Die deutsche Hauptstadt ist nicht nur das politische Zentrum des Landes, sondern auch ein multikultureller Hotspot, in dem die Menschen für ihren derben Humor und ihre kesse Berlinische Sprechweise bekannt sind.
Berlinerisch ist weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Ausdrücke wie dit und det, ick und icke, wat, uff, janz jenau, haste een sind in vielen Teilen Deutschlands bekannt. Die liebevoll Berliner Schnauze genannte Mundart scheint also vor allem für die besondere Aussprache bekannt zu sein.
In Kombination mit dem derben, aber herzlichen Humor spricht man auch von der Schnauze mit Herz. Der Volksmund ist auch bekannt für die Verwendung vieler Spitznamen, die ebenfalls oft etwas ruppig sind. Dabei ist die Sprache eigentlich kein Dialekt in dem Sinne.
In diesem Artikel zeigen wir dir die Besonderheiten des Volksmunds in Berlin und klären auf, ob es sich um einen Jargon, einen Metrolekt oder eine Lebenseinstellung handelt.
Was ist Berlinerisch?
Wie der Name es schon hergibt, spricht man Berlinisch in der deutschen Hauptstadt. Aber nicht nur da ist es die vorherrschende Sprache, denn es ist gleichzeitig auch das zentrale Idiom in einem Regiolektgebiet, das über die Stadt hinaus bis nach Brandenburg reicht und sogar in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt verwendet wird.

Blickt man sprachwissenschaftlich auf die Sprache in Berlin, dann lässt sich festhalten, dass es sich eigentlich nicht um einen Dialekt in dem Sinne handelt. Berlinerisch liegt zwar im mitteldeutschen Dialektgebiet, gesprochen wird aber genau genommen ein Metrolekt.
Der bairische Dialekt ist ebenfalls von mehreren Einflüssen geprägt.
Metrolekt
Mit Metrolekt meint die Sprachwissenschaft eine Sprachvarietät, die in einer städtischen Metropolregion verwendet wird. Ähnlich wie beim Regiolekt meint man damit eine Umgangssprache, die stark von Zuwandererwellen beeinflusst wurde. Gekennzeichnet wird ein Metrolekt demnach durch eine Mischung vieler unterschiedlicher Mundarten.
Als Metrolekt hat das Berlinerische auch die Sprache in Brandenburg, dem nächstgelegen Bundesland beeinflusst. Das ursprünglich in Brandenburg gesprochene Niederdeutsch wurde dadurch sogar verdrängt.
Die Menschen berlinern also im Metrolekt, der von verschiedenen Sprachen unterschiedlicher Herkunft beeinflusst wurde. Zu diesen Sprachen gehören Mitteldeutsch, Niederdeutsch, Niederländisch, Jiddisch, aber auch Französisch und Polnisch. Dit is ne Menge!
Da dennoch auch viele Begriffe aus dem Hochdeutschen verwendet werden, gibt es keine konkrete Verschriftlichung der Schnauze, wie es in anderen Dialekten üblich ist.
Der Hamburger Dialekt besteht ebenfalls aus mehreren Sprachvarianten.
Die Besonderheiten des Berliner Dialekts
Berlinerisch ist nicht nur für den spezifischen Klang und die Verwendung von Wörtern wie icke, dat, wat oder janz bekannt, sondern hat auch eine besondere Grammatik und Syntax, die sich teilweise deutlich von der Hochsprache unterscheidet.
Interessant ist dabei, dass sich Grammatik und Syntax in Brandenburg teilweise noch deutlicher von der Hochsprache unterscheiden als in Berlin selbst.

Ob Berlinerisch oder Badisch, auch in einem Deutschkurs online kannst du verschiedene Dialekte kennenlernen.
Hier kommen fünf Besonderheiten des Berlinerischen:
- Vermischung von Adverbien und Adjektiven:
Adverbien und Adjektive werden getreu dem Motto Allet eene Suppe ohne Unterscheidung wechselweise gebraucht. Eine geschlossene Tür heißt dann ne zue Tür. - Berliner Er und Wir:
Während es früher meistens gegenüber Untergebenen genutzt wurde, wird im Berlinerischen oft die dritte Person Singular Er/Sie als normale Anrede verwendet. So heißt es dann Hattse denn die fümf Euro nich’n bisken kleena? (Hat sie denn die f+nf eure nicht ein bisschen kleiner?). So ist auch die Redewendung in der ersten Person Plural Wir noch geläufig, wie beispielsweise bei Da warn wa wohl’n bisken fix, wa? - Keine Unterscheidung von Akkusativ und Dativ:
In Berlin wird sowohl für mir als auch für mich einfach der Ausdruck mir verwendet. Weiterhin wird der Genitiv, wie auch im Rest von Deutschland, häufig durch eine Präpositionalkonstruktionen ersetzt. - J statt G:
Typisch Berlinerisch ist der Ersatz von g durch ein gesprochenes j, etwas, was auch Zugezogenen sofort auffällt. Anstatt egal heißt es dann ejal und gut wird klassisch zu jut. - Lange Vokale:
Aus vielen Diphthongen werden im Berlinischen Mophthonge, also lange Einzelvokale anstelle von Doppelvokalen. Aus au wird oo, aus ei wird ee wie bei meen statt mein. Wann dieser Ersatz vorkommt richtet sich übrigens nach dem mitteldeutschen Ursprung des Worts. Daran liegt es auch, dass eins zu eens wird und zwei zu zwee, aber drei auch im Berlinischen drei heißt, denn da heißt das Ursprungswort drî.
Auch im Schwäbischen Dialekt gibt es eine Menge Besonderheiten.
Von der Berlinale und der Currywurst
Mit der Berliner Schnauze wird nicht nur die Sprechweise der Berliner beschrieben, der Begriff meint auch die Lebenseinstellung der Hauptstädter. Direkt, manchmal ruppig, aber eigentlich herzlich gemeint! Der raue Humor und eine oft brutale Ehrlichkeit, wie man sie bei Kurt Krömer oder Heinrich Zille beobachten kann, sind typische Merkmale der Menschen in der Hauptstadt.
Neben den politischen Institutionen ist Berlin auch als international herausragendes Zentrum der Künste bekannt. Zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende zieht es in die Stadt, die durch die vielen Einflüsse nicht unbedingt für bestimmte Traditionen oder eine regionale Kultur bekannt ist.
Dafür gibt es aber unzählige Veranstaltungen aus Kunst, Kultur und Musik. So finden die als Berlinale bezeichneten Internationalen Filmfestspiel jährlich im Februar in Berlin statt. Die Berlinale gilt als die größte Publikumsveranstaltung der Welt.
Wie auch im Badischen Dialekt spiegelt die Mundart die Lebensart der Menschen wider.
Neben einem großen Kulturangebot ist Berlin aber auch für seine kulinarischen Angebote bekannt. Allen voran ist die Currywurst vielleicht DIE Speise Berlins. Neben dem Döner Kebab zählt die Currywurst zu den am häufigsten verkauften Imbissgerichten der Stadt.

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Serviert wird sie meistens neben einem Brötchen, oder Schrippe, wie der Berliner sagt, das man ganz wunderbar in die leckere Soße tunken kann. Auch Pommes werden oft dazu gereicht.
Übrigens wurde Anfang 2020 die Berliner Currywurst ohne Darm vom Deutschen Patentamt als Geografische Herkunftsangabe eingetragen, womit nur noch in Berlin hergestellte Würste also Berliner Currywurst bezeichnet werden dürfen.
Schau dir doch auch mal den Sächsischen Dialekt an.
Mit einem Weihnachtsgedicht Berliner Dialekt lernen
Wenn du dich für die Berlinische Sprechweise interessierst, dann gibt es viele Möglichkeiten, die Sprache kennenzulernen. Du kannst einfach durch Berlin laufen und mit den Menschen reden.
Oder du liest dir zur Einstimmung auf die zweite Hälfte des Jahres ein Weihnachtsgedicht auf Berlinisch durch. Davon gibt es einige und wir haben ein paar für euch herausgesucht. Aber Achtung: man sollte sie mit Humor lesen!
Weihnachten steht vor der Tür (unbekannter Verfasser)
Weihnacht will es wieder werden
hier herunten auf der Erden.
Und man sieht die Leute loofen,
weil se wild Jeschenke koofen.
Lachs und Kaviar und Sekt,
Jänse ooch, weil det jut schmeckt.
Appelsinen, Feinjemüse,
Nüsse, Feijen alle diese
Dinge sagen so die Leute,
braucht zum Weihnachtsfest man heute.
Ach, nu hätt ick bald vajessen,
ooch Schokolade will man fressen
und Fondant und Lebekuchen
soll man nich vajebens suchen.
Und es klingeln mit Frohlocken,
Ladenkass und Kirchejlocken,
und jeschwächt vom Einkaufsjagen
hört man dann die Leute sajen:
Nächstes Jahr zur Weihnachtsfeier
machen wir es schlicht nich teuer.
Um dann wieder, siehe oben,
vor dem Feste loszutoben!
Auch im Hessischen Dialekt gibt es Geschichten, die in der Mundart erzählt werden.

Wie spricht man eigentlich im Norden Deutschlands? In einem Deutschkurs Hamburg kannst du es herausfinden.
Et weihnachtet in Lichtenberch (PhanThomas)
Zu Lichtenberch in Ostberlin,
Selbst da kommt Weihnachten ma' hin,
Is' ooch dit meiste hier wie immer.
Die Parks, die Straßen, allet grau,
Doch leuchtet bunt der Plattenbau,
'N Lichterkranz in jedem Zimmer.
Trotz tausend Watt Besinnlichkeit,
Der Alltachswahnsinn is' nich' weit,
Ick muss et wohl nich' extra saajen.
Nu' lädt uns hier zwar keener inn,
Doch trotzdem kieken wa ma rinn,
'Nen kleenen Blick könn' wa ja waajen.
Auch dieses Gedicht hat noch einige Strophen mehr, die du dir online im www anschauen kannst.
Im Fränkischen Dialekt findet man ebenfalls viele Redewendungen und Geschichten.
Berliner Wörter
Es gibt zahlreiche Berliner Wörter, die man auch weit über die Stadt hinaus kennt. Wenn etwas JWD ist, dann weiß jeder, dass damit janz weit draußen gemeint ist.
Wir haben einige bekannte und weniger bekannte Berliner Wörter und Begriffe zusammengestellt:
Berlinerisch | Standarddeutsch |
---|---|
Abjebroch’n | klein |
Blondet | frisch gezapftes Bier |
Daffke | Spaß |
Etepetete | Zimperlich |
Ische | Lebensabschnittsgefährtin |
Jehn | gehen |
Keule | kleiner Bruder |
Koddrige Schnauze | loses Mundwerk |
Löten | trinken |
Mecke | unordentliche Haare |
Moppelkotze | matschiges Essen |
Omme | Kopf |
Penunse | Geld |
Rammdösich | dumm |
Schwelle | Schwester |
Online im www findest du das ein oder andere Wörterbuch für Berlinisch-Deutsch, bei dem dann auch immer die Bedeutung eines Begriffs in Deutsch notiert ist.
Auch der Pfälzische Dialekt kennt viele eigene Begriffe.
Lustige Berliner Witze
Ick lach mir’n Ast! Denn der Berliner hat Humor, wenn auch einen derben. Die Hauptstädter selbst würden vermutlich von sich sagen, sie hätten den besten Humor der Welt.
Wir haben einige Witze für dich zusammengestellt, die alle in der Mundart erzählt werden:
- Das Haar in der Suppe: „Een Haar in der Suppe is relativ viel, een Haar uff ’n Kopp is relativ wenig.“
- Der Verlobte stottert: „Dein Valobter stottert ja“, sacht die Mutter janz entsetzt zu ihra Tochta. „Dit macht nüscht. Wenn wa vaheiratet sind, hatta sowieso nüscht mehr zu sagen.“
- Das Blumenbeet gießen: Sacht ein Mann zu seiner Frau: „Ach Erna jieß doch mal draußen dit Blumenbeet.“ „Aber Heinrich es regnet doch.“ „Ejal, denn nimm’nen Schirm mit."
- Der Strohut: Fragt Sonja ihren Bruder: „Steht mir der Strohhut jut?" „Ausjezeichnet. Wie aus´n Kopp jewachsen!“
- Die Kneipentour: „Ick muss mir scheiden lassen, meine Frau treibt sich zu ville inne Kneipen rum.“ „Trinkt se?“ „Nee, se sucht mir.“
- Alles geht vorüber: Auf ‚m Kloo sitzt eener und singt „Et jeht allet vorüba, et jeht allet vorbei.“ Brüllt einer von draußen „Denn setz dir doch jefällichst richtig druff!“
- Der Garderobenhaken: Im Hörsaal in der Humboldt-Universität sind zwee Jarderobenhaken anjebracht worden. Darüber ’n Schild „Nur füa Dozenten!“ Am nächsten Tach klebt n Zettel drunter „Aber ooch füa Mäntel jeeijnet!“
- Der Stammgast: Ein nicht jerade jern jesehener Stammgast bestellt in einer Kneipe: „Also heute hätt ick jern ma wat, wat ick noch nie hatte.“ Sagt der Wirt „Da würd ick dir Hirn empfehln.“
Hier kannst du übrigens hören, wie die Berlinische Sprechweise klingt:
Berlinisch hat noch viele weitere Witze und typische Redewendungen, die die Menschen beim Berlinern verwenden. Das zeigt auch die Vielfalt der Dialekte in Deutschland.