Viele Eltern und Lehrkräfte begegnen im Schulalltag den Begriffen LRS und Legasthenie, wenn ein Kind Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben zeigt. Oft werden die Begriffe jedoch gleichbedeutend verwendet – dabei gibt es wichtige Unterschiede in Definition, Ursache und Diagnose.
Legasthenie ist eine genetisch bedingte Störung, die zu erheblichen Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben führt, während die Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) meist durch äußere Faktoren verursacht wird und oft vorübergehender Natur ist.
In diesem Artikel klären wir, wie man eine LRS oder Legasthenie erkennt, welche Ursachen es dafür gibt und was man dagegen tun kann.
Was ist Legasthenie?
Bei der Legasthenie haben es Betroffene schwer, Laute und Buchstaben sicher miteinander zu verknüpfen, Wörter zu erfassen oder Rechtschreibregeln automatisch anzuwenden.
Legasthenie ist eine angeborene und langfristig bestehende Lese-Rechtschreibstörung, die unabhängig von Intelligenz, Unterrichtsqualität oder Motivation auftritt. Sie beruht auf einer neurobiologischen Verarbeitungsstörung im Gehirn.
Durch die Verarbeitungsstörung haben die Betroffenen Schwierigkeiten, die Verbindung zwischen Lauten und Buchstaben sicher herzustellen. Dadurch fallen das Lesen, das Schreiben und das fehlerfreie Erfassen von Wörtern dauerhaft schwer, selbst bei regelmäßigem Üben.

❗️Legasthenie betrifft nicht die allgemeine Intelligenz. Kinder und Erwachsene mit Legasthenie können sehr leistungsfähig sein und verfügen häufig über besondere Stärken in anderen Bereichen, etwa Kreativität, logischem Denken oder räumlicher Vorstellungskraft.
Die Schwierigkeiten liegen ausschließlich in der Sprachverarbeitung. Legasthenie ist also keine Folge von zu wenig Lernen, sondern eine spezifische, vererbte Teilleistungsstörung, die eine individuell angepasste und langfristige Förderung erfordert.1
Unterstützung durch gezielte Nachhilfe Deutsch kann bei Problemen helfen.
In der schulischen Praxis wird Legasthenie meist durch pädagogische Diagnostik und psychologische Testverfahren festgestellt. Je früher Legasthenie erkannt wird, desto besser kann man Kinder unterstützen und desto eher werden Frust, Druck und sinkendes Selbstvertrauen vermieden.
Übrigens: Jungen sind statistisch gesehen etwa sechs- bis achtmal häufiger betroffen als Mädchen.
Was ist LRS?
LRS – kurz für Lese-Rechtschreib-Schwäche – beschreibt vorübergehende oder erworbene Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, die nicht angeboren sein müssen.
LRS steht für Lese-Rechtschreib-Schwäche und bezeichnet vorübergehende oder erworbene Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben, die meist auf äußere Einflüsse zurückgehen.
Im Gegensatz zur Legasthenie steckt bei LRS häufig kein neurobiologischer Ursprung, sondern äußere Einflüsse oder Entwicklungsbedingungen.2 Dazu gehören etwa:
Schulwechsel
Fehlende Lernerfahrung
längere Krankheitszeiten
Stress
geringe Motivation
unzureichende Förderung
Kinder mit LRS können häufig Buchstaben und Wörter grundsätzlich verstehen, haben aber Schwierigkeiten, diese sicher und flüssig zu lesen oder korrekt zu schreiben. Die Probleme treten also nicht dauerhaft und in jedem Kontext auf, sondern können sich mit der Zeit verstärken oder bei gezielter Förderung deutlich verbessern.

Das spiegelt sich auch in der Definition von LRS wider.
Bei einer LRS kann es vorkommen, dass Betroffene Wörter in einem Text vorlesen, die eigentlich gar nicht vorkommen. Das liegt daran, dass sie Techniken entwickeln, ihre Schwäche zu umgehen. Auch lässt sich keine richtige Regelmäßigkeit bei den Fehlern erkennen.
Im Gegensatz zur Legasthenie gilt LRS nicht als klassische Erbkrankheit. Sie entsteht in der Regel durch Umstände in der Lernbiografie und kann sich mit gezielter Förderung oft deutlich verbessern.
Typisch für LRS ist, dass sich die Leistungen eines Kindes durch regelmäßiges Üben, verständliche und strukturierte Lernbegleitung sowie eine zusätzliche Unterstützung in Schule oder Zuhause spürbar steigern lassen.
LRS ist also eine ernstzunehmende, aber nicht unveränderliche Lernschwäche!
Unterschiede zwischen Legasthenie und LRS
Auch wenn Legasthenie und LRS ähnliche Symptome zeigen können, unterscheiden sie sich deutlich in Ursache, Verlauf und Förderbedarf. Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen beiden Formen zu kennen, um zu wissen, was genau man dagegen tun kann.
Daher solltest Du dir die wichtigsten Fakten zu LRS und Legasthenie in Ruhe anschauen.
Ursachen
Blicken wir zunächst noch einmal auf die Ursache:
- Legasthenie: gilt als angeborene und dauerhaft bestehende Störung der sprachlichen Verarbeitung, bei der das Gehirn Informationen zu Lauten und Buchstaben anders verarbeitet. Unabhängig von Unterricht, Intelligenz, Motivation oder familiärer Unterstützung.
- LRS: meist nicht angeboren, sondern entsteht durch äußere Einflüsse wie fehlende Übung oder Leseerfahrung, Schulwechsel oder lange Krankheitszeiten und Stress, belastende Situationen oder geringe Lernmotivation
Während sich die Leistungen bei Legasthenie nur schrittweise und mit gezieltem Training verbessern, kann LRS oft relativ schnell aufgeholt werden, wenn passende Unterstützung erfolgt.

Kurz gesagt:
Legasthenie
neurobiologisch
angeboren
dauerhaft
LRS
erworben
durch äußere Faktoren ausgelöst
meist gut aufholbar
Diese Unterschiede sind wichtig, damit Diagnostik und Förderung individuell passen, denn beide Gruppen brauchen Unterstützung, aber auf unterschiedliche Weise.
Diagnose
Um festzustellen, ob ein Kind eine LRS oder Legasthenie hat, ist eine professionelle Diagnose notwendig, die pädagogisch oder psychologisch erfolgen kann:
- Psychologische Diagnose: Bestimmt, ob eine Legasthenie vorliegt, enthält aber meist keine Details zu den spezifischen Problembereichen.
- Pädagogische Diagnose: Zeigt genau, in welchen Bereichen das Kind Schwierigkeiten hat.
Bei Schwierigkeiten lohnt es sich, sich nach Deutsch Nachhilfe Berlin umzuschauen!
Typische Tests bei Schwierigkeiten rund um Lesen und Schreiben umfassen:
Sehtest
Hörtest
Lese- und Rechtschreibtest
Spezielle Tests Legasthenie, LRS oder Dyskalkulie
Ziel dieser Tests ist, herauszufinden, wie die Sinnesverarbeitung im Gehirn funktioniert. Bei der Diagnose wird häufig eine Diskrepanzanalyse durchgeführt: Die Lese-Rechtschreib-Leistung wird mit der Intelligenz verglichen.
Für eine Legasthenie-Diagnose müssen folgende Punkte erfüllt sein:
- Gesunde Sinnesorgane (Sehen und Hören)
- Regelmäßige Schulbesuche
- Normale bis überdurchschnittliche Intelligenz
- Lese- und Rechtschreibleistung deutlich unterhalb dessen, was die Intelligenz erwarten lässt
Legasthenie betrifft die neurobiologische Verarbeitung von Sprache, wodurch auch andere kognitive Bereiche wie Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis beeinflusst werden.
Legasthenie tritt häufig zusammen mit weiteren Schwierigkeiten auf, wie etwa:
Angststörungen: oft als Folge wiederholter Misserfolge beim Lesen und Schreiben
ADHS: inklusive Aufmerksamkeits- und Konzentrationsproblemen, Impulsivität und Hyperaktivität
Depressionen oder depressive Störungen
Dyskalkulie: ausgeprägte Schwierigkeiten beim Rechnen
Auch deshalb ist es so wichtig, sich beim Verdacht auf LRS oder Legasthenie Klarheit zu verschaffen und herauszufinden, was nun verantwortlich ist für die Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten eines Kindes.
Je nach Diagnose kann Nachhilfe Deutsch Grundschule ein guter Startpunkt sein.
Therapie von Legasthenie und LRS
Die Behandlung von Legasthenie und LRS unterscheidet sich vor allem in Dauer und Ansatz, da die Ursachen unterschiedlich sind. Deshalb ist eine konkrete Diagnose auch so wichtig.

Je nach genauer Diagnose wird dann nach einer Beratung eine Therapieform gewählt, die zum jeweiligen Kind passt.
Therapie bei Legasthenie
Legasthenie ist neurobiologisch verankert, deshalb reicht reines Üben nicht aus. Eine erfolgreiche Förderung setzt auf individuell angepasste Trainings und eine langfristige Begleitung:
- Spezielle Lese- und Rechtschreibtrainings: Übungen, die gezielt auf die Schwierigkeiten des Kindes eingehen.
- Multisensorische Methoden: Kombination aus Hören, Sehen, Schreiben und Sprechen, um das Lernen zu unterstützen.
- Strukturierte Lernpläne: Klare, wiederholende Abläufe helfen, Informationen besser zu verarbeiten.
- Nachteilsausgleiche: Zusätzliche Zeit bei Klassenarbeiten, Lernmaterialien in vereinfachter Form oder digitale Hilfsmittel.
- Begleitung durch Fachkräfte: Legasthenie-Trainer, Lerntherapeuten oder spezialisierte Pädagogen.
Die Förderung ist meist langfristig, da Legasthenie nicht „geheilt“ werden kann, sondern Kinder lernen, mit ihrer Lese- und Rechtschreibschwäche effektiv umzugehen.3
Therapie bei LRS
LRS ist in der Regel erworben oder situationsbedingt. Deshalb können Kinder oft durch gezielte Unterstützung und Übung ihre Lese- und Rechtschreibfähigkeiten deutlich verbessern.
Es gibt einiges, was man gegen LRS tun kann!
Mögliche Maßnahmen:
- Gezieltes Üben von Lese- und Schreibfertigkeiten
- Strukturierte Hausaufgabenhilfe
- Unterstützung im Unterricht durch Lehrer oder Nachhilfe
- Aufarbeitung von versäumten Inhalten nach längeren Schulpausen oder Krankheit
Da LRS oft vorübergehend ist, lassen sich die Schwierigkeiten meist innerhalb kurzer Zeit deutlich verringern, wenn die Unterstützung konsequent erfolgt.
Für beide Formen gilt: Geduld und regelmäßige Übung sind entscheidend! Eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrkräften sowie ggf. Fachkräften sorgt für den größten Lernerfolg.
Die richtige Therapie hängt also stark davon ab, ob Legasthenie oder LRS vorliegt und sollte individuell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt werden.
Quellen
- Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie. Was sind die Ursachen einer Legasthenie? https://www.bvl-legasthenie.de/legasthenie/ursachen.html
- Universitätsklinikum Jena. Informationen zur Lese-Rechtschreibstörung. https://www.uniklinikum-jena.de/kjp/Informationsmaterial/Lese_Rechtschreibstörung.html
- LOS Verbund. LRS testen, Legasthenie erkennen, Lese-Rechtschreibschwäche behandeln. https://www.los.de










Der Artikel ist ja sehr schön geschrieben, aber er geht nicht darauf ein, dass Legasthenie häufig hausgemacht ist. Und der Unterschied zwischen einer Schwäche und einer Störung spielt in der Praxis keine Rolle. Er lässt sich auch nicht an glasklaren Kriterien festmachen. In der DDR gab es das Problem mit der Legasthenie nicht. Warum? Weil dort eine gezielte Förderung der Kinder erfolgte, die Lese- oder Rechtschreibschwierigkeiten hatten, und zwar in gesonderten Förderklassen. Wesentlich zur steigenden Zahl von Legasthenikern trägt die Lehre bei. Die Anlauttabelle ist die Ursache vieler Probleme, weil sie zum Beispiel nicht zwischen langen und kurzen Vokalen unterscheidet, um nur einen Punkt dieser unsinnigen Methode zu erwähnen. Richtig ist die im Beitrag angegebene Stundenzahl für eine Förderung, die ich aber nicht Therapie nennen würde. Wenn in der Schule die Kinder, die sich mit Lesen und Schreiben erkennbar schwerer tun als erwartet, unbürokratisch und sofort qualifiziert gefördert werden würden, hätten wir das Problem nicht. Und noch zum Hinweis auf die Gene und die Vererbung. Mit Prof. Galaburda fing das an. Der glaubte, das verantwortliche Gen gefunden zu haben. Inzwischen ist es eine Vielzahl von Genen in Kombination, die genannt werden, und selbst in LEDY, der Zeitschrift des BVL kann man lesen, dass es auch Menschen gibt, die diese Genkombination haben, aber sehr gut lesen können. In LEDY steht auch, dass man mit Frühförderung das Problem vermeiden kann, z.B. „Early dynamics of white matter deficits in children developing dyslexia (LEDY 04.17)“. Ich bin mir über die Zielsetzung Ihres Blogbeitrags nicht so sicher. Er ist sicher gut gemeint. Aber er blendet aus, dass mit der Einstufung der Legasthenie als Krankheit der bequemste Weg begangen wird. Für eine Krankheit kann niemand was. Aber wenn es keine Krankheit ist, dann ist die Schule verantwortlich und müsste was tun. Siegbert Rudolph – der-lesekoch.de
Lieber Siegbert, vielen Dank für die nützlichen Informationen und Deine Meinung zum Thema LRS und Legasthenie. Wir freuen uns immer über Denkanstöße!
Super erklärt, bin selber Legastheniker und bei meinem Sohn wollte keiner glauben daß er es auch ist,
Allerdings hat er über 1 ,5 Jahre gebraucht um Lesen zu lernen, jeden Tag 1 Stunde laut Mit Silbenbüchern Lesen. (Lesen hört sich laut schei… an, aber er kann hervorragend sinnenrnehmend lesen und das ist das wichtigste) Jetzt ist es nur noch
die Rechtschreibung . Und sein Kinderpsychiater hat jetzt auch die Diagnose bestätigt.
Hallo Silvia, ja das ist ein ernstes und leider noch sehr oft unterschätztes Thema. Das Schulsystem und auch die Lehrerausbildung ist leider immer noch nicht ganz auf individuelle Bedürfnisse von Schüler*innen angepasst, die Klassen sind oft sehr groß, die Zeit fehlt… Es freut uns, dass es für euch vorangeht!