Wusstest du, dass die Europäische Union eine gemeinsame Grenze mit Brasilien hat?
Die 730-Kilometer-Grenze zwischen Französisch-Guayana und Brasilien ist sogar die längste, die Frankreich mit einem anderen Land teilt. Die Region liegt zwischen dem Amazonas und dem Atlantischen Ozean und ist neben Mayotte, Guadeloupe, La Réunion und Martinique ein weiteres Stück Frankreich in Übersee, das größte französische Departement (etwa so groß wie Österreich) und das einzige auf dem südamerikanischen Kontinent.
Dieser kleine braune Fleck links unten auf der Rückseite des 50-Euro-Scheins - das ist Französisch-Guayana.

Französisch-Guayana - Ein Naturerlebnis
In Wirklichkeit ist dieser braune Fleck natürlich viel schöner und bietet auf einer Reise Vorzüge, die die umliegenden Regionen wie Brasilien und Suriname verblassen lassen: Ein erhaltener und geschützter Primärwald (einer der letzten der Welt und das größte Waldgebiet der EU!), eine unglaubliche exotische Fauna, viele Flüsse und eine multiethnische Creole-Kultur - La France in Südamerika!
Eine ganz besondere kreolische Kultur gibt es auch auf Saint-Martin.
Auf dem Fluss Maroni können Reisende auf einer Bootsfahrt den Amazonaswald entdecken während sie Totenkopfäffchen mit der Hand füttern und Aras, Leguane und Kaimane bestaunen. In den Mangrovenzonen trifft man außerdem auf nistende Luth-Schildkröten, die größten Schildkröten der Welt.
Die Sumpfgebiete von Kaw und Sinnamary sind riesige Naturschutzgebiete, die leicht zugänglich sind. Kanutouren werden hier organisiert, um die Flora und Fauna auf sanfte Weise zu entdecken.
Im Herzen des Regenwaldes kannst du in einem Carbet, einem traditionellen Haus in einer Hängematte schlafen!
Dann geht es über gesicherte Wanderwege durch den Primärwald vorbei an Wasserfällen, Ameisenbären, mehreren Affenarten wie Brüllaffen, Kapuzineraffen, Klammeraffen und Tamarine, außerdem triffst du vielleicht auf die Lachesis muta, die größte Viper der Welt und den weißen Araponga-Vogel sowie grüne Aras und Papageiensittiche und - wenn du Glück hast - siehst du sogar einen Jaguar aus der Ferne!
Tolle Wanderwege gibt es auch auf der französischen Insel La Réunion.
Zum entspannen sind die Strände der kleinen Inseln "Îles du Salut" vor der Küste des Festlands einfach traumhaft schön. Auch bei Rémire-Montjoly in der Nähe von Cayenne liegen wundervolle mehrere Kilometer lange Strände. Bei Kourou gibt es einen der schönsten Felsenstrände der Region.
Herrliche Strände findest du auch in Französisch-Polynesien.
Die Temperaturen liegen das ganze Jahr über bei tropischen 27°C bis 32°C, allerdings gibt es zwei Regenzeiten: Im November bis Februar und April bzw. Mai bis Juni. Die größte Niederschlagsmenge ist im Mai anzutreffen. Die Zeit mit dem wenigsten Regen ist im Sommer bis in den Herbst von Juli bis Ende Oktober, weshalb sie für Reisen am besten geeignet ist.
Von Paris aus bietet Air France Direktflüge nach Cayenne an. Für die Einreise braucht man natürlich keinerlei Papierkram zu bearbeiten - Europa wird schließlich nicht verlassen - und gezahlt wird vor Ort mit dem Euro, genauso wie in Guadeloupe.

Die Geschichte Französisch-Guayanas
Die indianischen Ureinwohner nannten diese Region Guayana: "Land der vielen Wasser". Damals war damit jedoch ein viel größeres Gebiet gemeint, das auch das heutige Suriname sowie Teile von Venezuela und Brasilien umfasste.
1498 kamen erstmals Europäer in das heutige Französisch-Guayana, um 1600 wurde es zunächst von den Niederländern, ab 1604 auch von Franzosen und Engländern besiedelt.
Die ersten Siedlungsversuche scheiterten unter anderem am Widerstand der Indianer. Den Franzosen gelang es schließlich 1634, eine Basis zu errichten und die Hauptstadt Cayenne (ja, wie der Pfeffer) zu gründen.
Da Frankreich 1763 nach Ende des Siebenjährigen Krieges fast alle seine amerikanischen Kolonien mit Ausnahme von Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, Saint-Pierre und Miquelon, verlor, lockte König Ludwig XV. Tausende von Siedlern nach Französisch-Guayana, indem er ihnen vor Ort ein wahres El Dorado versprach.
Statt Gold fanden die französischen Siedler in dem fernen Land eine feindselige einheimische Bevölkerung, Krokodile und tödliche Tropenkrankheiten vor. Bereits in den ersten eineinhalb Jahren verstarb ein Großteil der ersten Siedler. Einige hundert Überlebende flüchteten auf drei kleine Inseln vor der Küste, die sie deshalb "Îles du Salut" ("Inseln der Rettung") nannten. Die größte tauften sie "Île Royale", die mittlere "Île Saint-Joseph" und die kleinste "Île du Diable" ("Teufelsinsel").
Menschen, denen eine Rückkehr nach Frankreich gelang, berichteten von der "Hölle auf Erden". So entstand ein Jahrhunderte andauerndes extrem negatives Bild von Französisch-Guayana.
Die vor Ort verbliebenen Franzosen verschleppten Menschen aus Afrika nach Französisch-Guayana, wo sie als Sklaven auf den Plantagen für den Anbau von Zucker, Edelhölzern, Cayennepfeffer und anderen Gewürzen schufteten. 1848 wurde die Sklaverei in Frankreich abgeschafft. Die freigelassenen Sklaven gründeten Siedlungen zwischen den Siedlungsgebieten der Europäer und denen der einheimischen Indianer. 1850 landen mehrere Schiffe aus Indien, Malaya und China, deren Besatzung sich als Händler in Cayenne und anderen Siedlungen der Europäer niederließen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Regime der französischen Kolonien neu geregelt. Am 19. März 1946 wurde Französisch-Guayana ein Überseedépartement und als solches integraler Bestandteil Frankreichs. 69,8 Prozent der Einheimischen stimmten 2010 gegen mehr Selbstständigkeit Französisch-Guayanas von Paris.
Mehr über die französische Kolonialgeschichte kannst du in der Französisch Nachhilfe erfahren.

Französisch-Guayana als Strafkolonie
Da Französisch-Guayana in Frankreich als Ort des Schreckens verschrien war, diente das Gebiet seit der Französischen Revolution als Strafkolonie für politische Gefangene.
1794 wurden erstmals 193 Anhänger von Robespierre auf die "Teufelsinsel" verbannt. Ab 1852 kamen regelmäßig Schiffe mit in Ketten gelegten Sträflingen aus Frankreich an. Die Strafgefangenen sollten einen Teil ihrer Strafe im Gefängnis verbüßen und dann als Siedler in die Kolonie entlassen werden. Die meisten konnten sich eine Rückkehr nach Europa ohnehin nicht leisten. Zweck dieser Praxis war, Kriminelle loszuwerden und gleichzeitig die Zahl der Siedler in Französisch-Guayana zu erhöhen. Das Experiment ging gründlich daneben, weil die Gefangenen nicht in der Lage waren, sich nach ihrer Freilassung auf legalem Weg zu ernähren, sodass viele erneut kriminell wurden während sie in erbärmlichen Verhältnissen vor sich hin vegetierten und bald verstarben.
Der jüdische Offizier Alfred Dreyfus war von 1895 bis 1899 auf der Teufelsinsel in Französisch-Guayana inhaftiert. Er wurde fälschlicherweise beschuldigt, ein deutscher Spion gewesen zu sein. "J'accuse...!" ("Ich klage an...!") - so beginnt der offene Brief des französischen Schriftstellers Émile Zola, in dem er sich für Alfred Dreyfus einsetzt.
Auch Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs wurden in das Gebiet geschickt. Der Elsässer Alfons Paoli Schwartz kehrte als letzter deutscher Kriegsgefangener am 4. April 1932 nach Hause zurück.
1970 veröffentlichte Henri Charrière seinen Roman "Papillon" ("Schmetterling"), in dem er seine Flucht von der Teufelsinsel 1944 beschreibt. Das war niemandem vor ihm gelungen. Seine Geschichte wurde 1973 erstmals mit Steve McQueen und Dustin Hoffman verfilmt. Eine Neuverfilmung folgte 2017 mit Rami Malek und Charlie Hunnam.
Bis 1951 dienten die "Îles du Salut" als Gefängnis. Viele der Zellen hatten kein Dach, sodass die Gefangenen schutzlos der sengenden Sonne und tropischen Regenfällen ausgesetzt waren. Die Verwaltung, das Krankenhaus und der Todestrakt befanden sich auf der Île Royale.
Heute kannst du die Ruinen der "Bagne", der berüchtigten Strafkolonie, besichtigen.
Wesentlich ruhiger ging es schon immer auf Wallis-et-Futuna zu.
Mehr Sehenswertes in Französisch-Guayana
Die Einwohner von "Guyane" leben hauptsächlich in den Städten Cayenne, Kourou, Saint-Georges und Saint-Laurent-du-Maroni .
Cayenne ist die Hauptstadt an der Atlantikküste und mit etwa 70.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes. Die Stadt ist ein multi-kulturelles Zentrum mit karibischem Flair und relativ hohem Lebensstandard. Im historischen Stadtkern gibt es noch viele kreolische Häuser.
Die Stadt Kourou am Fluss Kourou in der Region Kourou liegt 60 Kilometer entfernt von Cayenne ebenfalls an der Küste. Etwas außerhalb der Stadt befindet sich der Weltraumbahnhof, das "Centre Spatial Guyanais", der 1965 als Raketenstartplatz entstanden ist. Weil der Äquator nur 500 Kilometer entfernt ist, verleiht die Erdrotation Raketen hier ein höheres Starttempo als anderswo! In Kourou gibt es auch das Weltraummuseum "Musée de l’Espace". Die Stadt ist außerdem ein guter Startpunkt für eine Bootstour zu den drei "Îles du Salut".
Saint-Laurent-du-Maroni war ursprünglich eine "Strafkommune", die der Zwangsarbeit für Sträflinge gewidmet war. Die Geschichte der Stadt ist eng mit dieser Vergangenheit verbunden. Die Ruinen aus dieser Zeit sind unter Denkmalschutz gestellt. Die Einwohner sind Nachkommen der Sklaven, die aus den Plantagen geflohen sind oder aus China oder den amerikanischen Grenzländern stammenden Menschen, die insbesondere von der Goldsuche angezogen wurden.

Kultur in Französisch-Guayana
Wie überall in den französischen Überseegebieten, ist die offizielle Sprache Französisch, aber jede ethnische Gemeinschaft hat ihre eigene Sprache. Französisch-Guayanisches Creole, eine auf Französisch basierende Kreolsprache, ist am weitesten verbreitet.
Das Patchwork der Kulturen in Französisch-Guayana ist ziemlich faszinierend:
Etwa 40 verschiedene Stämme indianischer Ureinwohner sowie die Nachfahren einst versklavter Menschen aus verschiedenen Teilen Afrikas ("Noirmarrons"), die Nachfahren von Händlern aus Martinique oder Asien, Hmongs aus Laos, Brasilianer, Surinamesen, Antillais und die Nachfahren französischer Siedler bilden heute die bunte Vielfalt von Französisch-Guayana.
Der Großteil der Bevölkerung ist katholisch.
Die lokale Musik ist bestimmt durch karibische Rhythmen mit französischem Touch. Beliebt sind "Collé séré" in Musikstilen wie "Piké djouk" oder "Mazurka".
Jede Volksgruppe Französisch-Guayanas gibt ihr traditionelles Kunsthandwerk von Generation zu Generation weiter: Die Amazonas-Indianer ihre Korbflechterei und ihre Töpferarbeiten, die Hmongs ihre Textilien mit der typischen Stickerei, die "Noirmarrons" ihre Holzskulpturen und Holzbilder, die "art tembé". Der Ursprung von Tembé geht übrigens auf das 17. Jahrhundert zurück. Die analphabetische Bevölkerung hat sich eine Bildsprache ausgedacht, die aus grafischen Mustern in Farben aus natürlichen Pigmenten besteht. Die Lebensbedingungen auf den Plantagen waren schlimm und einigen Sklaven gelang die Flucht aus ihrer Knechtschaft. Sie ließen sich im Wald nahe des Maroni-Flusses nieder und schufen die Tembé-Kunst. Die Geometrien und Farben beziehen sich auf universelle Themen wie Familie, Natur oder Tod.
Heute lernen Schüler in der Schule diese Form der Malerei und ihre Bedeutung wieder.
Packt dich die Reiselust? Dann schreib dich noch schnell in einen Französischkurs München ein, um dich perfekt vorzubereiten.
Im "Musée des Cultures guyanaises" kannst du die Kunst aller Volksgruppen Französisch-Guayanas und ihre Geschichte bewundern.
Auf keinen Fall verpassen solltest du auf deiner Reise den Karneval in Französisch-Guayana, einen der längsten, fröhlichsten und buntesten Karnevals der Welt! Wahrscheinlich haben die Brasilianer ihre ausgelassene Art, Karneval zu feiern, nach Französisch-Guayana mitgebracht. Die Karneval-Saison dauert mindestens einen ganzen Monat mit viel Tanz, Gesang und leckerem Essen. Die "Touloulou" ist die Königin des Karnevals. Es gibt aber nicht nur eine, es wimmelt überall geradezu von Touloulous. Als Königin genießt sie uneingeschränkte Autorität. Auf den Maskenbällen, die in der Karnevalszeit jeden Samstag Abend stattfinden, darf kein Mann ihr einen Tanz verweigern. Mardi Gras ist definitiv einer der kulturellen Höhepunkte des Départements!
Wenn du es schicker magst, ist Saint-Barthélemy vielleicht eher das richtige Reiseziel für dich.
Die französisch-guayanesiche Küche
Die Creole-Küche Französisch-Guayanas ist sehr vielfältig - eine feine Mischung der Rezepte von Völkern verschiedener Kontinente. Es gibt viel gegrillten Fisch und Meeresfrüchte mit Awara-Suppe, eine Suppe aus dem Fruchtfleisch der Awara-Palme. Muskatnuss, Ingwer, Nelke, Zimt, Pfeffer und Chili-Gewürze. Die Gewürze, die früher auf den Plantagen Französisch-Guayanas angebaut wurden, sind nach wie vor fester Bestandteil lokaler Gerichte.
In Cayenne finden sich auch sehr gute französische Restaurants, überall in Französisch-Guayana zu finden sind brasilianische und asiatische Küche.
Einige Restaurants bieten geschützte Tierarten wie Schildkrötensuppe oder Kaiman an - darauf solltest du verzichten.
Französisch-"Guyane", die einstige "Hölle" Frankreichs, hat sich zu einem Paradies für Ökotourismus abseits des Massentourismus gemausert. Wenn du dich auf den Trip noch vorbereiten möchtest, können wir dir den Französischkurs Berlin nur empfehlen.









