Hessisch babbeln kann nicht jeder, auch wenn die Auftritte vom Komikerduo Badesalz, Bodo Bach, oder Mundstuhl weit über die Landesgrenzen von Hessen bekannt sind.
Zu Besuch in Frankfurt am Main, Mainz oder im Taunus fällt schnell auf, dass es Unterschiede in der Art zu sprechen gibt. Innerhalb der Region gibt es zwar viele Gemeinsamkeiten, aber manchmal eben auch von Ort zu Ort noch Unterschiede
Die einzlenen Sprachvarianten sind sehr vielfältig und komplex, was vor allem auf die regionalen Färbungen zurückzuführen ist. Aber was steckt genau hinter den Mundarten?
In diesem Artikel möchten wir die die Besonderheiten und Unterschiede der Dialekte vorstellen und dir einige lustige hessische Begriffe und Redewendungen zeigen. Willkommen zu Guide der hessischen Sprache.
Welche Dialekte gehören zu Hessisch?
Wenn wir heute von Hessisch sprechen, dann haben wir jemanden im Kopf, der richtig schön babbelt. Aber was genau ist Hessisch eigentlich?
Das, was wir aus Film und Fernsehen kennen, ist das sogenannte Fernsehhessisch, ein neuhessischer Regiolekt, der der Schriftsprache eigentlich näher ist als der Mundart. Dabei handelt es sich um Standarddeutsch mit einer bestimmten Färbung. Diese Gebabbel gehört zwar zu Region, ist aber bei weitem nicht das Einzige, was Hessisch ausmacht.
Der bairische Dialekt besteht ebenfalls auch mehreren Untergruppen.
Vielmehr handelt es sich bei der Sprachvariante um eine Gruppe von Mundarten, die aufgrund der hochdeutschen Lautverschiebung zur Gruppe der mitteldeutschen Sprachen gehören.

Hessischer Dialekt ist genau genommen eine westmitteldeutsche rheinfränkische Mundart und ist damit verwandt mit dem Luxemburgischen. Zum Rheinfränkischen gehören außerdem Pfälzisch, Badisch und Ostfränkisch.
Diese Sprachvarianten gehören dazu:
- Südhessisch
- Osthessisch
- Niederhessisch
- Mittelhessisch
- Neuhessisch
Bei allen Unterschieden gibt es auch eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen diesen Varianten.
Auch zum Hamburgischen Dialekt gehören mehrere Varianten
Wo spricht man Hessisch?
Wie es der Name schon vermuten lässt, wird die Sprachvariante vor allem in Hessen gesprochen. Daneben wird es aber auch in einem Teil von Rheinland-Pfalz, rund um den Westerwald, Rheinhessen und den Taunus verwendet. Auch in Nordrhein-Westfalen, genau genommen im Wittgensteiner Land, gibt es Regionen, in denen man denken könnte, die Menschen wären hessischer Natur.
Und sogar in Teilen Bayerns kann man diese Sprachvariante finden. Wer im bayerischen Untermain unterwegs ist, der wird vielleicht Menschen babbeln hören.
Die sprachlichen Grenzen sind also nicht ganz so scharf gezogen und einzelne Mundarten können sie über mehrere Gebiete hinaus ausbreiten.
Die einzelnen Sprachvarianten lassen sich trotzdem geografisch einteilen.
Unter Südhessisch fasst man die Mundarten, die in Frankfurt, Wiesbaden und Damstadt gesprochen werden. In den jeweiligen Städten bekommt das Südhessische seine eigene Färbung, sodass man sogar vom Frankfurterisch sprechen kann.
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Zu dieser Gruppe gehört auch das Rheinhessisch aus Mainz und Untermainländisch, was in Aschaffenburg verwendet wird.
Ähnlich vielfältig ist der Schwäbische Dialekt.
Im Taunus, an der Lahn sowie im Rheingau rund um Eltville am Rhein und Rüdesheim wird Mittelhessisch verwendet. Im Rheingau spricht man dann vom Rheingauer Platt, bei dem es sich um eine besondere Ausprägung der Mundart handelt.
In Osthessen rund um Fulda und die Rhön wird Osthessisch genutzt, was genau genommen zum Rheinfränkischen gehört.
Nordhessisch spricht man im Norden Hessens rund um Kassel, wobei die lokale Ausprägung auch oft mit Kasselänerisch bezeichnet wird. Schließlich gehört auch das Wittgensteiner Platt zu den Sprachvarianten.
In Hessen spricht man übrigens nicht nur diese Sprachvarianten, sondern auch andere Mundarten wie Niederdeutsch ganz im Norden oder Thüringisch im Osten. Auch das Mainfränkische im Südosten ist noch zu hören.
Der Badische Dialekt wird auch in vielen verschiedenen Regionen gesprochen.
Die Besonderheiten der Hessischen Sprache
Es gibt einige Tricks, wenn du auch so schön babbeln möchtest wie die Frankfurter oder Mainzer. Dazu gehört, dass man seinen Unterkiefer und seine Zunge locker machen sollte. Aber wie genau klingt Hessisch eigentlich?
Eine der wichtigsten Merkmale ist das Fehlen von pf. Statt Apfel heißt es dann Appel. Und das hat einen Grund, nämlich die fehlende Lautverschiebung.
Zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert kam es im Zuge eines Sprachwandels zur hochdeutschen Lautverschiebung, bei der sich die Aussprache bestimmter Laute, nämlich p, t und k veränderte. So wurde aus Appel dann Apfel und aus Schip wurde Schiff.
Während das Hessische die Lautverschiebung für t und k mitgemacht hat, ist es bei p ausgeblieben, was den charakteristischen Klang ausmacht.
Im Sächsische Dialekt gibt es ebenfalls viele Besonderheiten bezüglich der Aussprache.
Ein besonderes Merkmal der Sprachvariante ist die fehlende Unterscheidung zwischen dem stimmhaftem und dem stimmlosen s sowie zwischen sch und ch. In Hessen werden all diese Laute stimmhaft, also summend ausgesprochen. Das führt dazu, dass zwischen Kirche und Kirsche kaum ein Unterschied zu hören ist, wenn es ein Frankfurter ausspricht. Ein anderes gutes Beispiel, bei dem man keinen Unterschied heraushören kann, ist weiße und weise.
Aber nicht nur was den Klang der Sprache angeht, auf in Bezug auf den Wortschatz gibt es einige Besonderheiten. Dazu gehört die Häufigkeit besonders altertümlicher Wörter wie beispielsweise densen (mit aller Gewalt an etwas ziehen) oder ehren (ackern). Es gibt einige Wörterbücher, die diese und andere Begriffe gesammelt haben.
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Und auch was die Grammatik angeht, gibt es ein paar Besonderheiten. Wenn jemand südlich vom Main babbelt, dann ohne Präteritum. Die Vergangenheitsform wird dann durch das Perfekt ersetzt. Nördlich findet man das Präteritum dann wieder.
Auch wird der auch im Standarddeutschen oft vernachlässigte Genitiv meisten umschrieben. Georgs Buch wird dann zu em Schorsch soi Buch.
Der Fränkische Dialekt hat auch die ein oder andere Besonderheit.
Apfelwein, Handkäs und andere hessische Spezialitäten
Hessen und Apfelwein, das gehört zusammen! Die Apfelweinkultur spielt in dem Bundesland eine sehr große Rolle. Ein Glas Ebbelwoi am Abend ist ein zentraler Bestandteil der Lebensart
Die Apfelweinkultur ist jetzt sogar offiziell auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes. Getrunken wird der Ebbelwoi übrigens traditionell aus einem Gerippten, also einem Glas mit Rautenschnitt. Wenn man in einer großen Runde bestellt, dann meistens in einem Krug aus Ton, dem sogenannten Bembel. Eine Schoppe ist übrigens auch einfach ein Glas Ebbelwoi.
Zum Ebbelwoi essen die Hessen gerne auch mal Handkäs mit und ohne Musik. Dabei handelt es sich um Sauermilchkäse in runden Laibchen, der in einer Marinade aus Essig, Öl, Kümmel, Salz und Pfeffer eingelegt und so serviert wird. Mit Musik ist der Käs dann, wenn noch Zwiebeln dabei sind…
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Ein anderes kulinarische Musst ist die Frankfurter Grüne Soße, oder Grie Sooß, wie sie so gerne genannt wird. Dabei handelt es sich um eine Soße klassischerweise bestehend aus den sieben Kräutern Borretsch, Kresse, Kerbel, Petersilie, Pimpinelle, Schnittlauch und Sauerampfer. Die Soße schmeckt hervorragend zu Schnitzel oder Kartoffel mit Ei.
Auch abseits von der Küche hat Hessen einiges zu bieten. Das Bundesland ist voller Traditionen und Bräuche. Einer davon ist das sogenannte Christkindwiegen in Bad Wildungen in Nordhessen. Dabei wird nach alter nordhessischer Tradition jedes Jahr an Heiligabend das Christkind mit musikalischer Begleitung in den Schlaf gewiegt.
Lerne auch den Berliner Dialekt kennen.
Hessische Wörter
Uff Hessisch heißen Kühe nicht immer Kühe. Genau genommen gibt es nämlich in jeder der Sprachvarianten einen eignen Begriff. Uff Nordhessisch sind es die Kiwwe, im Osthessischen sagt man Köh dazu und uff Südhessisch sind es die Kih.
Und das ist nicht das einzige Wort, bei dem es regionale Unterschiede gibt. Generell finden sich in der Mundart viele Wörter, die im Standarddeutsch nicht ganz so bekannt sind.
Wir zeigen euch einige lustige Begriffe mit Bedeutung:
Hessisch | Standarddeutsch |
---|---|
Äbsch | unfreundlich |
babbelb | reden |
Babbschuster | Schuhmacher |
Dabbes | Tollpatsch |
Durmel | Ungeschickte Person |
Eweggbuzze | alles aufessen |
Gauze | bellen |
Hinkel | Hühner |
Iwwerzwerch | übermütig |
Krumbelisch | zerknittert |
Noopzuus | abwärts |
Robbe | reißen |
Schlambabelisch | unordentlich |
Trottwaa | Bürgersteig |
Verkliggern | erklären |
Um die Bedeutung einiger Begriffe zu lernen und den Klang besser zu erkennen, kannst du auch das Buch "Asterix babbelt hessisch" lesen. In diesem Sammelband der Asterix-Autoren erlebt Asterix seine Abenteuer eben als hessischer Held.
In diesem Video kannst du hören, wie sich Hessisch anhört:
Auch der Pfälzische Dialekt kennt viele besondere Begriffe.
Bekannte Hessische Redewendungen
Wenn du in Frankfurt am Main unterwegs bist, dann wirst du garantiert an jeder Ecke mit Ei guude wie begrüßt. Denn hierbei handelt es sich um eine typische Form der Begrüßung. Gleichzeitig wird auch direkt nach dem Wohlergehen gefragt.
Es gibt noch eine ganze Reihe von Redewendungen und Sprüchen aus der Region. Wir stellen dir einige mitsamt der Beschreibung und Bedeutung in Deutsch vor:
- Frach misch net: eine mögliche Antwort auf Ei guude wie, wenn es dir gut geht, aber du nicht besonders viel zu erzählen hast.
- Der Käs iss gesse: die Liebe zum Handkäs zeigt sich auch in diesem Spruch. Denn wenn der gegessen ist, dann hat es sich erledigt.
- Wie e Ochs wenn’s donnert: wenn das ein Frankfurter zu dir sagt, dann schaust du gerade wohl etwas verdutzt rein.
- Eihorrschemaa, isch glaub's ned: damit bringt der Hesse jemanden zum Schweigen und setzt zum Gegenargument an.
- Haldemo dei Sabbel: eine noch eindringlicher Art, jemandem zu sagen, es solle endlich still sein.
- Des is doch alles gehoppt wie gedoppt: ist doch sowieso alles das Gleiche, nur eben auf Hessisch.
- Isch mach weida: wenn der Hesse irgendwo aufbricht und etwas kreativeres sagen möchte als Ciao.
- Peiffedeggel: Denkste!
- Jetz sei doch nedd sou e Tranfunzel unn gej endlisch weider: wenn es jemandem zu lange dauert, dann wird diese lahme Person liebevoll als Tranfunzel umschrieben.
- Deim Bruder sei Frau babbelt alsemol Kabbes: wenn die Schwägerin ab und zu mal Quatsch erzählt, dann wird das auch festgehalten.
Diese Redewendungen sind ein gutes Beispiel für die Vielfalt der Dialekte in Deutschland!