Südkorea ist einer der aufregendsten Orte der Welt und es gibt es viel über dieses erstaunliche Land zu lernen - und über sein Nachbarland Nordkorea. Warum gibt es überhaupt ein Nordkorea und ein Südkorea?
Die Geschichte Koreas ist ebenso lang wie interessant - und hat einige Parallelen mit Deutschland!
Wir haben einige der wichtigsten Etappen der Geschichte Koreas zusammengestellt.
Was weisst Du über die traditionelle koreanische Musik und die Kunstgeschichte Koreas?

Die Anfänge Koreas
108 vor Chr. wurde auf der koreanischen Halbinsel die chinesische Han-Dynastie errichtet. In der Folge wurde Korea lange von mehreren mehr oder weniger unabhängigen Königreichen regiert: 57–18 vor Chr. wurden die Königreiche Silla im Südosten, Goguryeo im Norden und Baekje im Südwesten gegründet. Nach einer Zeit des Konflikts zwischen den „Drei Königreichen“ besiegte Silla 668 n. Chr. seine Rivalen und vereinte den größten Teil der koreanischen Halbinsel.
Während der nachfolgenden Koryo-Dynastie (918-1392),erreichte Korea fast seine heutigen Grenzen. Von "Koryo" leitet sich übrigens der Name „Korea“ ab. Die darauf folgende Choson-Dynastie (1392-1910) festigte Koreas nationale Grenzen und charakteristische Kultur weiter.
Innerhalb Koreas gab es einige regionale Unterschiede, die sich in Dialekt und Bräuchen ausdrückten, aber im Großen und Ganzen herrschte eine allgemeine kulturelle Homogenität. Anders als beispielsweise in China sind regionale Dialekte in Korea für alle Koreaner verständlich. Viele Bräuche, populäre Kunstformen und religiöse Praktiken im traditionellen Korea unterscheiden sich von chinesischen oder japanischen Praktiken, obwohl sie gemeinsame Wurzeln haben.
Das traditionelle Korea entlehnte einen Großteil seiner Kultur aus China, einschließlich der Verwendung chinesischer Schriftzeichen in der Schriftsprache und der Übernahme des Neokonfuzianismus als Philosophie der herrschenden Elite. Der ursprünglich aus Indien stammende Buddhismus kam ebenfalls aus China nach Korea und verbreitete sich von Korea nach Japan.
Entdecke was in Korea als höflich und unhöflich gilt oder versuche dich an Rezepten für koreanische Gerichte. Und wenn du nicht kochen kannst, aber doch ein Foodie bist, dann lies etwas über die typische Gerichten aus Südkorea.
Wenn Wale kämpfen...
Das Verhältnis zwischen Korea und Japan war immer konfliktbeladen: Schon 1592 überfällt Japan Korea und besetzt es, aber 1598 vertreibt Korea die Japaner mit der Hilfe der Chinesen.
Anfang des 17. Jahrhunderts setzte die Choson-Dynastie eine Politik der streng begrenzten Kontakte zu allen anderen Ländern durch. Während der späten Choson-Dynastie verließen nur wenige Koreaner die Halbinsel und noch weniger Ausländer kamen rein. Rund 250 Jahre lang herrschte in Korea Frieden und relative Stabilität.
Koreaner verwenden das Sprichwort „Wenn Wale kämpfen, werden Garnelen zu Tode gequetscht“, um zu beschreiben, was ihr Land aufgrund von größeren, mächtigeren Nachbarn erleiden musste.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Korea zum Gegenstand konkurrierender imperialer Interessen, als das chinesische Reich unterging und die westlichen Mächte begannen, in Ostasien um die Vorherrschaft zu kämpfen. Großbritannien, Frankreich und die Vereinigten Staaten versuchten in den 1860er Jahren jeweils, Korea für den Handel und diplomatische Beziehungen zu „öffnen“, aber das koreanische Königreich leistete standhaft Widerstand. Gleichzeitig wollten auch Japan und China Korea unter ihre Kontrolle bringen.
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Der chinesisch-japanische Krieg
1894 begann der erste chinesisch-japanischen Krieg um die Kontrolle über Korea. Am Ende hatte die chinesische Armee 2000 Tote zu beklagen, die japanische gerade mal 102 - ein enormer Gesichtsverlust für China, den das Land bis heute nicht verwunden hat.
Korea wurde japanisches Protektorat und 1910 schließlich vom japanischen Kaiserreich annektiert. Korea galt bis 1945 als Teil Japans und Japan regierte Korea in diesen 35 Jahren auf strenge und oft brutale Weise.
Die japanische Kolonialisierung
Um die Kontrolle über sein neues Protektorat zu erlangen, führte das Kaiserreich Japan einen wahren Krieg gegen die koreanische Kultur. In Schulen und Universitäten war es verboten, Koreanisch zu sprechen. Es galt Loyalität gegenüber dem japanischen Kaiser. Bald folgte eine Regel, koreanische Filme nur noch auf Japanisch drehen zu dürfen. Es war ein Verbrechen, Geschichte aus nicht genehmigten Texten zu lehren, und die Behörden verbrannten über 200.000 koreanische historische Dokumente, wodurch das historische Gedächtnis Koreas im Wesentlichen ausgelöscht wurde.
Eines der wichtigsten historischen Symbole der koreanischen Souveränität und Unabhängigkeit war der königliche Palast Gyeongbokgung, der 1395 in Seoul erbaut wurde. Kurz nach der Machtübernahme riss die japanische Kolonialregierung über ein Drittel des historischen Gebäudes ab.
Am Ende der Besetzung Koreas führte Japan sogar Krieg gegen koreanische Familiennamen. Zunächst war es unter der Kolonialregierung illegal, japanische Namen anzunehmen, angeblich, um Verwechslungen in den Familienregistern zu vermeiden. Aber 1939 machte die Regierung die Namensänderung zur offiziellen Politik. Nach dem Gesetz "durften" koreanische Familien japanische Nachnamen wählen. Mindestens 84 Prozent aller Koreaner nahmen japanische Namen an, da Menschen ohne japanische Namen von der Kolonialbürokratie nicht anerkannt wurden und somit vom öffentlichen Leben ausgeschlossen waren.
Obwohl Japan Korea eine ganze Generation lang besetzte, unterwarf sich das koreanische Volk nicht passiv der japanischen Herrschaft. Während der gesamten Besatzung drängten Protestbewegungen auf die Unabhängigkeit Koreas. Der 1. März – der Tag des Unabhängigkeitsprotestes im Jahr 1919 – ist heute in Südkorea ein Nationalfeiertag.
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Der Zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg verwüstete nicht nur Japan, sondern auch die koreanische Halbinsel, und 1945 eroberten die Vereinigten Staaten und die UdSSR Korea und beendeten dort die japanische Herrschaft. Die Kapitulation Japans führte zu einer neuen Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel: Der Teilung Koreas in zwei separate Staaten, einen im Norden (die Demokratische Volksrepublik Korea, DVRK) und einen im Süden (Republik Korea, ROK).
In den letzten Kriegstagen hatten die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion vereinbart, gemeinsam die japanische Kapitulation in Korea zu akzeptieren. Korea wurde also - wie Deutschland - in zwei Besatzungszonen aufgeteilt, die - wie in Deutschland - vorübergehend sein sollten. 1947 führte jedoch der aufkommende Kalte Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion zum Scheitern der Verhandlungen über eine einheitliche Regierung von Korea.
Am 15. August 1948 wurde eine pro-US-amerikanische Regierung in Seoul gebildet, drei Wochen später in Pjöngjang eine pro-sowjetische Regierung. Beide Regierungen behaupteten, das gesamte koreanische Volk rechtmäßig zu vertreten, was zu extremen Spannungen führte.
Dem koreanischen Volk wurde nie ein vereinter Staat zurückgegeben. Stattdessen brach der Koreakrieg aus.
Der Koreakrieg
Am 25. Juni 1950 marschierte Nordkorea mit Unterstützung der UdSSR in den Süden ein und versuchte, die Halbinsel gewaltsam zu vereinen. Eine von den USA geführte Koalition von Ländern unter der Flagge der Vereinten Nationen kam Südkorea zu Hilfe. Die Sowjetunion unterstützte Nordkorea, ebenso wie die Volksrepublik China. Im Juli 1953 endete der Krieg nach Millionen von Toten und enormen Zerstörungen ungefähr dort, wo er begannen hatte: Nord- und Südkorea wurden durch die Waffenstillstandslinie in zwei ungefähr gleich grosse Gebiete geteilt, eine "demilitarisierte Zone" (DMZ), die noch heute die Grenze zwischen Nord- und Südkorea ist und die der frühere Präsident Bill Clinton einst als „unheimlichsten Ort der Erde“ bezeichnete.
Der Koreakrieg wurde übrigens nie offiziell beendet. Nord- und Südkorea unterzeichneten einen Waffenstillstand, der eingehalten wird – theoretisch aber jederzeit enden könnte.
Eine der vielen tollen koreanischen Serien handelt von der Teilung Nord- und Südkoreas.

Die Staatsform Südkoreas
Nach dem Koreakrieg wurde aus Südkorea zunächst eine liberale Demokratie. Der Putsch vom 16. Mai 1961 unter der Führung von Generalmajor Park Chung-hee setzte dem ein Ende. Park war überzeugt, dass der gegenwärtige desorientierte Staat dem Kommunismus nachgeben würde und beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Seine Regierung unterhielt jedoch weiterhin enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und erhielt nach wie vor große Hilfsgelder.
Nach der Ermordung von Park Chung-hee 1979, übernahm Premierminister Choi Kyu-hah die Rolle des Präsidenten, nur um 6 Tage später nach einem Staatsstreich durch Generalmajor Chun Doo-hwan ersetzt zu werden.
Trotz Wirtschaftswachstum und Erfolgen in den diplomatischen Beziehungen, war die Regierung im Wesentlichen ein Militärregime, und die Unterstützung und das Vertrauen der Öffentlichkeit in sie war gering.
Im April 1987 erklärte Präsident Chun, dass Maßnahmen zum Schutz der derzeitigen Verfassung ergriffen werden würden, anstatt sie zu reformieren, um die Direktwahl des Präsidenten zu ermöglichen. Diese Ankündigung stärkte die Opposition: Im Juni 1987 nahmen mehr als eine Million Studenten und Bürger an den landesweiten Protesten gegen die Regierung teil.
Am 29. Juni 1987 gab der Präsidentschaftskandidat der Regierung, Roh Tae-woo, den Forderungen nach und verkündete die Erklärung vom 29. Juni, in der die Abhaltung direkter Präsidentschaftswahlen und die Wiederherstellung der Bürgerrechte zugesagt wurden. Im Oktober 1987 wurde durch ein nationales Referendum eine revidierte Verfassung angenommen und im Dezember fanden Direktwahlen für einen neuen Präsidenten statt.
Die Sechste Republik wurde 1987 gegründet und ist nach wie vor die aktuelle Staatsform Südkoreas.
Was weißt Du über die koreanische Mentalität?
Die zwei Koreas
Nord- und Südkorea haben sich seit 1953 von einer gemeinsamen kulturellen und historischen Basis zu zwei sehr unterschiedlichen Gesellschaften mit radikal unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systemen entwickelt.
Nordkorea wurde stark von der sowjetischen/russischen sowie der chinesischen Kultur und Politik beeinflusst. Das Land hat ein stark zentralisiertes politisches System mit einem „Großen Führer“ an der Spitze (Kim Il Sung bis zu seinem Tod im Jahr 1994, seitdem sein Sohn Kim Jong Il). Nordkorea entwickelte sich zum am meisten isolierten und kontrollierten aller kommunistischen Staaten und zeigt trotz des Zusammenbruchs der Sowjetunion und schwerer wirtschaftlicher Not kaum Anzeichen einer Liberalisierung.

Südkorea hingegen wurde stark von den Vereinigten Staaten beeinflusst. Obwohl Südkorea oft weniger demokratisch war, als es den Amerikanern lieb war oder von den koreanischen Führern behauptet wurde, hat die Demokratie seit dem Fall der Militärdiktatur grosse Fortschritte gemacht und Südkorea gehört heute zu den entwickeltsten Industrieländern der Welt.
In den späten 1990er und frühen 2000er Jahren wurden südkoreanische Popmusik, koreanische Filme und Fernsehdramen auch in anderen Teilen Asiens und schließlich auch im Rest der Welt sehr beliebt.
Südkorea ist zu Recht stolz auf ihre Kultur, Traditionen und Errungenschaften.
Gleichzeitig bleibt Korea in Nord und Süd geteilt - mit bewaffneten Männern auf beiden Seiten. Korea nimmt wie seit Jahrhunderten einen strategischen Platz auf der Weltkarte ein und jeder Konflikt auf der Halbinsel hat das Potenzial, Nachbarländer, wenn nicht sogar Länder weltweit, in einen bewaffneten Konflikt zu stürzen.
Korea ist zwar keine „Garnele“ mehr, aber die Gewässer, in denen es schwimmt, sind noch nicht ganz sicher.