Das Vorurteil, dass Jungs von Natur aus besser in Mathematik seien als Mädchen hält sich auch heute noch hartnäckig. Die Hauptargumente, die häufig angeführt werden, sind aber äußerst dürftig: Es sei halt schon immer so gewesen. Und dass die Männer in den Naturwissenschaften viel häufiger vertreten sind als Frauen, sei ja doch ein ziemlich klarer Beweis.

Fangen wir also noch einmal ganz von vorne an. In diesem Artikel schauen wir uns an, wie das Klischee überhaupt zu Stande gekommen ist und welche Auswirkungen es haben kann. Wir ziehen aktuelle Forschungsergebnisse zu Rate, die sich mit dem Verhältnis von Mädchen und Frauen zur Mathematik beschäftigen und werfen einen Blick auf Lösungsansätze, die dem Vorurteil und seinen Auswirkungen entgegenwirken sollen.

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Und los geht's

Warum denken so viele Menschen, dass Mädchen schlechter in Mathe sind?

Die Entstehung des Vorurteils reicht weit zurück in die Vergangenheit. Die Herausbildung der Naturwissenschaften, insbesondere der Mathematik, wie wir sie heute kennen, nahm in der Antike ihren Anfang. Bis heute sind uns die Namen großer Denker wie Pythagoras, Archimedes oder Thales ein Begriff.

Richtig, keine einzige Frau befindet sich unter den bekannten Wissenschaftlern des Altertums. Dafür gibt es aber eine ganz einfache und plausible Erklärung. Mädchen erhielten keine Bildung, mussten früh heiraten und sich um das Haus und die Kinder kümmern. Sie hatten also gar keine Chance, sich mit mathematischen Überlegungen die Zeit zu vertreiben.

Auch nach dem Niedergang der antiken Kulturen hat sich in der westlichen Welt daran nicht viel geändert. Zwar gab es seit dem beginnenden 17. Jahrhundert in vielen Gebieten eine allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen, in der Umsetzung unterschied sie aber klar zwischen den Geschlechtern. Sie wurden getrennt unterrichtet und die Mädchen wurden eher zu pflichtbewussten Hausfrauen und umsorgenden Ehefrauen erzogen als wirklich gebildet. Für junge Frauen gab es zudem nach der Pflichtschule keine Weiterbildungsangebote.

Zwar erhielten Frauen im Deutschen Kaiserreich um 1900 Zugang zu den Universitäten, bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, war der geschlechtergetrennte Unterricht, mindesten in den höheren Schulstufen, gang und gäbe. Geprägt war der Mädchenunterricht nach wie vor von dem Ende des 18. Jahrhunderts entstanden Gedanken, Frauen handelten ausschließlich gefühlsbetont¸ seien irrational und nicht zu logischen Überlegungen fähig. Dementsprechend wurde ihnen auch kein komplexer Mathematikunterricht zugetraut.

Mehrere Schulkinder sitzen an einem Tisch und zeichnen ein Bild aus einem Heft ab.
Gemischte Klassen sind noch gar nicht so lange Normalität. | Quelle: CDC via Unsplash

Wo hätten also die Frauen in der Naturwissenschaft herkommen sollen? Die wenigen, die sich in dem Bereich durchsetzen konnten, hatten das Glück, dass ihre Familie ihnen eine fundierte private Ausbildung finanzieren konnte und wollten. Dass es in den Naturwissenschaften über sehr lange Zeit hinweg kaum Frauen gab, liegt also nicht daran, dass sie nicht die nötigen Fähigkeiten dazu hätten, sondern daran, dass sie nicht erwünscht waren und ihnen die Möglichkeit gar nicht erst geboten wurde.

Seit einigen Jahrzehnten ist es ganz selbstverständlich, dass Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet werden und derselben Schullaufbahn folgen. Da müsste sich doch zeigen, was tatsächlich an dem Gerücht, die Begabung für Mathematik sei geschlechterbedingt, dran ist.

Verschiede Forschungsdisziplinen haben sich über Jahre hinweg immer wieder mit dem Thema beschäftigt. Schauen wir uns also einmal an, was dabei herausgekommen ist und ob wirklich unabhängig vom Geschlecht jedes Kind Mathe lernen kann.

Eine Bestandsaufnahme: Das sagen aktuelle Studien zum Thema „Mathematik und Mädchen“

Schauen wir uns einmal an, zu welchen Ergebnissen verschiedene Studien zu diesem Thema in den letzten Jahren gekommen sind.

In der PISA-Studie der OECD von 2018 wurden in verschiedenen Ländern Tests durchgeführt, Daten erhoben und statistisch ausgewertet.

Bereits zehn Jahre zuvor hat das amerikanische Wissenschaftsmagazin Science eine Studie veröffentlicht, die auf vergleichenden Tests im Fach Mathematik beruht. Daran teilgenommen haben knapp sieben Millionen Schüler*innen aus zehn US-Bundesstaaten.

An der Carnegie Mellon University in Pittsburgh hat ein Forschungsteam neurowissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, die zeigen sollten, ob es beim Lösen von Mathe-Aufgaben geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gehirnaktivität von Kindern zwischen sechs und zehn Jahren gibt. Veröffentlich wurde die Studie 2019 im Fachmagazin Science of Learning.

Eine Schulklasse sitzt auf dem Boden und hört der Lehrerin zu und zwei Schüler strecken die Hand auf.
Wie haben die Mädchen in Deutschland bei der PISA-Studie abgeschnitten? | Quelle: CDC via Unsplash

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Was sagen Statistiken?

In der PISA-Studie von 2018 schnitten die Mädchen in Mathematik um 7 Punkte schlechter ab als die Jungs. Im internationalen Gesamtdurchschnitt lag die Differenz bei 5 Punkten. Schaut man sich jedoch die Statistiken einzelner Länder genauer an fällt auf, dass die Leistungsunterschiede in scheinbar direktem Zusammenhang mit Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes stehen. In Ländern mit besonders leistungsstarker Volkswirtschaft sind die Unterschiede geringer.

In ungefähr der Hälfte der an der Studie beteiligten Länder haben die Mädchen in Mathematik sogar besser abgeschnitten als die Jungs. So beispielsweise in Schweden und Island, die beide in ihrer Gesetzgebung die Gleichberechtigung der Geschlechter stärker verankert haben als andere Staaten.

Sehr eindeutig sind die Ergebnisse der anderen beiden oben genannten Studien ausgefallen: weder durch schulische Tests noch durch neurologische Untersuchungen konnten geschlechterspezifische Unterschiede im mathematischen Denken festgestellt werden.

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Wie sind diese unterschiedlichen Ergebnisse zu interpretieren?

Die PISA-Studie lieferte einige Hinweise darauf, dass es nach wie vor die soziale Prägung durch die Vorurteile in Bezug auf typisch männliche oder typisch weibliche Begabungen sind, die die Leistung mitbeeinflussen. Bei exakt gleicher Punktzahl schätzen Jungen ihre mathematischen Fähigkeiten deutlich höher ein als Mädchen.

Auch die beruflichen Perspektiven schätzen Jungen und Mädchen bei gleicher Leistung sehr unterschiedlich ein. Bei der Befragung in Mathematik und Naturwissenschaften leistungsstarker Schüler*innen aus Deutschland zeigte sich, dass doppelt so viele Jungen sich später in einem Beruf in den Naturwissenschaften oder dem Ingenieurwesen sahen als Mädchen, die eher zu Gesundheitsberufen neigten.

Beides ist auf den verbreiteten Volksglauben, dass Mädchen in Mathematik schlechter seien als Jungs, zurückzuführen. Einerseits wachsen viele Kinder nach wie vor mit diesen Stereotypen auf. Selbst wenn es nur unbedachte Bemerkungen eines Großvaters, dass übergroße Verständnis der Mutter für eine schlechte Mathe-Note oder die Darstellung von Schülerinnen in der Lieblingsserie sind, ein Kind nimmt sich so etwas zu Herzen und glaubt es.

Verstärkt wird dies dadurch, dass erfolgreiche und berühmte Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften eine Ausnahmeerscheinung sind und auch als solche betitelt werden. Es fehlt an weiblichen Vorbildern, die den Eindruck vermitteln, dass es ganz normal ist, dass auch Frauen in diesen Fachbereichen große Leistungen erbringen können.

Ein Mädchen mit langen blonden Haaren schaut gedankenverloren in die Weite.
Der Berufswunsch von Kindern hängt häufig nicht von Interessen und Schulnoten ab, sondern von Geschlechterstereotypen. | Quelle: Bianca Berndt via Unsplash

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Untersuchungen zum Einfluss von Stereotypen auf Leistungen

In den 90er-Jahren hat ein Team aus US-amerikanischen und kanadischen Forscher*innen genau diesen Punkt untersucht. In einer Versuchsgruppe, der kommentarlos ein Mathe-Test vorgelegt wurde, schnitten Männer und Frauen gleich gut ab. Bei der anderen Gruppe wurde den Studentinnen zuvor gesagt, dass Frauen üblicherweise schlechter abschneiden und ihre Ergebnisse waren am Ende tatsächlich deutlich schlechter, als die der männlichen Studenten.

Zudem werden noch immer häufig die mathematischen Fähigkeiten schon ab dem frühesten Kindesalter nicht gleich gefördert. Stichprobenartige Befragungen zeigen, dass mit kleinen Jungs eher Spiele gespielt werden, die das räumliche und logische Denken schulen, während bei Mädchen eher die Entwicklung der Kreativität und Sprache angeregt wird. Einem Jungen wird eher spielerisch das Einmaleins gebracht. Bei einem Mädchen gehen viele Leute einfach davon aus, dass es sich nicht dafür interessieren wird.

Isabelle Régner und Pascal Huguet des französischen Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS) untersuchten 2011 den Einfluss, den Geschlechterstereotypen auf die Leistungen von Kindern zwischen 10 und 12 Jahren haben. Die Aufgabe war für alle dieselbe: der Rey–Osterrieth Complex Figure Test, bei dem eine geometrische Figur aus verschiedenen Elementen erst abgezeichnet, dann einmal nach drei und nach dreißig Minuten aus dem Gedächtnis gezeichnet werden soll.

Einer Gruppe von Schüler*innen sagten sie, es handle sich dabei um eine Geometrie-Aufgabe, bei der anderen Gruppe nannten sie es eine Zeichen-Aufgabe. Die Ergebnisse waren signifikant: die Mädchen, die glaubten eine Geometrie-Aufgabe zu lösen erreichten im Durchschnitt weniger als die Hälfte der möglichen Punktzahl, während diejenigen, die glaubten im Zeichnen geprüft zu werden 25 von 44 Punkten erreichten. Bei den Jungen war es genau andersherum. Sie erreichten im Zeichnen nur knapp die 22 Punkte und schnitten dafür in Geometrie etwas besser ab.

Die Ergebnisse des Experiments standen in keinem Zusammenhang zu den durchschnittlichen schulischen Leistungen der einzelnen Kinder. Bei schwachen Schüler*innen zeigte sich der Effekt genauso stark wie bei den Klassenbesten.

Ein kleines Kind mit großem Regenhut trägt seinen Rucksack vor dem Bauch.
Ohne die Last von Vorurteilen lernt es sich leichter. | Quelle: July Brenda Gonzales Callapaza via Unsplash

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Welche Lösungsansätze gibt es?

Allein die Überzeugung, dass es Mädchen schwer fällt Mathe zu lernen, kann also dazu führen, dass es tatsächlich so ist. Es ist also ein sogenannte self-fulfilling prophecy, eine selbsterfüllende Prophezeiung. Was kann dafür getan werden, dass Mädchen zukünftig ihr volles Potential ausnützen können?

Erreicht ist das Ziel erst, wenn die gesellschaftlichen Vorurteile voll und ganz verschwunden sind. Schon als Kleinkinder müssen Jungen und Mädchen nach ihren persönlichen Interessen und Begabungen unabhängig vom Geschlecht gefördert werden. Wer dem Klischee, dass Jungs einfach von Natur aus besser in Mathe seien begegnet ist, kann sich davon auch nicht einschüchtern lassen.

Bis sich das gesamtgesellschaftlich durchgesetzt hat, ist es noch ein langer Weg, der sich über mehrere Generationen hinziehen kann.

Stefanie Hubig, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz machte Anfang 2020 den Vorschlag, dass der Mathematikunterricht in Zukunft wieder geschlechtergetrennt abgehalten werden soll. Ihre Begründung war, dass Mädchen einfacher für Mathe und Naturwissenschaften zu begeistern seien, wenn keine Jungs anwesend sind. Letztere seien in diesen Fächern grundsätzlich aktiver, was die Mädchen einschüchtern würde.

Vom Lehrerverband wurde diese Empfehlung aber scharf zurückgewiesen. Der Lehrerpräsident Heinz-Peter Meidinger verwies darauf, dass es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handle, das sich nicht auf die Klassenzimmer beschränke.

Er zitierte Untersuchungen, die zwar belegen, dass das Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften an reinen Mädchenschulen zwar höher ist als in den Vergleichsgruppen von gemischten Schulen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Berufswünsche der Schülerinnen. Meidinger fordert deswegen einen „geschlechtssensiblen Unterricht“, der darauf abzielt, Jungen vermehrt für Fächer wie Fremdsprachen, Literatur oder Kunst zu motivieren, während die Mädchen in Naturwissenschaften und Mathematik stärker gefördert werden sollen.

Als entscheidenden Punkt in diesem Konzept sieht der das Einladen von Vorbildern, die einen Beruf gewählt haben, der nicht den stereotypen Rollenbildern entspricht. Die Gäste sollen die Kinder über die Ausbildungswege und professionellen Möglichkeiten aufklären.

Das Thema „Mädchen und Mathematik“ sorgt also weiterhin für Gesprächsstoff. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass die Begabung für Mathematik nicht vom Geschlecht abhängt. Das alte, tiefverwurzelte Vorurteil kann aber dafür sorgen, dass es sich selbst erfüllt. Die einzige Lösung ist also, es zu vernichten. Je mehr Mädchen und Frauen, sich für Mathe begeistern und zeigen, dass sie richtig gut darin sind, umso schneller wird es gehen.

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Chantal - Editorial Manager Superprof DE

Sprachen, Literatur, Theater und Musik sind meine große Leidenschaft und waren schon immer ein wichtiger Teil meines schulischen, beruflichen und privaten Werdeganges.