In der deutschen Sprachlandschaft finden sich zahlreiche Sprachvarianten. Eine dieser Varianten sprechen etwa 1 Millionen Menschen, die Rede ist von Pfälzisch. Ajoo!
Wer in der Pfalz zu Besuch ist, der wird sicher feststellen, dass es nicht immer einfach ist, die Menschen vor Ort zu verstehen. Diese Verständigungsschwierigkeiten gehen nicht nur auf die besondere Aussprache zurück, sondern auch auf den Gebrauch spezifischer Wörter und einer eignen Grammatik, kurz: das Pfälzische hat viele Besonderheiten.
Und wenn wir es genau nehmen, dann handelt es sich eigentlich um verschiedenen Sprachvarianten in einer Region, die sich jedoch von Ort zu Ort unterscheiden können und einige lokalen Unterschiede aufweisen.
In diesem Artikel stellen wir dir unterschiedliche pfälzische Formen vor, zeigen dir einige sprachliche Besonderheiten und haben auch die ein oder andere lustige Redewendung für dich vorbereitet.
Wo spricht man Pfälzisch?
Wie es der Name schon verrät wird Pfälzisch in der Pfalz gesprochen, aber was genau zählt alles zum Sprachgebiet?
Wenn wir von der Pfalz sprechen, dann meinen wir damit eine Region im Süden des Landes Rheinland-Pfalz in Südwestdeutschland. In diese Region gehören Orte wie Kaiserslautern, Ludwigshafen, Speyer, Worms und Landau.
Auch der bairische Dialekt ist weit verbreitet.
Dabei reicht der Sprachraum allerdings deutlich über die Grenze von Rheinland-Pfalz. Im Saarland wird die Mundart beispielsweise im Saarpfalz-Kreis und einigen anderen Gebieten verwendet.

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Auch in der Region Kurpfalz in Baden-Württemberg und in Teilen des Hunsrücks, an der Bergstraße in Hessen sowie in Rheinhessen gibt es viele Orte, in denen die Mundart genutzt wird. Neben Rheinland-Pfalz sind also das Saarland, Baden-Württemberg und Hessen weitere Bundesländer, in denen die Sprache verwendet wird.
In der Pfalz werden südöstlich der sogenannten Appel-Apfel-Linie südfränkische Sprachvarianten genutzt. Die Übergänge zwischen den Mundarten sind fließend und die Unterschiede lassen sich von Außenstehenden oft nicht erkennen.
Es gibt übrigens noch einen anderen, weit entfernten Ort, an dem die Pfälzische Mundart gesprochen wird: die Rede ist von Pennsylvania, Ohio, Indiana in den USA und Ontario in Kanada, Während der Massenauswanderung der Pfälzer im Jahr 1709 wanderten zahlreiche Pfälzer in diese Länder und sprachen über viele Generationen ihre Mundart. Heute findet man noch Mennoniten und Amische, die Deitsch sprechen, eine dem Pfälzischen sehr ähnliche Variante.
Der Hamburger Dialekt ist nicht ganz so weit verbreitet.
Welche Sprachvarianten werden gesprochen?
Wie bereits erwähnt ist Pfälzisch eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Dialekten und besteht genau genommen aus zwei verschiedenen Sprachvarianten:
Westpfälzisch
Vorderpfälzisch
Kurpfälzisch
Das Vorderpfälzische und Kurpfälzische wird oft unter dem Begriff Ostpfälzisch zusammengefasst.
Damit gehört die Sprache zu den rheinfränkischen Mundarten innerhalb der westmitteldeutschen Kategorie, zusammen mit dem Hessischen. Das macht Pfälzisch zum Mitteldeutschen.
Der Schwäbische Dialekt gehört dagegen zum Oberdeutschen.
Westpfälzisch wird in großen Teilen von Rheinland-Pfalz sowie im Saarland gesprochen, während Vorderpfälzisch vorwiegend in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg vorgefunden wird.

Eingegrenzt wird die Sprachvariante von den verschiedenen Isoglossen, also von Grenzen zweier Ausprägungen eines sprachlichen Merkmals. Im Süden grenzt das Lothringische an die Variante, wobei sich das anhand der Hus-Haus-Linie erkennen lässt.
Das Moselfränkische findet sich im Westen der Variante und kündigt sich mit der dat-das-Linie an. Im Norden verläuft die fesch-fest-Linie zur Abgrenzung vom Hessischen und im Osten grenzt die Variante an das Süd- beziehungsweise Ostfränkische, was durch die Abbel-Apfel-Linie und die Pund-Pfund-Linie zu erkennen ist.
Der badische Dialekt besteht übrigens ebenso aus verschiedenen Varianten.
Die Besonderheiten des Pfälzischen
In der Sprachlandschaft Deutschlands gibt es viele verschiedene Sprachvarianten, die alle spezifische Besonderheiten in Bezug auf Grammatik, Satzbau und Aussprache haben, so auch beim Pfälzischen.
Wie alle mitteldeutschen Dialekte fand auch hier die hochdeutsche Lautverschiebung nicht vollkommen statt. Das zeigt sich vor Allem in den p-Lauten und so nenn sich die Menschen in der Region selber Pälzer. Ein gutes Beispiel dafür ist der bekannte Satz:: In de Palz geht de Parrer mit de Peif in die Kerch. Dies ist so charakteristisch für die Region, dass es in Form der Appel-Apfel-Linie sogar als Isoglosse dient.
Generell lässt sich in der Sprachvariante eine Konsonantenschwächung feststellen, nach der t häufig als d ausgesprochen wird. Beispiele dafür sind Diir für Tür oder rischdisch für richtig. Auch das b zwischen zwei Vokalen verändert sich, so dass aus sieben dann siwwe wird oder aus Kolben Kolwe.
Auch die Aussprache im sächsischen Dialekt ist sehr besonders.
Auch der Buchstabe d wird besonders behandelt und wir teilweise ganze ausgelassen, wie beispielsweise bei unner anstelle on unter.
Und aus sk wird schg, aus sp wird schb und aus st wird schd. Beispiele dafür sind Weschb (Wespe), Feschd (Fest) oder Muschgel (Muskel).
Außerdem wird das Diphthong ei als ää und ausgesprochen. So wird aus Seife die Sääf, aus Kleid wird das Klääd und aus Stein wird Schdää. Das mitteldeutsche kurze u vor Nasalen, das im Hochdeutsch kaum vorkommt, wird in dieser Sprachvariante verwendet, beispielsweise bei Sunn statt Sonne.
Dagegen entfällt das lange a, das es im Hochdeutschen gibt und wird durch ein dumpfes o ersetzt: Haare werden so zu Hoor. Weiterhin wird das mitteldeutsche ö und ü zu einem e oder i, wie bei Schlissel (Schlüssel) oder kenne (können).

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Es gibt aber nicht nur zahlreiche Besonderheiten in der Aussprache von Vokalen und Konsonanten, sondern auch in Bezug auf die Grammatik.
Charakteristische für die pfälzische Grammatik ist die starke Reduktion des Nominal- und Verbalsystems aus. Anders als das Hochdeutsche kennt die Sprachvariante nur vier Zeiten: Präsens, Perfekt und Plusquamperfekt und die zusammengesetzte Zukunft.
Verschwunden ist das Präteritum bis auf wenige Restformen bei den Hilfsverben. Ersetzt wird es durch das Perfekt. Und auch bei der Zukunft wird gespart. So gibt es nur einige wenige zusammengesetzte Zukunftsformen mit werre (werden) und stattdessen wird das Futur meistens durch Präsens mit entsprechendem Kontext ausgedrückt.
Auch in der Konjugation gibt es einige Besonderheiten: alle drei Pluralformen sind gleich, nicht nur die erste und dritte Person wie im Hochdeutschen. Das Beispiel haben verdeutlich das, denn es heißt wir hann, ihr hann, sie hann.
Relativpronomina wie der (welcher), die (welche) oder das (welches) werden grundsätzlich durch wo ersetzt: Kennscht du den, wu do vorne laaft? heißt eigentlich Kennst du den, der da vorne läuft?
Auch der Hessische Dialekt hat viele Besonderheiten.
Zum Wohl. Die Pfalz - von Weinschorle und UNESCO Welterbe
Die Pfälzer sind ein geselliges Völkchen und sitzen gerne gemütlich bei gutem Essen und einem Glas Wein oder Bier zusammen. Und die Gegend ist mit dem zweitgrößten deutschen Weinanbaugebiet als Weinregion bekannt.
Besonders beliebt und gut verkauft sind die Rebsorten Riesling und Müller-Thurgau. Bei zahlreichen Weinfesten und Weinwanderungen, die in der Region stattfinden, kann man die Weinkultur erleben. Klassischerweise wird eine Weinschorle im Dubbeglas ausgeschenkt, einem 0,5 Liter Glas mit runden Vertiefungen.
Gerne gegessen werden dazu Dampfnudeln, traditionell salzige knusprige Hefeklöße, die entweder mit Woisooß, also Weinsoße, zur Grumbeersupp, also zur Kartoffelsuppe oder mit Vanillesooß gegessen werden.
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Ein weiterer Klassiker der Pfälzer Küche ist der Saumache, also der Saumagen. Des Altkanzlers Helmut Kohls Leibgericht! Es handelt sich um Schweinefleisch in einer Brühwurst, was zu Kartoffeln und Sauerkraut gereicht wird.
Aber auch abseits von Wein und Essen gibt es in der Pfalz viel zu entdecken. So finden sich mit dem Speyrer Dom, den Queichwiesen, der Hüttenkultur im Pfälzerwald und den SchUM-Städten gleich vier UNESCO Weltererbe-Stätten in der Region.
Bei den SchUM-Städten handelt es sich um drei der größten und einflussreichsten jüdischen Gemeinden im deutschen Raum. Der Name leitet sich von der hebräischen Übersetzung der drei Städte Speyer (Schpira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza) ab.
Auch im Fränkischen Dialekt spielt die regionale Kultur eine große Rolle.
Pfälzische Wörter
Es gibt einen unglaublich großen Wortschatz, der vermutlich nur die Pfälzer verstehen. Er wurde im Pfälzischen Wörterbuch festgehalten und darin finden sich Begriffe wie Schlabbeflicker für Schuster oder Babbelwasser für Alkohol.
Viele dieser Wörter sind tatsächlich Lehnwörter aus dem Französischen, so heißt es beispielsweise Lawor für Waschschüssel oder Bottschamber für den Nachttopf.
Wir zeigen euch einige lustige und besondere pfälzische Wörter. Alladann!
Pfälzisch | Standarddeutsch |
---|---|
Aarisch | sehr |
Affezibbel | Besserwisser |
Bogebrunser | Angeber |
Borzele | fallen |
Dilldabbe | Dummkopf |
Driwwe | drüben |
Grumbeere | Kartoffel |
Huddele | ungenau arbeiten |
Lawerdasch | sehr gesprächiger Mensch |
Mig | Fliege |
Noidabbe | hineintreten |
Schnääges | Süßigkeiten |
Sellemols | damals |
Wommbs | Jacke |
Zooraffel | Zahnlücke |
Die Wörter unterscheiden sich, je nachdem ob es sich um Westpfälzisch, Kurpfälzisch oder Vorderpfälzisch handelt. Es gibt auch viel Mundartliteratur in den einzelnen Varianten.
In diesem Video kannst du dir ansehen, wie das Ganze klingt. Allahopp!
Auch im Berliner Dialekt gibt es viele spezifische Wörter.
Bekannte pfälzische Redewendungen
- Änner geht noch, änner geht noch ninn: wenn es um die Anzahl an Weinschorlen geht, die noch getrunken werden können, dann ist der Pfälzer nicht zimperlich
- Du laafsch mo widda gonz schää blott do rum: es ist kalt und du hast nur eine leichte Jacke an? Dann bist du leicht bekleidet, was in der Sprachlandschaft so klingt
- Du machsch heit widda e Balaawer: du machst Krach oder eben Balaawer
- Den du ich runnerbuzze: Achtung, da scheint jemand bereit, jemand anderes zur Schnecke zu machen
- Uffbasse, Du muscht uffbasse: aufpassen, du musst aufpassen! Kurz und knapp!
- Du machscht mich ganz heckewelsch: deine Wirkung auf dein Gegenüber scheint eine besondere zu sein, denn du machst ihn oder sie ganz durcheinander
- Liewer en Bauch vum Esse wie en Buckel vum Schaffe: mit diesem Satz wird die Genussfreude der Pfälzer gefeiert
- De Krumbel neimache: der Ausdruck, wenn eine Sache verdorben wurde, von wem oder was auch immer
- Gewidder, Dunnerkeidel!: Das hat gerade noch gefehlt!
Diese Redewendungen sind nur Beispiele einer langen Liste an Sprüchen und Ausdrücken in der Sprachlandschaft. Ein gutes Beispiel für die Vielfalt der Dialekte in Deutschland.