Die Epik ist die Gattung der erzählenden Literatur und damit eine der drei grundlegenden Gattungen in der Literatur neben Lyrik und Dramatik. Im Mittelpunkt steht das Erzählen von Geschichten, die von einem Erzähler vermittelt werden.
Epische Texte können kurz oder umfangreich sein – von der Fabel bis zum Roman – und schildern Handlungen, Figuren und Ereignisse in einer fiktiven oder realistischen Welt. Sie ermöglichen es, menschliche Erfahrungen, Gedanken und Konflikte in erzählerischer Form darzustellen.
Epische Texte machen die Vielfalt des Lebens literarisch erfahrbar. Schauen wir uns die Merkmale und Besonderheiten dieser literarischen Gattung genauer an.
Was ist Epik?
Unter der Epik versteht man die erzählende Literatur, entweder in Vers- oder in Prosaform. Die Epik stellt die am weitesten verbreitete Form aller literarischen Texte dar.
💡 Sie unterscheidet sich von Lyrik und Dramatik vor allem durch die Erzählerrolle: In epischen Texten wird die Handlung nicht auf der Bühne dargestellt, sondern von einem Erzähler vermittelt. Dieser kann außenstehend, allwissend oder selbst Teil der Geschichte sein.1

Epische Texte schildern Handlungen, Ereignisse und Entwicklungen über Zeit und Raum hinweg und konzentrieren sich auf:
Figuren und Konflikte
Entscheidungen
Erlebnisse
Die Figuren sind meist fiktional, können aber reale Orte, historische Ereignisse oder gesellschaftliche Hintergründe einbeziehen.
Die Epik umfasst eine Vielzahl von Textformen, wobei alle epischen Texte gemeinsam haben, dass sie erzählen, schildern und die Handlung vermitteln, statt sie zu singen (Lyrik) oder aufzuführen (Dramatik).
Damit unterscheidet sich die Gattung von den Besonderheiten der Lyrik.
Epik Merkmale
Epische Texte besitzen spezifische Merkmale, die sie von Dramatik und Lyrik unterscheiden. Sie lassen sich wie folgt zusammenfassen.
Erzähler
Die Epik hat immer einen Erzähler, der die Handlung vermittelt:
- Er/Sie-Erzähler oder Ich-Erzähler
- Kann allwissend, teilnehmend oder neutral sein
- Steuert, welche Informationen der Leser erhält
Dies ist ein wichtiges Merkmal und unterscheidet die Epik maßgeblich von den anderen Gattungen.
Handlung und Figuren
Auch bei den Figuren und ihren Handlungen gibt es spezifische Besonderheiten, die diese Gattung auszeichnet.
Epische Texte erzählen eine zusammenhängende Handlung, in deren Mittelpunkt Figuren stehen, deren Handlungen, Konflikte und Entwicklungen geschildert werden. Die zeitlichen Abläufe können chronologisch oder verschachtelt dargestellt sein.
Oft spielt die epische Erzählung in der Vergangenheit und der Erzähler erzählt den Lesenden von einer Handlung, die bereits geschehen ist.
Fiktionalität
Epische Texte sind meist fiktiv, also Erzählungen, die nur in der Vorstellung des Autors oder Autorin existieren und frei erfunden sind. Sie können aber auf realen Orten oder historischen Ereignissen basieren.

Das ist in der literarischen Dramatik ganz anders!
Dabei kann man zwar auf reale Schauplätze und Orte zurückgreifen, aber dennoch seine eigene fiktive Welt erschaffen. Ziel ist die Gestaltung einer eigenen erzählerischen Welt.
Sprache und Stilmittel
In der Epik findet man meist eine beschreibende, erzählende Sprache, bei der viele rhetorische Mittel zum Einsatz kommen. Besonders beliebt sind hierbei:
Metaphern
Vergleiche
Symbolik
Die Sprache unterstützt die Stimmung, Charakterisierung und Handlungsführung.
Erzählzeit
Die Epik ist nicht an Zeit gebunden. So kann der Erzähler die Zeit so gestalten, wie er möchte. Man unterscheidet zwischen:
Erzählzeit
erzählte Zeit
Mit der Erzählzeit ist die Zeit gemeint, in der der Autor das Geschehene erzählt. Da man ein Geschehen, das beispielsweise über Jahre andauerte, auch innerhalb weniger Seiten erzählen kann, ist die Erzählzeit meist kürzer als die erzählte Zeit.
Die erzählte Zeit meint daher die Zeit, die die Geschichte eigentlich umfasst. Diese Effekte haben noch zusätzlich spezielle Bezeichnungen, welche folgende wären:
- Zeitraffung = Erzählzeit ist kürzer als erzählte Zeit
- Zeitdeckung = Erzählzeit und erzählte Zeit stimmen überein
- Zeitdehnung = Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit
Diese Strukturierung erlaubt gezielten Spannungsaufbau und den Fokus auf zentrale Ereignisse.
Formen der Epik
Die Epik umfasst eine Vielzahl von Textformen, die sich in Länge, Komplexität und Erzählweise unterscheiden. Diese kann man in Kleinformen, mittlere Formen und Großformen einteilen.
Epische Kleinformen
Die epischen Kleinformen umfassen kurze Werke, die meist nicht länger sind als ein paar Seiten. Die bekannteste Kleinform ist sicherlich das Märchen, das es in jeder Kultur gibt. Schauen wir uns die wichtigsten epischen Kleinformen an:
- Märchen: meist mündlich überliefert ohne bekannten Ursprung (Volksmund), "Es war einmal..." als häufig benutzter und bekannter Einstieg, berichten von wundersamen Ereignissen und phantastischen Wesen (Drachen, sprechende Tieren)
- Fabel: dienen der Vermittlung einer Botschaft oder einer Lehre, behandeln vermenschlichte Tiere, die sprechen können
- Kurzgeschichte: kurze Handlung mit mehreren Interpretationen
- Legende/Sage: geben eine Geschichte wieder, von der jemand glaubte, sie wirklich erlebt zu haben oder dass sie wirklich so stattgefunden hat, können reale Orte beinhalten
- Anekdote: kann wahr oder erfunden sein, Geschichte aus dem Leben einer Person oder vom Charakter eines Menschen, oft humorvoll
- Parabel: kurze Erzählung, die eine Lehre vermitteln soll, die vom Leser oder der Leserin selbst interpretiert werden soll
Die genauen Unterschiede zwischen den einzelnen Formen kannst Du auch in der Deutsch Nachhilfe kennenlernen.
Mittlere epische Textformen
Diese Form umfasst Werke mit mittlerer Länge etwa bis zu hundert Seiten. Neben der klassischen Erzählung ist hier vor allem die Novelle wichtig.

Die Handlung einer Novelle berichtet vom alltäglichen Leben mit klassischerweise üblichen Zeitsprüngen. Es gibt nur wenige Charaktere, die kaum vorgestellt werden und die Handlung ist überschaubar.
Ziel der Novelle ist es, etwas Neues zu beschreiben.
Epische Großformen
Die epischen Großformen umfassen teilweise sehr lange Werke, die oft mehrere hundert Seiten lang sind.
Roman
Fiktion
lange Erzählung
Schicksale, Abenteuer- oder Liebesgeschichten
verständliche Sprache
viele Charaktere
Epos
Dichtung in gehobener Sprache und Versen
ursprünglich mündlich überliefert
Themen: ritterliche Heldentaten, Sitten, Gebräuche, Kämpfe
❗️Hier zeigt sich übrigens auch der Ursprung des Begriffes: das Wort leitet sich vom griechischen epikos ab, was „Erzählung“ bedeutet.
Vom Dramatiker Bertolt Brecht entwickelt, verbindet das epische Theater die Epik mit der Dramatik, indem es erzählende Elemente, aber auch Merkmale des Theaters enthält. Es soll keine Emotionen erwecken, sondern zum kritischen Mitdenken anregen. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen aus dem Stück eine Lehre ziehen.
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Erzähltechniken der Epik
Die Epik lebt von der Art und Weise, wie Geschichten erzählt werden. Verschiedene Erzähltechniken bestimmen, wie Informationen vermittelt werden, welche Perspektiven eingenommen werden und wie die Handlung auf den Leser wirkt.

Zunächst ist die Wahl der Perspektive entscheidend:
- Multiperspektivisches Erzählen: Verschiedene Figuren erzählen abwechselnd, was unterschiedliche Blickwinkel eröffnet.
- Ich-Erzähler: Die Geschichte wird aus der Sicht einer Figur erzählt. Der Leser erfährt Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen direkt.
- Er/Sie-Erzähler: Außensicht auf die Handlung, kann allwissend sein oder sich auf bestimmte Figuren beschränken.
Auch die Zeitstruktur kann flexibel gestaltet werden. Das geht etwa durch:
Zeitraffung und Zeitdehnung
Chronologisches Erzählen
Rückblenden
Vorausdeutungen
Ereignisse schneller oder langsamer erzählt
Ereignisse in der Reihenfolge erzählt
nachträgliches Erzählen
Hinweise auf zukünftige Ereignisse
In der Epik kann der Erzähler neutral, wertend oder ironisch auftreten. Seine kommentierenden Einwürfe geben zusätzliche Informationen, Meinungen oder Hinweise auf Themen und Motive.
Epik Beispiele
Wie wir gesehen haben, umfasst die Epik eine Vielzahl von Textformen, von kurzen Geschichten bis hin zu umfangreichen Werken. Hier kommen einige typische Beispiele, die die Vielfalt der Epik verdeutlichen!
Zur besseren Übersicht haben wir die Beispiele nach Textform sortiert:
- Märchen: „Rotkäppchen“, „Schneewittchen“ (Brüder Grimm), „Die kleine Meerjungfrau“, „Das hässliche Entlein“ (Hans Christian Andersen)
- Fabeln: „Der Rabe und der Fuchs“ (Gotthold Ephraim Lessing), „Der Fuchs und die Trauben“ (Jean de La Fontaine)
- Kurzgeschichten: „Vor dem Gesetz“ - Franz Kafka, „Wanderer, kommst du nach Spa…“ (Heinrich Böll)
- Novellen: „Die Verlobung in St. Domingo“ (Hermann Hesse), „Die Schachnovelle“ (Stefan Zweig), „Aus dem Leben eines Taugenichts“ (Joseph von Eichendorff)
- Romane: "Krieg und Frieden“ (Leo Tolstoi), „Oliver Twist“ (Charles Dickens), „Stolz und Vorurteil“ (Jane Austen), Die Abenteuer des Tom Sawyer“ (Mark Twain), „20.000 Meilen unter dem Meer“ (Jules Verne)
- Epen: „Die Göttliche Komödie“ (Dante Alighieri), „Faust“ (Johann Wolfgang von Goethe), „Der Ring des Nibelungen“ (Richard Wagner)
Es gibt natürlich noch eine ganze Menge weiterer Werke aus der Epik, die Du kennen solltest.
Quellen
- Duden Learnattack. Epik. https://learnattack.de/schuelerlexikon/deutsch/epik
- Unicum Abi. Epik Merkmale: Alles, was du wissen solltest. https://abi.unicum.de/deutsch-im-abi/epik-merkmale









