Dass die USA mit ihren unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen nicht nur ein Kontinent, sondern ein einziges Land ist, kann man sich als Europäer manchmal nur schwer vorstellen. So unterschiedlich die Landesteile sind, so vielfältig sind auch die kulturellen Unterschiede - zu uns und innerhalb des Landes. Und das gilt natürlich auch für die Arbeitswelt. Beim Auswandern in die USA ist es also viel entscheidender als bei anderen Ländern, wie zum Beispiel beim Leben und Arbeiten in Japan oder auf der Suche nach Arbeit in Neuseeland, in welchen Landesteil man ziehen und was man dort tun möchte.
Wo möchtest du hinziehen?
Am besten ist es natürlich, wenn du in deinem Wunschstaat in deinem gelernten Beruf arbeiten kannst. Da hilft es, Experte auf einem bestimmten Gebiet zu sein. Firmen nehmen gerne Ausländer mit einem spezifischen Fachwissen auf. Bei der Bewerbung solltest du deshalb besonders herausstreichen, was für Vorteile deine Skills dem Unternehmen bringen werden. Sinnvoll ist es auch immer, sich bei einer Firma mit Wurzeln im Heimatland zu bewerben.
Bist du noch nicht so festgelegt, kannst du bei deiner Bewerbung zwei Wege gehen: Entweder du suchst eine Anstellung in deinem gelernten Beruf in einem beliebigen Staat oder du weißt in welchen Staat du ziehen willst, bist aber offen in der Jobwahl.
Je nach Staat sieht es mit dem Stellenangebot und der Bezahlung sehr unterschiedlich aus. Um dir einen Überblick zu verschaffen, hilft ein Besuch auf der Seite des U.S. Bureau of Labor Statistics. Auf dieser Webseite findest du alle Informationen aufgeteilt in Bundesstaaten und Arbeitsfelder. So kannst du dir einen guten Überblick darüber verschaffen, in welchem Staat du dich bewerben solltest. Ein Beispiel: Kommst du aus der High Tech Branche, wirst du in Nordkalifornien leicht eine Anstellung finden. Umgekehrt hilf dir die Seite auch, um heraus zu finden welche Jobs in deinem Wunschstaat zu vergeben sind. Rund um Washington D.C. zum Beispiel sind viele grosse Pharmaunternehmen angesiedelt.
Suchst Du Karriere Coaching Hamburg?
Wie ist der amerikanische Arbeitsmarkt überhaupt aufgebaut? Der Dienstleistungssektor ist der grösste Pfeiler. Hier arbeiten mit ungefähr 80% die meisten Menschen, gefolgt von Industrie, High Tech, Forschung und Entwicklung.
Trotz der vielen regionalen Gegensätze gibt es in der amerikanischen Arbeitskultur einige allgemeine, landesweite Regeln. Auf diese soll in diesem Artikel näher eingegangen werden. Aber erst mal: wie kommst du zu einer Arbeitserlaubnis?

Der Traum von der Aufenthaltsbewilligung
Bist du noch Studentin oder Student? Dann kannst du dich glücklich schätzen! Du hast die Möglichkeit von einem Studenten - oder Praktikumsvisum, genannt J1-Visum, zu profitieren und relativ unkompliziert bis maximal 1,5 Jahre in den USA zu leben und zu arbeiten. Informationen darüber findest du bei der Amerikanischen Botschaft in deinem Land.
Für alle andern gelten die magischen zwei Worte: Green Card.
Du kannst zwar auch einen normalen Antrag auf ein Arbeits-Visum stellen, aber die Green Card ermöglicht dir ein Leben in den USA ohne Ablaufdatum.
Die Green Card Lotterie ist kein Märchen. Bei der jährlichen Ausschreibung werden 50’000 Chancen verlost. Nicht alles wird dabei dem Zufall überlassen. Für jedes Herkunftsland gibt es ein bestimmtes Kontingent und das kann früher oder später ausgeschöpft sein. Bewerber und Bewerberinnen aus Deutschland gibt es zum Beispiel immer viele, weshalb es schon allein deshalb sein kann, dass man nicht gleich beim ersten Versuch Glück hat. Außerdem wird eine Ausbildung von mindestens 12 Schuljahren vorausgesetzt. Solltest du diese noch nicht erreicht haben, nutze die Zeit um eine weiterführende Schule zu besuchen. Ansonsten wird es schwer sein, an das begehrte Visum zu gelangen.
Ein paar Tipps zur Arbeitskultur
Die Anstellung
In Europa sind die Löhne regional sehr unterschiedlich. Während du in Schweden und den Niederlanden ziemlich gut verdienen kannst, können die Löhne in Frankreich und Großbritannien ziemlich niedrig sein. Regionale Unterschiede gibt es auch in den USA. Wie viel du in den USA verdienen wirst, hängt also stark vom Bundesstaat ab. Auf jeden Fall wird der Arbeitgeber von dir vollen Einsatz erwarten. In den Vereinigten Staaten sind Überstunden keine Seltenheit und es herrscht generell ein ziemlicher Arbeitsdruck. Man ist doch nie „Out of office“! Mitten am Tag ein Football-Spiel des Kindes zu besuchen oder die Kinder von der Schule abzuholen ist allerdings kein Problem. Dafür arbeitet man generell länger als in Deutschland. Und das bei zwei Wochen Ferien pro Jahr. Auch gibt es immer noch keinen Kündigungsschutz. Die meisten Anstellungen haben eine Kündigungsdauer von zwei Wochen. Das kann für Auswanderer einerseits zum Problem werden. Andererseits ist der Arbeitsmarkt dadurch auch flexibel und immer in Bewegung.
Suchst du eine Anstellung in den USA, solltest du dich auch unbedingt mit den nicht so schönen Dingen wie Altersvorsorge, Steuern und Krankenversicherung beschäftigen. Anders als in Deutschland ist vieles nicht staatlich gesichert.

Das alltägliche Miteinander - Umgang am Arbeitsplatz
In den USA gilt ein Leitsatz in allen Arbeitsbereichen: kremple die Ärmel hoch, arbeite hart und mach, dass die Dinge erledigt werden. Auch wenn der Traum vom Tellerwäscher zum Millionär heute so gut wie unmöglich ist, und der Sprung aus der sozialen Schicht immer schwieriger wird, bleibt diese Mentalität in der Gesellschaft verhaftet. Du kannst es schaffen, wenn du nur willst. Das kann einerseits zu einem hohen Arbeitsdruck führen, andererseits wirkt es auch motivierend. Neben dem hohen Arbeitseinsatz ist der rücksichtsvolle Umgangston von großer Wichtigkeit.
In Deutschland sind wir uns gewohnt, Probleme werden direkt angesprochen und es ist kein Unding dem Chef zu widersprechen, wenn man nicht einverstanden ist. Ganz im Gegenteil. Kritik ist sogar erwünscht. Nicht so in den Vereinigten Staaten. In den USA würde man die Kollegen mit solch einem Verhalten ziemlich vor den Kopf stoßen. Man bleibt immer höflich und formuliert Kritik erst mal positiv. Arbeitet man in einem Unternehmen als Führungskraft, muss man sich also nicht wundern, wenn selten und schon gar kein negatives Feedback kommt. Eine positive Arbeitshaltung ist sehr wichtig.
Suchst Du Karriere Coaching Hamburg?
Ebenso spricht man am Arbeitsplatz nie über Probleme, sprich Problems. Stattdessen kannst du dich an diese Ausdrücke wie Issue, Concern, Challenge und Situation halten.
Die amerikanischen Kollegen sprechen sich generell mit dem Vornamen an. Und es ist nicht unüblich, dass man ziemlich bald zum Essen nach Hause eingeladen wird. Von dem lockeren Umgang sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Die Hierarchien werden trotzdem streng eingehalten und einem entspannten Essen in privatem Umfeld können wieder harte Verhandlungen folgen.
Achte auf deine Sprache! Flapsige und zotige Sprüche kommen nicht gut an. Äußert man sich - auch wenn es humorvoll gemeint ist - rassistisch oder sexistisch, kann das böse enden. Im schlimmsten Fall sogar vor Gericht.
Ein großer Unterschied findest du auch in der Herangehensweise an Projekte. In Deutschland setzt man auf eine gute Planung und das Ziel wird dann Schritt für Schritt erreicht. In den USA ist es genau umgekehrt. Man beginnt sofort mit der Durchführung und passt auf dem Weg die Schritte an. Für uns ist das vielleicht etwas strapaziös, aber zugegeben - zum Ziel kommt man auf beide Arten.

Die Bewerbung
Die Bewerbung wird heute meistens per E-Mail eingereicht und besteht aus dem Anschreiben (Cover Letter) und dem Lebenslauf (Resume/ Curriculum Vitae). Eine Bewerbung mit Schulzeugnissen und Diplomen wie wir das in Deutschland kennen, in Amerika „Complete Dossier“ genannt, ist nicht nötig. Dafür ist es wichtig, eine Ansprechperson direkt anzuschreiben. Recherchiere also genau, an wen sich deine Bewerbung richten soll. Wichtig und für uns etwas ungewohnt ist in den USA, dass du dich mit deinen potentiellen Arbeitgebern über soziale Netzwerke verbindest. Zum Beispiel Linked In. Nach dem Abschicken der Bewerbung solltest du dich bald danach beim Unternehmen erkundigen, ob die Bewerbung angekommen ist und, etwas später, wie der Status der Bewerbung aussieht. Das wirkt nicht aufsässig, sondern betont deine Motivation und Professionalität. Diese Mail wird generell „Follow up“ genannt.
Mit Superprof kannst Du schnell einen Business Coach finden.
Das Anschreiben
Der Cover Letter sollte spannend und gut gegliedert sein. Beginne den Brief nicht mit dem Standardsatz: ich bewerbe mich auf die Stelle soundso der Firma soundso. Beginne interessanter. Vermeide zu viele Ich-Sätze. Beschreibe unbedingt deine Motivation, weshalb du in dem Unternehmen arbeiten möchtest, was du an Qualifikationen mitbringst und was du dir von der Anstellung erwartest. Schreibe in kurzen und prägnanten Sätzen. Betone auch gerne deine persönlichen Qualitäten wie Motivation, Pünktlichkeit, Zielstrebigkeit ohne dabei zu eingebildet zu wirken. Suche nach einem guten Mittelding zwischen Selbstbewusstsein und Bescheidenheit. Am Ende des Schreibens solltest du betonen, dass du offen für weitere Fragen bist, bei Interesse gerne Referenzen angibst und dich freust, von der Firma zu hören.
Der Lebenslauf
Schau, dass dein Lebenslauf nicht länger als eine Seite ist und baue ihn nach Stichpunkten auf. Ganz wichtig: verzichte auf Alter, Foto, Religionszugehörigkeit und Familienstand. Diese persönlichen Angaben haben in einem amerikanischen Lebenslauf nichts zu suchen. Er soll möglichst anonym sein um Diskriminierung zu vermeiden. Dafür kannst du in deinem CV erwähnen, was deine Karriere-Ziele sind, Career Goal genannt. Also welche Position du dir in dem Unternehmen wünschst.
Finde mit Superprof Karriere Coaching Frankfurt.
Das Vorstellungsgespräch
Gerade wenn du eine Bewerbung im Ausland machst, kann es sehr gut sein, dass das Gespräch per Video stattfinden wird. Ob persönlich oder per Video, achte auf den Dresscode. Er ist in den USA generell sehr wichtig. Zu einem Kostüm gehört unbedingt eine Strumpfhose, ein Anzug sollte stilvoll und dezent sein. Einem ersten kurzen Teil mit etwas Small Talk folgt der Informationsteil, in dem sich der Bewerber, die Bewerberin den Fragen des potentiellen Arbeitgebers stellt. Dabei solltest du über die Firma gut informiert sein, die aktuellen Zahlen und Tätigkeitsfelder kennen.

Zugegeben, die amerikanische Arbeitswelt kann ein ziemlich hartes Pflaster sein und ist von Leistung geprägt. Davon solltest du dich aber nicht abschrecken lassen, sondern es als Motivation sehen. Denn das wiederum stimmt auch wirklich: du hast im Land der unbegrenzten Möglichkeiten viele Chancen!
Weiter Tipps zum Arbeiten im Ausland, auch wenn es dich auf die andere Seite des Planeten zum Beispiel nach Australien zieht, findest du bei der Bundesagentur für Arbeit.
Und lasse gerne weitere Tipps zum Arbeiten in den USA da, Superprof und alles Leserinnen und Leser freuen sich über deine Kommentare und Anregungen!









