Flamenco ist ein Kunstgenre, das im 18. Jahrhundert in Andalusien und angrenzenden Regionen entstanden ist und 2010 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde. Er vereint den ausdrucksstarken Tanz in charakteristischen Kleidern mit einer oft virtuosen Musik, bei der die Gitarre eine tragende Rolle spielt.
Aus der traditionellen Flamenco-Musik hat sich ein lebendiges Musikgenre herausentwickelt, das bis heute gepflegt wird und in Kombination mit verschiedensten anderen Musikstilen, wie Jazz, Rock oder Klassik, auftreten kann. Um den musikalischen Anforderungen des Flamenco gerecht zu werden, wurde die Bauweise der Gitarren angepasst.
Entdecke mit uns die Besonderheiten der Flamenco Gitarre, ihre Bauweise, ihren Klang und die typische Spielweise. Wir stellen dir zudem einige bekannte Künstler des Genres vor und geben dir Tipps für den Kauf deiner ersten Flamenco Gitarre.
Was ist eine Flamenco-Gitarre?
Die ersten (bekannten) Gitarren, die speziell für den Flamenco gebaut wurden, stammen von Antonio de Torres (1817-1892), dem Erneuerer des spanischen Gitarrenbaus, auf den auch die bis heute angewandte Bauweise klassischer Gitarren zurück geht. Äußerlich sehen sich die beiden Gitarrenarten auch sehr ähnlich. Jedoch gibt es entscheidende Unterschiede in der Bauart, die sich auf ihren Klang auswirken.
Flamenco ist eine ausdrucksstarke Musik, die ursprünglich auf privaten Feiern und in Café-Häusern gespielt wurde. Dazu gehört ein leidenschaftlicher Tanz, der durch Stampfen, Klatschen oder das Spiel mit den Kastagnetten, die Musik rhythmisch begleitet. Das Tempo ist oft rasant und verlangt den Gitarrist*innen eine gewisse Virtuosität ab. Eine Flamenco Gitarre muss also durchsetzungsstark klingen und ein schnelles Spiel erlauben.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich eine Flamenco Gitarre kaum von einer Konzertgitarre. Einzig der häufig angebrachte Schlagschutz, der sogenannte Golpeador, fällt auf. Ein Golpeador dient dazu, das Holz vor Schäden zu schützen, die durch die perkussiven Spieltechniken entstehen könnten.
Sobald man eine Flamenco Gitarre in die Hand nimmt, fällt auf, dass sie deutlich leichter ist als eine Konzertgitarre. Dies liegt daran, dass für Decke, Zargen und Boden einer Flamenco Gitarre dünneres Holz verwendet wird, als beim Bau einer klassischen Gitarre. Zudem sind die Zargen ungefähr ein bis zwei Zentimeter schmaler, der Korpus ist also weniger tief.
All dies hat zur Folge, dass die Gitarre sehr schnell anspricht, der Ton jedoch auch schnell wieder verklingt. Die Lautstärke ist, vor allem in den mittleren Bereichen, höher als bei klassischen Gitarren, dafür ist fast kein Bass zu hören. Daraus entsteht der prägnante, knackige Klang, der beim Flamenco gewünscht ist.
Auch die Saitenlage ist in der Regel etwas tiefer als bei der Konzertgitarre, was sich positiv auf die Bespielbarkeit auswirkt. Jedoch werden die Saiten heute etwas höher gelegt als ursprünglich, da eine tiefere Saitenlage auch dazu führt, dass sie beim Auftreffen auf die Bünde schnarren. Bei der heutigen, oft konzertanten Spielweise werden solche Nebengeräusche als störend empfunden und sind nicht mehr erwünscht.
Der Abstand zwischen den Saiten und den Bundstäbchen wird als Saitenlage bezeichnet. Sie hängt von der Höhe des Sattels und des Stegs ab.
Traditionell wurden Flamenco Gitarren aus Zypresse (Boden und Zargen) und Fichte (Decke) gebaut. Aufgrund der hellen Farbe der Zypresse wird diese Art von Gitarre „Flamenca Bianca“ genannt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam zusätzlich die „Flamenca Negra“ auf, die noch etwas durchsetzungskräftiger ist und ihren Namen den dunklen Palisander-Boden und -Zargen verdankt. Heutzutage finden sich auch Flamencogitarren mit einer Zederndecke.
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So klingt Flamenco auf der Gitarre
Ein flamencotypisches Bühnenensemble wird cuadro flamenco genannt und setzt sich aus Gesang, Tanz, Gitarrenspiel und Perkussion zusammen. Die Spielweise der Flamencogitarre unterscheidet sich sehr stark von anderen Stilen. Spezielle Techniken und Anschlagsarten sorgen für den charakteristischen Klang.
Zu den wichtigsten Techniken der Flamencogitarre gehören:
- Rasgueado: Verschiedene Arten von Schlagtechniken, bei denen die Saiten mit den Fingernägeln angeschlagen werden, wodurch ein deutlich hörbares Anschlagsgeräusch entsteht. Das Besondere daran ist, dass die Finger zeitlich versetzt bewegt werden, wodurch der charakteristische rollende Klang entsteht.
- Pulgar: Im Flamenco wird der Daumen (span. pulgar) ausgiebig eingesetzt; ob für Arpeggien, Skalenläufen oder Melodien. Dafür wird die Apoyando-Technik angewandt, bei der der Finger über die anzuschlagende Saite geführt wird und auf der darunterliegenden angelegt wird.
- Picado: Der Wechselschlag, bei dem Zeige- und Mittelfinger die Saiten abwechselnd anschlagen.
- Tremolo: Ein Tremolo ist die schnelle Wiederholung eines Tons, die zu einem zitternden Klang führt. Im Flamenco wird das Tremolo üblicherweise in der Abfolge Daumen, Zeigefinger, Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger gespielt.
- Golpe: Die perkussiven Schläge, die mit einzelnen und mehreren Fingern oder mit der Handfläche ausgeführt werden können.
- Alzapúa: Eine Anschlagtechnik für den Daumen, die ursprünglich ausschließlich im Flamenco eingesetzt wurde. Sie wird hauptsächlich zum Spielen schneller Passagen verwendet. Häufig führt ein Alzapúa über drei Saiten. Es kann aber auch über nur eine oder zwei Saiten gespielt werden.
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Als Gründervater der modernen Flamenco Gitarre gilt Ramón Montoya (1879-1949). Zu einer Zeit, in der die Gitarre im Flamenco rein zur Begleitung von Tanz und Gesang eingesetzt wurde, eröffnete er ihr den Weg zum Solo-Instrument. Dies inspirierte wiederum andere Gitarristen, wie den Virtuosen Sabicas (1912-1990).
Einer der berühmtesten Flamencogitarristen überhaupt war Paco de Lucía (1947-2014). Er war nicht nur als virtuoser Spieler des traditionellen Flamenco, sondern auch als dessen Erneuerer bekannt. Paco de Lucía entwickelte seinen ganz eigenen Stil, in dem er sich auch an Elementen der Klassik oder des Jazz bediente.
Zeitgenössische Gitarristen wie Vicente Amigo, Jerónimo Maya oder Jose Santos „El Minero“ halten die Tradition am Leben und führen sie in all ihrer Vielseitigkeit in die Zukunft.
Eine Flamenco-Gitarre kaufen
Eine Flamencogitarre liefert einen auf den Stil zugeschnittenen Klang und eine gute Bespielbarkeit. In der Regel sind Flamencogitarren etwas teurer als klassische Gitarren, da es dafür einen weniger großen Markt gibt. Bedenke vor dem Kauf auch, dass sie auf Grund ihrer Eigenheiten nicht besonders vielseitig einsetzbar ist.
Wenn du dich entscheidest, eine Flamencogitarre zu kaufen, dann wahrscheinlich, weil du den Stil unbedingt spielen lernen willst. Damit du nicht enttäuscht wirst und ein Instrument erhältst, das auch wirklich den charakteristischen Klang erzeugen kann, solltest du beim Kauf gut auf die Qualität achten. Natürlich muss es nicht von Anfang an eine teure, handgemachte Gitarre direkt vom Gitarrenbauer sein. Ein allzu billiges, vermeintliches Schnäppchen bringt aber häufig mehr Ärger als Freude.
Ob du eher eine „Flamenca Bianca“ oder „Flamenca Negra“ bevorzugst, ist Geschmackssache. Bei beiden Typen solltest du aber darauf achten, dass sie zumindest eine massive Decke hat. Laminierte Decken schwingen nicht so gut wie massive, was einen ganz anderen (häufig schlechteren) Klang mit sich bringt. Zypresse, Fichte, Palisander und Zeder sind die für Decke, Boden und Zargen am häufigsten verwendeten Hölzer.
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Bei bekannten Herstellern wie Alhambra, Cordoba, Raimundo, Ortega, Gewa und Yamaha kannst du bereits ab 300-400 Euro interessante Einsteiger-Modelle finden, die ihren Preis absolut wert sind. Ist dein Budget etwas größer kannst du dir neben den höheren Klassen dieser Marken auch bei Camps umsehen.
Eine Flamencogitarre wird, wie auch die Konzertgitarre, immer mit Nylonsaiten bespannt. Manche Hersteller preisen zwar spezielle Flamenco-Saiten an, jedoch nehmen diese häufig etwas an Brillanz wegnehmen, was selten erwünscht ist. Du kannst also auf „normale“ Saiten für Konzertgitarren zurückgreifen. Marken wie Savarez, Luthier oder LaBella gehören dabei zu den Klassikern.
Es gibt nicht die einen besten Saiten für Flamenco-Gitarre. Die Bauweise der Gitarre, deine Spielweise und Vorlieben in Bezug auf Spielbarkeit und Klang haben einen Einfluss darauf, welches die idealen Saiten für dich sein könnten.
Wenn du bereits Konzertgitarre spielst, wirst du dich bestimmt mit den verschiedenen Saitenstärken etwas auskennen und ein Gefühl dafür entwickelt haben. Wenn das noch Neuland für dich ist, empfehlen wir mit einer medium Tension anzufangen. Sie bieten dir einen guten Mittelweg, von dem aus du später deine Fühler in beide Richtungen ausstrecken kannst.
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