat er regelmäßig mit den Berliner Philharmonikern auf und spielte auf weltweiten Tourneen mit den renommiertesten Orchestern und Dirigenten zusammen. 1984 unterzeichnete er einen Vertrag mit Major-Musiklabel EMI und veröffentlichte seine erste Studioaufnahme: das Violin Concerto b-Moll, Op. 61 von Edgar Elgar.

Fünf Jahre später veröffentlichte er sein bisher erfolgreichstes Album. Die Vierjahreszeiten von Antonio Vivaldi, eingespielt mit dem Englisch Chamber Orchestra, wurden zu dem meistverkauften Klassik-Album aller Zeiten, was mit einem Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde geehrt wurde. Allein im ersten Jahr nach der Veröffentlichung wurden mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft und die Platte hielt sich ganze 80 Wochen lang in den britischen Charts.

Zu verdanken war dieser enorme Erfolg einerseits natürlich Kennedys Geigenspiel, das zugleich dem alten Meisterwerk gerecht wird und mit einer Fülle an feinster moderner Spieltechniken überzeugen kann. Andererseits wurde zum ersten Mal in der Geschichte ein Klassik-Album auf die gleiche Art beworben, wie es bei Pop- und Rock-Platten üblich ist.

Kennedys Vier Jahreszeiten missfiel zwar so manch einem konservativen Kritiker, kam aber dafür beim restlichen Publikum umso besser an. Bedeutend ist auch, dass dadurch die klassische Musik bei Zuhörer*innen Anklang fand, die sich zuvor nicht dafür interessiert haben. So hat Kennedy bereits vor Vanessa Mae und David Garrett die klassische Musik populär gemacht.

In den folgenden Jahren veröffentlichte Kennedy neben einem Jazz-Album auch weiterhin Aufnahmen der großen klassischen Werke von Tschaikowsky, Bach und Ludwig van Beethoven. Den größten Erfolg unter diesen Veröffentlichungen hatte Kennedy plays Bach aus dem Jahr 2000. Bereits kurz zuvor wagte er endgültig den Schritt zum Crossover. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er in Anlehnung an The Hendrix Experience die Gruppe The Kennedy Experience gegründet.

Die Bandbesetzung auf dem 1999 erschienen Album The Kennedy Experience setze sich aus Sologeige, zwei Violoncelli, Kontrabass, Oboe, Flöte und zwei Gitarren zusammen und brachte Kennedys langjährige Auseinandersetzung mit der Musik von Jimi Hendrix zum Ausdruck. Die in klassischer Tradition angelegte Bearbeitung bewegt sich von lieblich klingenden Arrangements zu schreiendem, ausufernden Psychedelic Rock in Hendrix-Manier.

The Kennedy Experience blieb nicht Nigel Kennedys einziger Ausflug in den Crossover-Stil. Vielmehr machte er ihn zu einem seiner Markenzeichen, indem er ganz selbstverständlich die Bearbeitung von Jazz-Stücken und Rock-Songs in seine klassischen Konzerte einbaut, auch mal bei einem Beethoven Violinkonzert eine an Hendrix angelehnte Kadenz einfließen lässt und immer wieder mit Künstler*innen verschiedener Genres zusammenarbeitet.

Unter anderem zu nennen sind das 2000 aufgenommene Album Riders on the Storm: The Doors Concerto, das für Solovioline und Orchester bearbeitete Songs von The Doors enthält, seine Mitwirkung bei dem Song Baba O’Riley von The Who im selben Jahr, die Zusammenarbeit mit Kate Bush und Sarah Brightman sowie Auftritte mit der polnischen Klezmer-Band Kroke.

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Diese vielseitigen Beschäftigungen taten Kennedys Anerkennung in der Klassikszene keinen Abbruch. Wie einst sein Lehrmeister Menuhin wurde Nigel Kennedy 2002 zum künstlerischen Leiter des Polish Chamber Orchestra ernannt. Im Laufe seiner Karriere wurde Nigel Kennedy auch mit verschiedenen Auszeichnungen wie dem ECHO (4 ECHO Klassik und 1 ECHO Pop) und dem Produzentenpreis Rose d’Or geehrt.

Zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven komponierte Kennedy das Violinkonzert Für Ludwig Van, das er im Juli 2021 mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen uraufführte.

Der Punk auf der Klassik-Bühne: Grenzüberschreitung und Tabubruch

Nicht nur musikalisch, sondern auch mit seiner Haltung bricht Nigel Kennedy mit allen starren Konventionen der Klassik. Egal, ob seine eigenen Kompositionen oder Werke bekannter Komponisten aufgeführt werden, bei Konzerten funkt er den Dirigenten auch mal dazwischen und gibt dem Orchester auf offener Bühne seine eigenen Anweisungen.

Sein Kleidungsstil ist weit entfernt vom schicken schwarzen Anzug: vom Fußball-Shirt und alten Jeans über Shorts und Lederjacke bis hin zum Jogginganzug hat er auf der Bühne gefühlt bereits alles getragen. Hingegen ließ er schon mehrfach verlauten, niemals ein Konzert unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gespielt zu haben; denn das sei „Verrat am Publikum.“

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Die Punk-Attitude stellt Kennedy auch gerne in Interviews zur Schau. Neben einem Vokabular, das man eher von einem jungen Rotzlöffel als von einem alternden Violin-Virtuosen erwarten würde, provoziert er auch immer wieder mit abschätzigen, teilwiese auch beleidigenden Kommentaren über seine Kolleg*innen. Im September 2021 sagte er einen Auftritt in der Londoner Royal Albert Hall ab, nachdem ihm der veranstaltende Radiosender untersagt hatte die Hendrix-Hymne Little Wings zu spielen, da dies nicht zum erwarteten Publikum passe.

Die einzige Erwartung, die Kennedy zuverlässig erfüllt, ist die des Tabubruchs. Er überrascht, schockiert, ist dabei durchaus unterhaltsam und spielt nach wie vor virtuos die Geige. Damit vereint er wie kein Anderer zwei Erfolgsrezepte. Während viele große Violinist*innen, wie beispielsweise die junge Nicola Benedetti oder der vielseitige Joshua Bell, allein durch ihr Geigenspiel zu überzeugen wissen, machten sich andere Geiger*innen vor allem durch den Unterhaltungsfaktor einen Namen. So zum Beispiel Vanessa Mae oder der Walzerkönig André Rieu.

Die Grenzüberschreitung ist für Nigel Kennedy selbstverständlich. Er sieht sich als Musiker im allgemeinsten Sinne des Wortes. Auf ein Genre will er sich nicht festlegen lassen. Gewissermaßen lehnt er sich in seiner Art des Musizierens sowie seiner Haltung an seine Sichtweise auf Ludwig van Beethoven an, den er als einen raffinierten Rebellen, der aber auch zu feiern verstand, beschreibt.

Wer sich intensiver mit dem rebellischen Violin-Virtuosen auseinandersetzen möchte, wird viel Freude an seiner 2021 erschienene Autobiographie Uncensored! (dt.: Unzensiert!) haben.

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Chantal

Sprachen, Literatur, Theater und Musik sind meine große Leidenschaft und waren schon immer ein wichtiger Teil meines schulischen, beruflichen und privaten Werdeganges.