Mit etwa 40.000 Bewerbern zählt das Medizinstudium zu den beliebtesten Studiengängen in Deutschland. Es bewerben sich jedes Jahr deutlich mehr Menschen auf einen Studienplatz als es Plätze gibt.
Dabei ist nicht nur der Weg zum Studium ein schwieriger, auch das Medizinstudium an sich ist hart und sehr lernintensiv. Wer Arzt werden möchte, der hat einige Möglichkeiten, in Deutschland an einen Medizinstudienplatz zu kommen.
In diesem Artikel erklären wir dir, welche formalen Voraussetzungen es für das Studium gibt, welche Möglichkeiten du hast, ohne NC zu studieren und welche Fachrichtungen sich nach dem Studium anbieten.
Die Voraussetzungen für ein Medizin Studium
Die grundlegende formale Voraussetzung für ein Studium der Humanmedizin ist in Deutschland die Hochschulzugangsberechtigung in Form der allgemeinen Hochschulreife.
Da die Plätze aber so beliebt sind, reicht nicht einfach irgendein Abi, es muss schon ein sehr gutes sein, wenn man direkt einen Platz erhalten möchte. Der Numerus Clausus, kurz NC, entscheidet über die Zulassung zahlreicher Plätze.
Und der hat es in sich, aktuell liegt die Zulassungsbeschränkung bundesweit auf 1,0 und hat nur zwei Ausnahmen und zwar Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wo der NC bei 1,1 und 1,2 liegt.

Dieser extreme NC liegt daran, dass sich bei einer begrenzten Anzahl an Studienplätzen für Humanmedizin gleichzeitig eine sehr hohe Bewerberzahl bewirbt. Übrigens ist auch die Auswahl für Plätze in Zahnmedizin und Tiermedizin so beschränkt.
Wer seine Chancen erhöhen will, der kann beispielsweise den Test für medizinische Studiengänge, kurz TMS machen. Denn viele Hochschulen legen in ihrem Auswahlverfahren nichts nur auf den NC viel Wert, sondern auch auf Eignungstests wie den TMS.
Neben den formalen Voraussetzungen gibt es auch einige fachlichen Voraussetzungen, die für ein Medizin Studium an einer Universität in Deutschland benötigt werden. Dabei sind vor allem gute biologische und chemische Vorkenntnisse hilfreich.
Um das harte Studium zu überstehen, braucht es ein generelles Interesse an der Funktionsweise und am Aufbau des menschlichen Körpers sowie an seinen biochemischen Prozessen.
Wenn du übrigens eine Ausbildung im medizinischen Bereich hast, dann erhöht das nicht nur deine Chancen, einen Platz zu bekommen, sondern erleichtert dir auch das Studieren, da du so schon gute fachliche Vorkenntnisse in das Studium bringst.
Fachliche Voraussetzungen sind wichtig, aber ohne die persönliche Eignung wird es nicht leicht, den anspruchsvollen Berufsalltag als Arzt zu meistern. Zu den wichtigsten Eigenschaften, die ein Arzt neben den fachlichen Kenntnissen mitbringen sollte, gehört Willenskraft und Selbstdisziplin, ohne die das lange Lernen schwer wird.
Außerdem solltest du eine hohe psychische und physische Belastbarkeit mitbringen, um die vielen Herausforderungen des Berufsalltags und des Studiums zu meistern.

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Wenn du einen Platz ergattert hast, ist das Studium übrigens wie folgt aufgebaut:
- Die Vorklinik: in vier Semestern lernst du die theoretischen Grundlagenfächer Biologie, Physik, Chemie, Biochemie, Physiologie, Anatomie, Histologie und Terminologie.
- Der klinische Teil: im klinischen Teil erhältst du einen Einblick in die theoretische und praktische Inhalt der klinischen Medizin.
- Das praktische Jahr: das praktische Jahr absolvierst du nach dem zweiten Staatsexamen in drei verschiedenen Stationen und schließt es mit einer ärztlichen Prüfung ab, die dich zum approbierten Arzt macht.
Insgesamt geht das Medizinstudium etwa 13 Semester und wird abgelöst von der ebenso lernintensiven Zeit des Assistenzarztes, in der du deine Weiterbildung zum Facharzt machst.
Es gibt also einige Voraussetzungen für ein Medizinstudium.
Diese Fachrichtungen gibt es in der Medizin
Wenn du das Studium der Humanmedizin hinter dich gebracht hast, dann steht die Auswahl eines Fachbereiches an. Es gibt etwa 34 verschiedenen medizinische Facharztrichtungen, zwischen denen du dich entscheiden kannst.
Als approbierter Arzt arbeitest du weitere 4-6 Jahre im jeweiligen Bereich, um dich Facharzt nennen zu dürfen. Wir stellen dir einige Bereiche vor.
Diese Facharztrichtungen sind besonders beliebt:
- Facharzt für Innere: in der Inneren Medizin, dem größten Fachgebiet in der Medizin, beschäftigt man sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von inneren Erkrankungen des Körpers. Es gibt zahlreiche Schnittmengen zu anderen Feldern, aber im wesentlichen geht es um Erkrankungen und Funktionsstörungen von Organen, wie Herz, Nieren, Magen-Darm-Trakt, Lunge, Schilddrüse und Leber. Nach der Grundausbildung in der Allgemeinen Medizin kann man sich auf die Bereiche Kardiologie, Angiologie, Endokrinologie, Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, Rheumatologie, Nephrologie oder Pneumologie spezialisieren.
- Facharzt für Allgemeinmedizin: eng mit der Inneren Medizin verkoppelt ist der Facharzt für Allgemeinmedizin, bei dem es sich um die klassischen Hausärzte handelt. Diese arbeiten meist als niedergelassene Ärzte in Praxen und kümmern sich um die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung und damit um eine Vielzahl von Erkrankungen.
- Facharzt für Chirurgie: die Chirurgie befasst sich im Großen mit der operativen Behandlung von Krankheiten und Verletzungen aller Art. Da es sich um ein so großes Feld handelt, ist die Chirurgie in Unterbereiche wie unterteilt. Dazu gehören die Allgemeine Chirurgie, die Gefäßchirurgie, die Herzchirurgie, die Thoraxchirurgie, die Handchirurgie, die Viszeralchirurgie, die Kinderchirurgie, die Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Plastische und ästhetische Chirurgie.
- Facharzt für Anästhesiologie: während der Chirurg im OP operiert ist der Anästhesist für die Überwachung des Patienten zuständig. Anästhesisten kümmern sich um die Narkose von Patienten, also die Begleitung vom Einschlafen bis zum Aufwachen nach einer OP. Außerdem gehören die Begriffe Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin in den Bereich der Anästhesiologie.
- Facharzt für Gynäkologie: Gynäkologen behandeln die geschlechtsspezifischen Krankheiten der Frau und kümmern sich um Themen des Hormonhaushalts und der Verhütung. Daneben operieren Gynäkologen Tumoren in der Brust und Gebärmutter und begleiten Frauen medizinisch während der Schwangerschaft. Eine Weiterbildung in der gynäkologischen Endokrinologie oder Onkologie sowie in der speziellen Geburtshilfe und Perinatalmedizin ist möglich.
Neben diesen beliebten Facharztrichtungen gibt es noch einige weitere Fachärzte, die man in der Weiterbildung lernen kann. Dazu gehört der Facharzt für Pädiatrie, der sich um die Kinder- und Jugendmedizin bis etwa zur Pubertät kümmert.

Auch hier können approbierte Ärzte nach der Weiterbildung einen Schwerpunkt im Bereich Kinderchirurgie, Neonatologie, Kinderhämatologie und -onkologie, Neuropädiatrie oder Kinderkardiologie legen.
Der Facharzt für Neurologie befasst sich mit Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems. Dazu gehören beispielsweise Erkrankungen wie Epilepsie, Gefühlsstörungen, Schlafstörungen.
Es gibt noch viele weitere Fachrichtungen in der Medizin.
Wie kann man ohne NC Medizin studieren
Wie bereits oben erwähnt, spielt der NC bei der Zulassung zu einem Medizin Studienplatz in Deutschland eine sehr große Rolle. Es gibt aber einige Möglichkeiten, wie man ohne NC Medizin studieren kann.
Über die zusätzliche Eignungsquote einen Platz erhalten
Bis vor einem Jahr gab es die Wartezeitquote, die sehr geduldigen Menschen nach einer langen Wartezeit einen Studienplatz garantierte. Da dieser Weg frustrierend und nicht besonders fair war, hat man sich für das Sommersemester 2022 für ein neues Verfahren entschieden: die zusätzliche Eignungsquote.
Gemäß dieser Quote können die Hochschulen aus einem Kriterienkatalog bestimmen, welche Kriterien ihnen bei der Auswahl der Bewerber wichtig sind, der NC zählt nicht dazu.
Die Eignung zum Medizinstudium erfolgt dann beispielsweise bei abgeschlossener Berufsausbildung im medizinischen Bereich, bei einem guten Ergebnis in einem Studierfähigkeitstest oder bei Erfahrung in einem medizinischen Beruf.
Einen Studienplatz bei der Bundeswehr erhalten
Wer keinen Schnitt von 1,0 hat und bereit ist, sich für einige Jahre zu verpflichten, der kann bei der Bundeswehr Medizin studieren. Jährlich hat die Bundeswehr ein Kontingent von 250 Plätze, die sie zum Medizinstudium in Deutschland vergeben kann.
Nur weil es keinen NC gibt, heißt das allerdings nicht, dass der Bewerbungsprozess einfach ist. Und wer sich für diesen Weg entscheidet, der verpflichtet sich für 17 Jahre bei der Bundeswehr.
Nach der Grundausbildung zum Soldaten studierst du an einer normalen Hochschule Medizin und trittst im Anschluss deinen Dienst als Bundeswehrarzt an. Dabei ist die Wahl des Facharztes eingeschränkt und du kannst theoretisch jederzeit versetzt werden. Das sollte man bei der Entscheidung bedenken.
Per Landarztquote einen Studienplatz erhalten
Da es in Deutschland vor Allem im ländlichen Raum eine erhebliche medizinische Unterversorgung gibt, gibt es seit einigen Jahre die sogenannte Landarztquote, die in einigen Bundesländern eingeführt wurde.

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Demnach können die Bundesländer, die stark von einer medizinischen Unterversorgung betroffen sind, bis zu 10 % der Medizinstudienplätze an Bewerber vergeben, die sich nach dem Studium für bis zu zehn Jahre verpflichten, in der hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum zu arbeiten.
An einer privaten Hochschule Medizin studieren
Eine Möglichkeit, recht schnell an einen Studienplatz für Humanmedizin zu kommen, ist ein Studium an einer privaten Hochschule in Deutschland. Auch hier sind die Auswahlverfahren nicht ohne, aber mit einer guten Bewerbung und einem aussagekräftigen Motivationsschreiben hast du gute Chancen.
Die große Hürde für diese Möglichkeit sind für viele die Studiengebühren, die je nach Hochschule sehr hoch ausfallen können. Um diese zu stemmen haben die meisten Hochschulen bestimmte Finanzierungsmodelle, die auch eine spätere Zahlung ermöglichen, sobald man im Berufsleben steht.
Im Ausland Medizin studieren
Schließlich kann man auch im Ausland Medizin studieren, wo der NC eigentlich keine Rolle spielt. Einige europäische Länder wie Bulgarien, Österreich, Ungarn, Kroatien, Lettland oder Tschechien kommen hierfür in Frage.
Die meisten Hochschulen bieten medizinische Studiengänge auf Englisch an, aber es lassen sich auch einige deutschsprachige Angebote im Ausland finden. Die genauen Aufnahmekriterien und Zulassungsbedingungen kann man online zu jeder Hochschule finden.
Natürlich kommen auch hier teilweise sehr hohe Kosten auf einen zu. Es lohnt sich also, sich vorher Gedanken zu machen.
Es gibt viele Möglichkeiten für ein Medizin Studium ohne NC, ob in Deutschland oder im Ausland.










