Ursprünglich verbreitete sich die Belting-Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Music Halls und Vaudeville-Shows, aufgrund ihres „unklassischen“ Klangs und vor allem auch der hohen Durchsetzungskraft, die sie der Stimme verleiht. Mit dem Aufkommen der elektrischen Verstärkung, wurde es den Sänger*innen möglich eine Vielzahl an verschiedenen Gesangstechniken gezielt einzusetzen und mit ihnen zu spielen. Das Belting ist bis heute eine davon.
Wer die legendärsten Songs vieler berühmter Vokalist*innen der Populärmusik der letzten Jahrzehnte nachsingen möchte, kommt um eine gute Belting Technik nicht herum. Gleichzeitig gilt aber auch hier, wie für alle fortgeschrittenen Gesangstechniken, dass solide Grundlagen und die richtige Herangehensweise nötig sind, damit die Stimme keinen Schaden nimmt.
Was ist Belting?
Der Belting-Gesang orientiert sich im Unterschied zum klassischen Gesang eher an der Sprechstimme. Mit wenig Vibrato werden die Töne durchsetzungsstark und die Texte klar artikuliert nach vorne rausgeschmettert. Das Belten gehört zu den häufig eingesetzten Gesangstechniken in der Rock- und Popmusik, im Musical, Soul und Jazz.
Die Liste der bekannten Belter*innen ist lang und deckt sich zu weiten Teilen mit üblichen Aufzählungen der beeindruckendsten Stimmen des Pop, Rock und Soul. Das liegt daran, dass der Gesang durch das Belting außerordentlichen kraftvoll und ausdrucksstark wird. Kombiniert mit einer perfekten Stimmkontrolle, klingen auch schwierige Intervalle oder aufwändige Verzierungen mühelos. Anhören kannst du dir das unter anderem bei Whitney Houston, Freddie Mercury, Tina Turner, Christina Aguilera, Kelly Clarkson, Lady Gaga, Adam Lambert, Bruno Mars, Demi Lovato, Aretha Franklin…
Der am weitesten verbreitete Mythos über den Belting Gesang ist, dass es sich dabei um eine Technik handle, bei der einfach hohe Töne in der Bruststimme gesungen werden. Auch wenn es sich so anhören mag, ist es ein fataler Irrglaube. Denn genau durch dieses falsche Verständnis können die Stimmbänder geschädigt werden.
Um zu verstehen, was Belting ist und wie es funktioniert, müssen wir uns mit den Registern der menschlichen Stimme auseinandersetzen. Über die genauen Definitionen gibt es aber hier keine Einigkeit, da die Einteilung der Register unter verschiedenen Voraussatzungen vorgenommen werden kann. Während die Einen von vier unterschiedlichen Stimmregistern (Schnarrregister, Bruststimme, Kopfstimme, Pfeifregister) sprechen, unterscheiden Andere bis zu sechs verschiedene Register (zusätzlich zu den genannten: Mittelregister, Falsett).
Mitverursachend für die Verwirrung um die menschlichen Stimmregister sind vor allem die Bezeichnungen Kopf- und Bruststimme, die nahelegen, dass ein Klang in dem jeweiligen Teil des Körpers entstünde. Jedoch wird jeder Ton ausschließlich im Kehlkopf erzeugt, indem die Stimmlippen oder zumindest ein Teil davon, zum Schwingen gebracht werden. Damit ein durch Schwingung erzeugter Ton hörbar wird, braucht er einen Resonanzraum, in dem er sich entfalten kann und verstärkt wird.
An dieser Stelle kommen die Brust und der Kopf ins Spiel. Beim lauten Sprechen und Singen kommt unser gesamter Körper als Resonanzraum zum Einsatz. Während wir beim Singen von tiefen Tönen die Schwingung eher in der Brust spüren, verorten wir die hohen Töne im Kopfbereich. Bei der Einteilung der Gesangsregister wird dies in Kombination mit der Art der Tonerzeugung im Kehlkopf berücksichtigt.
Kopfstimme vs. Bruststimme
Die Bruststimme wird auch die Vollstimme genannt, da die gesamten Stimmlippen schwingen. Die Stimmbänder sind kurz und dick. Die Stimmlippen schließen und öffnen sich recht gleichmäßig.
Die Kopfstimme wird im Fachjargon als Randstimme bezeichnet, weil nur die äußeren Schleimhäute der Stimmlippen schwingen. Die Stimmbänder sind dünn, in die Länge gezogen. Die Stimmbänder schließen nicht immer vollständig; die Öffnungsphase ist länger als die Schließphase.
Der dritte wichtige Punkt, den es beim Lernen von Gesangstechniken zu beachten gilt, ist der sogenannte Stimmsitz. Bei dem es um die Nutzung der Hohlräume im Mund-, Nasen- und Kehlrachen geht. Du kennst das bestimmt: je nachdem ob man eher durch die Nase spricht, der Klang aus dem hinteren Rachen kommt oder ganz vorne durch den spitzgeformten Mund geführt wird, kann sich eine Stimme ganz unterschiedlich anhören. Auch beim Singen werden diese verschiedenen Räume genutzt, um den Klangcharakter zu verändern.
Das Belten wird in der sogenannten Mittel- oder Mischstimme verortet, bei der also die Kopf- und die Bruststimme nicht isoliert voneinander eingesetzt werden. Die Grundvoraussetzung um die Belting Technik zu lernen, ist die solide Beherrschung beider Register sowie der sichere Wechsel zwischen den beiden.
Gesangstechniken lernen: Wie funktioniert Belting?
Belting wird in der Gesangspädagogik unter anderem als „skillfull yelling“ (gekonntes Schreien) beschrieben. In Abgrenzung vom klassischen Gesang geht es bei der Technik darum, in höheren Lagen einen sprachähnlichen Klang zu erzeugen, der eine textbasierte Interpretation zulässt. Das Vibrato wird nicht durchgängig, sondern gezielt an ausgewählten Stellen als spezieller Effekt eingesetzt.
Die Anatomie des Belting
Um die Belting-Technik zu verstehen und die bereits erwähnten Missverständnisse zu vermeiden, ist es sinnvoll sich anzuschauen, was beim Singen im Kehlkopf vor sich geht.
Der menschliche Sprechapparat, den wir selbstverständlich auch zum Singen nutzen, besteht aus drei Gewebeschichten, die zusammen die Stimmlippen bilden.
Die oberste ist eine Schleimhaut, die für die nötige Geschmeidigkeit sorgt. Darunter befindet sich eine Schicht aus Fasern, die sehr elastisch sind und durch An- und Entspannung einen Einfluss auf die Tonhöhe haben; das sind die sogenannten Stimmbänder. Kontrolliert werden sie mithilfe der untersten Schicht: Muskeln, die direkt unter oder teilweise auch neben den Stimmbändern liegen. Mit Hilfe von anliegenden Knorpeln kann die Stellung der Stimmlippen zueinander verändert werden.
Beim Singen in der Bruststimme, wird der Thyroarytenoid-Muskel (kurz: TA-Muskel) angespannt. Dadurch werden die Stimmbänder kürzer und dicker und die Stimmlippen können in ihrer vollen Breite schwingen. Bei hohen Tönen hingegen (also in der Kopfstimme) werden die Stimmbänder mithilfe des Cricothyroid-Muskels (kurz: CT-Muskel) in die Länge gezogen und die Stimmlippen schwingen nur noch am Rand.
Die sogenannte Mischstimme, in der auch das Belting stattfindet, entsteht nun aus einem Zusammenspiel beider Muskel. Durch eine TA-Dominanz und damit einhergehende breite Stimmbänder klingt die Stimme voll und kräftig. Gleichzeitig wird durch den Einsatz des CT-Muskels der Schildknorpel gekippt, was die Stimmbänder in die Länge zieht und höhere Töne ermöglicht.
Ein Belt entsteht also im Grunde durch einen Konflikt: Die Stimmbänder werden einerseits in die Breite gezogen, andererseits auch in die Länge gedehnt. Die korrekte Technik dafür erfordert eine sorgfältige Herangehensweise und einiges an Training. Um das Belting zu lernen, muss also bereits eine solide Stimmbeherrschung gegeben sein.
Stütze
Wenn du bereits Gesangsunterricht (z.B Gesangsunterricht Berlin) nimmst, wirst du bereits öfters gehört haben, dass die Stütze das A und O des Singens ist; obwohl es auch zu diesem Thema viele verschiedene Meinungen und Erklärungen gibt. Bei der sogenannten Stütze geht es darum, die eingeatmete Luft zu kontrollieren und im richtigen Maß in den Kehlkopf zu leiten.
Das richtige Maß bedeutet in diesem Falle nicht, dass es ein immer gültiges Geheimrezept gibt. Gesang entsteht dadurch, dass im Kehlkopf die Stimmlippen in Schwingung versetzt werden. Daran ist einerseits die Kehlkopfmuskulatur beteiligt und andererseits die Luft, die aus dem Bauch zum Mund strömt. Die Regulierung dieses Luftstroms hilft dir dabei, die Frequenz und die Lautstärke des gesungenen Tons zu beeinflussen.
Entscheidend dabei ist, dass nur der minimale Druck erzeugt wird, der für den gewünschten Ton notwendig ist. Ein zu hoher Druck kann der Stimme langfristig schaden.
Twang
Wer sich mit verschiedenen Gesangstechniken beschäftigt, kommt um den Begriff „Twang“ nicht herum. Aber was bedeutet es überhaupt und in welchem Zusammenhang steht er mit dem Belting?
Was Twang ist, kann man sich bereits vorstellen, wenn man das Wort einmal laut ausspricht. Es handelt sich dabei um eine Stimmfärbung, die durch eine Verengung im Kehlkopftrichter entsteht. Die herausströmende Luft, und damit auch der Klang, werden an dieser Stelle gebündelt, während die darunterliegenden Stimmlippen frei schwingen können. Dies erlaubt einen klaren, lauten Gesang, ohne die Stimme zu schädigen.
Zum besseren Verständnis wird der Twang häufig als ein „Enten-Klang“ beschrieben und als Musterbeispiele werden Country-Sänger*innen herangezogen. Obwohl diese Beispiele helfen können, den Twang zu verstehen, sollte man sich beim Singen Lernen schnell wieder davon lösen. Denn die Technik wird in dosiertem Maß, und häufig kaum akustisch erkennbar, bei fast jeder Art von Gesang eingesetzt.

So gehört etwas Twang auch zu einem starken und gesunden Belt. Er erlaubt einen klaren, durchdringenden Klang, ohne den sowieso schon hart arbeitenden Stimmapparat zu sehr zu beanspruchen.
Im Gesangsunterricht München kannst du die verschiedenen Techniken Schritt für Schritt lernen.
Belten lernen: Abschließende Tipps
Wenn du dich an das Lernen einer neuen Gesangstechnik machst, solltest du dich im Vorfeld intensiv damit auseinandersetzten und sicher gehen, dass du die notwendigen Grundlagen bereits beherrschst. Nur so wirst du beim Lernen erfolgreich sein und läufst nicht in Gefahr, deine Stimme nachhaltig zu schädigen.
Lass dich zudem nicht zu sehr von den unzähligen unterschiedlichen Ansichten, Meinungen und Erklärungsansätzen verunsichern. Gerade bei „neumodischen“ Techniken wie Belting oder Twang, herrscht auch unter Sänger*innen und Gesangslehrer*innen sehr viel Uneinigkeit über die Begrifflichkeiten, Einsatzgebiete und Herangehensweisen.
Besuchst du bereits Gesangsunterricht (z.B. Gesangsunterricht Hamburg) , darfst du dich über die professionelle Unterstützung freuen und deiner Lehrkraft vertrauen. Sie hat eine erprobte Methode, bei der alles schrittweise aufeinander aufbaut. Sobald ihr mit dem Belten Lernen anfängt, kannst du sicher sein, dass du die Grundlagen hast, um es durch die Herangehensweise deiner Lehrkraft zu lernen.
Lernst du autodidaktisch mit Hilfe von YouTube-Videos oder Online-Programmen singen, solltest du dir immer bewusst sein, dass es sehr unterschiedliche Unterrichtsansätze gibt. Ständig zwischen verschiedenen Angeboten hin und her zu wechseln kann nicht nur für Verwirrung sorgen, sondern auch deine Lernfortschritte hindern. Um effizient zu lernen und die Stimmgesundheit zu gewährleisten, ist es sinnvoll sich auf eine Methode zu fokussieren und sich schrittweise voran zu arbeiten.









