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Das Rechnungswesen ist ein Bestandteil der Betriebswirtschaftslehre. In einem Unternehmen beschäftigt sich das betriebliches Rechnungswesen mit sämtlichen Unternehmenszahlen, die wichtig für Planung, Kontrolle und Steuerung sind. Es unterstützt das Management bei der Entscheidungsfindung und ist eines der wichtigsten Führungs- und Informationssysteme. Dabei erfüllt das Rechnungswesen wichtige Aufgaben nach außen und innen:
- Intern liefert es die Grundlagen für eine bessere Steuerung des jeweiligen Unternehmens
- Extern sorgt es für eine umfassende Information von Gläubigern, Arbeitnehmern, Finanzbehörden und Banken und erfüllt dabei auch gesetzliche Vorgaben. Schließlich liefert das Rechnungswesen die notwendigen Grundlagen für die Besteuerung von Unternehmen.
Es gibt also das interne und das externe Rechnungswesen.
Neugierig? Schauen wir uns das Ganze doch noch einmal genauer an!
Rechnungswesen Definition
Der Begriff Rechnungswesen ist dabei abzutrennen von dem Begriff Buchhaltung. Die Buchhaltung ist die Organisationseinheit eines Unternehmens, die sich mit der Buchführung befasst. In der Betriebswirtschaftslehre bezeichnet der Begriff Buchführung nur die Methodik oder Tätigkeit.
Was bedeutet dann eigentlich Controlling? Controlling ist vereinfacht ausgedrückt als Mittel der Steuerung zu verstehen, das sich des Rechnungswesens bedient, um diese Ziele zu realisieren. Falls Du mehr darüber wissen möchtest, haben wir Dir alles über BWL und Controlling zusammengestellt.
Rechnungswesen lässt sich in internes Rechnungswesen und externes Rechnungswesen unterscheiden.

Internes Rechnungswesen
Wie der Name "Internes" Rechnungswesen schon sagt, sind die Adressaten des internen Rechnungswesens primär die internen Stakeholder, also die Unternehmensleitung und andere unternehmensinterne Personen oder Stellen. Nur in Ausnahmefällen liefert das interne Rechnungswesen Ergebnisse an unternehmensexterne Adressaten, z.B. bei der Kalkulation der Selbstkosten bei staatlichen Aufträgen. Auch die Planungsrechnung gehört in das interne Rechnungswesen.
Im Gegensatz zur externe Rechnungslegung ist das interne Rechnungswesen nicht an handels- oder steuerrechtliche Normen und Veröffentlichungspflichten gebunden. Dies ermöglicht es, die Zahlen der Finanzbuchhaltung durch kostenrechnerische Korrekturen anders zu bewerten oder Zusatzkosten zu kalkulieren, denen kein Aufwand gegenübersteht.
Zentrales Teilgebiet des internen Rechnungswesens ist die Kostenrechnung, in der der in Geld bewertete Gütereinsatz zur Herstellung der Produkte zur Ermittlung der Selbstkosten erfasst und für spezielle Zwecke ausgewertet wird. Sie wird unterteilt in die Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung. Außer der Preiskalkulation dient die Kostenrechnung auch der Beeinflussung und Kontrolle unternehmerischer Entscheidungen. Daneben sind weitere Teilgebiete des internen Rechnungswesens die Erfolgsrechnung sowie die Investitionsrechnung.

Externes Rechnungswesen
Das externe Rechnungswesen, auch Rechnungslegung genannt, bildet die finanzielle Situation des Unternehmens nach außen ab. Die Adressaten sind also die Kapitalgeber, das Finanzamt, Gläubiger, Lieferanten und Kunden, der Staat und auch die Öffentlichkeit.
Unternehmen in Deutschland haben die Pflicht gemäß des HGB (Handelsgesetzbuch), ihren Jahresabschluss zu erstellen und zu veröffentlichen. Das Ausmaß des Jahresabschlusses hängt von der Unternehmensrechtsform ab. Bei Einzelkaufleuten und Personenhandelsgesellschaften mit einer natürlichen Person als Vollhafter umfasst der Jahresabschluss die Bilanz und die Gewinn Verlustrechnung (GuV).
Bei Kapitalgesellschaften und Personenhandelsgesellschaften ohne natürliche Person als Vollhafter besteht der Jahresabschluss unabhängig von deren Größe aus Bilanz, Gewinn Verlustrechnung sowie einem Anhang. Daneben ist je nach Größenklasse der Gesellschaft ein Lagebericht aufzustellen.
Darüber hinaus sind für Unternehmen bestimmter Rechtsformen das AktG bzw. das GmbHG und abhängig von der Größe des Unternehmens das PublG zu beachten.
Für Konzernabschlüsse kapitalmarktorientierter Unternehmen hat das Bilanzrechtsreformgesetz Bedeutung, mit dem bilanzrechtliche EU-Rechtsakte in nationales Recht umgesetzt wurden, die die verpflichtende Anwendung der International Financial Reporting Standards (IFRS) vorschreiben.

Rechnungswesen Grundlagen
Bilanz erstellen
Die Bilanz gliedert sich in eine Aktivseite (Summe aller Aktiva) und eine Passivseite (Summe aller Passiva). Während die rechte Passivseite der Bilanz das Gesamtkapital eines Unternehmens wiedergibt, bildet die linke Aktivseite alle Vermögenswerte ab, in die das Kapital investiert wurde. Vereinfacht kann man also sagen, dass die Passiva wiedergeben, wo das Geld oder der Vermögensgegenstand herkam und die Aktiva zeigen auf, in was investiert wurde. Aktiva und Passiva müssen immer gleich groß sein. Beide ergeben jeweils den Wert der Bilanzsumme.
Die Aktivaseite wird in Anlage- und Umlaufvermögen aufgeteilt, die Passivseite in Eigenkapital und Fremdkapital.
Unternehmensaktivitäten werden in der Bilanz widergespiegelt. Transaktionen von Soll nach Haben haben wirken sich somit auf die Bilanz aus. Soll Haben sind kaufmännische Begriffe aus der Kontoführung und der Buchführung. In der Kontoführung symbolisiert das Soll einen Minussaldo oder einen Abgang auf einem Konto, das Haben einen Plussaldo oder einen Zugang auf einem Konto.
Jahresabschluss erstellen
Der Jahresabschluss gibt Aufschluss über den wirtschaftlichen Erfolg und die finanzielle Lage eines Unternehmens dar und ist der Abschluss der Buchhaltung. Der Jahresabschluss stellt Dokumente zur Rechnungslegung zusammen, die geprüft, bestätigt und veröffentlicht werden. Wie unter dem Punkt "Externes Rechnungswesen" beschreiben, hängt der Umfang des Jahresabschlusses von der Unternehmensrechtsform ab.
Jahresabschluss Beispiel: Da deutsche Unternehmen die Pflicht haben, ihre Jahresabschlüsse zu publizieren, kann man mit Hilfe des Bundesanzeigers, einer Seite der deutschen Regierung, Jahresabschlüsse einsehen. Solltest Du also für ein Projekt in der Uni Informationen brauchen, schau doch mal dort vorbei!
Planungsrechnung Beispiel
Die Planungsrechnung ist eine Vorschaurechnung. Aus den Zahlen der Buchhaltung, der Kosten- und Leistungsrechnung und der Statistik wird eine mengen- und wertmäßige Schätzung betrieblicher Entwicklungen abgeleitet. Diese Eckdaten bilden die Sollwerte für die Zielplanung. Aus dem Vergleich der Sollzahlen mit den Istzahlen lassen sich Abweichungen und deren Ursachen erkennen (Soll-Ist-Vergleich und Abweichungsanalyse). Die Planungsrechnung ist daher ein effektives Steuerungs- und Kontrollinstrument.
Die Planungsrechnung kann sich auf verschiedene Bereiche beziehen, z.B.
- Absatzplan (Planung der abzusetzenden Mengen)
- Umsatzplan (Absatzplan, der mit den Planpreisen gewichtet ist)
- Personalplan (Planung des Personalbedarfs, Personalentwicklungsbedarfs und der Personalkosten)
- Investitionsplan (Planung der Investitionen für Projekte, Zeit, Höhe der geplanten Kosten)
Wenn Du Dich fragst, wie Du eine Planungsrechnung erstellen kannst, haben wir Dir eine einfach verständliche Anleitung herausgesucht.
Kosten-Leistungsrechnung Beispiel
Zum internen Rechnungswesen gehört die Kosten Leistungsrechnung. Diese beschäftigt sich mit den Kosten und Leistungen, die in direktem Zusammenhang mit der innerbetrieblichen Leistungserstellung stehen.
Nicht nur externe Leistungen oder Einkäufe stellen einen Kostenaufwand für das Unternehmen dar. Auch die interne Leistungserbringung (Produktion) verursacht durch den Ressourceneinsatz (Maschinenstunden, Personal, etc.) Kosten. Es geht in der Kosten-Leistungsrechnung darum, die im Wertschöpfungsprozess entstandenen Kosten dem entsprechenden Verursacher zuzuordnen.
Sie liefert Antworten auf Fragen wie:
- Welches Produkt verursacht zu hohe Kosten?
- Welches Produkt ist besonders ertragreich?
- In welchem Produktionsabschnitt gibt es die größten Kostensenkungspotenziale?
Die Berechnung gliedert sich in drei Stufen auf:
- Kostenartenrechnung: Welche Kosten sind entstanden?
- Kostenstellenrechnung: Wo sind die Kosten entstanden?
- Kostenträgerrechnung: Wofür sind die Kosten angefallen?
Stufe 1:
Gliederungsart | Kostenarten |
Betriebliche Faktoren | Beschaffungskosten, Fertigungs- bzw. Herstellungskosten, Vertriebskosten, Administrationskosten |
Produktionsfaktoren | Personalkosten, Materialkosten, Kapitalkosten, Raumkosten |
Herkunft der Kostengüter | Primärkosten für Fremdleistungen, Sekundärkosten für Eigenleistungen |
Zurechenbarkeit | Gemeinkosten, Einzelkosten |
Abhängigkeit von Bezugsgröße | Fixkosten, variable Kosten |
Stufe 2:
In der Kostenstellenrechnung lassen sich die Kostenstellen folgendermaßen unterschieden:
- Hauptkostenstellen
Hier werden die Kostenträger (Produkte) gefertigt. Hauptkostenstellen sind also unmittelbar an der Leistungserstellung beteiligt. - Hilfskostenstellen
Diese Kostenstellen sind nicht direkt an der Herstellung der Produkte beteiligt. Sie erbringen dagegen Vorleistungen für andere Kostenstellen. Daher spricht man auch von Vorkostenstellen.
Das Ziel ist hier, die Gemeinkosten auf die Kostenstellen zur internen Leistungsverrechnung aufzuteilen. Damit kann die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Abteilungen kontrolliert werden.
Stufe 3:
Ziel hier ist es herauszufinden, wofür die Kosten angefallen sind – also für welche Produkte oder Dienstleistungen (Kostenträger). Dafür empfehlen wir Dir nochmal die Grundlagen Kostenträgerstückrechnung und der Kostenträgerzeitrechnung anzuschauen. Weiter unten in diesem Artikel findest Du Rechnungswesen Übungsbücher dazu.
Rechnungswesen Jobs
Was kann man mit Rechnungswesen also für Berufe anstreben? Wir haben Dir hier eine kleine Zusammenstellung gemacht:
- Wirtschaftsprüfer(in)
- Bilanzbuchhalter(in)
- Business Controller(in)
- Steuerfachangestellte(r)
Gerade die Kombination aus Wirtschaftsrecht bzw. Jura und Rechnungswesen kann sehr fruchtbar sein, da Du somit Unternehmen sehr gut beraten, aber auch deren Jahresabschluss prüfen kannst als Wirtschaftsprüfer.
Typische Aufgaben des Rechnungswesens im Überblick:
- Vorkontierung und Buchung der Eingangsrechnungen
- Mitarbeit bei Monats- und Jahresabschlüssen
- Erstellung von Zahlläufen
- Aufbereitung von Reports und Statistiken
- Bearbeitung von Reisekostenabrechnungen
Du möchtest mehr über andere Schwerpunkte im BWL-Studium erfahren? Schau doch mal vorbei!
Rechnungswesen Bücher

Besonders empfehlen können wir "Rechnungswesen - Leicht Gemacht: Buchführung und Bilanz Für Studierende an Universitäten, Hochschulen und Berufsakademien" von Peter Sorg und Stephan Kudert. In leicht verständlicher, bewährt fallorientierter Weise führen die Verfasser den Leser in das System der doppelten Buchführung und des handelsrechtlichen Jahresabschlusses ein. Damit ist dieser Band eine unerlässliche Lernhilfe für die Rechnungswesen-Klausur der Wirtschafts- und Rechtswissenschaftler, aber ebenso Beistand im Berufsalltag.
Wenn Du auf der Suche nach Übungsbücher Rechnungswesen bist, können wir Dir ebenfalls das "Übungsbuch Buchführung, Bilanzierung und Umsatzsteuer" von Karin Nickenig empfehlen. Dieses Lern- und Arbeitsbuch bietet Studierenden, Auszubildenden, Kaufmännischen Angestellten und allen anderen, die sich mit den komplexen Themen des Rechnungswesens und der Umsatzsteuer auseinandersetzen wollen oder müssen, zahlreiche Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade.
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