Die Dramatik zählt neben Epik und Lyrik zu den drei wichtigsten literarischen Gattungen in der Literatur. Sie unterscheidet sich von den anderen Gattungen vor allem dadurch, dass sie für die Aufführung auf der Bühne geschaffen ist.
Im Mittelpunkt stehen Handlungen, Konflikte und Dialoge, die das Publikum unmittelbar miterlebt. Im Zentrum stehen also Ereignisse direkt im Spiel der Figuren. Ob klassische Tragödie, heitere Komödie oder modernes Theater – die Dramatik bietet seit der Antike Raum für Spannung, Emotion und gesellschaftliche Reflexion.
In diesem Artikel erfährst du, was die Dramatik als literarische Gattung auszeichnet, wie sie aufgebaut ist und worin ihre Besonderheiten und Unterschiede zu anderen literarischen Formen liegen.
Was ist die Dramatik?
Die Dramatik ist eine der drei Hauptgattungen der Literatur, neben Epik und Lyrik. Sie umfasst alle Texte, die für die Darstellung auf der Bühne geschrieben sind. Der Begriff entspringt dem griechischen Wort drāma und bedeutet übersetzt Handlung oder Geschehen.
Das zentrale Merkmal der Dramatik ist, dass die Handlung nicht erzählt, sondern gespielt wird. Die Geschichte entfaltet sich durch die Figuren selbst, vor allem durch ihre Dialoge, Monologe und Handlungen.
Damit unterscheidet sie sich von der Gattung der Lyrik.
Die Dramatik kann man als handelnde Dichtung verstehen. Traditionell ist das Drama für die Aufführung auf Bühnen konzipiert und wird demnach als Schauspiel vorgetragen, allerdings gibt es auch Dramen, die nur zum Lesen geschrieben sind.
Ein Drama besteht nicht nur aus der Erzählung, sondern auch aus dem Bühnenbild, den Requisiten und den Kostümen.1

💡Im Gegensatz zur Epik gibt es in der Dramatik keinen Erzähler, der die Ereignisse kommentiert oder vermittelt. Der Leser oder Zuschauer erfährt alles unmittelbar durch das Geschehen auf der Bühne.
Dadurch entsteht eine besondere Unmittelbarkeit und Spannung, die typisch für das Theater ist. Ein Drama ist meist in Akte und Szenen gegliedert. Diese Struktur hilft, den Verlauf der Handlung übersichtlich zu gestalten.
Geschlossenes vs. offenes Drama
Im Laufe der Literaturgeschichte hat sich die Form des Dramas immer wieder verändert. Besonders deutlich wird dies im Gegensatz zwischen dem geschlossenen und dem offenen Drama. Beide Formen unterscheiden sich nicht nur im Aufbau und in der Struktur, sondern auch in ihrer Wirkung auf das Publikum.
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Geschlossenes Drama
Das geschlossene oder klassische Drama orientiert sich an den Regeln nach Aristoteles. Ein wesentliches Merkmal aristotelischer Dramen ist die Vermittlung der Handlung durch Dialoge. Dadurch unterscheidet sich ein Drama maßgeblich von erzählenden oder lyrischen Texten.
Außerdem kannst Du das aristotelische Drama an seinem strengen Aufbau erkennen. Es wird traditionell in fünf Akte eingeteilt:
- 1. Akt: Exposition - Einführung in Figuren, Ort und Zeit. Charakterzüge, Interessen und Beziehungen der Figuren werden deutlich.
- 2. Akt: Steigerung - Die Handlung zielt auf einen Konflikt ab. Der sogenannte "erregende Moment" ist ein Ereignis, aus dem sich eine dramatische Aktion entwickelt.
- 3. Akt: Peripetie (Umschlag) - Der dramatische Konflikt erreicht seinen Höhepunkt und die Handlung schlägt um. Der Wendepunkt sorgt für einen unerwarteten Umschwung.
- 4. Akt: retardierendes Moment - Fallende Handlung, welche durch das retardierende Moment aufgehalten wird und die Lösung des Konflikts verzögert.
- 5. Akt: Katastrophe - Der Konflikt findet seine Lösung, meist auf tragische Weise und durch Untergang des Helden.
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Ein Drama nach Aristoteles spielt sich in der Regel binnen 24 Stunden ab. Man beschränkt sich nicht nur auf wenige Figuren, sondern auch auf wenige Schauplätze.
Ziel des aristotelischen Dramas ist die sogenannte Katharsis. Das Drama soll beim Zuschauer Emotionen wie Furcht und Mitleid hervorrufen und sich dadurch in den Helden hineinversetzen. Diese Wirkung soll zur Reinigung führen und von anderen Emotionen, wie Jammern und Schaudern, befreien.
Offenes Drama
Das offene Drama nach Bertolt Brecht ist im Gegensatz zu dem Drama nach Aristoteles nicht an die Einheit von Ort, Zeit und Handlung gebunden. So können die Szenen zum Beispiel beliebig ausgetauscht werden, da es weder einen speziellen Anfang noch einen Schluss gibt.

Außerdem tauchen im Drama nach Bertolt Brecht mehr Figuren als im aristotelischen Drama und auch der Schauplatz kann variieren.
Merkmale eines Dramas
Ein Drama zeichnet sich durch bestimmte Merkmale aus, die es deutlich von der Epik und der Lyrik unterscheiden. Es ist die Gattung des Theaters, in der Konflikte, Gefühle und Entscheidungen auf der Bühne dargestellt werden.
Im Mittelpunkt stehen Handlung und Figuren, deren Beziehungen und Spannungen sich im Verlauf der Szenen entfalten.
Das sieht bei den Merkmalen der Gattung Epik anders aus.
Handlung
Das Herzstück jedes Dramas ist der Konflikt, sei es ein innerer Konflikt einer Figur oder ein äußerer zwischen mehreren Personen. Der Konflikt treibt die Handlung voran und sorgt für Spannung. Oft geht es dabei um:
moralische Entscheidungen
gesellschaftliche Zwänge
Machtverhältnisse
Oft gibt es in einem Drama eine Haupt- und eine Nebenhandlung. Besonders charakteristisch für die Dramatik ist, dass es in Dramen kein offenes Ende gibt. Die Handlung ist also in sich geschlossen.
Aufbau dramatischer Dichtungen
Ein klassisches Drama ist in mehrere Akte unterteilt, meist fünf nach dem Vorbild des aristotelischen Dramas: Exposition - Steigerung - Peripetie - retardierendes Moment - Katastrophe oder Lösung.
Diese Struktur sorgt für eine klare Spannungsführung und rhythmischen Aufbau.
Figurenrede
Im Drama wird die Geschichte nicht erzählt, sondern gesprochen. Die Figuren stehen miteinander im Dialog oder sprechen in inneren Monologen zu sich selbst oder zum Publikum. Dadurch erfahren die Zuschauer direkt, was die Figuren denken und fühlen.

Da es im Drama keinen Erzähler oder lyrisches Ich gibt, vermittelt die Sprache der Figuren alle Informationen über Handlung, Charaktere und Motive. Dabei passen sich Ausdruck, Stil und Wortwahl oft an das soziale Milieu oder die persönliche Situation an.2
❗️Das nennt man übrigens Figurenrede.
Neben realistischen Dialogen finden sich auch poetische oder symbolische Sprachformen.
Figuren im Mittelpunkt
Im Drama stehen handelnde Personen im Zentrum. Ihre Entscheidungen, Emotionen und Beziehungen bestimmen die Entwicklung der Handlung. Durch Sprache, Gestik und Mimik werden sie auf der Bühne lebendig. Jede Figur verfolgt eigene Ziele und trägt so zum Konflikt bei.
Jede Figur hat bestimmte Merkmale:
- soziale Merkmale - Beruf, sozialer Stand, Milieu
- äußere Merkmale - Körper, Kleidung, Gewohnheiten
- innere Merkmale - persönliche Eigenschaften, Einstellungen
Die Figuren stehen dann in bestimmten Figurenkonstellationen zueinander, sei es in Gegnerschaft oder in Partnerschaft.
Regieanweisungen
Ein wichtiges Merkmal des Dramas sind die Regieanweisungen. Sie liefern zusätzliche Informationen, die über den gesprochenen Text hinausgehen. In ihnen beschreibt der Autor für jede Szene:
Ort
Zeit
Bewegungen
Gestik
Mimik
Tonfall
Regieanweisungen dienen dazu, die Inszenierung auf der Bühne zu unterstützen und den Schauspielern sowie der Regie Hinweise für die Darstellung zu geben. Die Inszenierung kann die Bedeutung eines Textes verändern oder neue Perspektiven eröffnen.
7. Ziel und Wirkung
Das Drama will Emotionen hervorrufen und zum Nachdenken anregen. Schon Aristoteles sprach von der Katharsis – der seelischen Reinigung durch Mitleid und Furcht. Moderne Dramen, etwa bei Brecht, streben hingegen eine kritische Distanz an, die das Publikum zur Reflexion zwingt.
Formen der Dramatik
In der Dramatik gibt es zwei wesentliche Grundformen, in die das Drama eingeteilt werden kann - die Tragödie und die Komödie.

Schauen wir uns die verschiedenen Formen der Dramen an.
Grundformen des Dramas
Beide Formen können auch miteinander kombiniert oder in modernen Theaterformen weiterentwickelt werden.3 Blicken wir auf den Unterschied zwischen den Formen:
Tragödie
ernstes Geschehen
tragischer, unlösbarer Konflikt
meist mit unglücklichem Ende
soll Katharsis hervorrufen
Trauerspiel
Komödie
humorvolle Handlung
Missverständnisse und Übertreibungen
meist glücklicher Ausgang
dient der Erheiterung
Lustspiel
Je nach Problem und Lösungsweg wird zwischen diesen beiden Grundformen unterschieden.
Besondere Formen des Dramas
Zwar lassen sich die meisten Dramen in Komödien und Tragödien einteilen, es gibt aber noch weitere, spezielle Formen der Dramen, die Du vielleicht kennst:
- Absurdes Drama: modernes Drama, welches die sinnfreie Welt und den darin orientierungslosen Menschen darstellt
- Dramloett: kurzes Drama
- Geschichtsdrama: historisches Drama
- Mirakelspiel: mittelalterliches, geistliches Drama, das von den Wundertaten der Jungfrau Maria handelt
- Moralität: mittelalterliches Drama mit belehrender Figur
- Mysterienspiel: geistliches, mittelalterliches Drama
- Ritterdrama: Drama mit Ritter als Hauptfigur
- Tragikomödie: Drama mit Merkmalen der Tragödie, aber auch der Komödie
- Versdrama: Drama, das in Versen geschrieben ist
Diese Formen beinhalten alle die Merkmale eines Dramas.
Wichtige Begriffe der Dramatik
Wenn es um Dramen geht, ist es wichtig, die richtigen Begriffe zu kennen und zu benutzen, damit jeder weiß, was gemeint ist. Diese Begriffe kannst Du auch in der Analyse nutzen.
Aufzug
Epilog
Intermezzo
Held
Antiheld
Dramatis Personae
Dramaturgie
geschlossener Abschnitt eines Dramas
Nachspiel eines Dramas
Zwischenspiel in einem Drama
Hauptfigur im Drama
passive oder negative Hauptfigur
Personen in einem Drama
Bearbeitung und Gestaltung eines Dramas
Diese Begriffe kommen in den meisten Dramen vor.
Dramatik Beispiele
Im Folgenden wollen wir Dir einige bekannte und wichtige Dramen auflisten:
- "Andorra" - Max Frisch
- "Iphigenie auf Tauris", "Faust I" und "Faust II" - Johann Wolfgang von Goethe
- "Maria Stuart", "Kabale und Liebe" und "Wilhelm Tell" - Friedrich Schiller
- "Die Dreigroschenoper" - Bertolt Brecht
- "Der Besuch der alten Dame" und "Die Physiker" - Friedrich Dürrenmatt
- "Emilia Galotti" und "Nathan der Weise" - Gotthold Ephraim Lessing
- "Prinz Friedrich von Homburg" - Heinrich von Kleist
- "Woyzeck" - Georg Büchner
Wer sich für die literarische Gattung der Dramatik interessiert, der sollte diese Werke und ihre Autoren kennen.
Quellen
- Duden Lernattack. Dramatik. https://learnattack.de/schuelerlexikon/deutsch/dramatik
- Unicum Abi. Dramatik Merkmale erkennen: So geht’s. https://abi.unicum.de/deutsch-im-abi/dramatik-merkmale
- Studyflix. Dramatik. https://studyflix.de/deutsch/dramatik-3259









