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Die einen nehmen es mit der Pünktlichkeit nicht so genau, bei den andern ist das zu spät kommen ein No-Go. Hier spricht man sich nur mit dem Vornamen an, dort siezt man sich bis zur Pensionierung. Wenn du einen Aufenthalt im Ausland planst oder sogar übers Auswandern nachdenkst, können dir Tipps über die Gepflogenheiten in deinem Wunschland wie ein feiner Leitfaden sein, der dir hilft, dich in der neuen Kultur zurecht zu finden.
Schon allein in Europa gibt es zwischen Deutschland, Frankreich, England und den Niederlanden überraschend viele Unterschiede. Zieht es dich auf die andere Seite der Welt in die USA, Japan oder Australien, kann es schon mal zu einem Culture Clash kommen. Wenn du dich für einen Job im Ausland bewerben möchtest, solltest du dich im Vorfeld gut vorbereiten. Denn wie schnell tritt man in einer anderen Kultur unfreiwillig in ein Fettnäpfchen? Schneller als man denkt. Gerade was den Humor anbelangt sind es genau die Zwischentöne, die entweder für eine lockere Atmosphäre sorgen oder in einem betretenen Schweigen enden.
In jeder Kultur herrschen am Arbeitsplatz ungeschriebene Gesetze, die von allen selbstverständlich praktiziert werden. Als Außenstehende blickt man da nicht leicht durch. Ist das Bier auf meinem Schreibtisch eine Einladung oder ein Test? Wie soll ich mich kleiden? War mein Witz deplatziert oder bin ich zu humorlos? Unzählige Fragen können einem die Anfangszeit bei einem Auslandaufenthalt den letzten Nerv kosten.
Folgende Tipps über die Arbeitskultur in verschiedenen Ländern sollen dir helfen, die fremde Kultur besser zu verstehen und auch deine Sinne für die kleinen Dinge des Alltags zu schärfen.
Ein paar Gedanken zum Thema Auswandern
Generell geht es in vielen Ländern diese Welt etwas lockerer zu, als wir das von Deutschland gewohnt sind. Und zum Teil laufen die Dinge auch etwas unstrukturierter ab, für uns manchmal schwer auszuhalten. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass ein Projekt ohne große Planung begonnen wird. Wie soll das gut gehen? Denken wir uns. Improvisation und Ideenreichtum kann auch zum Ziel führen, es braucht nicht immer den großen planerischen Vorlauf - auch wenn man sich zugegebenermaßen einige Irrwege ersparen könnte.
Eine weitere Herausforderung ist der Umgangston. In Deutschland sind wird eine direkte Kommunikation gewöhnt. Man redet nicht um den heißen Brei herum. Und seinem Unmut macht man auch gerne mal direkt Luft. Das kann in vielen Ländern dieser Welt nicht gut ankommen. Schon in den umliegenden Nachbarländern kann man mit einer direkten Aussprache die Leute schnell brüskieren. Möchte man zum Beispiel in Schweden leben und arbeiten, sollte man sich dessen bewusst sein. Gehst du auf work and travel in die USA, wirst du voraussichtlich überhaupt nie eine offene Kritik hören. In Australien wiederum geht man ganz gern direkt und offen mit Meinungen um. Hauptsache, du hast eine motivierte Arbeitseinstellung. Das wiederum hat die neue Welt gemeinsam: die positive, pionierhafte Lebenseinstellung ist geschichtlich bedingt.
Also egal, ob du für ein Auslandspraktikum, fürs Studium oder zum Arbeiten ins Ausland ziehst, beim Weiterlesen wirst du viele hilfreiche Tipps erfahren.

Unendliche Möglichkeiten in Europa
Ich liebe Europa! Auf im Vergleich zu anderen Teilen der Welt kleiner Fläche findet man hier so viele unterschiedliche Kulturen, Mentalitäten und Landschaften. Und die lange Kulturgeschichte macht einen besonderen Reiz aus. Denn egal, in welches Land es dich verschlägt, in Europa gibt es immer so viel zu entdecken!
Auch wenn die Unterschiede auf den ersten Blick nicht auffallen, die europäischen Kulturen sind voller Eigenheiten die es zu beachten gilt. Und das nicht nur am Arbeitsplatz. Auch für zum Beispiel ein Studium in Frankreich kann es hilfreich sein, ein paar Grundregeln zu kennen. Oder wusstest du, dass man selbst im Hörsaal gut gekleidet auftaucht? In der französischen Kultur spielt einfach das Drumherum eine größere Rolle als in anderen Ländern. Gutes Essen, interessante Gespräche, sich chic zu kleiden und sein soziales Umfeld zu pflegen gehört bei einem Leben in Frankreich einfach dazu. Allerdings ist die Gesellschaft ziemlich individualistisch, was sich auf ein Arbeitsumfeld auch negativ auswirken kann.
Ganz anders ist das Arbeiten in Schweden. Die Unternehmen sind von flachen Hierarchien und einem aufrichtigen und offenen Umgang geprägt. Dass man gerne zur Arbeit kommt und das Beste für Job und Firma gibt, wird einfach vorausgesetzt. Druck von oben ist schlicht nicht nötig. Ähnlich halten es auch die Niederländer. Arbeiten in den Niederlanden ist vor allem für Familienmenschen eine ausgezeichnete Idee, denn es wird schon vom Staat her auf eine ausgewogene Work-Life-Balance geachtet. Nicht so ernst nimmt man die Dinge in England. Hier geht alles etwas unstrukturierter zu.
In Großbritannien zu arbeiten kann ziemlich viel Spaß machen, auch wenn man beim Lebensstandard ein paar Abstriche machen muss. Aber der gemeinsame Gang ins Pub, die nicht so strengen Arbeitszeiten und der lockere Umgang sorgen für viel Abwechslung im Arbeitsalltag. Außerdem hat Großbritannien kulturell sehr viel zu bieten.

Arbeiten in den USA, Neuseeland und Down Under
You can do it! Egal in welches dieser drei Länder du ziehen möchtest, die positive Haltung dem Leben und der Arbeit gegenüber wirst dort du überall finden. Und das macht Spaß! Im Vergleich zu den Giganten USA und Australien geht es in Neuseeland etwas beschaulicher und gemütlicher zu.
Flache Hierarchien und ein gutes Arbeitsklima
Suchst du einen Job in Neuseeland, wirst du sehr wahrscheinlich in einem Unternehmen von maximal 14 Angestellten landen. Kleine und mittelständische Unternehmen sind dort die Norm. Und kleine Teams können einfach leichter in flachen Hierarchien und einem kollegialen Miteinander geführt werden, als Multikonzerne. Aufpassen solltest du bei der Kommunikation. Während man in Australien die Dinge direkt anspricht, ist man im Inselstaat vorsichtiger und umschreibt Probleme lieber, als jemanden zu brüskieren. Ein harmonisches Miteinander wird aber auch in Australien praktiziert. Bewirbst du dich auf Jobs in Australien oder gehst zum Studium nach Down Under, wirst du eine angenehme Lern - und Arbeitsatmosphäre vorfinden. Australien ist auch sehr beliebt für Work and Travel oder Freiwilligenarbeit auf einer Farm. Aber auch wenn du in einem Büro landest, auf eine formale Kleidung wird hier nicht viel Wert gelegt. Ich habe gehört, man könne sogar in den Flip Flops zur Arbeit gehen.
Kontrastreiche Vereinigte Staaten
So unterschiedlich die einzelnen Landesteile der USA sind, so verschieden sind auch die Mentalitäten. Und das Arbeitsklima in einem Start-Up in Nordkalifornien hat natürlich wenig mit einem Finanzunternehmen in Boston oder einem mittelständischen Unternehmen im Mittleren Westen gemeinsam. Lassen wir diese branchentypischen Unterschiede bei Seite. Ein paar Punkte lassen sich übers Arbeiten in den USA verallgemeinernd sagen:
In den USA geht es im Vergleich zu Australien und Neuseeland formeller zu. Konservative Kleidung, höfliche Umgangsformen und der immer positive Umgangston kann uns Europäern manchmal etwas befremden und sogar oberflächlich vorkommen. Wie sieht es hinter der Fassade aus? Hilfreich ist dabei die Vorstellung, dass in den USA eher in Kategorien gedacht wird als in Europa: Privatleben, Arbeit, Schule, öffentliches Leben und so weiter sind getrennte Bereiche, die zwar Schnittmengen zulassen, aber genauso schnell wieder von einander losgelöst werden können. Das zu wissen, macht es uns Europäern einfacher, die manchmal flüchtigen Begegnungen besser einzuordnen. Die USA verfügt über ein minimales staatliches Sozialnetz, die Freiheit des Einzelnen steht über allem. Das ermöglicht die viel beschworenen unbegrenzten Möglichkeiten, aber es gibt wenig Sicherheit am Arbeitsplatz. So gibt es in den USA noch immer keinen Kündigungsschutz und eine Krankenversicherung muss privat bezahlt werden.
Über die Arbeit in den USA gibt es noch sehr viel mehr zu wissen. Im Artikel Amerikanische Kultur am Arbeitsplatz weiterlesen und mehr erfahren!

Der Job in Japan
Die gesellschaftliche Harmonie
In Japan steht das Allgemeinwohl vor dem Individuum. Das zeigt sich auch in der Arbeitswelt. Dass die Firma, in der du einen Job angenommen hast gut läuft, ist wichtiger als dein persönliches Wohlbefinden. Angestellte in Japan arbeiten für ihre Unternehmen viel und auch in unbezahlten Überstunden, weil die aufgewendete Zeit direkt mit der Hingabe und Loyalität zum Unternehmen in Verbindung gebracht wird. Die Gesellschaft ist streng hierarchisch. Der großer Respekt vor den Älteren widerspiegelt sich im Aufbau japanischer Unternehmen. Die allgemeine Harmonie in der Firma ist der Grundmotor. So werden Urlaubstage oft nicht in Anspruch genommen, um das Kollegium durch die Absenz nicht zusätzlich zu belasten.
Eine traditionelle Kultur
Die strenge Hierarchie und die berufliche Hingabe sorgen auch dafür, dass in traditionellen Unternehmen den Wünschen der Chefs immer nachgekommen wird. Tief verankert ist die Tradition des gemeinsamen Trinkens nach der Arbeit, genannt „Nomunication.“ Die Pflicht, bei dem Brauch mitzumachen, kann belastend sein, denn nach einer durchzechten Nacht direkt wieder an den Arbeitsplatz zurück zu kehren, kann auf die Dauer anstrengend werden. Diese und andere alte Strukturen werden in modernen Unternehmen glücklicherweise immer mehr hinterfragt und durchbrochen. Auch Frauen, denen in der Vergangenheit wenig Möglichkeiten offen standen, finden langsam ihren Weg in interessante und verantwortungsvolle Berufsfelder.
Generell ist in den letzten Jahren ein Aufbruch in der japanischen Arbeitswelt zu bemerken, was Japan trotz der strengen Traditionen für Menschen aus dem Westen zu einem interessanten Arbeitsfeld macht. Mehr Tipps zum Arbeiten in Japan findest du in unserem Blog.

Ins Ausland zu ziehen braucht viel Offenheit, Durchhaltewillen und Flexibilität. Aber egal wo es dich auf der Welt hinzieht, es gibt in jeder Kultur so viel zu entdecken und man bekommt die Chance, die Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Also, nur Mut und auf zu neuen Abenteuern! Du findest auf der Seite der Europäischen Union Tipps zum Auswandern innerhalb von Europa.
"Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren."
André Gide
Die Plattform, die Lehrkräfte und SchülerInnen miteinander verbindet