Wenn du in Deutschland zur Schule gehst, musst du in den gut 10-13 Jahre immer wieder Aufsätze im Fach Deutsch schreiben. Mit der Aufsatzart der Erörterung kommst du in der Mittelstufe und in der Oberstufe in Kontakt.
Diese Aufsatzform ist besonders beliebt, weil auf allgemeine wie aktuelle gesellschaftliche Themen zurückgegriffen werden kann. Viele Themen können behandelt werden, die Jugendliche direkt betreffen. Man unterscheidet zwischen der freien und der textgebundenen Erörterung.
Eine Erörterung ist die intensive Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema. Dabei werden verschiedene Argumente dafür oder dagegen vorgebracht oder – je nach Art der Erörterung – gegeneinander abgewägt.
Im Alltag kommt es ständig vor, dass du andere von deiner Meinung überzeugen musst – sei es im Privatleben oder bei der Arbeit. Erörterungen zu schreiben ist eine gute Möglichkeit, um sich in Argumentation zu üben.
Schauen wir uns gemeinsam an, was es braucht, um eine gute Erörterung zu Papier zu bringen. Deutsch Nachhilfe kann dir dabei helfen.
Welche Arten von Erörterungen gibt es?
Es gibt zwei Überkategorien mit jeweils zwei Unterkategorien:
1. Die freie Erörterung
- lineare Erörterung
- dialektische Erörterung
2. Die textgebundene Erörterung
- Analyse eines Textes mit Pro und Kontra
- Deine Meinung zum Text und Thema
Die freie Erörterung
Bei der freien Erörterung bekommst du ein Thema mit meistens einer konkreten Fragestellung vorgegeben, die du erörtern sollst.
Die lineare Herangehensweise:
Hier argumentierst du nach deiner eigenen These, also einseitig. Du zählst lauter Argumente auf, die deine Meinung bestätigen.
Die dialektische Herangehensweise:
Hier betrachtest du die Thematik von zwei Seiten, arbeitest also mit Pro und Kontra. (alternative Schreibweise: Contra).
Die textgebundene Erörterung
Wie der Name erahnen lässt beschäftigen wir uns hier mit einem Text. Es handelt es sich meistens um einen Sachtext oder einen Artikel zu einem aktuellen Thema. Manchmal ist es auch ein Text aus der klassischen Literatur.
Analyse eines Textes mit Pro - und Kontra:
Wenn die Aufgabe lautet, einen Text nach Pro und Kontra zu untersuchen, musst du den vorliegenden Text ganz genau durchforsten. Du musst jedes Argument heraus destillieren und in deinen eigenen Worten aufschreiben. Suche alle Pro- und Kontras aus dem Text heraus und vermeide es, deine eigene Meinung mit rein zu nehmen.
Erörterung mit eigener Meinung zum Thema:
Deine eigene Meinung ist jetzt gefragt. Je nach Aufgabenstellung sollst du zunächst möglichst neutral alle Pro und Kontras aufzählen und erklären und im Anschluss deine eigene Position dazu einnehmen. Begründe deine Meinung immer mit eigenen Argumenten und Beispielen.
Vorbereitung zum Schreiben einer Erörterung
Wie bei anderen Aufsatzarten (wie z.B. der Gedichtanalyse) schreibt man nicht einfach drauf los. Gute Vorbereitung hilft enorm, um im Anschluss alles strukturiert zu Papier zu bringen.
Wir haben die wichtigsten Strukturhilfen für dich zusammen gestellt.
Eine textgebundene Aufgabe vorbereiten und strukturieren
Wenn es sich um eine textgebundene Erörterung handelt, ist wie bei anderen Aufsatzarten, die sich auf einen Ausgangstext beziehen (also wie z.B. bei der Inhaltsangabe), du musst dich gut vorbereiten.
Die Vorbereitung
- lege dir bunte Textmarker und Bleistift zurecht, um dir die wichtigsten Stellen markieren zu können.
- bei einer Analyse von Pro und Kontra arbeitest du mit zwei Farben.
- mit dem Bleistift kannst du dir am Rand Notizen machen.
- lies nun den Text gründlich durch (und wenn möglich mehrmals).
Stelle dir dabei die folgenden Fragen:
- Welche These wird durch den Autor/die Autorin vertreten?
- Welche Art von Argumenten nutzt die Autorin/der Autor (z.B. normative Argumente, analogisierende Argumente, Faktenargumente, Autoritätsargumente usw.)?
- In welchem Schreibstil ist der Text geschrieben (sachlich/objektiv, subjektiv, parodierend, ironisch, polemisch, aggressiv, manipulativ usw.)?
- Welche rhetorischen Mittel verwendet er/sie, um die eigene Meinung zu untermauern?
- Was ist die Intention, also Absicht des Autors resp. der Autorin?
- Gibt es sonstige Besonderheiten oder Auffälligkeiten im Text?
Auch wenn du erst beim eigentlichen Schreiben der Erörterung auf diese Punkte genau eingehst, lohnt es sich, diese Fragen beim Durchlesen des Textes bereits im Hinterkopf zu haben. Markiere wichtige Stellen gleich und notiere Argumente stichpunktartig auf einen extra Zettel.
Eine freie Erörterung vorbereiten und strukturieren
Gerade weil du bei dieser Aufgabe mehr Freiheit hast, ist es wichtig, dir einen guten Plan zu machen. Tipp Nr. 1: Bleib beim Thema, schweife nicht ab.
So breitest du eine freie Erörterung vor:
- Mache ein Brainstorming. Schreibe alle Argumente, die dir zum Thema einfallen, auf.
- Bei der linearen Erörterung sind das nur Pro-Argumente.
- Bei der dialektischen sollst du sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente sammeln.
- Schreibe eine Prioritätenliste und nummeriere: welche Argumente sind stark? Welche schwach?
- Suche für die Argumente Begründungen und Beispiele.
Wenn du mehr Argumente hast, als du brauchst (das gibt in der Regel der Lehrer/die Lehrerin vor), sortiere die schwächsten aus.
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Besonders hilfreich ist es, eine Tabelle zur besseren Übersicht zu machen, z.B. so:
| Priorität | Pro-Argument | Begründung | Beispiel | Kontra-Argument | Begründung | Beispiel |
|---|---|---|---|---|---|---|
| 1 | Jugendliche trinken weniger, wenn niedrigprozentiger Alkohol schon ab 16 erlaubt ist. | Jugendliche werden so verantwortungsbewusst an den Alkoholkonsum herangeführt. | In Deutschland gibt es weniger Probleme mit Alkoholexzessen bei Jugendlichen als in den USA, wo Alkohol erst ab 21 erlaubt ist. | Jugendliche fangen früher mit dem Trinken an, wenn niedrigprozentiger Alkohol schon ab 16 erlaubt ist. | So kommen Jugendliche früher mit Alkohol in Kontakt und es wird schon früher normal zu trinken. | Viele meiner Freunde hatten ihren ersten Vollrausch schon mit 16. |
| 2 | Pro-Argument 2 | Begründung 2 | Beispiel 2 | Kontra-Argument 2 | Begründung 2 | Beispiel 2 |
| 3 | ... | ... | ... | ... | ... | ... |
| 4 | ... | ... | ... | ... | ... | ... |
Du musst eine Charakterisierung vorbereiten? Wir helfen dir auch dabei. Und im Nächsten Kapitel schauen wir uns an, wie du deinen Aufsatz am besten aufbaust.
Der Aufbau einer Erörterung
Wie deine Erörterung genau aufgebaut ist, hängt von der Art der Erörterung ab. Grundsätzlich gibt es immer drei Teile: Einleitung, Hauptteil, Schluss.
Die Einleitung
In der Einleitung erfahren die Lesenden deiner Erörterung, worum es geht und welche Fragestellung du behandelst. Je nach Form solltest du auf folgende Punkte achten:
Einleitung einer freien Erörterung (lineare & dialektische)
Bei der freien Erörterung (also der linearen oder dialektischen Erörterung) stellst du nur kurz den Sachverhalt vor, also erklärst, was die Frage ist und warum diese aktuell ist.
Ein Beispiel:
(linear & dialektisch):
"Jedes Jahr verunglücken mehrere Hundert Menschen bei Unfällen im Strassenverkehr. Aktuell wird in Politik und Gesellschaft wieder diskutiert, ob es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen geben soll. Im Folgenden soll erörtert werden, ob eine solche Maßnahme sinnvoll wäre."
Einleitung einer textgebundenen Erörterung
Bei der textgebundenen Erörterung sieht die Einleitung wie bei der Interpretation eines Textes aus, denn es gibt ja einen Originaltext, den es einzuführen gilt. Du solltest darauf achten, dass die TATTE enthalten sind: Textgattung, Autorenschaft, Titel, Thema und Erscheinungsjahr.
Anschließend folgt eine kurze Zusammenfassung des Textes (dabei nicht zu stark auf die Argumente eingehen, denn das folgt ja im Hauptteil). Und schließlich erwähnst du noch, warum das Thema relevant ist.
In der Frankfurter Zeitung erschien am 24. Januar 2024 ein Artikel von Peter Mayer mit dem Titel "Handys haben im Schulalltag nichts zu suchen". Er beschreibt darin die Problematik, dass Handys im Schulalltag die Kinder vom Unterricht ablenken, auf dem Pausenhof die Lust am Turnen und Toben verhindern und dafür sorgen, das Ciber-Mobbing immer zum größeren Problem wird. Dieses Thema wird seit vielen Jahren heiß diskutiert.
Du gehst in die Oberstufe oder kommst bald in die 10. Klasse? Dann kommst du im Fach Deutsch früher oder später auch mit der Aufsatzform Essay in Kontakt!
Der Hauptteil
Und damit wären wir auch schon beim Hauptteil, dem eigentlichen Kernstück deiner Arbeit!
Der Hauptteil der freien Erörterung
Im Hauptteil geht es um das Verdichten des Themas und die Aufzählung der Argumente. Je nachdem, ob es sich bei deiner Aufgabe um eine lineare oder eine dialektische Erörterung handelt, musst du anders vorgehen.
Lineare Erörterung:
Die lineare Erörterung gilt als die einfachste Form dieses Argumentationsaufsatzes. Du musst lediglich Argumente präsentieren, die deine These stützen. Vergiss nicht, vom stärksten Argument auszugehen und mit dem schwächsten zu enden.
Dialektische Erörterung:
Hier musst du ein Thema von beiden Seiten betrachten, Pro- und Kontra-Argumente vorbringen.
Dafür gibt es zwei Methoden: Sanduhrmethode und die abwechselnde Methode.
Diese zwei Möglichkeiten hast du, um den Hauptteil deiner dialektische Erörterung zu strukturieren:
Die Sanduhrmethode:
Zähle erst alle Gegenargumente auf, danach alle Befürwortungen.
Bei den Gegenargumenten beginnst du mit dem stärksten und endest mit dem schwächsten.
Bei den Befürwortungen umgekehrt: vom schwächsten zum stärksten, denn das letzte Argument bleibt am besten in Erinnerung.
Diese Struktur entspricht der Form einer Sanduhr.
Die abwechselnde Methode:
Hier wechselst du zwischen Pro und Kontra ab. Bringe erst ein Kontra-Argument und setze ein stärkeres Pro-Argument entgegen. So entkräftest du das Kontra-Argument sofort. Arbeite dich so durch die Debatte.
Die Pros und Kontras sollten zusammengehören und ausgewogen sein.
Hast du für eine Seite mehr Argumente, entscheide dich je nach Wichtigkeit.
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Der Hauptteil der textgebundenen Erörterung
Hier ist der Aufbau etwas anders, da du ja zunächst nicht deine eigenen Argumente vorbringst, sondern eine fremde Argumentation nachvollziehst und analysierst.
So könnte dein Hauptteil aussehen:
- These/Hauptaussage des Textes
- Zusammenfassung des Textes (anhand der Fragen, die du herausgeschrieben hast).
- Analyse der Argumentationsstruktur (inkl. Textstellen und Zitate aus dem Text).
- Analyse der Sprache
ergänzend, falls Teil der Aufgabe:
- Kritische und persönliche Stellungnahme
Je nach Aufgabenstellung kann es sein, dass du nicht im Hauptteil Stellung nehmen sollst, sondern erst im Schlussteil deine Meinung abgibst.
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Der Schluss
Dieser Teil ist kurz und rundet deinen Text ab. Achte dabei auf die Aufgabenstellung.
Freie Erörterung (linear & dialektisch):
Du ziehst jetzt ein Fazit und präsentierst dein Ergebnis. Immer gut ist es, wenn sich Einleitung und Schluss wie eine Klammer um den Hauptteil legen.
Abschließend kannst du einen Ausblick geben und das Thema in einen größeren Kontext stellen.
Textgebundene Erörterung:
Hier fasst du im Schlussteil noch einmal deine Ergebnisse zusammen und kannst auch (nochmal) kurz auf die mögliche Intention des Autors/der Autorin eingehen.
Im Gegensatz zu neutraleren Aufsatzformen wie dem Bericht kannst du hier auch deine eigene Meinung äußern, den Text kritisieren bzw. erklären, warum du anderer Meinung bist.
Tipps & Tricks rund um die Erörterung
Zum Schluss ein paar allgemeine Tipps, worauf du beim Schreiben einer Erörterung achten solltest:
- Aufgabenstellung gründlich lesen!
- Argumentationsaufbau: Ein starkes Argument besteht immer aus einer Behauptung, einer Begründung und einem Beispiel. Die Beispiele können faktenbasiert oder anekdotisch sein. Wenn es etwas aus deiner eigenen Erfahrung ist, darf es auch erfunden sein!
- Bei der dialektischen Erörterung: Aufbau beachten und für eine Methode entscheiden (Sanduhr oder abwechselnd)
- Bei der textgebundenen Erörterung die Textbelege nicht vergessen!
- Zeitform: Präsenz (außer vielleicht für die kleine Einführung, wenn dort Geschehnisse aus der Vergangenheit vorkommen)
- Sprachstil: sachlich und schönes Deutsch, d.h. schöne Formulierungen, keine Wiederholungen, gute Übergänge.
- Die Meinung, die du in der Erörterung vertrittst, muss nicht wirklich deine Meinung sein! Du musst sie einfach nur gut begründen können.
Jetzt ran an die Stifte, Textmarker und Mindmaps und los geht's! Hast du noch immer einen Knoten im Kopf? Mit Deutsch Nachhilfe online kannst du ganz bequem von Zuhause aus deine Lücken schließen.
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