Wenn wir an internationale Literatur denken, dann schießen uns nur selten japanische Autoren in den Kopf. Viel geläufiger sind da Schriftsteller wie Tolstoi, Dostojewski und Kafka, oder aber die französische Literatur mit Zola, Maupassant und Sartre.
Japan ist für das japanische Gedicht bekannt, das berühmte Haiku (ein kurzes Gedicht) oder Mangas – die sich eher an eine jüngere Zielgruppe richten. Die japanische Kultur weckt Bilder von Animé Filmen und verrückten Produkten, weniger jedoch von klassischer Literatur.
Doch das ist eine Täuschung! Japan hat nämlich literarisch unglaublich viel zu bieten. Allerdings ist die Übersetzung von Japanisch zu Deutsch komplexer als von anderen Sprachen. Das führt dazu, dass die übersetzten Werke, die man in Deutschland findet, außergewöhnlich gut sind – schließlich hat sich die aufwändige Übersetzung offensichtlich gelohnt.
Diejenigen unter Euch, die Japanisch lernen möchten, können mit japanischen Büchern einen tollen Einblick in die japanische Kultur bekommen und gleichzeitig ihr Leseverständnis trainieren. Besonders, wenn Ihr einen Auslandsaufenthalt in Japan machen wollt, solltet Ihr nicht nur den Film Die Geisha gesehen oder das dazugehörige Buch gelesen haben…
Wir von Superprof haben Euch Informationen zu den größten Werken der japanischen Literatur herausgesucht.
Alles, was Ihr über die Kultur in Japan wissen müsst, findest Du übrigens in unserem Guide!
Das macht die japanische Literatur interessant
Es gibt viele Gründe dafür, sich mit der japanischen Literatur vertraut zu machen:
- Ihr wollt mal andere ausländische Literatur entdecken als Tolkiens Abenteuerromane, Orwells Dystopien oder Irvings Romane,
 - Ihr wollt vollkommen in ein Buch eintauchen können,
 - Ihr wollt Japanisch und die gebräuchlichsten japanischen Wörter lernen: Übersetzungen ins Deutsche sind im Allgemeinen gut, aber nicht alle Nuancen der japanischen Sprache können übertragen werden,
 - Ihr studiert Literatur und wollt Euer humanistisches Wissen erweitern,
 - Ihr mögt Action und Abenteuer,
 - Ihr wollt tiefgründige Charaktere mit einer funktionierenden Psychologie kennenlernen,
 - Ihr sucht nach einer sehr gut geschriebenen Geschichte,
 - Ihr mögt es nicht, Euch in unnötigen Details zu verlieren,
 - Ihr habt Spaß an sozialer Kritik, die unsere aktuellen oder vergangenen Gesellschaften anprangert.
 
Wenn Ihr Euch in diesen Gründen wiedergefunden habt, dann solltet Ihr jetzt die japanische Literatur erkunden! Aber passt auf, es haben sich schon viele in der japanischen Literatur verloren…?
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Ihr müsst nicht unbedingt die japanische Schrift beherrschen und einen Japanisch Kurs Stuttgart gemacht haben, um einen japanischen Roman lesen zu können. Für den Anfang braucht Ihr kein Japanisch Wörterbuch, denn die deutschen Übersetzungen japanischer Bücher sind meistens ziemlich gut.
Egal ob Ihr auf Poesie, Romane, Surrealismus oder Samurai Geschichten steht, die japanische Literatur hat für jeden etwas zu bieten. Lasst Euch ruhig von einem Buchhändler bei der Entscheidung beraten.
Die japanische Küche ist hierzulande absolut im Trend! Daher haben wir hier die 12 leckersten Gerichte aus Japan für Dich zusammengestellt!
Seventeen von Kenzaburō Ōe
Autor: Kenzaburō Ōe
Genre: Roman, Fiktion
Erschienen: 1963
Auch von diesem Autor: Hiroshima-Notizen
Wir fangen stark an, denn dieser Autor gewann 1994 den Nobelpreis für Literatur. Dieses Werk ist das Wichtigste von Kenzaburō Ōe.
Die Geschichte spielt 1960 in einem Japan, das vor einem starken Aufschwung des Ultranationalismus steht. Das Land heilt noch immer seine Wunden von der bitteren Niederlage im Zweiten Weltkrieg, und in diesem historischen Kontext entwickelt sich die Hauptfigur des Romans, der nur unter dem Pseudonym Seventeen benannt ist.
Der 17-jährige entdeckt seine sexuellen Impulse, mit denen er nur schwer zurechtkommt. Er verhält sich sehr brutal gegenüber seiner Familie und insbesondere seiner Schwester. Seine Verwandten verstehen ihn nicht und lassen ihn mit den Problemen des Erwachsenwerdens alleine.
Der junge Mann versteht seine eigenen Ansichten und Logik nicht mehr, wie viele Menschen in diesem schwierigen Alter, in dem man sehr leicht beeinflusst werden kann. Seventeen trifft auf Personen, die behaupten, rechts eingestellt zu sein, in Wirklichkeit jedoch eher als Ultranationalisten bezeichnet werden können. Er nähert sich ihnen immer mehr an, um gegen die linke Einstellung seiner Schwester zu rebellieren, mit der er im Konflikt steht.

Die Einfussnahme beginnt und Seventeen sieht in ihr auch eine Möglichkeit, seine sexuellen Impulse zu kontrollieren. Er geht sogar so weit, die Uniform der Ultranationalisten zu tragen, die an die SS-Uniform des Zweiten Weltkriegs erinnert. Seventeen fühlt sich in der Gruppe integriert und verstanden, auch wenn er nicht versteht, worauf er sich einlässt.
Eine hervorragende Satire einer Zeit, in der die Japaner nur zwei Optionen zur Wahl haben schienen: Links oder die extreme Rechte.
Du interessierst Dich für die japanische Tattookunst? Dann möchten wir Dir hier die Vor- und Nachteile des japanischen Tattoos vorstellen und Dir erklären, was ein japanisches Tattoo überhaupt ist.
Kafka am Strand von Haruki Murakami
Autor: Haruki Murakami
Genre: Roman, Fiktion
Erschienen: 2002
Auch von diesem Autor: 1Q84, Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
Obwohl dieser Roman oft wegen seiner flachen Charaktere und seiner schlechten Zusammenhänge kritisiert wird, kann sich niemand von ihm losreißen. Haruki Murakami versteht die Kunst, eine gute Geschichte zu erzählen, und die 600 Seiten dieses Romans werden Euch nicht unversehrt lassen und Euch eventuell sogar den Schlaf rauben.
Die Kritik ist jedoch nicht zutreffend: Man liebt oder man hasst Murakamis Roman, aber er lässt niemanden gleichgültig. Sein Stil ist einfach ein ganz eigener, man kann ihn fast als fremdartig bezeichnen.
Die von Murakami erfundene Welt lebt von Absurdität, Ironie und Schmerz. Kafka ist eine der Hauptfiguren. Der Leser verfolgt seine Abenteuer durch ganz Japan, wo immer wieder auf andere Protagonisten trifft. Das Leitthema ist die Veränderung, die dem russischen Autor Kafka sehr viel bedeutet.

Alle Charaktere sind in einem komplizierten Labyrinth von Intrigen miteinander verbunden, das aber am Ende in einer extremen Einfachheit erscheint. Eine wunderbare Geschichte, sehr seltsam und voller Wendungen, die nach und nach ihr Geheimnis enthüllt.
Hier haben wir Euch außerdem die besten Anime Filme der japanischen Filmgeschichte herausgesucht, die Ihr Euch unbedingt ansehen solltet!
Der Seemann, der die See verriet von Mishima Yukio
Autor: Mishima Yukio
Genre: philosophisches Märchen
Erschienen: 1963
Auch von diesem Autor: Der Tempelbrand
Während der Autor wegen seines Nationalismus traditionell umstritten ist, bleibt er ein Verfechter der Homosexualität und begeht 1970 nach einem gescheiterten Staatsstreich Selbstmord. Er wurde dreimal für den Literaturnobelpreis nominiert, erhielt ihn aber nie.
Er erzählt eine Geschichte von verlorener Jugend erzählt, und von einem Jungen, der sich der Liebe seiner Mutter, einer Witwe, zu einem neu angekommenen Seemann stellt. Noboru, 13 Jahre alt, glaubt zunächst, dass dieser eine Vaterfigur ist. Er wird jedoch schnell enttäuscht. Sein Stiefvater ist kein Seefahrer, wie er es sich erhofft hat, sondern ein einfacher Mann.
Gleichzeitig gehört er zu einer Bande von Kleinkriminellen, die Tiere foltert, um härter zu werden. Von einem Führer geleitet verfolgt die Bande dieses Ritual, um in die Gruppe aufgenommen zu werden. Sie verlieren schnell das Interesse an den Tieren und widmen sich Noborus Stiefvater.

Selbstkontrolle ist etwas, das gequälte Teenager erst einmal lernen müssen. Wir würden dieses Buch trotzdem nicht in die Kategorie „Jugendbuch“ einordnen.
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Der letzte Shôgun von Shiba Ryōtarō
Autor: Shiba Ryōtarō
Genre: Biographie, Fiktion
Erschienen: 1992
Auch von diesem Autor: Fukuro no Shiro
Dieser Autor ist auf Biographien spezialisiert und in Deutschland relativ unbekannt – in Japan gehört er jedoch zu den bekanntesten Autoren. Er berichtet von historischen Persönlichkeiten wie in einem Abenteuerroman, was seine Biographien unglaublich spannend macht.
Diese Geschichte handelt von Yoshinobu und den historischen Gegebenheiten um den letzten Schogun und das Ende der Schogunatsherrschaft. Der Autor erzählt von einem nostalgischen Mann, der den Frieden dem Krieg vorzieht. Ein absoluter Zeitzeuge der Geburt des modernen Japans.

Es handelt sich nicht um eine reale Biographie, die die Geschichte wiedergibt, sondern vielmehr um eine darauf basierende fiktive Geschichte, die nicht immer Quellen zitiert. Dieses Genre ist typisch für Shiba und unglaublich interessant. Das Buch verschafft einen guten Überblick über den Übergang in eine moderne Ära für Japan.
Midsummer’s Equation von Keigo Higashino
Autor: Keigo Higashino
Genre: Kriminalroman
Erschienen: 2013
Auch von diesem Autor: Unter der Mitternachtssonne
Wenn Ihr Euch eher für moderne Romane begeistern könnt, dann werden Euch die Kriminalromane von diesem Autor bestimmt gefallen.
In mehreren seiner Bücher geht es um das Duo aus dem Physiker Yukawa und seinem Freund, dem Detektiv Galileo. Higashino verwickelt seine Leser in die Aufklärung eines mysteriösen und einzigartigen Falls.

Der Besitzer eines isolierten Hotels an der Küste wird tot aufgefunden. Er ist ein ehemaliger Polizist und das Ermittlungsduo führt die Ermittlungen nach eigenem Ermessen durch, parallel zur örtlichen Polizei...
Ein Roman voller Wendungen und Drehungen, der Fans dieses Genres begeistern wird.










Ich möchte nur kurz eines anmerken:
Kafka war aus Prag und schrieb auf Deutsch, er ist folglich kein russischer Schriftsteller..
Abgesehen davon ist es ein netter Artikel:)
LG
Sehr gut angemerkt, ist direkt korrigiert, danke!