Die Russische Revolution von 1917 war eines der prägendsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts und gehört zu den wichtigen Ereignissen der Weltgeschichte. Getrieben von sozialer Ungleichheit, wirtschaftlicher Not und politischen Unruhen, veränderte sie nicht nur Russland, sondern auch die Weltordnung nachhaltig.
Sie führte zum Sturz des Zaren, zum Ende der Monarchie und zur Entstehung der Sowjetunion. Dabei waren die Ursachen für die russische Revolution vielfältig.
In diesem Artikel werfen wir auf die Hintergründe, den Verlauf und die Konsequenzen der Revolution in Russland 1917.
Die Vorgeschichte der russischen Revolution
Die Vorgeschichte der Russischen Revolution war von verschiedenen Komponenten geprägt, die die Revolution begünstigten:
soziale Ungleichheit
politische Unterdrückung
wirtschaftliche Rückständigkeit
Im Zarenreich herrschte eine streng hierarchische Gesellschaftsordnung, in der Adel und Kirche über Privilegien verfügten, während die breite Bevölkerung in Armut lebte. Bauern litten unter schlechten Lebensbedingungen und hohen Abgaben, Arbeiter in den Städten unter niedrigen Löhnen und fehlenden Rechten.

Kurzum: das Volk fühlte sich unverstanden und vernachlässigt, war arm, entrechtet und wenig respektiert.1
Zar Nikolaus II. führte das Land mit autokratischer Hand und unterdrückte politische Opposition. Liberale und sozialistische Bewegungen wurden verfolgt, was den Unmut in der Bevölkerung weiter verstärkte.
Die Hintergründe des dritten Reiches waren ebenfalls von verschiedenen Faktoren geprägt.
Nach der Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg (1904–1905) kam es 1905 zu landesweiten Protesten, die in der russischen Revolution von 1905 gipfelten.
Die Russische Revolution von 1905
Die Russische Revolution von 1905 war ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte des Zarenreichs und gilt als Vorläufer der Revolution von 1917. Ausgelöst durch soziale Ungleichheit und wirtschaftliche Not erhob sich erstmals ein breiter Teil der Bevölkerung gegen die autokratische Herrschaft des Zaren.
Streiks, Bauernaufstände und Demonstrationen erschütterten das Reich und zwangen den Zar zu ersten Reformversprechen. Blicken wir im Detail auf den ersten Vorläufer der großen Revolution
Petersburger Blutsonntag
Im Kontext einer großen sozialen Ungleichheit zogen am 9. Januar 1905 in Sankt Petersburg Tausende friedlich zum Winterpalais, um Zar Nikolaus II. eine Bittschrift zu übergeben. Doch die kaiserlichen Truppen eröffneten das Feuer auf die unbewaffnete Menge, über 100 Menschen starben.
Dieser Schlüsselmoment ging als „Blutsonntag“ in die Geschichte ein und löste im ganzen Land Empörung aus. Streiks, Aufstände und Bauernrevolten breiteten sich über Russland aus - die Revolution von 1905 hatte begonnen.
Weißt Du, wie der Erste Weltkrieg ausgebrochen ist?
Wir sind verelendet, wir sind unterdrückt, über unsere Kraft mit Arbeit überlastet... Wir ersticken unter der Despotie und Rechtlosigkeit.
Das russische Volk
Russland war durchtränkt von Aufruhr, sozialem Chaos und fast Anarchie.
Die Duma und die Scheinreformen des Zaren
Unter dem Druck der Massenproteste erlaubte der Zar die Einberufung der Duma, eines Parlaments, das den liberalen Kräften entgegenkam. Doch die sozialen Forderungen der Arbeiter wurden ignoriert.

Der Aufstand in Moskau im Dezember 1905 wurde blutig niedergeschlagen, die Duma bald darauf aufgelöst. Durch eine Wahlrechtsänderung sicherte sich der Zar erneut eine konservative Mehrheit und Reformen blieben weitgehend aus.
Reformversuche unter Stolypin
Es gelang dem russischen Staat, seine Macht wieder zu stabilisieren, allerdings verstärkte sich die Unzufriedenheit in großen Teilen der Gesellschaft. Verschiedene Gesellschaftsteile forderten eine umfassende Neuverteilung des Landes:
Arbeiter
Intellektuelle
Teile des liberalen Bürgertums
Bauern
Premierminister Pjotr Stolypin versuchte, durch Agrarreformen einen stabilen Mittelstand unter den Bauern zu schaffen. Sein Ziel war es, die soziale Unruhe einzudämmen und eine erneute Revolution zu verhindern.
Bei der Entwicklung vom Zweiten Weltkrieg spielten verschiedene Akteure eine Rolle.
Ich kämpfe an zwei Fronten. Ich kämpfe gegen die Revolution, aber für die Reform.
Pjotr Stolypin
Trotz gewisser Erfolge blieb der Widerstand groß. Nach seiner Ermordung im Jahr 1911 kam der Reformprozess endgültig zum Stillstand. Die sozialen Spannungen nahmen wieder zu und die alte Ordnung blieb bestehen.
Zwei Wege der Revolution
Zwar holte Russland in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wirtschaftlich auf, doch die soziale Ungleichheit verschärfte sich. Arbeiter litten unter schlechten Arbeitsbedingungen, während Adel und Großgrundbesitzer weiter privilegiert blieben.
In den Städten wuchs das Proletariat und mit ihm die Unterstützung für sozialistische Bewegungen. Dabei kam es innerhalb der sozialdemokratischen Bewegung zur Spaltung:
- Die Menschewiki wollten schrittweise Reformen und Zusammenarbeit mit bürgerlichen Kräften.
- Die Bolschewiki unter Lenin forderten den revolutionären Sturz der Monarchie und eine Diktatur des Proletariats.
Diese ideologische Spaltung prägte die politische Landschaft Russlands bis zur Revolution von 1917.
Der Erste Weltkrieg als Wendepunkt
Mit dem Kriegseintritt Russlands 1914 auf der Seite der Entente verschärften sich die inneren Probleme. Die russische Armee erlitt katastrophale Niederlagen, die Versorgungslage brach zusammen, Hunger und Elend breiteten sich aus. Die Bevölkerung verlor das Vertrauen in Zar Nikolaus II. und sein Regime.

In der Duma wurde die Kritik an der Regierung immer lauter. Streiks, Demonstrationen und Aufstände nahmen zu, der Staat war politisch und wirtschaftlich gelähmt.
Auch die Auswirkungen der großen Depression in den USA spürte man auf der ganzen Welt.
Die Russischen Revolutionen 1917
Die Unfähigkeit des Zaren, Reformen umzusetzen und die katastrophale Kriegsführung führten schließlich zum endgültigen Zusammenbruch der Monarchie. Was 1905 begonnen hatte, kulminierte 1917 in der Februarrevolution, die das Zarenreich zu Fall brachte und den Weg für den Bolschewismus ebnete.
Die Februarrevolution Russland
Am 25. Februar 1917 kam es in Petrograd (heute St. Petersburg) zu Massenprotesten von über 100.000 Arbeiterinnen und Arbeitern. Sie forderten Brot, Frieden und den Rücktritt des Zaren. Daraus entwickelte sich rasch ein Generalstreik.2
Polizei und Militär eröffneten das Feuer, doch anstatt die Bewegung zu zerschlagen, schlossen sich viele Soldaten den Demonstranten an.
Das Ende der Zarenherrschaft
Zar Nikolaus II. hatte das revolutionäre Potenzial der Unruhen unterschätzt. Als auch in Moskau Streiks und Aufstände ausbrachen und die Truppen ihre Loyalität verweigerten, war seine Macht gebrochen.
Er dankte unter Druck der Armeeführung am 2. März 1917 ab, das Ende der 300-jährigen Herrschaft der Romanows.
Doppelherrschaft zwischen Sowjet und Provisorischer Regierung
An die Stelle des Zaren trat ein neues politisches System mit einer Doppelherrschaft:
- Die Provisorische Regierung aus liberalen und bürgerlichen Kräften wollte eine parlamentarische Demokratie errichten. Sie übernahm die praktische politische Ausgestaltung.
- Der Petrograder Sowjet aus Arbeitern und Soldaten hatte die tatsächliche Macht auf der Straße und setzte politische Richtlinien durch.
Während die Regierung den Krieg gegen die Mittelmächte fortführte, forderten die Sowjets Frieden und Land für die Bauern. Diese Spannungen bereiteten den Boden für die Radikalisierung der Revolution.
Lenins Rückkehr und die Aprilthesen
Die Propaganda gegen die Regierung und ihre Kriegspolitik wurde von Wladimir Iljitsch Lenin geführt, der im April 1917 aus seinem Exil in der Schweiz nach Russland zurückgekehrt war. Er gab die ideologisch kompromisslose Marschrichtung der Partei mit den sogenannten Aprilthesen vor:
Sofortiges Kriegsende
„Alle Macht den Räten“
Bewaffnung der Arbeiter
Enteignung des Großgrundbesitzes
Umverteilung des Landes
Ablehnung jeder Zusammenarbeit mit der Provisorischen Regierung
Auch der amerikanische Unabhängigkeitskrieg hatte weitreichende Konsequenzen.
Der Juliaufstand in Petrograd
Im Juli 1917 brach in Petrograd ein Aufstand von Soldaten, Matrosen und Arbeitern gegen die Kriegsfortsetzung aus. Die Regierung unter Alexander Kerenski ließ den Aufstand blutig niederschlagen.
Bis heute ist umstritten, ob der Juli-Aufstand ein spontaner Volksaufstand war, den die Bolschewiki zu nutzen versuchten oder ein früher Machtversuch der Partei selbst.
Die Bolschewiki wurden beschuldigt, hinter der Revolte zu stehen, Lenin floh ins Exil und die Partei wurde zeitweise verboten. Dennoch wuchs die Sympathie für ihre Forderungen weiter, vor allem, als die Regierung die Landfrage ungelöst ließ und die wirtschaftliche Not zunahm.
Die Oktoberrevolution Russland
In der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober übernahmen die Bolschewiki unter Lenin in einem bewaffneten Aufstand die Macht in Petrograd.

Die Rote Garde und bolschewistisch gesinnte Truppenteile der Armee übernahmen wichtige Punkte der Hauptstadt, verhafteten Mitglieder der provisorischen Regierung und riefen die Russische Sozialistische Räterepublik aus.
In ihren ersten Dekreten beschlossen sie:
- Sofortiger Austritt aus dem Ersten Weltkrieg
- Übergabe des Bodens an die Bauern
- Arbeiterkontrolle in den Betrieben
- Trennung von Kirche und Staat
- Abschaffung von Polizei und Justiz
- Verbot der Presse
- Abschaffung des Adels und der alten Verwaltung
Gleichzeitig richteten sie die Tscheka, eine Geheimpolizei zur Bekämpfung von „Konterrevolutionären“, ein, ein Vorläufer des sowjetischen Geheimdienstes.
Der Russische Bürgerkrieg
Nach der Oktoberrevolution hatten die Bolschewiki zwar die Macht übernommen, sie mussten die Regierungsgewalt jedoch gegen den Widerstand der anderen politischen Parteien und auch großer Teile der Bevölkerung behaupten.
Es begann ein blutiger Bürgerkrieg (1918–1922) zwischen:
Die Roten
Bolschewiki
Die Weißen
monarchistische und konservative Kräfte
Während Wladimir I. Lenin und seine Anhänger mit Hilfe der neu aufgestellten Roten Armee den neuen Staat verteidigten, fehlte es der äußerst heterogenen Gruppe der Revolutionsgegner an einem gemeinsamen Ziel, auf das sich alle hätten verständigen können.
Die verschiedenen, zeitweilig übermächtigen antibolschewistischen Kräfte konnten letztlich nicht verhindern, dass sich die Bolschewiki durchsetzten. Doch auch sie gingen geschwächt aus dem Bürgerkrieg hervor.
Der Krieg forderte über 8 Millionen Tote und hinterließ ein zerstörtes Land. Hunger, Seuchen und wirtschaftlicher Zusammenbruch prägten die Nachkriegsjahre.
Am 30. Dezember 1922 wurde die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) offiziell gegründet. Die Bolschewiki hatten ihre Macht gefestigt, doch das Land lag wirtschaftlich und gesellschaftlich am Boden.
Quellen
- Landeszentrale für politische Bildung BW. Zarenreich und Februarrevolution 1904-1916. https://www.lpb-bw.de/februarrevolution-1917
- Bundeszentrale für politische Bildung. Russische Revolution. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/info-aktuell/274836/russische-revolution/
- Planet Wissen. Lenin und die Russische Revolution. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wirtschaft/kommunismus/lenin-und-russische-revolution-100.html#Revolutionen1917