Auch wenn man es immer wieder hört: Latein ist keine "tote Sprache"!
Latein ist eine klassische Sprache, die viele andere Sprachen der indogermanischen Sprachfamilie tiefgreifend beeinflusst hat, in vielen Bildungseinrichtungen unterrichtet wird und die offizielle Sprache des Papstes ist.
Natürlich hat Latein als gesprochene Sprache heute nur eine sehr begrenzte Reichweite, aber das Erlernen von Latein ermöglicht Zugang zu einer Fülle klassischer Literatur. Die Sprache wurde mehrere Jahrhunderte lang als Verkehrssprache für Theologie, Biologie, Wissenschaft, Medizin und Recht sowie als Muttersprache für literarische Werke verwendet. Heute ist das gesprochene Latein auf die Vatikanstadt in Rom beschränkt und auf eingefleischte Lateinfans weltweit.
Wie du aus der Schule oder der Latein Nachhilfe Düsseldorf bestimmt schon weisst, ist die lateinische Sprache jedoch die Wurzel der romanischen Sprachen wie Italienisch, Portugiesisch, Französisch und Spanisch und Kenntnisse in der Latein Grammatik bringen enorme Vorteile für das Lernen dieser Sprachen mit sich.
Aber auch im Deutschen haben viele lateinische Wörter ihren Weg in unsere Alltagssprache gefunden und noch viel mehr werden regelmäßig von Ärzten, Anwälten und Wissenschaftlern verwendet. Viele unserer Wörter stammen aus dem Lateinischen.
Während es verlockend sein mag, sich auf Übersetzungen zu verlassen, gehen viel von den Nuancen einer Sprache sowie ihre Geschichte dabei verloren.
Viele Väter der Philosophie, wie Immanuel Kant, schrieben nicht nur in lateinischer Sprache, sondern verwendeten lateinisches Vokabular, um Konzepte zu benennen.
Viele große Philosophen verfassten ihre Gedanken auf Latein. | Quelle: Unsplash
Wir stellen also die 100 wichtigsten Wörter vor und bestimmt hast du einige davon schon gehört und weißt sogar, was sie bedeuten.
Wenn Du diese 100 Wörter lernst, hast Du beim Lesen, Schreiben, Sprechen und Hören von Latein schon mal einen guten Grundstein. Denke daran, dass die meisten dieser Wörter sich aufgrund der Fälle im Lateinischen (Akkusativ, Genitiv, Dativ oder Ablativ) ändern können.
Und zum Schluss verraten wir Dir auch noch, wie Du sie am besten lernen kannst!
Die lateinische Aussprache?! Moment mal! Wenn Latein eine tote Sprache ohne Muttersprachler ist, woher wissen wir dann, wie sie klingen soll?
Wie wird gesprochenes Latein ausgesprochen?
Wie haben die alten Römer gesprochen? | Quelle: Unsplash
Es gibt zwei gängige Ansätze: Die erste ist die wiederhergestellte klassische Aussprache. Das ist im Grunde ein Versuch, Latein mit derselben Aussprache zu sprechen, die in der Blütezeit des alten Rom, der Zeit von Cicero, Caesar, Virgil und Ovid, verwendet wurde. Dank der Bemühungen von Gelehrten aus der Zeit der Renaissance haben wir eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie Latein in der klassischen Zeit klang, und diese Aussprache wird normalerweise in Schulen gelehrt. wenn Du also Latein in der Schule hattest, dann ist das wahrscheinlich die Aussprache, die Du gelernt hast.
Wenn Dein Hauptziel darin besteht, Texte von römischen Autoren zu lesen, ist dies wahrscheinlich die Aussprache, die du verwenden solltest, da Du so Ciceros Reden und Virgils Hexameter so hören kannst, wie sie klingen sollten, wie sie gehört wurden von ihrem ursprünglichen Publikum.
Der zweite Ansatz ist als kirchliche Aussprache bekannt, da er die Aussprache widerspiegelt, die in der katholischen Kirche im letzten Jahrtausend verwendet wurde. Einige der Konsonanten und Diphthongs haben sich von ihrer ursprünglichen Aussprache entfernt, und haben eher Ähnlichkeit mit der Aussprache des modernen Italienisch. Ein Beispiel ist die Aussprache von „c", das im klassischen Latein immer ein harter Konsonant war, im kirchlichen Latein jedoch wie „tsch“ ausgesprochen wird. Zum Beispiel wurde "Cicero" im klassischen Latein "Kikero" ausgesprochen, in der kirchlichen Aussprache jedoch "Tshischero".
Die gute Nachricht ist jedenfalls: Lateinische Konsonanten sprechen sich genauso aus wie deutsche, da das deutsche Alphabet vom lateinischen Alphabet abgeleitet ist. Das erleichtert die Sache ganz erheblich.
Auch die lateinischen Vokale sprechen sich aus wie im Deutschen, wobei jeder lateinische Vokal eine kurze und eine lange Form hat. Lange Vokale werden durch eine gerade Linie über dem Buchstaben angezeigt, die als Makron bezeichnet wird.
Es gibt zwar auch eine Markierung für kurze Vokale, diese wird jedoch normalerweise nicht verwendet. Wenn über dem Vokal also kein Makron ist, sprich es einfach mit dem kurzen Vokalton aus.
Im Lateinischen können die Buchstaben "i" und "u" sowohl Vokale als auch Konsonanten sein. Für die alten Römer waren "u" und "v" der gleiche Buchstabe, die beide wie das deutsche "w" ausgesprochen wurden. Wenn "i" ein Konsonant ist, wird es wie das deutsche "j" im Wort "Jahr" ausgesprochen. In vielen modernen lateinischen Texten wird der Buchstabe "j" anstelle eines "i" verwendet, wenn "i" ein Konsonant ist. Die alten Römer schrieben den Namen "Julius" aber tatsächlich "Iulius".
Einzelne Konsonanten mischen sich im Lateinischen nie zu einem einzigen Laut, wenn sie nebeneinander auftreten. Im Lateinischen wird jeder Konsonant einzeln ausgesprochen.
Allerdings gibt es einige Diphthongs, die als eine Silbe ausgesprochen werden. Ein Diphthong besteht aus 2 Vokalen hintereinander, die zusammen als ein einziger Laut ausgesprochen werden. Es gibt 6 Diphthongs in der lateinischen Sprache. Ein "ii" ist kein Diphthong, sondern 2 separate Silben. Er kommt in der Wissenschaft häufig vor, zum Beispiel bei biologischen Namen.
Wenn Du 2 Vokale zusammen siehst, die normalerweise ein Diphthong bilden, auf dem zweiten Buchstaben jedoch 2 Punkte, ähnlich dem deutschen Umlaut, schweben, bedeutet dies, dass die 2 Vokale 2 separate Silben sind.
Für ein tieferes Lernniveau, das über stumpfes Auswendiglernen hinausgeht, solltest Du lateinische Adjektive, Verben & Substantive und sonstige Wörter im Lateinischen sowie lateinische Sätze im Kontextlernen. Die Latein Nachhilfe Hamburg oder auch Online kann dich dabei sehr gut unterstützen.
Selbst wenn Dein Ziel "nur" darin besteht, lateinische Texte zu lesen und zu verstehen, ist ein Ansatz, der sich ausschließlich auf das Lesen konzentriert, nicht die effizienteste Methode, um dorthin zu gelangen. Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie unser Gehirn Sprache verarbeitet. Einfach ausgedrückt: Für das Gehirn ist die "wirkliche" Sprache die gesprochene Sprache. Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, Sprache durch Hören und Sprechen aufzunehmen und zu verinnerlichen - schließlich haben wir so auch unsere Muttersprache gelernt.
Es gibt auch zeitgenössische Bücher auf Latein! | Quelle: Unsplash
Lesen und Schreiben sind dagegen eine eher abstrakte Darstellung der gesprochenen Sprache. Wenn Deine gesamte Erfahrung mit einer Sprache lediglich geschriebene Wörter sind, wirst Du niemals das gleiche unmittelbare, intuitive „Gefühl“ für diese Sprache entwickeln, das Du für Deine Muttersprache oder andere Sprachen, die Du fließend gelernt hast, empfindest.
Anfänger können zum Beispiel gesprochenes Latein auf YouTube anhören.
Das heißt natürlich nicht, dass Du nicht lesen solltest; im Gegenteil! Versuche aber, Latein auf möglichst natürliche Weise zu lesen, anstatt alte Text-Passagen zu übersetzen. Lesen hat weniger mit Übersetzen zu tun als vielmehr damit, einen Text zu verstehen. Wenn Du beispielsweise einen Artikel liest, suchst Du wahrscheinlich nicht erst mühsam nach dem Objekt und dann nach dem Verb (mehr zur Konjugation lateinischer Verben erfährst Du übrigens hier). Du liest einfach den Artikel und verstehst den Inhalt. Um Latein zu lesen, musst Du mit einfachem Latein anfangen.
Vielleicht befürchtest Du, dass, um Latein zu lesen, kein Weg an der Philosophie oder der Geschichte der Antike vorbeiführt. Keine Panik: Für den Anfang gibt es viele ins Lateinische übersetzte Bücher, darunter Asterix und Obelix, Alice im Wunderland oder Harry Potter, mit denen Du üben kannst, bevor Du Dich anspruchsvollerer Literatur zuwendest.
Mit Deinen Freunden kannst Du mit einfachster Konversation anfangen:
Hallo!
salve!
wie geht es Dir?
quomodo es?
Mir geht es gut, danke.
sum bonus, gratias ago tibi.
Und Dir?
et tu?
Wie heißt Du?
quod nomen est tibi?
Ich heiße Julia.
Julia nomen meum.
Schön, Dich kennenzulernen.
placet occurrere tibi.
Zum Vokabellernen sind wie für das Lernen der Latein Deklinationen häufige (kurze) Wiederholungen oft besser als wenige große Zeitblöcke. Mache Karten und trage sie mit Dir herum (gute Vokabeltrainer gibt es allerdings natürlich auch als App!).
Du kannst sie lernen, während Du in der Schlange stehst, Bus fährst usw.
Ich bin studierte Ethnologin und Politikwissenschaftlerin, schreibe leidenschaftlich gerne und interessiere mich besonders für Sprachen, fremde Kulturen, Geschichte und Handwerk.