Gedichte sind so spezifisch in ihrer Grammatik und ihrem Aufbau, dass man durchaus von einer separaten Sprache reden kann. Aber in Gedichten spielt man nicht nur mit der Sprache und ändert einige Wörter ab. Es werden auch Symbole, Bilder, Klänge, Rhythmen, Harmonien und Dissonanzen verwendet, um eine Botschaft an den Leser oder Zuhörer zu übermitteln.
So kann man sich von Gedichten toll inspirieren lassen und Dinge interpretieren, die der Autor vielleicht gar nicht so gemeint hat. Aufgrund der Vielseitigkeit und der sprachlichen wie geschichtlichen Relevanz von Gedichten, sollten diese auch fester Bestandteil jedes Sprachunterrichts in Deutschland sein, auch im Französischunterricht!
Wenn du dich also für Poesie interessiert und gerne mit Gedichten Französisch lernen möchtet, dann zeigen wir dir in diesem Artikel einige bekannte und schöne französische Gedichte. Die kannst du auch in deinem persönlichen Französischkurs München besprechen.
Mit Leichtigkeit durch Poesie Französisch lernen
Leichtigkeit bedeutet nicht, dass du nichts tun musst, um mit Gedichten Französisch zu lernen. Sobald du dich in die Welt der Gedichte hinein gekämpft hast, wird dir das normale „Alltagsfranzösisch“ leichter fallen. Der Weg dahin ist jedoch lang und Gedichte in einer Fremdsprache erscheinen vielen Schülern als Mysterium.
Poesie ist eine Wissenschaft, in die man sich einarbeiten muss. Die Metrik bestimmt die Verse und die Anzahl der Silben, es gibt verschiedene Arten von Reimen und poetische Formen. Moderne Poesie verwendet Verse und Reime freier im Vergleich zu klassischen Kanons. Poesie ist eine Art, Worte zu spüren und eine Sprache wertzuschätzen.

Wer Gedichte liebt, findet darin ein schönes Hobby und kann eine neue Sprache erlernen. Das Sprachverständnis wird erweitert und dein Wortschatz wächst. Gedichte laut vorzulesen bringt dich persönlich weiter, da du die sonoren und semantischen Reichtümer eines Werks voll auskostest.
So kannst Du zum Beispiel auch mithilfe von französischer Musik Französisch lernen.
Die Königsdisziplin ist das Auswendiglernen! Es benötigt mehr Zeit und Konzentration, aber der Nutzen ist groß. Wer ein Gedicht auswendig lernt, wird beim Vortragen flüssiger reden können. Intonation und Rhythmus sind vom Verfasser fest vorgesehen, und durch das Vortragen wird man selbst zum Künstler.
In Schulen werden Gedichte häufig als Aufgabe auferlegt, was vielen Schülern die Lust auf Poesie nimmt. Das ist schade, denn eigentlich können Gedichte etwas Tolles sein!
Welche Gedichte findet man im Französischunterricht am häufigsten?
Ab einem gewissen Niveau sind Gedichte im Französischunterricht durchaus vorstellbar. Die Lehrer wählen die jeweiligen Werke dann oft nach ihrem persönlichen Geschmack aus.
Und es gibt eine Vielzahl an bekannten französischen Gedichten, von denen wir dir nun eine kleine Auswahl vorstellen möchten.
Demain, dès L’aube - Victor Hugo
Demain, dès l’aube, à l’heure où blanchit la campagne,
Je partirai. Vois-tu, je sais que tu m’attends.
J’irai par la forêt, j’irai par la montagne.
Je ne puis demeurer loin de toi plus longtemps.
Je marcherai les yeux fixés sur mes pensées,
Sans rien voir au dehors, sans entendre aucun bruit,
Seul, inconnu, le dos courbé, les mains croisées,
Triste, et le jour pour moi sera comme la nuit.
Je ne regarderai ni l’or du soir qui tombe,
Ni les voiles au loin descendant vers Harfleur,
Et quand j’arriverai, je mettrai sur ta tombe
Un bouquet de houx vert et de bruyère en fleur.
Victor Hugo (1802-1885) war ein bedeutender französischer Schriftsteller und Dichter des 19. Jahrhunderts, bekannt für seine Romane wie "Les Misérables" und "Notre-Dame de Paris". Als zentrale Figur der romantischen Bewegung in Frankreich beeinflusste er die Literatur seiner Zeit maßgeblich.
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Sein Gedicht "Demain, dès l'aube" wurde 1856 veröffentlicht und ist eines seiner bekanntesten Werke. In dem Gedicht beschreibt Hugo seine Reise zum Grab seiner Tochter Léopoldine, die 1843 im Alter von 19 Jahren tragisch ertrank.
Das Gedicht drückt seine tiefe Trauer und den Schmerz über ihren Verlust aus und ist ein eindrucksvolles Beispiel für Hugos Fähigkeit, emotionale Intensität in poetische Sprache zu fassen.
Les Roses de Saadi - Marceline Desbordes-Valmore
J’ai voulu ce matin te rapporter des roses ;
Mais j’en avais tant pris dans mes ceintures closes
Que les nœuds trop serrés n’ont pu les contenir.
Les nœuds ont éclaté. Les roses envolées
Dans le vent, à la mer s’en sont toutes allées.
Elles ont suivi l’eau pour ne plus revenir ;
La vague en a paru rouge et comme enflammée.
Ce soir, ma robe encore en est tout embaumée…
Respires-en sur moi l’odorant souvenir.
Marceline Desbordes-Valmore (1786-1859) war eine französische Dichterin und Schauspielerin, die als eine der bedeutendsten weiblichen Stimmen der Romantik gilt. Ihre Gedichte zeichnen sich durch tiefes Gefühl und persönliche Erfahrungen aus, oft geprägt von Trauer und Melancholie.

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"Les Roses de Saadi" ist eines ihrer bekanntesten Gedichte und wurde 1860 posthum veröffentlicht. In dem Gedicht beschreibt sie ihre vergebliche Reise, um ihrem Geliebten Rosen aus Saadi zu bringen, die jedoch auf dem Weg verwelkt sind.
Das Gedicht symbolisiert verlorene Liebe und vergängliche Schönheit und zeigt Desbordes-Valmores meisterhafte Fähigkeit, emotionale Tiefe und sinnliche Bilder zu verbinden.
Le Corbeau et le Renard - Jean de La Fontaine
Maître Corbeau, sur un arbre perché,
Tenait en son bec un fromage.
Maître Renard, par l’odeur alléché,
Lui tint à peu près ce langage :
Et bonjour, Monsieur du Corbeau,
Que vous êtes joli ! que vous me semblez beau !
Sans mentir, si votre ramage
Se rapporte à votre plumage,
Vous êtes le Phénix des hôtes de ces bois.
À ces mots le Corbeau ne se sent pas de joie,
Et pour montrer sa belle voix,
Il ouvre un large bec, laisse tomber sa proie.
Le Renard s’en saisit, et dit : Mon bon Monsieur,
Apprenez que tout flatteur
Vit aux dépens de celui qui l’écoute.
Cette leçon vaut bien un fromage sans doute.
Le Corbeau honteux et confus
Jura, mais un peu tard, qu’on ne l’y prendrait plus.
Jean de La Fontaine (1621-1695) war ein bedeutender französischer Fabeldichter, dessen Werke zur klassischen Literatur Frankreichs zählen. Seine Fabeln sind bekannt für ihre moralischen Lehren, die oft durch die Darstellung von Tieren als Charaktere vermittelt werden.
"Le Corbeau et le Renard" (Der Rabe und der Fuchs) ist eine der bekanntesten Fabeln von La Fontaine, veröffentlicht in seinem ersten Buch der Fabeln im Jahr 1668. Die Geschichte handelt von einem Raben, der ein Stück Käse gestohlen hat und auf einem Baum sitzt und einem listigen Fuchs, der ihn durch Schmeichelei dazu bringt, den Käse fallen zu lassen.
Der Fuchs lobt die Schönheit des Raben und bittet ihn, zu singen. Als der Rabe seinen Schnabel öffnet, um zu singen, fällt der Käse herunter und der Fuchs schnappt ihn sich. Die Moral der Fabel ist eine Warnung vor Schmeichelei und Eitelkeit.
Le Pont Mirabeau - Guillaume Apollinaire
Sous le pont Mirabeau coule la Seine
Et nos amours
Faut-il qu’il m’en souvienne
La joie venait toujours après la peine
Vienne la nuit sonne l’heure
Les jours s’en vont je demeure
Guillaume Apollinaire (1880-1918) war ein einflussreicher französischer Dichter und Kritiker, der eine Schlüsselrolle in der Pariser Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte. Er war ein Pionier des Surrealismus und der modernen Lyrik, bekannt für seine innovativen und oft experimentellen Formen.
"Le Pont Mirabeau" ist eines seiner berühmtesten Gedichte, erschienen in der Sammlung "Alcools" im Jahr 1913.

Das Gedicht reflektiert über die Vergänglichkeit der Liebe und die Unaufhaltsamkeit der Zeit. Der Pont Mirabeau, eine Brücke über die Seine in Paris, dient als zentrales Symbol. Unter der Brücke fließt der Fluss, was die fließende, unaufhaltsame Natur der Zeit und die vergangene Liebe metaphorisch darstellt.
Mit seinem melancholischen Ton und den wiederholten Refrains fängt Apollinaire die schmerzliche Erkenntnis der Vergänglichkeit und den Versuch, Trost in der Kontinuität des Lebens zu finden, meisterhaft ein.
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L’Albatros et l’homme et la mer - Charles Baudelaire
Souvent, pour s'amuser, les hommes d'équipage
Prennent des albatros, vastes oiseaux des mers,
Qui suivent, indolents compagnons de voyage,
Le navire glissant sur les gouffres amers.
A peine les ont-ils déposés sur les planches,
Que ces rois de l'azur, maladroits et honteux,
Laissent piteusement leurs grandes ailes blanches
Comme des avirons trainer à côté d'eux.
Ce voyageur ailé, comme il est gauche et veule!
Lui, naguère si beau, qu'il est comique et laid!
L'un agace son bec avec un brûle-gueule,
L'autre mime, en boitant, l'infirme qui volait!
Le Poète est semblable au prince des nuées
Qui hante la tempête et se rit de l'archer;
Exilé sur le sol au milieu des huées,
Ses ailes de géant l'empêchent de marcher.
Das Gedicht ist ein absoluter Klassiker in Frankreich und gehört auch in Deutschland in jeden Französischunterricht.
"L'Albatros" ist ein Gedicht von Charles Baudelaire (1821-1867), das in seiner Sammlung "Les Fleurs du Mal" (Die Blumen des Bösen) veröffentlicht wurde. In diesem Gedicht vergleicht Baudelaire das Schicksal eines Albatros, der in der Luft majestätisch und frei fliegt, mit dem des Albatros, der an Deck eines Schiffes landet und wegen seiner unbeholfenen Fortbewegung verspottet wird.
Baudelaire nutzt diese Metapher, um die Kluft zwischen dem Ideal und der Realität, zwischen der Schönheit der Kunst und der Banalität des Alltagslebens, darzustellen. Der Albatros steht für den Künstler oder Dichter, der in seiner kreativen Sphäre erhaben ist, aber in der Welt der Menschen unverstanden und verletzlich wird.
Die Welt der Poesie ist noch größer als unsere eigene Erde! Zudem befindet sich die französische Kultur im Wandel der Zeit – Du lernst also nie aus!
Welche sind die berühmtesten französischsprachigen Dichter?
Die französische Literatur ist ähnlich der Deutschen sehr vielseitig und reich an tollen Werken. Eine ganze Reihe von Dichtern hat es auch über die Landesgrenzen Frankreichs hinausgeschafft und ist in anderen Ländern berühmt geworden.
Da wir hier nicht alle tollen Dichter und Dichterinnen Frankreichs aufzählen können, wollen wir uns auf die zehn beschränken, die sowohl in Frankreich als auch im Ausland große Erfolge verzeichnen konnten:
- Pierre de Ronsard - aus dem 16. Jahrhundert und bekannt für toskanische Elemente in seinen Gedichten. Die „Rose“ kennt jeder!
- Joachim du Bellay - ließ ebenfalls toskanische Elemente in seine Gedichte mit einfließen, womit er schon früh den französischen Adel verzauberte. Die „Defense et illustration“ und „Les Regrets“ ist weit über Frankreich bekannt.
- Jean de Lafontaine - Schon von klein auf kommen Franzosen mit den Fabeln von Lafontaine in Berührung.
- Jean Racine - das „Théâtre Classique“ kennt jeder. Damit gilt Racine den Franzosen als ihr größter Tragödienautor.
- Victor Hugo - Prägte die Romantik des 19. Jahrhunderts und spielt in Frankreich noch heute eine wichtige Rolle. Dieser Gigant war in allen Gattungen der Literatur präsent, darunter auch im Roman und im Theater. In „Les Contemplations“ zeigt Hugo auf, dass alle als „hässlich“ bezeichneten Wörter auch Platz in den schönsten Werken der Literatur finden können.
- Charles Baudelaire - Berührt noch heute französische Schüler mit dem ganzen Schwermut, der ihm durch seine Gedichte aus der Seele spricht. Er behandelte Themen, die in der damaligen Zeit noch als Tabu galten, so wie in „Fleurs du mal.“
- Arthur Rimbaud - wird von Lehrern in Frankreich besonders wegen seiner jugendlichen Frische und seines so ungewöhnlichen wie dramatischen Werdegangs geschätzt.
- Paul Verlaine - Revolutionierte den Rhythmus, in dem er die klassischen Alexandriner, oder Zwölfverser, auf nur elf Verse kürzte. So gewann er an Geschwindigkeit, Energie und Frische.
- Guillaume Apollinaire - War Zeuge des 1. Weltkriegs und gehört zu den bedeutendsten französischen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts.
Damit endet die Liste, zumindest in diesem Artikel. Aber es gibt noch viel mehr in der Welt der französischen Dichter zu entdecken! Wie kannst du deine Französischkenntnisse mit Filmen erweitern?.
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Kleiner Hinweis:“le roseau“ ist im Deutschen nicht „die Rose“ sondern das Schilf oder hier besser „Schilfrohr“. Le chêne et le roseau wäre also mit „Die Eiche und das Schilfrohr“ zu übersetzen.