Die arabische Sprache ist unglaublich vielfältig und besteht neben dem Hocharabischen aus zahlreichen regionalen Dialekten, die in den verschiedenen arabischen Ländern gesprochen werden.
Untereinander sind viele dieser Dialekte verständlich, auch wenn es teilweise sehr große Unterschiede gibt. Dies liegt vor allem daran, dass die Geschichte der arabischen Dialekte von vielen Einflüssen geprägt ist.
Alle arabischen Dialekte haben sich aus der Altarabischen Sprache entwickelt, der ursprünglichen Schriftform, die im Altertum verwendet wurde. Diese dem Hocharabischen sehr nahe Sprache war die Sprache des Korans und diente als Grundlage für alle heute verwendeten Dialekte.
Mit der Ausbreitung des Islams im Zuge der Eroberungszüge der Araber im 7. und 8. Jahrhundert verbreitete sich auch die Sprache weit über die arabische Halbinsel und wurden von verschiedenen Einflüssen verändert.
In diesem Artikel möchten wir euch die verschiedenen Dialekte vorstellen, die in den Ländern im Nahen Orient gesprochen werden.
Der Marokkanische Dialekt
In Marokko wird das marokkanisch-arabische Darija gesprochen, einer der maghrebinischen Dialekte aus der afroasiatischen Sprachfamilie. Diese regionale Varietät wird von über 30 Millionen Menschen entweder als Erst- oder Zweitsprache verwendet.
Darija ist allerdings keine offizielle Schriftsprache, da die Sprache nur gesprochen existiert. Zu den offiziellen Schriftsprachen gehören Hocharabisch, Französisch und seit kurzer Zeit auch Berberisch.

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Der große Teil der Bevölkerung in Marokko spricht Marokkanisches Arabisch, während ein kleinere Teil eine Berbersprache wie Tamazight spricht.
Diese Besonderheiten hat der Marokkanische Dialekt:
- Der Wortschatz ist stark von den Berbersprachen sowie Latein geprägt.
- Es finden sich viele Lehnwörter aus dem Französischen und Italienischen.
- Die im Hocharabischen nicht existenten Buchstaben g, p und v werden in Marokko sowohl geschrieben als auch gesprochen.
- Die 1. Person Singular und Plural des Imperfekts wird mit dem Präfix n gebildet.
- Es gibt viele Silben ohne Vokale, die das Verständnis für Menschen aus anderen arabischen Ländern erschweren.
So vielfältig wie die Sprachen in Marokko sind, so vielfältig ist auch die Gesellschaft. Man findet in dem Land zahlreiche verschiedene Einflüsse, allen voran der verschiedenen Berberstämme.
Das Marokkanische Arabisch ist ein Dialekt mit einigen Unterschieden zum Hocharabischen.
Der Ägyptisch-Arabische Dialekt
In der arabischen Welt gehört das Ägyptische Arabisch dank einer ausgeprägten Filmindustrie in Ägypten zu den bekanntesten Dialekten, die weit über die Landesgrenze hinaus verständlich sind.
Der ägyptisch-arabische Dialekt ist ein neuarabischer Dialekt, genannt Masri, der der Sprache im Sudan stark ähnelt. Dabei wird der Kairoer Dialekt als die klassische Form dieser Sprachvariante betrachtet.
Diese Besonderheiten hat das Arabisch in Ägypten:
- Die Aussprache unterscheidet sich stark vom Hocharabischen. Das hocharabische q wird als Hamza ausgesprochen, außer bei Buchwörtern. Das hocharische ǧ wird g ausgesprochen, eine der charakteristischsten Merkmale des Ägyptischen.
- Der Wegfall des Hamza am Wortende führt oft zu einer Betonungsverschiebung.
- Viele Erbwörter und Lehnwörter aus dem Hocharabischen mit derselben Wurzel haben unterschiedliche Realisierungen.
- Die meisten Kausalendungen entfallen im Ägyptischen, womit auch die Nunation entfällt.
In Ägypten lebte lange Zeit eine der ersten Zivilisationen weltweit, was sich noch heute in der Bedeutung ägyptischer Städte als geistiges und kulturelles Zentrum der arabischen Welt zeigt.
Als solches produziert Kairo jährlich zahlreiche Filme, die in der Kulturwelt in den arabischen Ländern eine große Rolle spielt.
Deshalb ist das Ägyptische Arabisch im gesamten Orient bekannt.
Das Tunesische Arabisch
Das von 13 Millionen Menschen gesprochene Tunesisch-Arabische gehört zu den maghrebinischen Dialekten und wird fast von der gesamten Gesellschaft in Tunesien als einzige Muttersprache gesprochen. Nur in einigen kleineren Gebieten werden Berbersprachen gesprochen.
Wie so oft findet die Sprache ausschließlich mündlich statt, da die offizielle schriftliche Amtssprache das Hocharabische ist. Da Tunesien eine Zeit lang ein französisches Protektorat war, ist Französisch als Handels- und Bildungssprache noch heute gebräuchlich.
Diese Besonderheiten gibt es im Tunesischen Arabisch:
- Es gibt aufgrund eines fehlenden Präfix im Indikativ keine Unterscheidung zwischen Indikativ und Konjunktiv.
- Die Bildung der 1. Person Singular und Plural des Imperfekts erfolgt über das Präfix n.
- Das Pronomen inti, welches in vielen Dialekten nur für Frauen verwendet wird, wird in Tunesien ohne Geschlechtsunterscheidung gebraucht.
- Passive Verben sowie das Futur werden oft mithilfe von Präfixen gebildet.
- Die kurzen Vokale werden fast immer weggelassen.

Diese Besonderheiten machen den Dialekt für Menschen aus anderen arabischen Ländern schwierig zu verstehen. Im Gegensatz zum klassischen Standardarabisch finden sich viele Vokabeln, die von den Berbersprachen, vom Lateinischen, Italienischen, Spanischen, Türkischen und Französischen beeinflusst wurden.
Das Tunesische Arabisch zeigt die vielfältige Kultur in diesem Land in Nordafrika.
Das Libanesische Arabisch
Das Arabisch, das im Libanon gesprochen wird erfreut sich in der arabischen Welt großer Bekanntheit. Dies liegt vor allem daran, dass Beirut ein bedeutendes Zentrum der arabischen Unterhaltungsindustrie ist.
Als levantischer Dialekt hat das Libanesische große Ähnlichkeiten mit dem Syrischen und dem Jordanischen, sowie dem Palästinensischen. Aufgrund seiner Geschichte findet man im Libanon und auch in der Sprache eine Vielzahl englischer und französischer Einflüsse, allen voran zahlreiche Vokabeln, die auch gerne in einem Satz gemischt werden.
Diese Besonderheiten hat das Libanesische Arabisch:
- Die Aussprache viele Wörter wird durch den Wegfall der kurzen Vokale im Auslaut sowie unbetonte Kurzvokale vereinfacht.
- Die häufige Verwendung des Kurzvokals i gibt der Sprache ihren charakteristischen Klang.
- Einige Zahn- oder Lispellaute wie das stimmlose und stimmhafte th aus dem klassischen Standardarabisch entfallen im Dialekt ebenso wie der Buchstabe q.
- Das Präsens wird mit dem Präfix b gebildet.
- Die Bildung des Futurs erfolgt über den Partikel rah und den Konjunktiv.
- Die Ausdrücke merci und bonjour gehören zum Standardvokabular der meisten Libanesen.
Viele libanesische Produktionen aus Musik und FIlm, allen voran die bekannte Sängerin Fairuz sind in der gesamten arabischen Welt bekannt und beliebt.
Das Libanesische Arabisch ist weit verbreitet.
Das Algerische Arabisch
In Algerien sprechen die Menschen den algerischen Dialekt des Hocharabischen, genannt ad-Dzīriyya, der zur Gruppe der maghrebinischen Dialekte gehört. Etwa 70% der Bevölkerung sprechen den algerischen Dialekt Darja als Muttersprache, der Rest der Bevölkerung spricht Tamazigh, eine Berbersprache.
Übrigens wird in Algerien, da es sich um Frankreichs älteste und größte Kolonie handelt, noch heute Französisch als Handels- und Bildungssprache genutzt.
Diese Besonderheiten hat das Algerische Arabisch:
- Es finden sich einige Einflüsse aus dem Berberischen im Vokabular.
- Es gibt viele Lehnwörter aus dem Französischen in der Alltagssprache
- Die im Hocharabischen fehlenden Buchstaben g, p und v werden im Algerischen verwendet
- Die Bildung der 1. Person Singular und Plural des Imperfekts erfolgt mithilfe des Präfix n, ein Charakteristikum der maghrebinischen Dialekte.
Die Gesellschaft, Sprache, Architektur und Küche ist in Algerien von vielen Einflüssen geprägt, beispielsweise durch verschiedene Berberstämme.
Das Algerische Arabisch ist also von vielen Einflüssen geprägt worden.
Das Syrische Arabisch
Der Dialekt, den die Menschen in Syrien sprechen, ähnelt von der Aussprache und den grammatikalischen Besonderheiten stark den libanesischen, palästinensischen und jordanischen Dialekten. Dies geht darauf zurück, dass all diese Sprachvarianten zu den levantischen Dialekten gehören.

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Auch wenn der Syrische Dialekt nicht offiziell geschrieben wird, da die Schriftsprache wie in allen arabischen Ländern das Hocharabische ist, hat sich dank der Sozialen Medien das Arabische Chat-Alphabet entwickelt, in dem die schriftlichen Kommunikation durch das Ersetzung bestimmter arabischer Buchstaben durch lateinische vereinheitlicht wird, zumindest bei Facebook und Co.
Diese Besonderheiten hat das Syrische Arabisch:
- Einige Laute, wie q, th und dh aus dem Hocharabischen werden im Syrischen vereinfacht ausgesprochen.
- Im Dialekt gibt es keine unterschiedlichen Fälle wie Nominativ, Genitiv oder Akkusativ.
- Der Konjunktiv und das sogenannte Apokopat entfallen im Dialekt.
- Die Verneinung von Verbalsätzen in der Gegenwart als auch Vergangenheit erfolgt durch die Partikel ma und la.
Einige syrische Serien zählen zu den beliebtesten in der arabischen Welt, weshalb der Dialekt weit über die Landesgrenzen hinaus verbreitet ist.
Das Syrische Arabisch erfreut sich in der arabischen Welt großer Beliebtheit.
Das Golf-Arabisch
Golf-Arabisch, auch Khaliji genannt, ist der arabische Dialekt, der in den Golfstaaten gesprochen wird. Dazu zählen die Anrainerstaaten des Persischen Golfes, genau genommen Bahrain, Irak, Kuwait, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Saudi-Arabien und Oman.
Diese Länder der arabischen Halbinsel gelten als die Heimat der arabischen Stämme, weshalb die Dialekte innerhalb der Länder am nächsten an der Ursprungssprache dran sind.
Die einzelnen Sprachvarianten des Golf-Arabisch unterscheiden sich untereinander nur marginal und können meistens von den Menschen in den Ländern verstanden werden.
Diese Besonderheiten hat das Golf-Arabisch:
- Generell ist Golf-Arabisch dem Hocharabischen sehr nahe.
- Es gibt einige beduinische Einflüsse in der Aussprache, beispielsweise beim Buchstaben k, der als tch ausgesprochen wird.
- Das Wort wayed wird in den Golfstaaten sehr häufig verwendet und bedeutet sehr.
Es gibt einige verschiedene Länder, in denen Golf-Arabisch gesprochen wird.
Das Hocharabisch
Als Lingua Franca für die gesamte arabische Welt ist Hocharabisch eine weit verbreitete Sprache mit etwa 313 Millionen Muttersprachlern. Die Sprache des Korans ist Grundlage der verschiedenen arabischen Dialekte und die offizielle Schriftsprache in allen arabischen Ländern.

Das klassische Hocharabisch, al-Fusha genannt, unterscheidet sich teilweise stark von den regionalen Dialekten und wird in zahlreichen verschiedenen Ländern verwendet. Dadurch können sich die Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern verständigen, auch wenn sie im Alltag im Dialekt sprechen.
Das Hocharabische besteht aus einem Alphabet mit 28 Buchstaben, die von rechts nach links geschrieben werden. Drei dieser Buchstaben werden mit den Lippen gebildet, während der Rest mit den Zähnen gebildet wird, was der Sprache ihren charakteristischen kehligen Klang verleiht.
Hocharabisch ist nicht nur die offizielle Amtssprache in zahlreichen arabischen Ländern, sondern auch die offizielle Schriftsprache und wird neben dem gesamten Schriftverkehr, außer bei Social Media, auch in der Verwaltung und Politik verwendet sowie an der Schule gelehrt.
Menschen aus zahlreichen Ländern verstehen Hocharabisch.


















