Die koreanische Kultur ist tief in ihren jahrhundertealten Traditionen und Werten verwurzelt, was sich stark auf die Mentalität der Menschen auswirkt. Respekt, Gemeinschaftsdenken und Fleiß prägen das tägliche Leben in Südkorea.
Gleichzeitig hat die rasante Modernisierung des Landes dazu geführt, dass traditionelle und moderne Werte nebeneinander existieren. Um die koreanische Lebensweise zu verstehen, ist es wichtig, den Hintergrund und die Geschichte der Koreaner zu verstehen. Denn verschiedene Aspekte haben die charakteristischen Eigenschaften der modernen Koreaner geprägt.
In diesem Artikel beleuchten wir die Kernaspekte der koreanischen Mentalität und wie sie das Verhalten und die Sichtweise der Menschen beeinflussen.
Koreanische Menschen - Herkunft und Geschichte
Koreanische Menschen haben eine reiche und komplexe Geschichte, die tief in Ostasien verwurzelt ist. Ethnisch stammen die Koreaner von mehreren mongolischen Stammesgruppen ab, die auf der Suche nach wärmeren Gefilden aus dem heutigen Sibirien und der Mandschurei einwanderten.
Diese frühen Reiche entwickelten eine eigenständige Kultur, die stark von drei Strömungen beeinflusst wurde:
Chinesischer Konfuzianismus
Buddhismus
Taoismus
Im Laufe der Jahrhunderte formte die Joseon-Dynastie (1392–1897) maßgeblich die koreanische Identität, insbesondere durch die Förderung des Konfuzianismus als soziale und moralische Leitlinie. Aber was macht dieses ethische Fundament eigentlich aus?
Der chinesische Philosoph Konfuzius (552–479 v. Chr.) prägte ein philosophisches und ethisches System, das bis heute einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kulturen Ostasiens, insbesondere China, Korea, Japan und Vietnam hat.
Weißt du, wer das koreanische Mittagessen zahlt, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist?
Als der Konfuzianismus nach Korea sickerte, entwickelte er sich zum Neokonfuzianismus, der die ursprünglichen ethischen und politischen Ideen des Weisen mit der quasi-religiösen Praxis der Ahnenverehrung und der Idee des ältesten Mannes als spirituelles Oberhaupt der Familie verband.

Einige der wichtigsten Prinzipien und Praktiken:
- Familien- und Ahnenverehrung
- Soziale Harmonie und Hierarchie
- Bildung und Tugend
Die Kolonialzeit unter japanischer Herrschaft (1910–1945) sowie die Teilung Koreas nach dem Zweiten Weltkrieg prägten die moderne koreanische Gesellschaft. Trotz dieser Herausforderungen bewahrten die Koreaner ihren starken Gemeinschaftssinn, ihre Kultur und ihre Traditionen, die bis heute im Alltagsleben spürbar sind.
Die Geschichte Südkoreas, das sich nach dem Koreakrieg (1950–1953) wirtschaftlich und technologisch enorm entwickelt hat, ist eng mit dem starken Nationalstolz und dem Willen zur Modernisierung verbunden.
Rolle der Religion in Korea
Religion spielt in Korea eine vielfältige Rolle, die stark von der Geschichte und der sozialen Entwicklung des Landes geprägt ist. In Südkorea gibt es eine religiöse Vielfalt, zu der die folgenden Glaubenssysteme gehören:
Buddhismus
Christentum
Schamanismus
Kennst du diese bekannten koreanischen Rezepte?
Du fragst dich, welche Rolle die Religionen auf die koreanische Mentalität haben:
- Buddhismus: hat eine lange Tradition in Korea und beeinflusst bis heute die Kultur und Werte, insbesondere in Bezug auf Meditation und spirituelle Praktiken.
- Christentum: besonders der Protestantismus und Katholizismus ist im 20. Jahrhundert stark gewachsen und hat heute einen großen Einfluss auf die Gesellschaft, insbesondere durch die vielen Kirchen und sozialen Einrichtungen.
- Schamanismus: einige Prinzipien des Schamanismus und Konfuzianismus prägen viele der sozialen und familiären Werte in Korea (Respekt vor Älteren und Ahnenverehrung) sowie koreanische Spiritualität
All diese Strömungen findet man in Korea wieder.
Wichtige koranische Werte und Prinzipien
Aus der Geschichte geht hervor, dass viele Werte und Prinzipien in Korea tief in der konfuzianischen Tradition verwurzelt sind und bis heute das gesellschaftliche Lebenprägen. Wir haben die wichtigsten für dich zusammengestellt!
Respekt vor den Älteren
Einer der zentralen Werte ist der Respekt vor den Eltern und älteren Generationen. Familienbeziehungen spielen eine wesentliche Rolle und es wird großer Wert auf die Pflege von Harmonie innerhalb der Familie gelegt.

So gibt es in Korea zahlreiche koreanische Bräuche der Höflichkeit!
Nächstenliebe
Ein weiterer wichtiger Wert ist "Jeong" (정), eine emotionale Bindung und Mitgefühl, die enge persönliche Beziehungen prägt. Dieser Wert spiegelt sich in der Warmherzigkeit und Verbundenheit wider, die Koreaner in Freundschaften und Gemeinschaften pflegen.
Ein Prinzip, das in eine ähnliche Richtung geht, ist "Kibun" (기분). Es bezieht sich auf das emotionale Wohlbefinden anderer Menschen und ist ein Prinzip, bei dem es darum geht, die Gefühle und das Ansehen anderer zu schützen, um Harmonie zu bewahren und Konflikte zu vermeiden.
Das Gesicht wahren
Das Konzept des Gesichts (in Korea als "Chaemyoun" bekannt) spielt eine zentrale Rolle im koreanischen Verhalten und Denken. Es beschreibt den Wunsch und die Verpflichtung, das eigene Image in der Gesellschaft positiv darzustellen und das Ansehen der Familie, Freunde oder Arbeitskollegen zu bewahren.
Das Konzept gewann im 20. Jahrhundert neue Bedeutung, als die Menschen lernen mussten, ihre Wut und Frustration unter einer stoischen Maske zu verbergen. Heute meint es ein Bild, das Menschen in Bezug auf ihren Status und ihre Rolle innerhalb der Familie, der Gesellschaft und des Jobs präsentieren möchten.
Diese Prinzipien prägen die koreanische Kultur und Mentalität.
Gesichtsverlust bedeutet eine "schändliche“ Situation wie Scheidung, Arbeitslosigkeit, Armut, schlechte Noten etc. Chaemyoun geht Hand in Hand mit sozialer Anerkennung und Ehre und spielt eine große Rolle im Umgang mit anderen Menschen, besonders in formellen oder beruflichen Kontexten.
Ehre und Ansehen
Ehre und Ansehen sind ebenfalls zentrale Prinzipien, die in der koreanischen Gesellschaft von Bedeutung sind. Das Konzept von "Nunchi" (눈치), also die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und die sozialen Erwartungen zu erkennen, spielt dabei eine große Rolle.
Diese Werte formen das tägliche Leben und sind im sozialen Umgang in Korea koreanische menschentief verankert.
Harmonie
Ein weiteres wichtiges Konzept ist 인화 (Inhwa), das auf Koreanisch "Harmonie" bedeutet. Es betont das harmonische Zusammenleben und die Zusammenarbeit innerhalb von Gruppen, wie Familie, Arbeitsumfeld oder der Gesellschaft im Allgemeinen.
Das Ziel von Inhwa ist es, Konflikte zu vermeiden und eine friedliche, kooperative Atmosphäre zu schaffen, in der jeder seine Rolle im Einklang mit den anderen spielt. Inhwa basiert auf Respekt für Hierarchien und Autorität, fördert aber gleichzeitig gegenseitiges Verständnis und Zusammenhalt.
Das findest du auch in der koreanischen Literatur oft wieder.
Besonders im Arbeitsleben, ob in Seoul oder in einer anderen koreanischen Stadt wird das Konzept oft verwendet, um Teamarbeit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen zu stärken.
Die koreanische Gesellschaft
Die koreanische Gesellschaft zeichnet sich durch eine Vielzahl von kulturellen und sozialen Merkmalen aus, die tief in der Geschichte und den Traditionen des Landes verwurzelt sind. Dabei spielen die vorgestellten Prinzipien weiterhin eine wichtige Rolle.
Multikulturalismus in Korea
Korea ist weitgehend eine monokulturelle Gesellschaft, in der Homogenität historisch und kulturell einen hohen Stellenwert hat. Im Jahr 2016 machten Ausländer nur etwa 2 Millionen oder 3,9 % der Gesamtbevölkerung aus, was im internationalen Vergleich eine relativ kleine Zahl darstellt.

Besonders in ländlicheren Regionen des Landes fällt es auf, wenn jemand nicht koreanisch aussieht, und es ist nicht ungewöhnlich, in der Öffentlichkeit angestarrt zu werden. Dies ist weniger eine böswillige Geste, sondern eher Ausdruck von Neugier in einer Gesellschaft, die lange Zeit kulturell geschlossen war und in der der Kontakt mit Ausländern relativ neu ist.
Kennst du traditionelle koreanische Musik?
In den größeren Städten, vor allem in der Hauptstadt Seoul, die internationaler geprägt ist, sind jüngere Menschen deutlich an Ausländer gewöhnt. Viele von ihnen haben durch Filme, das Internet und Reisen bereits vielfältigere Einflüsse erlebt, was zu einer offeneren Einstellung gegenüber Menschen anderer Herkunft geführt hat.
Trotz des traditionellen monokulturellen Selbstverständnisses hat sich in Korea in den letzten Jahren eine zunehmende Offenheit gegenüber anderen Kulturen entwickelt. Dieser Wandel spiegelt sich in der koreanischen Popkultur, der Mode und sogar der Gastronomie wider, wo immer mehr internationale Einflüsse sichtbar werden. Der Weg hin zu einer wirklich multikulturellen Gesellschaft ist jedoch noch im Gange
Merkmale der Gesellschaft
Die koreanische Gesellschaft war einst sehr streng nach fast unausweichlichen sozialen Klassengrenzen getrennt. Moderne Südkoreaner haben sich davon ein Stück weit emanzipiert und sind in ihrer Weltanschauung individualistischer.
Dennoch bleiben starke Merkmale von Koreas besonderer Identität erhalten: Überreste der konfuzianischen Vergangenheit koexistieren neben „importierten“ spirituellen Überzeugungen.
Diese Haltung spiegelt sich auch in einigen koreanischen Filmen wider.
Diese Aspekte gehören zum Kern der Gesellschaft:
Starker Familiensinn
Gruppenorientierung
Bildung als Priorität
Ein zentrales Thema ist die Arbeitsethik. Denn Fleiß und harte Arbeit sind in der koreanischen Gesellschaft tief verwurzelt. Die Arbeitskultur ist oft intensiv und lange Arbeitszeiten sind keine Seltenheit.
Das Leben als Wettbewerb zieht sich durch viele Bereiche in Korea.
- Obwohl die jungen Generationen sich zunehmend dagegen sträuben, befinden sich viele Koreaner in einem ständigen Stresszustand und Wettbewerb
- Das Bildungssystem des Landes ist extrem kompetitiv mit einer anspruchsvollen Prüfungsphase zur Aufnahme in die Universität.
- Um in der Schule konkurrenzfähig zu sein, werden enorme Geldbeträge in die private Bildung investiert, wodurch die Hochschulbildung soziale Spaltungen verschärft.
Der Zugang zu guten Bildungseinrichtungen gilt als Schlüssel zum sozialen Aufstieg.
Junge Menschen in Korea
Obwohl jüngere Menschen in Korea heute mehr Freiheit genießen als frühere Generationen, sind sie im Vergleich zu ihren westlichen Counterparts immer noch sehr eingeschränkt. Ihre Ausbildung und ihr späterer Berufsweg werden durch ihre Punktzahl bei der standardisierten Hochschulaufnahmeprüfung und durch das Vermögen und den sozialen Status ihrer Eltern ihrer Eltern bestimmt.

Davon hast du bestimmt auch mal in einer koreanischen Serie gehört.
Diese Prüfung ist von enormer Bedeutung und entscheidet häufig über die Zukunftsperspektiven, was einen immensen Druck auf die Jugendlichen ausübt. Viele junge Koreaner verbringen deshalb Jahre in intensiven Vorbereitungen, oft unterstützt durch teuren Nachhilfeunterricht, den sich nicht jede Familie leisten kann.
Auch die Wohnsituation lässt sich als junger Koreaner nicht einfach so entscheiden: Viele junge Koreaner leben noch bis weit über 30 bei ihren Eltern, da es schwierig ist, sich in der teuren Wohnungslandschaft Koreas eine eigene Wohnung zu leisten. Das bedeutet:
- Dabei gelten oft die Regeln „Mein Haus, meine Regeln“, was bedeutet, dass auch junge Erwachsene im elterlichen Haushalt weiterhin die Vorstellungen und Vorgaben ihrer Eltern befolgen müssen.
- In der Schule oder am Arbeitsplatz müssen sie die Richtlinien ihrer Lehrer, Professoren oder Vorgesetzten befolgen, zu Hause die der Eltern.
- Das lässt dem Individuum nur sehr wenig Kontrolle über das eigene Leben.
All das prägt das Leben der jungen Koreaner. Erfahre auch mehr über koreanische Kunst!
Das gesellschaftliche Ideal, in dem die Gemeinschaft über dem Individuum steht, prägt die Jugend stark. Soziale Erwartungen und familiäre Pflichten haben Vorrang vor persönlichen Wünschen und Zielen. Junge Koreaner stehen oft unter dem Druck, den Erfolg ihrer Eltern zu wiederholen oder zu übertreffen, was zusätzlich zur bereits hohen schulischen und beruflichen Belastung beiträgt.
Dies kann zu einem Gefühl der Eingeschränktheit führen, besonders im Vergleich zu anderen Ländern, in denen junge Erwachsene früher unabhängiger werden.
Zeitgenössische und traditionelle Kultur
Angetrieben von der neuesten Technologie und sich schnell entwickelnden Trends, kann einem Korea leicht wie eines der fortschrittlichsten Länder der Welt erscheinen. Der Alltag wird über das Smartphone gesteuert. In PC-Bangs (Computerspielräumen) spielen Millionen eingefleischter Fans Online-Computerspiele.
Auch die Mode ist international und aktuell. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass einige Menschen "Hanbok" tragen, die traditionelle Kleidung, die dem konfuzianischen Prinzip der schnörkellosen Bescheidenheit folgt. Frauen tragen eine locker sitzende kurze Bluse mit langen Ärmeln und einen voluminösen langen Rock, während Männer eine Jacke und eine weite Hose tragen.
Heute wird Hanbok hauptsächlich bei Hochzeiten oder besonderen Anlässen getragen, und selbst dann kann es eine bequemere "aktualisierte" Version sein. Alltäglicher Hanbok ist preiswert, aber formelle Varianten, die aus bunter Seide und aufwendig bestickt sind, sind kleine Wunder und kosten ein Vermögen.
Natürlich gehört auch das koreanische Weltphänomen K-Pop und Idols zum Kultur in Korea!
Hallo,
ich habe eine super nette Koreanerin kennengelernt. Sie 30, ich 36 Jahre alt. Deshalb möchte ich mehr über Korea erfahren. Dein Bericht hat mir gefallen. Glaubst du, die koreanische und deutsche Mentalität könnten zusammen passen ?
MfG
M. Leiffholz
In alle bikulturellen Beziehungen müssen beide PartnerInnen bereit sein, sich auf die andere Kultur einzulassen.
Es hängt viel auch von den gegenseitigen Erwartungen und Möglichkeiten sich auf, dass ein Land ein zu lassen, in dem man hauptsächlich leben wird.
Ich lebe seit fast 50 Jahren in einer sehr guten Beziehung mit einer Koreanerin in Deutschland. Habe mich aber selbst auch sehr intensiv mit der koreanischen Kultur auseinandergesetzt.
Vielen lieben Dank für diesen sehr interessanten Artikel!
Beschäftige mich seit kurzem mit Südostasien Kultur, besonders mit Japan und Südkorea.
Ich bin immer wieder überrascht was ich lese und erfahre. Die Kultur , Traditionen und die Mentalität diesen beiden Länder verstehe in meinem Alter
als Vorbild- mit allen Vorteilen und Nachteile .
Die Geschellschaft kann ohne Respekt zwischen den Mitmenschen nicht aufblühen, das Gegenteil ist der Fall. Respekt kann man leider sich nicht erkaufen, der wird als Kind in der Seele eingepflanzt und vorgelebt. Europa‘ s Gesellschaften dürfte ein Beispiel davon nehmen und sich Gedanken machen, was wir unseren neuen Generationen „in der Wiege“ legen werden. Denn kein Respekt in der Gesellschaft, führt zu kein Respekt in unseren kleinen Raum als Familie.Umgekehrt genau so.