Ein überraschender Funfact gleich zu Beginn: im Mittelalter war Essig nicht nur ein leicht zugängliches Desinfektionsmittel, sondern auch ein beliebtes Softgetränk! Zum Beispiel als Erfrischung auf dem Schlachtfeld. Interessant wäre es zu erfahren, ob der Essig dabei pur getrunken oder doch mit einem Schuss Wasser verdünnt wurde. Mittelalterliche Bräuche sind ja oft schwer nachvollziehbar. Wer gepfefferten Rotwein trank und zu Tisch abgekaute Knochen zur Entsorgung einfach hinter sich warf, dem traue ich auch zu, mit einer Flasche purem Essig am Gürtel in den Krieg gezogen zu sein.
Den erfrischenden Effekt von Säure in Wasser verdünnt ist seit Jahrtausenden bekannt. Soda und Zitrone kennen wir in Form unterschiedlichster Limonaden. Aber hast du schon mal Trink-Essig auf einer Getränkekarte gelesen? Dieser Trend ist zur Zeit in den hippen Bars des urbanen Raumes immer öfter anzutreffen. Und ganz ehrlich, es ist einen Versuch wert. Denn ein Schuss Apfelessig in kaltem Wasser ist sehr gesund und schmeckt überraschend gut. Manche Leute schwören sogar darauf, den Tag mit einem Glas Essig-Wasser-Gemisch zu beginnen, um die Verdauung und den Stoffwechsel anzuregen.
Auch wenn sein Geruch nicht gerade prickelnd ist, Essig findet in vielen Bereichen unseres Lebens Verwendung. Er desinfisziert, kann wie Salz zur Konservierung benutzt werden und ist ein großer und gleichzeitig umweltfreundlicher Helfer beim Putzen im Haushalt.

Chemie: Was ist Essig?
Essigsäure wird systematisch Ethansäure genannt und ist eine organische Säure. Organische Säuren werden auch Carbonsäuren genannt. Ihre Moleküle besitzen zwei Kohlenstoffatome, die miteinander durch eine Einfachbindung verbunden sind. Essigsäure gehört somit zu der funktionellen Gruppe der Carboxylgruppe an, die mit COOH benannt werden.
Die Strukturformel von Essigsäure ist CH3COOH.
Essigsäure ist leicht löslich, farblos, lässt sich mit Wasser und Alkoholen mischen und besitzt einen typischen, beißenden Geruch.
Essigsäure bildet Salze, die Acetate genannt werden. Diese können, je nach Verbindung mit anderen Stoffen, giftig werden, wie zum Beispiel in der bekannten Reaktion mit bleihaltigen Bechern oder Glasuren.
Essig lässt sich leicht mit einem natürlichen Verfahren herstellen. Man braucht dafür Essigsäurenbakterien, Alkohol und Sauerstoff, damit der Gärprozess in Gang kommt und sich die Essigbakterien vermehren können. Der Gärprozess entsteht, indem der Alkohol auf den Sauerstoff reagiert. Die Bakterien fördern den Zersetzungsprozess von zum Beispiel Äpfeln, Birnen oder Weintrauben.
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Vorkommen und Entstehung von Essig
Man geht davon aus, dass Essig in der Antike rein zufällig entdeckt wurde, indem gärender Saft (wahrscheinlich Wein) mit Sauerstoff in Berührung kam und durch die einsetzende Ethanol-Oxidation sauer wurde. Aceto Balsamico wird aus Weintrauben hergestellt, der Gärungsprozess kann auch mit Apfelwein und anderem Obstwein angewendet werden. Die natürliche Essigsäure kann maximal einen Säuregehalt von 15% erreichen. Speiseessig hat eine Konzentration von ungefähr 5 -10 Prozent, die konzentrierte, künstlich hergestellte Essigessenz kann bis zu 25% Säure enthalten. Deshalb wird Essigessenz vor allem im Haushalt zum Putzen und Entkalken verwendet und ist eher ungeeignet für die Nahrung. Sie muss unbedingt sehr stark verdünnt und Augenkontakt muss vermieden werden. Ansonsten verursacht sie womöglich schwere Verätzungen.

Tipps für den Einsatz von Essigsäure
Essig ist im Haushalt ein umweltfreundliches, billiges Allroundprodukt. Sein Einsatzbereich reicht von würzen über putzen bis zur Konservierung. Seine Herstellung ist einfach. Durch die Vergärung wird Alkohol freigesetzt, welcher mit dem Sauerstoff oxidiert und die Flüssigkeit sauer werden lässt. Um einen guten, aromatischen Essig als Lebensmittel selber herzustellen - also nicht nur einen einfachen Putzessig - benötigst du einen aktiven Essig als Zusatz oder noch besser eine „Essigmutter“. Die Verwendung einer "Essigmutter" garantiert dankt den Essigsäurenbakterien einen guten Geschmack, während einfach vergorenes Obst möglicherweise nicht sonderlich gut schmecken wird.
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Essig selber herstellen
Hier ein einfaches Rezept, wie du selber Apfelessig machen kannst:
- Apfelstücke in einem sterilen Glas mit Wasser ansetzen.
- Pro Kilo Äpfel 2 El Zucker beigeben (zur Beschleunigung des Gärungsprozesses)
- Einen aktiven Essig (naturtrüb) oder noch besser eine „Essigmutter“ dazu geben.
- Mit einem sauberen Tuch abdecken, ab und zu umrühren, um die Flüssigkeit mit Sauerstoff anzureichern.
- Nach mehreren Tagen sollten die Äpfel an den Boden abgesunken sein. Ohne den Zusatz von Zucker kann es bis zu zwei Wochen dauern.
- Nun sollte die Essigsäure deutlich zu riechen sein.
- Flüssigkeit durch ein sauberes Tuch abgießen und weiterhin in einer offenen Flasche vier bis sechs Wochen gären lassen, bis der gewünschte Grand an Essigsäure entstanden ist.
- Regelmäßig umrühren.
- Erneut durch ein feines Tuch oder Sieb abgießen und luftdicht verschließen.
Säure als Lebensmittel
Zum Würzen
Ob Weinessig oder Obstessig - als Würz- und Konservierungsmittel ist Essig seit Jahrtausenden ein beliebter Allrounder. Wusstest du, dass Aceto Balasmico jahrzehntelang gelagert werden kann und mit steigendem Alter sehr stolze Preise erzielt, ähnlich dem Wein? Die Frage ist nur, wer für ein paar Tropfen Essig so tief ins Portemonnaie greifen möchte. Aber es gibt für alles Liebhaber. Warum nicht auch für Essig?
Zum Konservieren
Gemüse lässt sich sehr lange in Essig konservieren. Wichtig ist nur, dass das Gefäß luftdicht ist und keine Oxidation stattfinden kann. Es macht Spaß, verschiede Einmach-Rezepte kennen zu lernen. Grundsätzlich ist der Vorgang immer der selbe: Der sterile Behälter wird mit dem klein geschnittenen Gemüse angefüllt, dieses mit passenden Kräutern und Knoblauch ergänzt und bis zum Rand hin mit Essig aufgegossen, danach das Gefäss gut verschließen. Schmeckt hervorragend zu Käse, zum Beispiel Raclette!
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Die Kraft von Essigsäure im Haushalt nutzen
Du möchtest bei dir zu Hause möglichst auf den Einsatz von Chemie verzichten? Dann ist Essig mit seinen schmutzlösenden Eigenschaften der beste Helfer an deiner Seite. Mit seiner Hilfe geht es Kalk, schlechten Gerüchen und Schmutz an den Kragen. Der beißende Geruch verfliegt bald.
Wer den Geruch gar nicht mag, kann leicht eine besser riechende Alternative herstellen:
Essig mit Wasser verdünnen, Zitronen- und Orangenscheiben darin einlegen oder bei Bedarf ein paar Tropfen ätherische Öle dazu geben. Das Ganze ein paar Tage einweichen lassen und dann in eine Sprühflasche abgießen. Bei starker Verschmutzung hilft die stark konzentrierte Essigessenz. Aber Vorsicht, der 25-prozentige Säuregehalt ist aggressiv. Besser erstmal mit Wasser verdünnen, um Gewebe und Oberflächen zu schonen.
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Desinfizieren
In unseren Küchen, Bädern und Toiletten tummeln sich gerne Bakterien und Keime. Denen geht es mit Essig an den Kragen. Schneidebrettchen und Küchenablagen lassen sich mit der Säure ideal desinfizieren.
Den Kühlschrank mit einem Essig-Wasser-Gemisch zu putzen macht sich als Vorbeugung von Schimmel sehr bezahlt.
Oberflächliche Schimmelspuren lassen sich mit Essigsäure eliminieren und beugt einer Neubildung vor. Vorsicht bei Dichtungen, diese können durch die Säure porös werden.
Entkalken
Kalkrückstände lassen Armaturen, Glasbehälter, Toilettenschüsseln und Fliesen unschön und unsauber aussehen. In Essig eingelegt oder eingesprüht, wird den weißen Rändern der Kampf angesagt. Noch effektiver ist der Einsatz in Kombination mit den wirksamen Stoffen Soda oder Natron.
Urinstein, eine Weile mit Essig eingeweicht, kann leicht beseitigt werden.
Im Internet findest du viele Tipps fürs Reinigen von Geschirrspülern und Waschmaschinen. Da ist Vorsicht geboten, weil die Essigsäure die Weichmacher in den Dichtungen angreift. Zitronensäure ist für diese Geräte besser geeignet.
Putzen
Ein umweltfreundliches Putzmittel kann man ganz einfach mit Wasser, ein paar Spritzern Spüli oder Seife, etwas Soda und ein wenig Essig herstellen. Der Essig sorgt für einen schönen Glanz. Der Duft kann mit ein paar Tropfen ätherischen Ölen optimiert werden.
Auch hartnäckige Verschmutzungen wie auf Balkonmöbeln und Böden kann man damit blitzblank putzen. Eingetrockneter Vogeldreck kann mit reinem Essig eingeweicht, im Handumdrehen beseitigt werden.
Den typischen Schlieren beim Fensterputzen beugt man mit ein paar Spritzern Essig im Putzwasser vor.
Gerüche beseitigen
Hast du schon mal die Wäsche zu lange in der Waschmaschine gelassen? Oder kaufst du dir ab und zu ein Kleidungsstück Second-Hand, störst dich aber an dem Geruch? Die Frage ist, wie kriegt man den aus dem Gewebe?!
Die Antwort ist einfach: Riecht Wäsche feucht, muffig nach Keller oder sonst unangenehm, kann das Einweichen in einem Eimer Wasser mit einem tüchtigen Schuss Essig und zwei Löffeln Soda helfen. Wäsche ein paar Stunden einweichen, danach mit normalem Waschmittel in der Maschine waschen und an einem trockenen Ort aufhängen. Bei Bedarf Vorgang wiederholen.
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Abflüsse reinigen
Fließt das Wasser nicht mehr ab, hilft eine Mischung, deren Herstellung sehr einfach ist:
In den Abfluss ein paar Löffel Soda-Pulver rieseln laßen und mit einen Schuss Essig nachspülen. Über Nacht stehen lassen, am Morgen mit heißem Wasser durchspülen. Ist kein Soda zur Hand, kann auch purer Essig verwendet werden.

Chemie im Alltag ist faszinierend! Sogar mit Cola und Mentos können Experimente gemacht werden. Wie Lithiumbatterien funktionieren und sie uns im täglichen Leben unterstützen, erfährst du in unserem eigens dafür geschriebenen Artikel.
Ich hoffe, dass du mit diesem Artikel die eine oder andere Sache dazu lernen konntest. Um einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, lohnt es sich auf jeden Fall, die Kraft der Essigsäure im Haushalt zu nutzen. Viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren!









