Zu den zahlreichen Sprachvarianten, die es in Deutschland gibt, gehört auch das Sächsische, das aufgrund seines Klangs oft zu Unrecht belächelt wird. Dabei ist "Sächsisch" an sich eigentlich kein Dialekt, sondern ein Regiolekt, der im Bundesland Sachsen verwendet wird.
Als Regiolekt bezeichnet man eine regional verbreitete Umgangssprache, die von vielen der dortigen Dialekte beeinflusst wurde und einen eigenen Akzent aufweist. Regiolekte haben bestimmte Merkmale bezüglich Aussprache, Vokabular und Grammatik abgelegt und sind der Standardsprache näher. Es mischen sich also verschiedene Dialekte mit der Dachsprache.
In Sachsen spricht man zudem sehr viel mehr als nur Sächsisch! Die Sprachvarianten im deutschen Osten umfassen fünf verschiedene Dialekte, die wir euch im Folgenden vorstellen möchten.
Welche sächsischen Dialekte gibt es?
Wenn Menschen Sächsisch sagen, dann meinen sie eigentlich Obersächsisch, ein ostmitteldeutscher Dialekt, der im Bundesland Sachsen gesprochen wird. Diese Sprachvariante sollte man nicht mit der niedersächsischen Dialektgruppe in Norddeutschland verwechseln.
Als Teil der thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe bildet das Obersächsische eine uneinheitliche Sprachlandschaft. Die Sprachvariante grenzt unter anderem an das Thüringische, das Schlesische, das Nordbairische und das Ostfränkische.
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Im Obersächsischen unterscheidet man zwischen den folgenden fünf einzelnen Sprachvarianten:
- Meißenisch
- Osterländisch
- Vogtländisch
- Erzgebirgisch
- Lausitzer Mundart
Heutzutage verschwimmen die Grenzen dieser eng verwandten Sprachvarianten. Gleichzeitig lassen sich innerhalb all dieser Dialektgruppen wiederum verschiedene Dialekte feststellen, die regional abgegrenzt sind.
In ihrer Ursprungsform bilden die meißnischen Ausdrücke die Schriftsprache von Martin Luther, die wiederum als Grundform der hochdeutschen Sprache gilt.
Der bairische Dialekt besteht ebenso aus verschiedenen Untergruppen.
Wo wird Sächsisch gesprochen?
Wie der Name es schon vermuten lässt, wird Sächsisch in Sachsen gesprochen, darüber hinaus aber auch im Südosten Sachsen-Anhalts und in einem Teil von Thüringen.
Den meißnischen Klang, der den Großteil des Obersächsischen einnimmt, hört man im Gebiet rund um Dresden und entlang der tschechischen Grenze um die Städte Oschatz, Radeberg, Sebnitz und Freiberg herum.
Nordwestlich dieses Gebiets vor allem in Leipzig sowie in Teilen Sachsen-Anhalts wird Osterländisch genutzt. In Halle und in einigen Gebieten in Brandenburg wird eine spezielle Form, nämlich Nordost-Osterländisch gesprochen.
Auch der Hamburger Dialekt besteht aus mehreren Sprachvarianten.
Die Menschen, die im Südwesten Sachsens leben, nutzen die Mundarten des Vogtländischen und Erzgebirgischen. Im Vogtland rund um Plauen und Auerbach werden verschiedene Sprachvarianten des Vogtländischen genutzt. Im Erzgebirge rund um Chemnitz und Zwickau herum.

Diese beiden Dialekte sind sogenannte Übergangsmundarten zum Ostfränkischen, weshalb sie nicht immer zum Obersächsischen gezählt werden.
Die Lausitzer Mundart wird in der Lausitz, im Osten Sachsens, sowie im Süden Brandenburgs genutzt. Auch hier gibt es einige regionale Unterscheidungen. Die Menschen, die in Bautzen leben, sprechen eine andere Art als die Menschen, die in Cottbus, Hoyerswerda, Görlitz oder Zittau leben.
Ähnlich verbreitet ist der schwäbische Dialekt.
Die Besonderheiten des Sächsischen
Um die Variante der deutschen Sprache richtig auszusprechen, gibt es eine wichtige Faustregel, die man beachten kann: De Weeschn besieschn de Hardn. Oder auf Deutsch: Die weichen Konsonanten besiegen die harten, anstelle von k kommt ein g, statt p ein b und statt t spricht der Sachse ein weiches d aus. So wird aus dem allseits beliebten Kartoffeln in Sachsen die Kardoffeln.
Wenn du lernen möchtest, wie man den Kauderwelsch richtig von sich gibt, dann musst du deinen Unterkiefer locker lassen und ihn leicht nach vorne schieben. So lassen sich viele Konsonanten in der typisch charakteristischen Art aussprechen. Diese Konsonantenschwächung ist eines der klassischen Merkmale dieser Sprechart.
Auch das ch wird selten so ausgesprochen. Wenn du in Sachsen unterwegs bist, dann wirst du eher ein sch anstelle des ch hören.
Der charakteristische Klang der Sprache kommt auch daher, dass im Obersächsischen die sogenannte Entrundung dazu geführt hat, dass aus dem mittelhochdeutschen ö oder ü ein e oder i wurde. So heißt es in den verschiedenen Sprachvarianten nicht böse, sondern bäse.
Die badischen Dialekte haben ebenfalls jeweils charakteristische Merkmale.
Generell wurden die meisten Diphthonge aus dem Deutschen, beispielsweise ei oder ou in Monophthonge umgewandelt. Als Beispiel: es heißt nicht mehr Baum, sondern Boom. Hier unterscheiden sich die einzelnen Sprachvarianten allerdings voneinander. Im Erzgebirgischen und Vogtländischen nutzt man hierfür ein langes a.

Generell gibt es bei den Besonderheiten viele Abweichungen innerhalb der einzelnen Mundarten. Der Lausitzer Kauderwelschs ist beispielsweise für sein amerikanisch klingendes, gerolltes r bekannt.
Wenn Menschen aus anderen Bundesländern meinen, Sächsisch wahrzunehmen, dann ist damit meistens das Meißnische gemeint. Typisch für diese Mundart ist die Verwendung der Funktionswörter wie nicht wahr, sei es als Aussage oder als Frage. Auch eine eigene Intonation ist charakteristisch, die vom Klang her manchmal an das Französische erinnert.
Im hessischen Dialekt gibt es ebenfalls einige Besonderheiten, was die Sprechweise angeht.
Von der Kultur und der Kochkunst
Die deutsche Kultur ist geprägt von zahlreichen Bräuchen, besonders in der Weihnachts- und Osterzeit. Als Weihnachtsland ist Sachsen weltweit bekannt, nicht zuletzt wegen der erzgebirgischen Holzkunst und der jahrhundertealten Bergbautradition.
Jährlich finden in zahlreichen Orten Bergparaden und Umzüge statt, die die für die Region wichtige Bergbautradition feiern sollen. Sie gehören fest zur Vorweihnachtszeit und zu den Weihnachtsmärkten. Dabei marschieren Männer in originalgetreuen Kostümen durch die Ortschaften.
Auch das Osterfest wird in der Region besonders zelebriert. Unter den Bräuchen findet sich das Entzünden des Osterfeuers, das Bringen des Osterwassers sowie Ostereierschieben in Bautzen. Eine weitere Besonderheit ist das Osterreiten, das nach sorbischer Tradition zwischen Bautzen und Hoyerswerda stattfindet.
Die sorbischen Traditionen sind weitere wichtige Elemente der regionalen Kultur. Im Freistaat Sachsen werden die Sorben, nationale Minderheit der elbslawischen Stämme geschützt und ihre Traditionen werden weitergegeben. Dies zeigt sich in zweisprachigen Beschriftungen auf Wegweisern und Ortsschildern, aber auch in den Trachten, die besondern um Ostern herum getragen werden.
Der Fränkische Dialekt spielt ebenfalls eine regionale Kultur wieder.
Wichtig für die Kultur der Region ist die sächsische Küche. Vom Leipziger Allerlei über Christstollen bis hin zu Eierschecke, es gibt viele bekannte Spezialitäten.
Das Leipziger Allerlei ist eine über die Grenzen der Region hinaus bekannte Speise. Es handelt sich um einen Gemüsegericht, das meistens als Beilage gereicht wird. Gekocht wird es mit verschiedenen Gemüsesorten wie jungen Erbsen, Möhren, Spargel, Sellerie, Grünen Bohnen und Morcheln. Im Originalrezept gehören noch Flusskrebse in die Speise.

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Ein bekanntes deftiges Gericht ist der Fleckeneintopf, der aus den Innereien von Rind, Kalb oder Schaf gekocht wird. Früher galt diese Speise als Armeleuteessen, da die Zutaten günstig waren und das Essen sehr nahrhaft war. Heute erfreut sich das Gericht generell großer Beliebtheit.
Auch für die Liebhaber der Süßspeisen gibt es in der Gegend einiges zu probieren. Angefangen bei den sogenannten Quarkkäulchen, also flache, in der Pfanne gebratene Klößchen aus Quarkteig. Sie sind knusprig goldbraun gebacken und haben innen oft Rosinen versteckt.
Eine weltweit bekannte Spezialität sind schließlich die Dresdner Christstollen, die man in der Vorweihnachtszeit in Supermärkten in ganz Deutschland finden kann. Die Tradition gibt es seit mehr als einem Jahrhundert und die traditionellen Christstollen bestehen aus Butter, Milch, Rosinen und einigen weihnachtlichen Gewürzen.
Lerne den Berliner Dialekt kennen.
Sächsische Wörter
Bei den vielen verschiedenen Sprachvarianten verwundert es nicht, dass es zahlreiche Ausdrücke gibt, die mit dem klassischen Deutsch nicht besonders viel zu tun haben.
Der obersächsische Wortschatz wurde sogar in einem Wörterbuch gesammelt. Das Wörterbuch der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten hat eine große Auswahl bekannter und unbekannter sächsischer Wörter aufgeschrieben.
Eine kleine Auswahl einiger lustiger Begriffe haben wir hier für dich:
Sächsisch | Standarddeutsch |
---|---|
Ausenannerposementieren | analysieren |
Babbsch | pappig |
Bemme | Brotscheibe |
Blaadsch | ungeschickter Mensch |
Bomforzionös | etwas Großartiges |
Dämse | Hitze |
Däschdlmäschdl | Liebschaft |
Forblemborn | verschwenden |
Forhohnebiebeln | veralbern |
Heemt | Heimat |
Illorn | schauen |
Lumisch | Lausbub |
Mutschekiepchen | Marienkäfer |
Nischl | Kopf |
Ningln | weinen |
In diesem Video kannst du dir anhören, wie manche dieser Begriffe klingen:
Auch der Pfälzische Dialekt hat viele spezifische Begriffe, die Menschen aus anderen Teilen von Deutschland nicht verstehen.
Bekannte Sächsische Redewendungen
Neben dem großen Wortschatz, den es in den einzelnen Sprachvarianten gibt, finden sich auch unzählige Redewendungen und Ausdrücke, die Menschen von Außerhalb manchmal vor Schwierigkeiten stellen.
Wir haben eine kleine Liste mit einigen witzigen Redewendungen vorbereitet:
- Eiforbibbsch: du siehst ein Ufo am Himmel? Dann ist das die perfekte Gelegenheit für diesen herrlichen Ausdruck, denn es handelt sich um den sächsischen Ausruf des Erstaunens.
- Nu: auch wenn er nur zwei Buchstaben hat, ist dieser Begriff einer der bekanntesten auch über die Landesgrenzen von Sachsen hinaus. Nu ist Zustimmung und Ersatz von jetzt in einem. Es kann in allen Lebenslagen verwendet werden.
- Euja!: wenn der Sachse zustimmt und dies lauthals zum Ausdruck bringen möchte, dann verwendet er anstatt doch nämlich Euja.
- Oack ne jechn: mit diesem Spruch möchte dir jemand aus der Oberlausitz sagen „Immer mit der Ruhe“, auch wenn es nicht so klingt.
- Tichtch Tichtch: wenn du das über die gesagt bekommst, dann kannst du stolz auf dich sein, denn dieses Kompliment bedeutet, dass du sehr fleißig bist.
- Willschd misch forhohnebibln? Das is Beschmuh: ein Schwindel liegt vor? Nun, nicht mit dem Sachsen, der hier einen Beschmuh riecht und gleich fragt, ob jemand ihn auf den Arm nehmen will.
- Du bischt een ganz scheener Diggnischll: wenn jemand stur ist, dann ist er auf Hochdeutsch ein Dickkopf, auf Sächsisch aber ein scheener Diggnischll.
- Gudshdr, was diggschn denn: eine nette Nachfrage, falls jemand die beleidigte Leberwurst spielt.
Es gibt noch zahlreiche weitere Redewendungen, die sich je nach regionaler Sprachvariante auch unterscheiden. Sie alle zeigen aber die Vielfalt der Dialekte in Deutschland.