Die chinesischen Sprachen unterscheiden sich in Ton, Alphabet und Grammatik stark von den romanischen Sprachen. Wenn man zum ersten Mal auf chinesische Schriftzeichen trifft, wirken sie oft wie ein unlösbares Rätsel, tausende Zeichen, die man sich unmöglich alle auf Anhieb merken kann.
Schau dir die Pinyin Tabelle an:
| Ton | Pinyin | Charakter |
|---|---|---|
| 1. hoch, eben | mā / bā / fān | hoch & gleichmäßig |
| 2. steigend | má / bá / fán | wie eine Frage |
| 3. fallend–steigend | mǎ / bǎ / fǎn | tiefer Dip |
| 4. fallend | mà / bà / fàn | kurz & scharf |
| Neutralton | ma / ba / fan | entspannt, kurz |
Genau hier kommt Pinyin ins Spiel: Die Lautumschrift macht das Chinesische für Lernende zugänglicher, indem sie Wörter mit lateinischen Buchstaben wiedergibt. Die Entwicklung des Systems ist eng mit der Geschichte des modernen Mandarin verbunden.
In diesem Artikel erfährst Du, wie Pinyin funktioniert, warum es so wichtig ist und wie es dir beim Chinesisch-Lernen hilft.
Was ist Pinyin?
Pinyin ist die offizielle Lautumschrift für die chinesische Sprache. Sie hilft dabei, die Aussprache der chinesischen Schriftzeichen mit lateinischen Buchstaben darzustellen. Besonders für Lernende ist Pinyin unverzichtbar, da es zeigt, wie ein Schriftzeichen gesprochen wird, ohne dass man es sofort lesen können muss.

Pinyin ist heute weltweit der Standard, wenn es darum geht, Chinesisch zu lernen. Es wird nicht nur in Lehrbüchern und Sprach-Apps verwendet, sondern auch im Alltag: zum Beispiel, wenn man chinesische Wörter auf Computern oder Smartphones eingibt.
Das System nutzt die Buchstaben des lateinischen Alphabets, kombiniert mit Tonzeichen, um die vier Töne des Mandarin-Chinesisch wiederzugeben.1 Dadurch wird deutlich, wie wichtig die richtige Betonung ist, denn ein falscher Ton kann die Bedeutung eines Wortes komplett verändern.
Heutzutage gibt es viele Gründe, warum sich chinesische Dialekte lohnen.
Das System heißt offiziell übrigens Hanyu Pinyin Fang’an (chinesisch 漢語拼音方案 / 汉语拼音方案)!
Die Entwicklung der Pinyin-Umschrift
Die Pinyin-Umschrift wurde in den 1950er-Jahren in der Volksrepublik China entwickelt, um die chinesische Sprache für Bildung, Forschung und internationale Verständigung zugänglicher zu machen. Blicken wir auf die Schritte der Entwicklung.
Der Vater des Pinyin
Der im Alter von 111 Jahren verstorbene Sprachwissenschaftler Zhou Youguang gilt als Vater des Pinyin-Systems, der dafür sorgte, die chinesische Sprache zu modernisieren und dem Westen zugänglich zu machen.2
Zhou Youguang (1906–2017) war ein chinesischer Linguist und Ökonom, der als „Vater des Pinyin“ bekannt wurde. Er gehörte von 1956 bis 1988 dem chinesischen Schriftreformkomitee an.
Sein Projekt zur Transkription der chinesischen Sprache - vom Staatsrat am 6. Februar 1956 offiziell beschlossen und Ende 1957 genehmigt - wurde besser angenommen als ältere Systeme zur Transkription.
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Offizielle Einführung des Systems
1958 wurde Pinyin offiziell eingeführt und später auch von der UNESCO sowie von den Vereinten Nationen anerkannt. Damit garantierte das System eine Öffnung Chinas für den Rest der Welt. Denn Pinyin ist ein System zur Romanisierung des Hochchinesisch.

Natürlich wurden ähnliche Systeme entwickelt, um die Standardisierung der vielen anderen chinesischen Dialekte Chinas und "Nicht-Han"-Minderheiten zu erleichtern, aber diese waren auf internationaler Ebene nie so etabliert wie Pinyin.
Einführung als Standard
In einem zweiten Schritt wurde Pinyin Anfang 2009 auch in der Republik China auf Taiwan durch die Regierung als offizieller Standard festgelegt. Dies ist jedoch nicht zwingend im taiwanesischen Bildungssystem vorgeschrieben.
Damit wurde man auch der wachsenden Nachfrage von Chinesisch Lernenden, vor allem aus dem Westen, gerecht. Außerdem gab es bei der Einführung auch ein nationales Ziel, denn durch Pinyin sollte die Lesekompetenz der Bevölkerung im Land der Mitte verbessert werden.
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Töne und Silben des Pinyin
Der Vorreiter des Pinyin-Systems schuf eine Brücke zwischen den chinesischen Sprechern:
Ohne ein Alphabet mussten wir von einem Mund zum anderen sprechen, von einem Ohr zum anderen.
Zhou Youguang
Sein Pinyin-Lautsystem, das 25 der 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets verwendet (bis auf den Buchstaben V), veränderte das Lernen von Hochchinesisch für immer.
Blicken wir auf die Töne und Silben im System.
Die Aussprache des Pinyin
Eine Besonderheit des Mandarin-Chinesisch und damit auch des Pinyin sind die Töne. Während viele Sprachen vor allem durch Wortstellung und Endungen ihre Bedeutung verändern, hängt im Chinesischen der Sinn eines Wortes oft vom richtigen Ton ab.

Das bedeutet: Ein und dieselbe Silbe kann je nach Ton eine völlig andere Bedeutung haben. Im Pinyin werden die vier Haupttöne (plus ein neutraler Ton) durch kleine Zeichen über den Vokalen angezeigt.
Wer die Sprache beherrschen möchte, der muss die Aussprache von Mandarin verinnerlichen.
Schauen wir uns die verschiedenen Intonationen an, mit denen eine Silbe ausgesprochen werden kann:
- Erster Ton (¯) – hoch und flach, z. B. mā (妈 = Mutter)
- Zweiter Ton (´) – ansteigend, ähnlich wie in einer Frage, z. B. má (麻 = Hanf)
- Dritter Ton (ˇ) – fallend und dann wieder steigend, z. B. mǎ (马 = Pferd)
- Vierter Ton (`) – stark fallend, fast wie ein Ausruf, z. B. mà (骂 = schimpfen)
- Neutraler Ton – ohne Betonungszeichen, sehr kurz und leicht gesprochen, z. B. ma (吗 = Fragepartikel)
Gerade am Anfang kann die Tonunterscheidung ungewohnt sein, doch sie ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden. Ein klassisches Beispiel: Das Wort mā (Mutter) und mǎ (Pferd) unterscheiden sich nur durch den Ton und ergeben natürlich eine ganz andere Bedeutung.3
Die Silben des Pinyin
Das Kernstück der chinesischen Sprache bildet die Silbe. Da die chinesischen Zeichen fast immer genau eine Silbe beschreiben, ist auch die Pinyin-Umschrift silbenbasiert. Jede chinesische Silbe besteht in der Regel aus einem Anfangslaut (Initiale) und einem Endlaut (Finale).
Die Geschichte Sprachen zeigt auch den starken Einfluss der chinesischen Sprachen.
Initialen (Anfangslaute)
Konsonanten, mit denen eine Silbe beginnt
Beispiele: b, p, m, f, d, t, n, l
Finalen (Endlaute)
Vokale, die den Rest der Silbe bilden.
Beispiele: a, o, e, ai, ao, ian, ong
Komplette Silbe
Kombiniert man Initiale und Finale, entsteht eine Silbe.
Beispiel: mā (妈 = Mutter) setzt sich aus m(Initiale) + a (Finale) + Tonzeichen zusammen.
Diese Bausteine lassen sich kombinieren und ergeben zusammen die Vielfalt der chinesischen Silben.
Die Bedeutung von Pinyin
Pinyin ist weit mehr als nur eine Lernhilfe, es hat eine zentrale Bedeutung für Sprache, Bildung und Kommunikation in China und weltweit. Seit der Entwicklung des Systems ist es zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden.
Pinyin im Alltag
Im Alltag ist Pinyin die Basis für moderne Technik: Tastaturen, Smartphones und Computer nutzen es, um Schriftzeichen einzugeben. Ohne Pinyin wäre die digitale Kommunikation in chinesischer Sprache heute kaum denkbar.
Es wird von Muttersprachlern im täglichen Leben genutzt, um miteinander zu kommunizieren.
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Bildung in China
Auch für die Bildung in China spielt Pinyin eine wichtige Rolle. Kinder lernen zunächst die Laute, Silben und Töne des Hochchinesischen mithilfe der Umschrift, bevor sie sich den komplexen Schriftzeichen widmen.

Pinyin erleichtert das Lesen und Schreiben erheblich und legt die Grundlage für die spätere Alphabetisierung und Sprachkompetenz.
Internationale Bedeutung
Pinyin erleichtert zudem die weltweite Verbreitung der chinesischen Sprache. Für Nicht-Muttersprachler dient es als standardisierte Methode, Laute und Namen korrekt wiederzugeben, wie zum Beispiel in Schulen, Universitäten und bei internationalen Veranstaltungen.
Pinyin zum Sprachenlernen
Für alle, die Chinesisch lernen, bildet Pinyin den direkten Zugang zur korrekten Aussprache. Lernende müssen nicht sofort tausende Schriftzeichen beherrschen, sondern können sich zunächst auf Laute, Silben und Töne konzentrieren.
Das ermöglicht schnelle Erfolgserlebnisse beim Sprechen und Verstehen, was die Motivation deutlich erhöht. Pinyin dient somit als Brücke zwischen dem gesprochenen und geschriebenen Chinesisch.
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, das Pinyin System zu nutzen, wenn man sich entschließt, Chinesisch als Sprache zu lernen.
Das heißt natürlich nicht, dass man sich nur auf das System stützen und die Schriftzeichen der Han-Schrift vernachlässigen sollte. Sich nur auf Pinyin zu konzentrieren, führt zu Sprachfehlern, begünstigt durch Vokale zum Lesen der Töne und die Ähnlichkeit zum lateinischen Alphabet.
Quellen
- Chinese Language Institute. Was ist Pinyin? https://studycli.org/de/learn-chinese/what-is-pinyin/
- Peter Kupfer. Zur Rolle und Entwicklung der Hanyu-pinyin-Othographie in der chinesischen Sprachpolitik. https://hasp.ub.uni-heidelberg.de/journals/asien/article/view/13429
- StudySmarter. Pinyin. https://www.studysmarter.de/schule/chinesisch/chinesische-schrift/pinyin/










Ich denke, dass sich Zhuyin (bopomofo) viel besser für das Lernen der Aussprache eignet.
Ich habe die letzten 4 Jahre mithilfe von Pinyin Chinesisch gelernt und mich immer an den inkonsistenten Abweichungen innerhalb dieses Systems gestört: es werden immer wieder Vokale, die auf dieselbe Weise ausgesprochen werden, in Kombinationen mit anderen verschieden notiert obwohl sie gleich ausgesprochen werden.
Z. B.: der Klang „Ü“ in “nǚ” (女) ist gleich wie der Klang „ü“ in „yú” (鱼) wird dort aber mit „u“ notiert. Während „lù” (路) auch mit einem „u“ notiert wird, das jedoch nicht als „ü“ sondern als „u“ ausgesprochen wird.
Oder der Klang „Ou“ in „yǒu“ (有) wird in „xiū“ (休) als „u“ geschrieben obwohl er auch als „ou“ ausgesprochen wird.
Das Ganze tritt in Zhuyin nicht auf, weil in dieser Umschrift ähnlich der japanischen Kana, für jeden Klang genau ein Zeichen verwendet wird. Um das anhand der oben genannten Beispiele zu verdeutlichen:
女 – ㄋㄩˇ (= n + ü ˇ)
鱼 – ㄩˊ (= ü ˊ)
路 – ㄌㄨˋ (= l – u ˋ)
Ich denke, dass sich Pinyin Bestenfalls für die Umschrift von Ortsnamen oder als Gedankenstütze für lateinisch-alphabetisierte Menschen eignet, dass jedoch der linguistische Anspruch nicht gegeben ist, weil das System in sich nicht geschlossen ist und sich deshalb nicht mit den phonetischen Aspekten der Sprache deckt.
Hey Sebastian,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und dass du deine Erfahrungen mit uns teilst! Hört sich durchaus interessant an! Vielleicht können wir bald auch einen extra Artikel zu Zhuyin verfassen… Danke Dir für die Inspiration. :) Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß & Erfolg beim Chinesisch lernen! 🇨🇳