Guts, Schleck, Schlecksi, Strich. Das sind nur einige Beispiele für die zahlreichen Bezeichnungen für Marmelade in den verschiedenen Dialekten. Das Beispiel zeigt also nicht nur die Vielfalt der deutschen Sprache, sondern auch die Vielfalt der Dialekte Badens.
Nicht jeder kann Badisch schwätze und innerhalb der Region gibt es eine Vielzahl verschiedener Sprachvarianten des sogenannten badischen Dialekts
Über die Besonderheiten der Region und der Sprache gibt es sogar ein Buch von Langenscheidt, denn die Mundarten unterscheiden sich teilweise stark untereinander, auch wenn sie alle in die Kategorie der verschiedenen Mundarten gehören.
In diesem Artikel stellen wir dir die verschiedenen Mundarten vor, zeigen dir, wo welche genutzt werden und haben auch die ein oder andere Redewendung aus der Region für dich im Gepäck. Hier kommt unser Guide zu Badisch, der dir beim Deutsch Lernen ganz neue Perspektiven eröffnet.
Was ist Badisch?
Der Begriff Badisch fasst verschiedene Dialekte zusammen, die im ehemaligen historischen Territorium Baden, im heutigen Westen von Baden-Württemberg genutzt wurden.
Diese Mundarten gehören teilweise zu verschiedenen Dialektgruppen und sind daher eher über ihre regionale Zugehörigkeit miteinander verbunden. All die Dialekte, die im Gebiet des ehemaligen Großherzogtums Baden genutzt wurden, werden heutzutage unter dem Begriff Badisch zusammengefasst, auch wenn sie zu unterschiedlichen Gruppen gehören.

Auch der Bairische Dialekt ist sehr vielfältig; lernen kannst du ihn in einem Deutschkurs München.
Die verschiedenen Dialekte lassen sich in zwei Gruppen einteilen: das Nordbadische und das Südbadische. Die Grenze zwischen diesen beiden Gruppe verläuft in etwas beim heutigen Baden-Baden.
Das Südbadische entspricht dem Alemannischen, einer recht ursprünglichen Form des Hochdeutschen mit den charakteristischen Langvokalen.
Alemannisch
Die Bezeichnung kommt übrigens von der Volksgruppe der Alemannen. Da diese Bezeichnung allerdings irreführend sein kann, empfiehlt es sich, den Begriff westoberdeutsch für diese Mundarten zu nutzen.
Folgende Mundarten müssen wir beachten:
- Kurpfälzisch
- Südfränkisch
- Niederalemannisch
- Mittelalemannisch
- Hochalemannisch
- Schwäbsich
- Ostfränkisch
All diese Sprachvarianten teilen viele Sprachmerkmale im Bereich Wortschatz und Grammatik, auch wenn sie gleichzeitig viele Unterschiede haben.
Auch der Hamburger Dialekt umfasst verschiedene Mundarten.
Wo wird Badisch gesprochen?
Wie wir gesehen haben, bezeichnet Badisch eigentlich eine ganze Reihe von Dialekten im früheren Land Baden im Südwesten Deutschlands. Aber wo werden die einzelnen Mundarten genutzt?
Das Kurpfälzische wird in der rechtsrheinischen Kurpfalz genutzt, einem Gebiet in Baden-Württemberg um die Region Heidelberg und Mannheim herum. Die Kurpfalz besitz allerdings keine festgelegten Grenzen, weshalb auch die Verwendung der Mundart nicht genau einzugrenzen ist.
Südfränkisch wird im Norden von Baden-Württemberg genutzt, also rund um Karlsruhe, Heilbronn und Mosbach herum. Auch in der Südostpfalz in Rheinland-Pfalz sowie im nördlichen Elsass wird Südfränkisch genutzt.

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Die Niederalemannische Sprachvariante wird vor allem im Bereich des Oberrheins genutzt, also die Gebieterund um den Schwarzwald und die Vogesen. Viele Mundarten des Elsässischen zählen zum Niederalemannischen.
Mittelalemannisch, oder auch Bodenseealemannisch, wird im südlichen Allgäu, am nördlichen Bodenseeufer und im nördlichen Vorarlberg verwendet. Hochalemannisch dagegen wird hauptsächlich in der deutschen Schweiz sowie südlich von Freiburg im Breisgau genutzt.
Das Ostfränkische erstreckt sich schließlich über Unter-, Mittel- und Oberfranken in Bayer, die Regionen Heilbronn-Franken und Tauberfranken in Baden-Württemberg sowie Teile von Südthüringen und sogar den Übergangsbereich des sächsischen Vogtlands.
Auch der Schwäbische Dialekt zählt zum Badischen. Er wird im Großteil Baden-Württembergs gesprochen.
Besonderheiten der badischen Dialekte
Bei den vielen verschiedenen Dialekten, die alle zu Badisch gehören, ist es logisch, dass es viele charakteristische Merkmale für die einzelnen Mundarten gibt.
Ein tolles Beispiel für die Vielseitigkeit dieser Sprache ist das Wort Libelle. Denn während das Hochdeutsch nur diese eine Bezeichnung kennt, kennen die verschiedenen Dialekte Badens etwa 50 verschiedene Begriffe für das Tier: Deifelsnoodle, Bachnoodle, Hornisnoodle, Eelnoodle, Wasserwiibli, Schillebolde…
Oft ist die Bildung von Relativsätzen mit wo sowie eine besondere Wahl der Personalpronomen, nämlich mir/mer statt wir ein besonderes Merkmal.

Der Sächsische Dialekt hat auch viele charakteristische Merkmale.
Wir zeigen dir die Besonderheiten der einzelnen Dialekte:
- Kurpfälzisch: Im Kurpfälzischen, dem vor allem in Mannheim und Umgebung gesprochenen Dialekt, ist vor allem die Verwendung von isch statt ich auffällig. Anders als im Hochdeutschen wird je nach Mundart oft das pf in Wörtern wie Pfalz oder Pfarrer durch ein p ersetzt. Außerdem wird in einigen Dialekten anstelle des hochdeutschen au oder ei ein langes offenes o verwendet. Schließlich ist auch die Verwendung der Verkleinerungsform bei Mehrzahlendungen für die Mundarten bekannt, wie bei Schäflin für Schäfchen oder Blimmlin für Blumen.
- Südfränkisch: Typisch für diese Dialekte ist das Fehlen von Endungen, wie bei Wage statt Wagen. Auch die Artikel sind anders als im Hochdeutschen und werden teilweise einfach verschluckt. Nach den Buchstaben m und n werden keine Kehllaute gebildet, so dass aus Hemd dann Hemm wird.
- Niederalemannisch: Trotz der regionalen Nähe zum Elsässischen wird hier der Buchstabe k in Wörtern wie Kopf oder stark erhalten. Aus einem eu im Hochdeutschen wird in der Sprachvariante ein i und aus einem ö wird ein e. Wie wäre es mit Deutsch Privatunterricht Frankfurt?
- Mittelalemannisch: Auch hier wird der Buchstabe k in Wörtern wie Kind oder Kopf erhalten. Charakteristisch ist auch die Verwendung des Einheitsplurals bei Verben. Diese Enden generell auf die Endung -et. Das Beispiel der vielen verschiedenen Varianten des hochdeutschen gesagt (gseit, gseet, gsaat, gsoot, gsoat), zeigt die Vielfalt innerhalb der einzelnen Dialekte.
- Hochalemannisch: Bezeichnend für das Hochalemannische ist die Verwendung von ch anstelle von k, aus Kopf wird also Chopf. Daneben gibt es je nach spezifischer Region eigene Merkmale.
- Schwäbisch: Charakteristisch ist die Bildung von Doppellauten sowie die Häufigkeit der Zischlaute. Die Abschwächung der Konsonanten t, k und p ist ebenfalls kennzeichnend für die Sprache.
- Ostfränkisch: Im Ostfränkischen ist die Schwächung der Konsonanten kennzeichnend. Aus t wird daher d, k wird zu g und p zu b. Ein weiteres Phänomen ist die Verwendung des vorne rollenden r auch dann, wenn die Sprecher eigentlich Standarddeutsch sprechen. Je nach Region unterscheiden sich die ostfränkischen Mundarten stark in Bezug auf das Vokalsystem und auch im Bereich des Satzbaus gibt es starke regionale Einfärbungen.
Im Hessischen Dialekt gibt es ebenfalls viele Besonderheiten.
Kulinarische Spezialitäten und kulturelle Bräuche
Ähnlich vielfältig wie die Mundarten sind auch die Bräuche und Traditionen in den verschiedenen Regionen. Gleichzeitig gibt es einige Traditionen, die über einzelne Regionen hinaus charakteristisch sind.
Charakteristisch für die badische Kultur ist zum Beispiel die Fasnet, in hochdeutsch Karneval genannt. Bei dieser Tradition verkleiden sich die Teilnehmer mit Holzmasken als Narren, Teufelsgestalten und Hexen. Die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht wurde 2014 sogar in die bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Passend zur Fastnacht ist eine weiterer populäre Tradition das sogenannte Funkenfeuer, das immer am Sonntag vor dem Aschermittwoch, also vor dem Ende der Fasnet errichtet wird. Symbolisch wird dabei die Funkenhexe verbrannt.
Lerne auch den Fränkischen Dialekt kennen.
Auch abseits von Fasnet gibt es traditionelle badische Tracht, die vor allem im Schwarzwald bekannt ist. Besonders auffällig ist hier der sogenannte Bollenhut, ein Hut mit vielen großen roten Stoffkugeln. Dazu wird ein schwarzes Kleid, ähnlich einem Dirndl getragen. Diese Tracht wurde zum Symbol für den Schwarzwald.
Große Tradition hat auch das sogenannte Badnerlied, eine Regionalhymne in Baden, die auch als inoffizielle Landeshymne des ehemaligen Landes Baden gilt. Bei vielen verschiedenen Anlassen wird diese Lied gespielt, so auch bei Heimspielen badischer Fußballvereine wie etwa dem KSC aus Karlsruhe, dem SC Freiburg oder der TSG Hoffenheim.

Schließlich gibt es eine Reihe bekannter badischer Spezialitäten aus der Küche. Dazu gehört beispielsweise das Schäufele, eine geräucherte Schweineschulter, die in einem Sud aus Weißwein und etwas Essig zubereitet und mit Kartoffelsalat angerichtet wird.
Auch für den Zwiebelkuchen ist die Region bekannt. Weitere Spezialitäten aus der Küche sind Flädlesuppe, Bibiliskäs (Quark mit Kräutern), Schupfnudeln und badischer Filettopf.
Auch für den Berliner Dialekt gibt es eigene Wörterbücher.
Badische Wörter
Neben dem Lilliput Wörterbuch von Langenscheidt gibt es noch ein in Arbeit befindliches Badisches Wörterbuch, das Wörter aus den hoch- und niederalemannischen, südfränkischen und kurpfälzischen Dialekten seit 1914 sammelt. In diesem Wörterbuch haben die Sprachforscher bereits fast zwei Millionen Wörter zusammengetragen.
Diese Vielfalt ist auch darin begründet, dass die Begriffe regional teilweise ganz unterschiedlich ausgesprochen werden.
Wir haben einige lustige badische Begriffe für dich zusammengestellt:
Badisch | Standarddeutsch |
---|---|
Ábord | Toilette |
Bäffzge | jemanden anschnauzen |
Billéddle | Ticket |
Bolle | Kugel |
Dolder | Baumkrone |
Fazenedle | Taschentuch |
Gauch | Kuckuck |
Guufechüssili | Nadelkissen |
Huschdegudsl | Hustenbonbon |
Lumbeseggel | Nichtsnutz |
Maleer | Beschwerden |
Moores | Angst |
Pfulge | Kissen |
Scheese | Kinderwagen |
Tüpflischisser | pingeliger Mensch |
Wasserjumpfere | Libelle |
Wunderfitzig | neugierig |
Zittig | Zeitung |
Zunterobsi | Durcheinander |
In diesem Video kannst du sehen, wie sich die Mundarten anhören:
Der Pfälzische Dialekt hat auch viele spezielle Begriffe.
Bekannte Badische Redewendungen
Ob Alemannisch oder Schwäbisch, es gibt in jeder Sprachvariante regionale Redewendungen, die nur die Menschen vor Ort verstehen können.
Wir haben eine kleine Auswahl badischer Sprüche für dich gesammelt:
- D'sun schingt schu: auch wenn das eher wie Chinesisch klingt, ist dieser Satz die Art Badens zu sagen, dass die Sonne scheint.
- De Himmelvater balget: wenn das Wetter dagegen nicht so gut mitspielt und der Bade sagen möchte, dass es donnert, dann wird der Himmelvater herangezogen.
- Awa, moch koi Ferz: mit diesem Spruch drückst du in bester badischer Mundart dein Unglauben aus.
- Ruck e bitzeli: wenn es eng wird, dann kannst du mit diesem Ausdruck freundlich darum bitten, dein Nebenmann möge doch ein Stückchen weiter rücken.
- Schnaikig wiä ne Gaiß: du kannst dich einfach nicht entscheiden? Dann bist du wahrscheinlich schnaikig wiä ne Gaiß oder einfach wählerisch.
- Der hockt awa uff em Schnebberle: jemand, der im Hochdeutschen auf heißen Kohlen sitzt, der hockt im Badischen eben uff em Schnebberle.
- Furtrenne wiä d Soi vom Trog: ein herrlicher Ausdruck für jemanden, der alles stehen und liegen lassen hat.
- Hesch de Pfnüsel?: wenn du das gefragt wirst, dann läuft vermutlich deine Nase, denn hier möchte jemand von dir wissen, ob du Schnupfen hast.
Es gibt noch viele weitere Redewendungen, die zeigen, wie vielseitig die Dialekte in Deutschland sind.