In den letzten Jahrzehnten hat die Yoga Praxis einen wahrhaftigen Boom erlebt. Nachdem die philosophische Lehre mit ihren Übungen lange Zeit in Europa nur von wenigen Menschen praktiziert wurde, ist sie heute als Sportart und Entspannungstechnik längst im Mainstream angelangt. Dabei gewinnen auch immer wieder neue Formen rasch an Beliebtheit.
Neben klassischen Yoga Praktiken wie Bikram, Kundalini oder Hatha Yoga, tauchen, insbesondere in Großstädten ab und zu auch ziemlich originelle Varianten wie zum Beispiel Bier-Yoga oder Ziegen-Yoga auf, die doch recht weit von der ursprünglichen Idee entfernt sind.
Auch Aerial Yoga ist im Vergleich zu den jahrhundertealten Schulen ein recht neuer Stil. Erst im Jahr 2007, also vor etwas mehr als 15 Jahren, ließ ihn sein Erfinder Christopher Harrison als Antigravity® Aerial Yoga patentieren, um ihn weltweit vermarkten zu können. Harrison ist ein amerikanischer Tänzer, Akrobat und Yogi, der auf der Suche nach einer neuen, ganzheitlichen Übungsmethode für Athlet*innen und Artist*innen war. Schließlich hat er sein Konzept so weiterentwickelt, dass die Yoga-Form auch für Amateur*innen praktizierbar wurde.
Was ist Aerial Yoga?
Zunächst einmal vorweg: Mittlerweile gibt es neben „Aerial Yoga“ noch viele weitere Bezeichnungen, die mehr oder weniger dasselbe meinen. Dazu gehören unter anderem Free Floating Yoga, Flying Yoga oder Gravity Yoga. Wenn wir uns einmal all diese Begriffe anschauen, bekommen wir schon eine Idee davon, worum es bei der Praktik geht.
- Aerial: Luft-
- Free Floating: freies Schweben
- Flying: fliegend
- Gravity: Schwerkraft
In der Tat findet Aerial Yoga in der Luft statt, in einem breiten Tuch über dem Boden schwebend, mit der Schwerkraft arbeitend. Klassische Asanas vereinen sich dabei mit akrobatischen Übungen und Pilates-Elementen. Dadurch, dass man in einem Tuch hängt und nur selten den Boden ganz leicht berührt, werden die Gelenke und die Wirbelsäule entlastet.
Gleichzeitig sind ein guter Gleichgewichtssinn und eine hohe Körperspannung gefragt. Mogeln kann man beim Aerial Yoga nicht. Um die nötige Stabilität zu haben und die Übungen korrekt ausführen zu können, ist insbesondere die Körpermitte gefordert. Aerial Yoga kann so die Rumpfmuskulatur kräftigen und dir zu einer aufrechteren Haltung verhelfen.
Im Grunde ist Aerial und Flying Yoga dasselbe: Ein Yoga-Stil, der in einem Tuch hängend praktiziert wird. Vielleicht ist dir aber in anderen Kursen schon mal aufgefallen, dass es je nach Lehrer*in oder Studio recht große Unterschiede geben kann. Das ist natürlich auch bei dieser Variante nicht anders.
Daneben gibt es auch Flying Pilates, das nach demselben Prinzip funktioniert wie Aerial Yoga; nur eben mit Pilates Übungen.
Der Druck, den das Tuch auf deinen Körper ausübt, massiert und dehnt die Faszien. So wird der gesamte Körper besser durchblutet. Der Entspannungseffekt, den Yoga sowieso mit sich bringt, wird durch das Hängenlassen und Schweben noch verstärkt. Ob langestreckt kopfüber oder in Embryostellung in das Tuch eingehüllt, beim Aerial Yoga kann der Geist so richtig loslassen.
Weißt du eigentlich, worin sich Yoga und Pilates unterscheiden?
Für wen eignet sich Aerial Yoga?
Aerial Yoga ist in erster Linie ein Training, in dem die Ausdauer, die Kraft und die Beweglichkeit im Mittelpunkt stehen. Daher ist Aerial Yoga anstrengend und herausfordernd. Wie im Yoga üblich, wird jedes Training mit einer Mediation begonnen und abgeschlossen. Auch die Atmung spielt eine wichtige Rolle und helfen dir dabei, jede Bewegung bewusst auszuführen.
Da man sich beim Aerial Yoga immer wieder in die Umkehrhaltung begibt, also den Kopf nach unten hängen lässt, ist bei Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhtem Augeninnendruck Vorsicht geboten. Solltest du dir nicht sicher sein, ob du die gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllst, solltest du dir ärztlichen Rat holen, bevor du dich für Workshops oder Kurse anmeldest.
Ansonsten gibt es keine wirklichen Einschränkungen. Aerial Yoga ist auch für Einsteiger*innen geeignet, die bisher noch keine Erfahrung mit Yoga oder Pilates haben. Auch akrobatische Grundkenntnisse sind nicht notwendig.

Empfehlenswert ist es jedoch zu Beginn Kurse bei einer privaten Lehrkraft oder in einem Studio zu besuchen. Wenn du erstmal reinschnuppern willst, kannst du dich auch einfach zu einem Workshop anmelden, in dem die Praktik kurz vorgestellt wird und du erste Asanas und Übungen ausprobieren kannst.
In einem Kurs oder Workshop wirst du Schritt für Schritt durch das Training geführt und erhältst, wenn nötig, Unterstützung. Zudem hilft dir die Anleitung dabei, ganz bei dir zu sein, dich auf jede Bewegung, auf die Schwerkraft und dein Yogatuch zu konzentrieren.
Die Verbindung von Yoga mit anderen Sportarten ist keine Seltenheit. Kennst du noch weitere Beispiele dafür?
Welches Zubehör braucht man für Aerial Yoga?
Für ein Aerial Yoga Training ist die passende Kleidung unverzichtbar. Sie sorgt dafür, dass du dich wohlfühlst und dir nicht plötzlich ein Stück Stoff in die Quere kommt und deine Bewegung behindert. Yogakleidung sollte auf jeden Fall immer bequem sein und dich nicht einengen.
Wenn du dich fürs Aerial Yoga bereit machst solltest du aber an die vielen Umkehrhaltungen denken. Weite Kleidung kann da schnell einmal ganz woanders hin rutschen, als sie eigentlich sollte. Eher enganliegende Shirts oder Tops sind also absolut empfehlenswert. Eine Leggings oder eine leichte Yogahose mit Gummizug am Knöchel, ist immer eine gute Wahl.
Wenn du dich für Kurse in einem Studio anmeldest, wird dir in der Regel für den Kurs ein Yogatuch, Matten und weitere Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. Bei Workshops kommt es immer etwas darauf an, ob sie in einem großen Studio oder bei einer privaten Lehrkraft stattfinden. Was du alles mitbringen musst, steht meistens in der Workshop-Beschreibung oder du wirst es spätestens bei der Anmeldung erfahren.

Wie lassen sich eigentlich Yoga und Laufen ideal verbinden?
Hast du Lust auch zu Hause regelmäßig ein Aerial Yoga Training zu absolvieren? In diesem Fall brauchst du natürlich ein geeignetes Yogatuch sowie eine entsprechende Hängevorrichtung. Ein gutes Aerial-Yogatuch sollte aus Polyamid, im besten Fall Nylon, gefertigt und querelastisch sein (also nur in die Breite dehnbar). Achte beim Kauf eines Tuches auf diese Merkmale; denn es geht um deine Sicherheit. Beispielsweise Baumwolle ist nicht belastbar genug und könnte im schlimmsten Fall reißen, während du deine Übungen ausführst.
Dein Tuch sollte mindestens 2,8 Meter breit und 4 bis 6 Meter lang sein. Achte beim Kauf auch auf die Tragfähigkeit des Tuchs. Die meisten Modelle haben eine Belastungsgrenze von ca. 170 Kilogramm, was für dein Training mehr als ausreichend ist.
Bei der Aufhängung sollte die Sicherheit an erster Stelle stehen. Wähle einen Raum aus, der eine tragfähige Decke hat. Die in Deutschland übliche Mindestraumhöhe von 2,5 Metern reicht normalerweise vollkommen aus. In sehr hohen Räumen ab 4 Meter, solltest du dir ein ungefähr sieben Meter langes Tuch besorgen.
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Da die Haken oder Befestigungsplatten zur Aufhängung tief in der Decke verankert werden müssen und je nach Beschaffenheit der Decke eine andere Vorgehensweise erforderlich ist, sollte die Installation einem Profi überlassen werden. Bedenke auch, dass in einer Mietwohnung bei größeren baulichen Veränderungen die Zustimmung des Vermieters eingeholt werden muss.
Ist die Vorrichtung fest montiert, kann es ans Aufhängen gehen. Das Tuch wird an beiden Enden jeweils an eine Schlinge geknotet, die in einen Karabiner eingehängt wird. Die beiden Karabiner werden wiederum an eine Daisy Chain gehängt, die an der Aufhängevorrichtung festgemacht wird. Da die Daisy Chain längenverstellbar ist, kannst du mit ihrer Hilfe dein Yogatuch auf die perfekte Höhe einstellen.
Was gibt es für Aerial Yoga Übungen?
Beim Aerial Yoga werden dir die Asanas begegnen, die du auch schon auch anderen Yoga Kursen kennst. Durch das freie Schweben werden sie sich aber etwas anders anfühlen als auf der Matte. Besuche am besten einen Workshop oder Kurs, um unter professioneller Anleitung einen ersten Einblick in die Praxis zu erhalten.
Beim herabschauenden Hund beispielsweise, berühren nur die Hände den Boden; die Füße bleiben in der Höhe. Wie bereits erwähnt werden viele Posen in Umkehrstellung ausgeführt. So hängst du zum Beispiel im Schmetterling kopfüber.

Andere Übungen finden auf dem Fußboden statt und nutzen das Tuch als Hilfsmittel für eine intensive Dehnung. Du kannst beispielsweise dein eines Knie einhängen und dich dann langsam vom Gewicht deines Beines in die Länge ziehen lassen, während der andere Fuß fest auf dem Boden stehen bleibt.
Je nach Übung wirst du dein Tuch etwas höher oder tiefer einstellen, um die ideale Distanz zum Fußboden zu haben. Wenn der Boden verlasse wird und auch Umkehrhaltungen praktiziert werden, sollte das Tuch ungefähr hüfthoch hängen.
Probiere es aus und lass los. Du wirst sehen, wie schnell sich eine Leichtigkeit im Körper ausbreitet, die man sonst selten verspürt.