So viel ist klar: Die Jugend spricht ihre eigene Sprache. Manchmal so sehr, dass Ältere sich schwer tun, jüngere Menschen wirklich zu verstehen. Wenn Ältere dann versuchen, selbst Jugendsprache zu sprechen, bezeichnen Jugendliche das als Cringe - also als ziemlich peinlich.
Jahr | Jugendwort des Jahres | Bedeutung |
---|---|---|
2008 | Gammelfleischparty | Partys für Über-30-Jährige (Ü30-Partys) |
2009 | hartzen | Faul sein, rumhängen, arbeitslos sein |
2010 | Niveaulimbo | Absinkendes Niveau auf Partys oder in Gesprächen |
2011 | Swag | Coole oder lässige Ausstrahlung |
2012 | YOLO | Kurz für: You only live once. Motivation, das Leben zu genießen und Chancen zu nutzen |
2013 | Babo | Anführer:in, Chef:in, Boss:in |
2014 | Läuft bei dir | Zeichen für Anerkennung, wenn jemand erfolgreich ist oder Glück hat; kann auch ironisch genutzt werden |
2015 | Smombie | Wortkreation aus Smartphone und Zombie; Menschen, die ständig in ihr Handy schauen |
2016 | Fly sein | Besonders abgehen, besonders gut sein |
2017 | i bims | Ausdruck für „ich bin’s“ in der sogenannten Vong-Sprache |
2018 | Ehrenmann / Ehrenfrau | Eine freundliche oder besondere Person |
2019 | - | - |
2020 | lost | Verwirrt sein, ahnungslos sein, verloren sein |
2021 | cringe | Etwas Peinliches, Fremdscham |
2022 | smash | jemanden abschleppen, mit jemandem etwas anfangen |
2023 | goofy | beschreibt einen tollpatschigen oder albernen Menschen |
Im Jahr 2021 hat "cringe" es geschafft, als Jugendwort des Jahres auserwählt zu werden. Welches Wort es in diesem Jahr ablöst, ist noch nicht entschieden. Erfahre hier, was hinter der Abstimmung zum Jugendwort des Jahres steckt und welche Wörter in der Vergangenheit gewonnen haben. Wie viele der Wörter du wohl kennst, verstehst oder gar selbst benutzt?
Was ist das Jugendwort des Jahres?
Bereits 1971 hat die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum ersten Mal ein Wort des Jahres gekürt. Die Wahl viel auf "aufmüpfig", da der ursprünglich aus dem süddeutschen Raum stammende Ausdruck in den vorangegangenen Jahren im Zusammenhang mit aktuellen Ereignissen immer öfter in der Presse genutzt wurde und damit Eingang in den gesamtdeutschen Sprachgebrauch gefunden hat.
Seit 1977 wird jährlich ein Begriff, der die öffentliche Diskussion des vorangegangenen Jahres maßgeblich geprägt hat, zum Wort des Jahres gewählt. Ab 1991 kam das Unwort des Jahres hinzu, das ebenfalls aus der öffentlichen Sprache stammt, jedoch grob, verletzend oder diskriminierend ist.
Der Langenscheidt-Verlag hat schließlich 2008 das Jugendwort des Jahres eingeführt, mit dem Ziel "die Kreativität der oft schnelllebigen Jugendsprache zu präsentieren und zu dokumentieren."
Jugendsprache als Ausdruck der Identität der jungen Generation
Die jährliche Bekanntgabe der Jugendwörter ist aber nicht nur interessant und unterhaltsam, wenn sich die Begriffe für andere Altersgruppen wieder mal wie eine Fremdsprache anhören. Vielmehr ist sie auch aus Sicht der Sozialforschung und Sprachwissenschaft spannend. Zwar ist anzunehmen, dass auch viele Jugendliche selbst nicht alle zur Auswahl stehenden Jugendwörter kennen oder gar in ihrer Sprache benutzen.
Aber: Die Jugend hat ihre eigene Sprache - das ist keine neue Erkenntnis. Damit versucht sie, sich - bewusst oder unbewusst - von älteren Generationen abzugrenzen und ihre eigene Identität zu entwickeln und zu demonstrieren.
Eine Jugendsprache scheint es schon seit mindestens dem 19. Jahrhundert zu geben, wenn sie auch damals noch ganz anders klang als heute. Damals war sie vor allem von den (zumeist männlichen) Studierenden geprägt, die versuchten, sich möglichst gehoben und gebildet auszudrücken. Nicht selten kamen lateinische Wörter oder andere abgeleitete Begriffe aus Fremdsprachen zum Einsatz.
Heutzutage bildet jede Generation ihre eigene Jugendsprache. Und nicht wenige Jugendwörter schafften es immer wieder, Teil der Standardsprache zu werden und sich dort fast nahtlos einzureihen. Dazu zählen zum Beispiel dufte, hip, geil, astrein, krass, fett, knorke, cool, klasse... Ende des 20. Jahrhunderts waren all diese Ausdrücke für Begeisterung mal Teil der Jugendsprache.
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Kritik an der Wahl zum Jugendwort
Sowohl das Wahlverfahren und die Wahl an sich, als auch einzelne Wörter standen in den letzten Jahren immer wieder in der öffentlichen Kritik.
Ein Vorwurf war lange der, dass Erwachsene entschieden haben. Daraufhin hat der Verlag zwar letztlich das Auswahlverfahren geändert und wirbt aktiv dafür, dass Jugendliche an der Abstimmung teilnehmen. Letztlich können im Online-Voting aber auch ältere Personen teilnehmen und die Altersgruppe "30+" auswählen. Inwiefern die Stimmen jüngerer Teilnehmer und Teilnehmerinnen verstärkt berücksichtigt werden und ob bei der Auszählung überhaupt darauf geachtet wird, ist unklar.
Ohnehin wurde Langenscheidt schon oft vorgeworfen, die Wahl lediglich aus Werbezwecken initiiert zuhaben, um Marketing für ihr Wörterbuch der Jugendsprache zu betreiben. Viele bezweifeln, dass weite Teile der Jugend so reden, wie die Jugendwörter den Anschein machen können. Das Deutsche Jugendinstitut betont, dass die Wahl nicht als Sozialforschung missverstanden werden dürfe. Man solle aus den Gewinner-Wörtern nicht ableiten, wie die heutige Jugend denkt und spricht, da das das gesellschaftliche Bild dieser Generation verzerren könne.
In der Einzelkritik standen in der Vergangenheit zudem diese Jugendwörter:
- "hartzen" kann das Bild erwecken, dass alle Arbeitslosen faul seien
- "Alpha-Kevin" stellt eine Beleidigung für alle Menschen mit dem Namen Kevin dar, weswegen das Wort ausgeschlossen wurde
- "Smombie" wurde als Gewinner von Journalisten und Journalistinnen kritisiert, da es vor der Abstimmung noch nicht im Internet zu finden war. Kritiker und Kritikerinnen vermuteten, dass der Verlag sich das Wort selbst ausgedacht haben könnte.
Der Ausdruck "Hurensohn", der im Jahr 2020 als Vorschlag eingereicht wurde, ist von der Jury nicht zur Abstimmung zugelassen worden, da sie „Begriffe dieser Kategorie nicht unterstützen“ wolle. Er fand jedoch Eingang in das im selben Jahr aktualisierte Wörterbuch der Jugendsprache.
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Jugendwörter des Jahres von 2008 bis 2023
Das erste offizielle deutsche Jugendwort war "Gammelfleischparty". Damit waren Ü30-Parties gemeint, an denen jüngere Leute natürlich nicht teilnehmen dürfen (und wahrscheinlich auch nicht wollen). Begründet wurde die Wortwahl dadurch, dass schon die Tatsache allein, dass es solche Feiern gebe, es verdiene, dass man sich darüber lustig macht. Auf den zweiten Platz schaffte es der Begriff "Bildschirmbräune", mit dem die Blässe von Menschen, die viel Zeit am Computer verbringen, bezeichnet wurde.
Im Jahr 2019 fand keine Wahl statt, da Langenscheidt Anfang 2019 von Pons übernommen wurde. Das Jugendwort diente immer auch der Vermarktung des Jugendwort-Lexikons von Langenscheidt; doch Pons entschied 2019, dass dieses zunächst überarbeitet werden müsse. Deshalb gab es erst ein Jahr später, 2020, wieder eine Jugendwortwahl.
So einige der Wörter in der Liste sind zumindest für ältere Generationen erklärungsbedürftig. Im Jahr 2021 zum Beispiel gewann das Wort "cringe". Als "cringe" bezeichnet man etwas, das man peinlich oder unangenehm findet. Es drückt eine Art der Fremdscham aus. Leicht abgewandelt kommt auch häufig der Begriff "cringy" zum Einsatz, der ausdrückt, dass etwas peinlich ist.
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2020 hat "cringe" bereits den zweiten Platz belegt - es scheint also tatsächlich auch längerfristig zum Sprachgebrauch der 10-20 Jährigen zu gehören. Im Jahr 2021 belegte "sus" den zweiten und "sheesh" den dritten Platz.
- "sus" ist eine Abkürzung für das englische Wort suspicious, also verdächtig, oder das deutsche Wort suspekt. Es wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person oder eine Situation auffällig oder verdächtig ist. Seine Wurzeln hat der Begriff im Online-Game "Among us".
- "sheesh" wird verwendet, wenn jemand Erschrecken, Erstaunen oder Ungläubigkeit ausdrücken möchte, teils auch Genervtsein. Es kann sowohl am Anfang als auch am Ende eines Satzes benutzt werden. Als Ursprung des Worts liegt eine Verbindung zum Ausruf "Jeez" (Jesus) nahe.
Im Folgejahr belegte "smash" den ersten Platz. "Smash" wird in der Regel als Verb verwendet (also: smashen) und bedeutet, mit jemandem etwas anzufangen, jemanden abzuschleppen oder mit jemandem Sex zu haben. Der Ausdruck stammt aus dem Dating-Spiel "Smash or Pass". Daneben schafften es 2023 die Begriffe "Macher" und "bodenlos" in die Top 3.
Dass das Jugendwort des Jahres bei jüngeren Generationen eine gewisse Relevanz hat, lässt sich kaum mehr abstreiten. Jedoch nicht unbedingt im ursprünglich angedachten Sinne. Seit ein Video, in dem die ARD-Nachrichtensprecherin Susanne Daubner den Ausdruck "cringe" auf bestmögliche Art und Weise erklärte, viral ging, erhält die Abstimmung deutlich mehr Aufmerksamkeit in den sozialen Medien.
Seither werden die kurzen Clips, in denen Susanne Daubner die Vorauswahl oder den Sieger verkündet mit großer Spannung erwartet und fleißig geteilt.
Wie läuft die Abstimmung ab?
Nach der Übernahme von Langenscheidt durch Pons änderte sich auch das Wahlverfahren. Die Jahre zuvor hatte stets eine Jury aus Erwachsenen über die Gewinner entschieden. Darüber wurde regelmäßig diskutiert, da unklar war, inwiefern so die tatsächliche Sprache der jungen Generation widerspiegelt werden kann. Seit 2020 können Jugendliche nun über die Website des Verlags abstimmen.
Der Ablauf einer Wahl zum Jugendwort des Jahres ist wie folgt:
- Etwa von Juni bis August eines Jahres werden Jugendliche dazu aufgerufen, ihre Vorschläge für Jugendwörter über die Verlagswebsite einzusenden. Dabei geben sie neben dem Wortvorschlag lediglich ihre Altersklasse an.
- Ein Jury-Gremium sammelt die Vorschläge und bestimmt aus diesen die Top 10. Dabei spielt eine Rolle, wie häufig das Wort unter anderem in den sozialen Medien und dem Internet allgemein zu finden ist. Außerdem stellt die Jury sicher, dass diskriminierende, rassistische, sexistische und andere beleidigende Begriffe aussortiert werden.
- Im August veröffentlicht die Jury schließlich die Top 10 und gibt den Jugendlichen etwa drei Wochen Zeit, über die Top 3 abzustimmen.
- Anschließend gibt es eine erneute Online-Abstimmung zwischen der Top 3, bei der dann der Sieger des diesjährigen Jugendworts des Jahres bestimmt wird. Im Jahr 2021 nahmen etwa 200.000 Jugendliche am Voting teil.
Um Jugendliche dazu zu motivieren, bei den Online-Votings mitzumachen, verlost der Veranstalter jedes Jahr attraktive Preise über Instagram. Alle, die online gevotet haben, nehmen automatisch an der Verlosung teil. Zu gewinnen gibt es zum Beispiel Gutscheine für Online-Shops und Buchhandlungen, Kopfhörer, Skateboards oder ein Spotify-Premium-Abo.
Wählt das Jugendwort 202
Die Wahl des Jugendworts 2024 ist in vollem Gange! Nachdem die Vorschläge der Jugendlichen gesammelt wurden, wurde im August die Abstimmungsphase eröffnet. Zur Auswahl standen wie jedes Jahr die Top 10 der eingereichten Begriffe:
Aura
bezieht sich auf die persönliche Ausstrahlung/Charisma oder Status, oft scherzhaft verwendet
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Akh
arabisches Wort für Bruder, auch Anrede für einen Freund oder Bekannten
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Hölle nein
kommt aus dem englischen "hell no" und wird als Widerspruch verwendet
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Talahon
kommt aus dem Arabischen und steht für "Komm her"
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Schere
drückt ein Schuldeingeständnis aus oder dient als Bekenntnis, dass man etwas getan hat
Yurr
bedeutet "ja" oder "what's up"
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Yolo
steht für "you only live once"
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Nein Pascal, ich denke nicht
Begriff wird genutzt, um einer Aussage zu widersprechen
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Pyrotechnik
Ausdruck der Unterstützung für den Einsatz von Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen
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Digga(h)
oft aber nicht immer eine Anrede für einen Kumpel oder Kollegen
Die Abstimmungsphase läuft noch bis am 10. September 2024. Danach wurde die Top 3 bekannt gegeben, über die noch bis am 8. Oktober abgestimmt werden können. Das Ergebnis wird am 19. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse live bekannt gegeben. Nutze die Chance und stimme auf der Website von Langenscheidt für deinen Favoriten ab.
Letztes Jahr wurde erstmalig auch eine Liste mit abgelehnten Vorschlägen veröffentlicht. Die Begründung für den Ausschluss aus der Top 10 ist, dass die Ausdrücke im jugendlichen Sprachgebrauch zu wenig verbreitet seien und davon auszugehen ist, dass es sich bei der Einreichung um Kampagnen einzelner Personen handelte. Auf dieser Liste befand sich unter anderem das Wort "Stuhl".
Weißt du welches Wort 2023 zum Unwort des Jahres gewählt wurde? Auch diese Abstimmungen finden jährlich statt!