Ein Klavier besteht aus mehr als mehreren tausend Einzelteilen, die überwiegend aus Holz, aber auch Materialien wie Messing und Gusseisen gefertigt sind. Neben den auffälligen, großen und schweren Bauteilen wie dem Gehäuse, dem Resonanzboden oder der Gussplatte sind, insbesondere im Spielwerk, Teilchen enthalten, die in präzisester Kleinarbeit hergestellt und verbaut werden müssen.
Damit am Ende alles zusammenpasst und das Klavier oder der Flügel auch wirklich so klingt wie angedacht, sind tiefgreifende fachliche Kenntnisse, eine große Handwerkskunst, viel Erfahrung und auch Geduld gefragt. All diese Qualitäten zeichnen einen Klavierbauer aus.
Entdecke hier mit uns diesen spannenden Beruf. Du erfährst, wie sich das Berufsbild im Laufe der Zeit gewandelt hat und welche Tätigkeiten ein Klavierbauer heute ausführt, aber auch wie die Ausbildung zum Klavierbauer abläuft und welche Voraussetzungen man dafür mitbringen muss.
Was macht ein Klavierbauer? - Das Berufsbild
Während sich das Klavier noch in seiner Entstehungs- und Entwicklungsphase befand, wurde der Bau eines Pianos ausschließlich von einer einzelnen Person, manchmal zusammen mit einem Lehrling oder Mitarbeiter, ausgeführt.
Mit der Gründung der großen Klaviermanufakturen, wie Bösendorfer, Blüthner oder Steinway im Laufe des 19. Jahrhunderts sowie dem technischen Fortschritt durch die Industrialisierung, wurden die einzelnen Teilaufgaben mehr und mehr auf verschiedene Fachkräfte aufgeteilt. Heutzutage werden Klavier auch in großen Fabriken hergestellt, in denen die Einzelteile maschinell angefertigt werden. Damit können der großen Nachfrage gerecht geworden und die Preise niedrig gehalten werden.

Nichtsdestotrotz ist der Beruf des Klavierbauers nicht ausgestorben. Und das aus zwei Gründen: Erstens gibt es weiterhin eine Nachfrage nach handgefertigten Flügeln und Klavieren, da Instrumente, die in einer Fabrik produziert werden qualitativ und klanglich nie an diese heranreichen können. Zweitens ist das Herstellen nicht die einzige Aufgabe eines Klavierbauers. Auch das Reparieren, Restaurieren und Stimmen ist Teil des Berufsbildes.
Was muss ein Klavierbauer können?
Die ursprüngliche Hauptaufgabe eines Klavierbauers ist das Herstellen von Klavieren und Flügeln. Die dafür notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten sind auch die Grundlage für alle anderen Tätigkeiten, die ein Klavierbauer ausführen kann. Nur wer das Instrument wirklich in- und auswendigkennt, ist auch in der Lage es fachgerecht zu reparieren, unterhalten und stimmen.
Das wichtigste Material, mit dem ein Klavierbauer arbeitet, ist Holz. Er muss verschiedene Holzarten und ihre Eigenheiten kennen, die Qualität eines Holzstückes beurteilen können und wissen wie man es bearbeiten muss. Um die einzelnen Klavierteile anzufertigen und in die passende Form zu bringen, muss man sägen, fräsen, schleifen und hobeln.
Ein nächster Schritt im Klavierbau ist das Zusammensetzten der Einzelteile und der Einbau der Mechanik. Hier kommen weitere Materialien wie Filz und Messing hinzu. Je nach Art und Funktion eines Klavierteiles, muss es verleimt, festgeschraubt oder eingehämmert werden.
Damit das Holz des Gehäuses gut geschützt ist und auch noch schön aussieht, wird es lackiert. Dazu sind zum einen fachliche Kenntnisse über Lacke und das Lackieren nötig, zum anderen aber auch ein ästhetisches Empfinden, das die zum Instrument passende Farbwahl ermöglicht.
Möchtest du von zu Hause aus Klavier spielen lernen? Dann besuche Online Klavierunterricht.

Auch das Aufziehen und Stimmen der Saiten gehört zu den Aufgaben der Klavierbauer. Ein Klavier hat um die 230 Saiten, die alle einzeln eingespannt und auf die richtige Tonhöhe gestimmt werden müssen.
Das Stimmen eines Klaviers ist deutlich herausfordernder als das Stimmen anderer Instrumente; nicht nur auf Grund der hohen Anzahl der Saiten und des Kraftaufwandes, der nötig ist. Den meisten Tasten sind mehrere Saiten zugeordnet, deren Klang aufeinander abgestimmt werden muss. Daraus ergibt sich ein individuelles Klangbild, dass auf alle anderen Tasten übertragen werden muss.
Auch das Intonieren ist eine heikle Aufgabe. Dabei wird der Filz der Hammerköpfe mit feinen Nadelstichen bearbeitet, die seine Spannung und damit auch den Klangcharakter verändern. Bei einem einzelnen Intonationsvorgang können weit mehr als 10.000 Nadelstiche notwendig sein, die alle perfekt platziert sein müssen.
Finde auf Superprof den Klavierunterricht, der wirklich zu dir passt.
Wie sieht der Arbeitsalltag eines Klavierbauers aus?
Die meisten Klavierbauer, die heute noch hauptsächlich mit der Herstellung von Klavieren beschäftigt sind, arbeiten als Mitarbeiter in einer Manufaktur. Sie führen dort in der Regel nicht alle Arbeitsschritte aus, sondern sind auf einen Bereich im Klavierbau spezialisiert.
Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich ist die Reparatur, Restauration und Pflege. Klavierbauer, die sich darauf spezialisiert haben, können beispielsweise im Musikfachhandel angestellt oder selbstständig sein. Aber auch Konservatorien, Konzerthäuser und Museen stellen teilweise Klavierbauer an, die ihre Flügel und Klaviere in Stand halten und gegebenenfalls historische Instrumente restaurieren.
In diesem Bereich muss ein Klavier auseinandergebaut, defekte Stellen, wie beispielsweise ein Riss im Resonanzboden, sorgfältig repariert und Verschließteile ausgetauscht werden. Wenn eine neue Lackierung gebraucht oder gewünscht wird, führt der Klavierbauer auch diese Aufgabe aus.

Klavierstimmer ist ein eigener Beruf, auf den man sich vom Klavierbau ausgehend spezialisieren kann. Auch diesen kann man als Mitarbeiter in einem größeren Betrieb, als Angestellter in einer Kultureinrichtung oder selbstständig ausführen. Jedes Klavier sollte, auch wenn es nicht von der Stelle bewegt wurde, ungefähr einmal im Jahr gestimmt werden. An Arbeit mangelt es den Klavierstimmern also nicht.
Ein weiteres Arbeitsfeld für einen Klavierbauer kann der Verkauf und die Kundenberatung sein. Als erfahrene Fachkraft ist er ein zuverlässiger Berater und Unterstützer für alle, die ein Klavier kaufen oder reparieren lassen möchten.
Wie erlernt man den Beruf? - Die Klavierbauer-Ausbildung
Klavierbauer ist ein anerkannter Lehrberuf, der in einer dualen Ausbildung erlernt werden kann. Der theoretische Teil der Ausbildung findet in regelmäßigen Wochenblöcken in der Oscar-Walcker Schule in Ludwigsburg statt, der einzigen Berufsschule für Klavierbau in Deutschland.
Für den praktischen Teil suchen sich die Auszubildenden einen Ausbildungsbetrieb, in dem sie für die Dauer der Ausbildung angestellt sind und ein Lehrgehalt erhalten. Bereits vor Ausbildungsbeginn muss die Wahl getroffen werden, welche Art von Betrieb es sein soll:
- Reparaturwerkstatt: eher kleine, familiäre Betriebe; breites Fachwissen und abwechslungsreiche Aufgaben
- Pianomanufaktur (z.B. Sauter, Steinway oder Wilhelm Steinberg): größere industrielle Unternehmen; Spezialisierung und immer ähnliche Arbeitsabläufe
Die Lehrgehälter können je nach Betrieb sehr unterschiedlich ausfallen. Kleine Werkstätte haben weniger finanzielle Mittel als große Unternehmen und können deshalb auch ihre Mitarbeiter und Auszubildenden weniger hoch entlöhnen. Im ersten Lehrjahr verdienen Klavierbauer in Ausbildung zwischen 585 und 1000 Euro pro Monat. Das Monatsgehalt steigt mit jedem Ausbildungsjahr und liegt im letzten Halbjahr bei 820 bis 1.140 Euro.
Bei ausgelernten Klavierbauern ist die Spanne zwischen den Gehältern noch deutlich größer. Auch hier lassen sich die Unterschiede in erster Linie daran festmachen, ob jemand in der Industrie oder einem kleinen Handwerksbetrieb angestellt oder sogar selbstständig ist. Auch mögliche Spezialisierungen können zu den Unterschieden beitragen. Aktuell liegen die durchschnittlichen Monatsgehälter bei 1360 bis 3000 Euro.

Die Ausbildung zum Klavierbauer dauert 3,5 Jahre; bei einer Teilzeit-Ausbildung verlängert sich die Dauer entsprechend. Eine verkürzte Ausbildungsdauer ist auf Antrag bei der Handwerkskammer für diejenigen möglich, die ein Abitur oder eine begonnene Schreinerlehre vorweisen können.
Der Lehrgang an der Berufsschule Ludwigsburg heißt Klavier- und Cembalobau. Die Grundlagen sind für alle Auszubildenden dieselben. Im Laufe der Ausbildung entscheidet man sich dann für den einen oder anderen Bereich, um sich darauf zu spezialisieren.
Die meisten Betriebe setzten für die Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz einen Realschulabschluss voraus. Bei einem höheren Schulabschluss stehen die Chancen aber besser, die Wunschstelle zu bekommen.
Voraussetzung für die Ausbildung zum Klavierbauer ist in erster Linie handwerkliches Geschick und Interesse. Darüber hinaus sind große Sorgfalt und viel Geduld notwendig, um alle Aufgaben korrekt und präzise auszuführen. Sinn für Ästhetik hilft dabei, die Oberflächen der Klaviere attraktive zu gestalten. Darüber hinaus sollten Auszubildende ein feines Gehör mitbringen, um Klaviere und Flügel stimmen und intonieren zu lernen.
Wer später nicht in einer Manufaktur arbeitet, braucht zudem eine Bereitschaft zur Flexibilität. Diese ist einerseits bei den häufig wechselnden Aufgaben in der Reparatur gefragt, andererseits und ganz besonders auch bei Kundenbesuchen für das Stimmen oder kleinere Reparaturarbeiten, die nicht in einer Werkstatt durchgeführt werden müssen.
Sobald nach dreieinhalb Jahren die Gesellenprüfung bestanden ist, gibt es die Möglichkeit zur Weiterbildung zum Meister. Dazu wird für weitere zwei Jahre die Berufsschule in Ludwigsburg besucht und anschließend eine Meisterprüfung abgelegt, die zum Übernehmen von Führungsaufgaben befähigt.
Die nächste Etappe in der Weiterbildung führt zum Titel Geprüfter Betriebswirt nach der Handwerksordnung. Dies ist der höchste Abschluss, den man in Deutschland im Bereich des Handwerks erreichen kann. Hier steht die kaufmännische Ausbildung im Vordergrund, die dich auf die Unternehmensführung und -entwicklung spezialisiert.









