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Das menschliche Gehirn ist zum Lernen gemacht. Den ganzen Tag, und sogar in der Nacht, macht es nichts anderes, als Sinneseindrücke aufzunehmen, zu bewerten und verarbeiten. Ohne dass wir es merken, sind Prozesse im Gang, bei denen sich neue Erkenntnisse mit bereits vorhandenem Wissen verknüpfen.
Sobald wir uns aber hinsetzen, um aktiv zu lernen, sei es für die nächste Jura-Prüfung an der Uni, eine Mathe Klausur in der Schule oder die Vokabeln für den Fremdsprachenkurs, fällt es uns oft unheimlich schwer. Wie soll man all die Informationen in den Kopf kriegen, ohne sie am nächsten Tag schon wieder vergessen zu haben? Und wie teilt man sich die Zeit am besten ein?
Wir stellen Dir hier einige Lerntechniken vor, die Dir das Lernen erleichtern können. Zuerst schauen wir uns an, wie Lernen überhaupt funktioniert und was dabei in unserem Kopf vor sich geht. Schon nur das kann uns helfen, den Lernstoff „gehirngerechter“ zu bearbeiten und effizienter zu werden. Danach stelle ich Dir die Loci-Methode vor, die Dir beim Auswendig lernen von Fakten, aber auch beim Verinnerlichen von Zusammenhängen helfen kann.
Schließlich kommen wir dann zu zwei Methoden, die Dir ein besseres Zeitmanagement und fokussiertes Arbeiten ermöglichen können: das Lernen nach dem Pareto-Prinzip und die Pomodoro-Technik.
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Wie funktioniert Lernen?
Das menschliche Gehirn verfügt über ungefähr 85 Millionen Nervenzellen, den Neuronen, die eingehende Informationen verarbeiten und als elektrisches Signal an die Synapsen weiterleiten. Die Synapsen sind Fortsätze an den Zellen, die sich im Laufe der Zeit ausbilden, verstärken aber auch reduzieren und ganz verschwinden können. Das hängt ganz davon ab, wie oft sie gebraucht werden.
Das Signal wird in den Synapsen umgewandelt und als Botenstoff ausgeschüttet. Dieser dockt dann bei der Synapse einer anderen Nervenzelle an und wird wieder zurück verwandelt, damit das Neuron es verarbeiten kann. Wir haben in unserem Gehirn also ein riesiges Netzwerk aus Neuronen, die ständig Informationen miteinander austauschen. Je stärker die Verbindungen zwischen den Nervenzellen sind, umso schneller und zuverlässiger funktioniert dieser Austausch.
Einen optimalen Lernerfolg erreichen wir in erster Linie durch eine regelmäßige Wiederholung. Dadurch, dass dieselben Verbindungen immer wieder aktiviert werden, können wir sie stärker, schneller und zuverlässiger werden lassen. Dies erreichen wir aber nicht, wenn wir einfach nur immer wieder denselben Text oder dieselbe Liste durchlesen.
Verantwortlich dafür ist der Hippocampus (eine zentrale Schaltstation im limbischen System). Er beurteilt, ob Informationen wichtig sind und weiterverarbeitet werden sollen. Bekanntes stuft er leider schnell als unwichtig ein und schenkt ihm keine weitere Aufmerksamkeit. Dieses Hindernis können wir umgehen, indem wir die Lerninhalte aktiv bearbeiten, Bilder dazu entstehen lassen, mit immer anderen Worten zu beschreiben versuchen und so weiter.
Dadurch bleibt die Information interessant und kann durch unterschiedliche Verknüpfungen fester verankert werden. Hinzu kommt, dass unser Gehirn jede neue Information sofort mit dem vorhandenen Wissen abgleicht und darin einzuordnen versucht. Wenn wir es aktiv darin unterstützen, indem wir mit Assoziationen arbeiten.

Damit Gelerntes ins Langzeitgedächtnis gelangen kann und nicht nach ein paar Stunden schon wieder vollkommen verblasst ist, brauchen wir ausreichend Schlaf. Denn nur wenn wir schlafen, hat der Hippocampus etwas Ruhe von den ständig auf uns einprasselnden Sinneseindrücken. Er kann sich dann in dieser Zeit dem tagsüber Gelernten widmen und es auch wirklich sicher abspeichern.
Wie kann man mit der Loci-Methode lernen?
Die Loci-Methode war bereits in der Antike bekannt und wurde von den berühmtesten Rednern ihrer Zeit angewandt. Wenn man da Prinzip einmal verstanden und sich daran gewöhnt hat, ist sie außerordentlich einfach anzuwenden und funktioniert zuverlässig. Dank der modernen Gehirnforschung wissen wir auch warum.
Wie wir bereits gesehen haben, lernen wir besser, wenn wir eine zu lernende Information möglichst vielseitig betrachten und sie mit etwas Bekanntem verbinden. Genau das macht sich die Loci-Methode zu Nutze: man stellt sich einen Raum oder eine Umgebung vor, die man sehr gut kennt und baut die zu lernenden Inhalte bildlich darin ein.
Dazu sucht man sich auffällige Fixpunkte (ein Tisch, ein Bild an der Wand usw.), die man in einer immer gleichbleibenden, nachvollziehbaren Route abgehen kann. Jedem dieser Routenpunkte wird nun eine Information, ein Inhalt zugeordnet. Zu diesem denkt man sich eine kurze Szene oder Situation aus, die eindeutig an diesem Ort stattfindet.
Am besten eigenen sich dafür Assoziationen, die einem spontan einfallen und die man dann noch etwas präziser ausarbeiten kann um tatsächlich alle Informationen zu integrieren. Je witziger und absurder das Bild schlussendlich ist, umso leichter können wir es uns einprägen. Die Assoziationen können genauso gut optischer Natur sein wie auch auf Wortspielen basieren. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ein kleines Beispiel:
- Raum: Schlafzimmer
- Routenpunkte: Fenster, Kleiderschrank, Bett
- Fakten: die drei höchsten Berge Deutschlands (Zugspitze, Hochwanner, Watzmann)
- Assoziationen mit Routenpunkten verknüpft:
- vor dem Fenster steht ein Zug; auf der Spitze der Lokomotive ist ein Gesicht aufgemalt, das mich angrinst
- auf dem obersten Regal des Kleiderschranks steht eine Badewanne, die nur mit einer Leiter zu erreichen ist
- im Bett liegt ein Hampelmann, der, wie Dr. Watson, eine Sherlock-Holmes-Geschichte erzählt

Diese Route gehe ich in meinen Kopf immer wieder ab. An jedem Punkt halte ich inne, lasse das Bild entstehen und wiederhole den dazugehörenden Fakt. Wichtig ist, dass die Route eindeutig ist und man darauf Acht gibt, nie einen Punkt auszulassen. Die richtigen Bilder kannst Du nur selbst finden, Assoziationen sind etwas sehr Individuelles. Wenn sie mit einer Emotion verknüpft sind, stehen die Chancen gut, dass Du sie Dir problemlos merken kannst.
Kann das Pareto-Prinzip beim Lernen helfen?
Kommen wir nun zu Thema Zeitmanagement, dass vielen Leuten im Alltag Bachschmerzen bereitet. Ein Mittel, dass Dir dabei helfen kann, Prioritäten zu setzen, ist das Pareto-Prinzip; auch bekannt als die 80-zu20-Regel.
Das Pareto-Prinzip besagt, dass zum Erreichen von 80 Prozent eines Endergebnisses nur 20 Prozent der Gesamtzeit aufwenden müssen. Die restlichen 20 Prozent ist Detailarbeit, die uns 80 Prozent der Zeit kostet. Was heißt das nun genau?
Zuallererst sei gesagt, dass zum Erreichen von 100% auch immer die volle Leistung und der volle Zeitaufwand nötig sind. Das Pareto-Prinzip sollte daher mit Vorsicht angewandt werden und nicht dazu missbraucht werden, unliebsame, mühselige aber notwendige Arbeitsschritte konsequent außen vor zu lassen.
Nichtsdestotrotz kann die 80-zu-20-Regel beim Lernen enorm hilfreich sein. Der erste Fall, den Du wahrscheinlich nur zu gut kennst, ist der tatsächliche Zeitmangel. Bis zu der Deadline oder dem Prüfungstermin ist einfach nicht mehr alles zu schaffen. Da sind doch 80 Prozent immer noch besser als gar nichts.

In dieser Situation verschaffst Du Dir erstmal einen Überblick über die zu erledigenden Aufgaben. Teile sie anschließend in mehrere Gruppen ein: Was ist absolut notwendig und kann in relativ kurzer Zeit erledigt werden? Welches sind eher weniger wichtige Details, die aufwändig zu erarbeiten sind? Dazwischen gibt es verschiedenste Abstufungen, die je nach Ausgangslage unterschiedlich aussehen können.
Fange dann mit der unerlässlichen „Grobarbeit“ an. Wenn Du diese hinter Dir hast, ist das Wichtigste schon geschafft. Verbleibt noch Zeit, kannst Du nach und nach die Feinheiten abarbeiten. Mit dieser Strategie wirst Du zwar keine Einsen schreiben, aber Du kannst Dir auch, wenn Du erst auf den letzten Drücker zu lernen anfängst, immerhin ein breitgefächertes Grundwissen aneignen.
Wie bereits erwähnt: diese Methode birgt auch Risiken und sollte keinesfalls als Allzweckmittel eingesetzt werden. Gerade wenn man sich mit einem Thema nicht so gut auskennt, läuft man in Gefahr relevante Details als unwichtig einzustufen. Außerdem reichen auch 80 Prozent oft nicht aus, um wirklich ein befriedigendes Ergebnis zu erhalten.
Auf der anderen Seite kannst Du, selbst wenn Du Perfektionist*in bist, das Pareto-Prinzip als Motivationshilfe nutzen. Das Setzen von Prioritäten ist schon mal ein guter Start, um einen fast unendlich scheinenden Berg von Aufgaben überschaubar zu machen. Wenn dann innerhalb recht kurzer Zeit, das Gröbste geschafft ist, gibt Dir das Energie und Zuversicht, um Dich mit der kleinteiligen, langwierigeren Arbeit zu beschäftigen.
Werde produktiver mit der Pomodoro-Technik

Wie schafft man es aber nun konzentriert bei der Sache zu bleiben und effizient zu lernen? In dem man sich die Zeit in gleichbleibend Einheiten aufteilt, regelmäßig kurze Pausen macht und genau definiert, was man in jeder Einheit erledigen will. Das sind die Grundzüge der Pomodoro-Technik.
Der Name stammt daher, dass ihr Erfinder Francesco Cirillo ursprünglich einen Küchenwecker in Form einer Tomate verwendet hat, um die Zeit zu messen. Er stellte diesen auf 25 Minuten ein und nahm sich vor, in dieser Zeit fokussiert und ohne Ablenkung zu arbeiten. Danach machte er fünf Minuten Pause, bevor er in die nächste 25-minütige Einheit startete. Nach vier Einheiten folgte jeweils eine etwas längere Pause von ungefähr 30 Minuten.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Pomodoro-Technik liegt darin, die Fortschritte genau zu dokumentieren. Schreibe Dir zu Beginn der ersten Pomodoro-Einheit eine To-Do-Liste, in der Du alle zu erledigenden Aufgaben notierst und auf die Einheiten verteilst. Wenn der Wecker klingelt, streichst Du alle abgeschlossenen Listenpunkte ab.
So behältst Du nicht nur den Überblick und verschwendest keine Zeit mit dem Überlegen, was Du als nächstes machen könntest, sondern entwickelst auch ein Gefühl dafür, wie lange Du wofür brauchst. Das wird Dir dabei helfen, Deine Zeiteinteilung zu optimieren.
Probiere es aus, lass Dich von nichts ablenken und Du wirst sehen: in 25 Minuten kann man unglaublich viel schaffen.
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